Zauberklingen - Die Klingen-Saga (eBook)

Roman
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2020 | 1. Auflage
768 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-16473-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zauberklingen - Die Klingen-Saga -  Joe Abercrombie
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In einer Welt, in der der sprichwörtliche Dolch im Rücken gerne wörtlich genommen wird, ist es gefährlich ohne Verbündete. Das spürt nicht nur der Soldat Leo dan Brock, der an der erbittert umkämpften Grenze Anglands auf die Hilfe des Königs wartet. Auch Savine dan Glokta, Tochter des meistgehassten Mannes der Union, muss auf ihrem Weg an die Spitze der Gesellschaft erkennen, dass Wille allein noch keine Macht sichert. Und während neue Kräfte Chaos stiften, erhebt sich auch die alte Magie noch einmal, als die Häuptlingstochter Rikke mithilfe einer verrückten Hexe ihre eigenen Zauberkräfte zu entdecken beginnt. Doch zu welchem Preis?

Joe Abercrombie arbeitet als freischaffender Fernsehredakteur und Autor. Mit seinen weltweit erfolgreichen »Klingen«-Romanen hat er sich auf Anhieb in die Herzen aller Fans von packender, düsterer Fantasy geschrieben und schafft es regelmäßig auf die internationalen Bestsellerlisten. Joe Abercrombie lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Bath.

IN DER HITZE DES GEFECHTS


In der Schlacht, hatte Leos Vater immer gesagt, erkennt ein Mann, wer er wirklich ist.

Die Nordmänner wandten sich bereits zur Flucht, als sein Pferd mit einem imposanten Satz mitten in ihre Reihen sprang.

Einen dieser Kerle traf er mit der vollen Wucht des Aufpralls hinten am Helm und riss ihm halb den Kopf ab.

Mit wild verzerrtem Gesicht wandte er sich zur anderen Seite; kurz blitzten glotzende Augen auf, bevor seine Axt in den dazugehörigen Schädel fuhr und ein schwarzer Strahl Blut hervorschoss.

Andere Reiter stürmten ebenfalls in die Gruppe der Nordmänner und schleuderten sie beiseite wie leblose Puppen. Er sah, wie ein Pferd einen Speer in den Kopf bekam; der Reiter flog mit einem Überschlag aus dem Sattel.

Eine Lanze zerbrach, einer der Splitter schlug mit hallendem Krachen gegen Leos Helm, während er sich zur Seite wandte. Die Welt war ein flackernder Schlitz aus verzerrten Gesichtern, schimmerndem Stahl und wogenden Körpern, die er durch die schmale Sichtöffnung in seinem Visier nur eingeschränkt wahrnahm. Die Schreie der Männer, das Brüllen der Reittiere, das Krachen von Metall verband sich zu einem Lärm, der jegliche Gedanken auslöschte.

Ein Pferd kam ihm in die Quere, reiterlos und mit schwingenden Steigbügeln. Ritters Pferd. Das erkannte er an der gelben Satteldecke. Ein Speer stach nach ihm, der Schild an seinem Arm erzitterte von dem Aufprall, und er kam im Sattel kurz ins Wanken. Die Spitze schabte über die Beinschienen seiner Rüstung.

Während sein Ross sich aufbäumte und schnaubte, packte er die Zügel mit der Schildhand, das Gesicht zu einem verkrampften Grinsen verzogen und wild erst links, dann rechts mit seiner Axt drauflosschlagend. Reflexhaft prügelte er auf einen Schild ein, der mit einem schwarzen Wolf bemalt war, trat nach einem Mann, der daraufhin zurücktaumelte, bis Barnivas Säbel aufblitzte und ihm den Arm abschlug.

Er sah Weißwasser-Jin, der seinen Streitkolben schwang und dem das wirre, rote Haar bis vor die zusammengebissenen Zähne hing. Direkt vor ihm kreischte Antaup irgendetwas, während er versuchte, seinen Speer aus einem blutigen Kettenpanzer zu ziehen. Glaward rang mit einem Carl, beide unbewaffnet und in ihre Zügel verheddert. Leo schlug nach dem Nordmann und drückte ihm den Ellenbogen zur falschen Seite durch, schlug wieder zu und schaffte es, ihn zu Boden zu werfen.

Mit seiner Axt deutete er auf Stour Dunkelstunds Standarte – den schwarzen Wolf –, die im Wind flatterte. Er heulte, brüllte, schon ganz heiser. Wegen des geschlossenen Visiers konnte ihn sowieso niemand hören. Nicht, dass das bei offenem Visier so viel anders gewesen wäre. Er wusste kaum, was er da brüllte. Wild schlug er auf die wogenden Leiber ein.

Jemand klammerte sich an sein Bein. Lockiges Haar. Sommersprossen. Sah völlig verstört aus. Wie jeder hier. Schien auch keine Waffe zu haben. Wollte sich vielleicht ergeben. Leo schlug dem Sommersprossigen den Schildrand auf den Kopf, gab seinem Pferd die Sporen und ritt den Gegner nieder.

Das war nicht der rechte Ort für gute Absichten. Oder für ermüdende Feinheiten oder langweilige Gegenargumente. Hier zählte das endlose Herumreiten seiner Mutter auf Geduld und Vorsicht nichts. Alles war herrlich einfach.

In der Schlacht erkennt ein Mann, wer er wirklich ist, und Leo war der Held, der er in seinen Träumen schon immer hatte sein wollen.

Wieder schwang er seine Axt, aber sie fühlte sich seltsam an. Das Blatt hatte sich gelöst und war davongeflogen, und nun hielt er nur noch den blutbeschmierten Stiel in der Hand. Er ließ ihn fallen und fasste nach seinem Säbel. Die prickelnden Finger in dem dicken Panzerhandschuh hatten Schwierigkeiten, den Griff zu packen, der zudem durch den immer stärker werdenden Regen glitschig geworden war. Dann erst erkannte er, dass der Mann, gegen den er ausgeholt hatte, tot war. Er war gegen einen Zaun gefallen und sah deshalb noch so aus, als ob er stand, aber aus seinem geborstenen Schädel quoll eine dunkle Masse, und von daher war er wohl erledigt.

Die Nordmänner wankten. Rannten, kreischten, wurden von hinten niedergestreckt, und Leo trieb sie ihrer Standarte entgegen. Drei seiner Reiter hatten eine ganze Gruppe vor einem Tor zusammengepfercht. Barniva war dabei; sein vernarbtes Gesicht war mit Blut bespritzt, und er holte mit seinem schweren Säbel aus.

Der Standartenträger, ein riesiger Kerl mit verzweifeltem Blick und Blut im Bart, reckte immer noch das Banner mit dem schwarzen Wolf in die Höhe. Leo hielt direkt auf ihn zu, blockte die feindliche Axt mit seinem Schild ab und fällte ihn mit einem Säbelhieb, der über den Wangenschutz seines Helms schabte, einen tiefen Schnitt über die Wange zog und dem Mann die halbe Nase wegriss. Er taumelte zurück, und Weißwasser-Jin zertrümmerte den Helm des Mannes mit seinem Streitkolben, sodass Blut unter dem Rand hervorquoll. Leo gab ihm einen Tritt und riss ihm die Standarte aus der Hand, als er stürzte. Dann riss er sie in die Höhe, lachte, gurgelte, erstickte beinahe an seiner eigenen Spucke, als er wieder in Gelächter ausbrach, und da die Schlaufe seiner Axt noch immer an seinem Handgelenk befestigt war, schlug der einsame Stiel gegen seinen Helm.

Hatten sie gesiegt? Er sah sich nach weiteren Feinden um. Einige zerlumpte Gestalten rannten durch die Felder auf die weiter entfernten Bäume zu. Rannten um ihr Leben, die Waffen hatten sie weggeworfen. Das waren die Letzten.

Leo tat alles weh. Die Schenkel schmerzten vom Festhalten auf dem Pferderücken, die Schultern vom Schwingen der Axt, die Hände vom Packen der Zügel. Sogar die Fußsohlen prickelten vor Anstrengung. Seine Brust hob und senkte sich, der Atem donnerte durch seinen Helm, feucht und heiß und salzig. Vielleicht hatte er sich irgendwann auf die Zunge gebissen. Er fummelte an der Schnalle unter dem Kinn, bis es ihm endlich gelang, sich den verdammten Helm vom Kopf zu ziehen. Der Lärm wollte ihm den Schädel sprengen, wandelte sich nun von Wut in Begeisterung. Der Klang des Sieges.

Er fiel beinahe von seinem Pferd, stieg dann auf die Mauer. Etwas gab nach unter seiner behandschuhten Hand. Der Leichnam eines Nordmanns, dem ein abgebrochener Speer im Rücken steckte. Leo fühlte nichts außer trunkener Freude.

Ohne Leichen kein Sieg, so war das eben. Ebenso hätte man über den Abfall beim Kartoffelschälen weinen können. Jemand half ihm hinauf, reichte ihm eine stützende Hand. Jurand. Immer da, wenn er ihn brauchte. Leo richtete sich auf, und die freudigen Gesichter seiner Männer wandten sich ihm zu.

»Der Junge Löwe!«, brüllte Glaward, der zu ihm emporkletterte und ihn mit einem schweren Schlag auf die Schulter beinahe ins Wanken brachte. Jurand streckte die Arme aus, um ihn aufzufangen, aber er fiel nicht. »Leo dan Brock!« Schon riefen sie alle seinen Namen, sangen ihn wie ein Gebet, skandierten ihn wie ein Zauberwort und reckten ihre schimmernden Waffen in den spuckenden Himmel.

»Leo! Leo! Leo!«

In der Schlacht erkennt ein Mann, wer er wirklich ist.

Ihm war, als sei er betrunken. Als stünde er in Flammen. Er fühlte sich wie ein König. Wie ein Gott. Das war es, wofür er geschaffen war!

»Sieg!«, brüllte er, schwenkte seinen blutigen Säbel und die blutige Standarte der Nordmänner.

Bei den Toten, konnte es etwas Besseres geben als das hier?

Im Zelt der Statthalterin wurde ein anderer Krieg ausgefochten. Ein Krieg der geduldigen Überlegungen und sorgfältigen Berechnungen, des stirnrunzelnden Abwägens aller Risiken, ein Krieg der Versorgungslinien und fürchterlich vielen Landkarten. Eine Art von Krieg, für den Leo keine Geduld hatte.

Der Glanz des Sieges hatte durch den eisigen Regen auf dem langen Ritt aus dem Tal einiges von seiner Strahlkraft eingebüßt, war durch den dumpfen Schmerz der zahlreichen Schnitte und Prellungen beeinträchtigt und erfuhr jetzt einen letzten Dämpfer durch den kalten Blick, den ihm seine Mutter zuwarf, als er sich mit Jurand und Weißwasser-Jin im Kielwasser durch die Zelttür drängte.

Sie sprach gerade mit einem Heroldsritter. Der Mann war so lächerlich groß, dass er sich aus Respekt weit zu ihr herunterbeugen musste.

»… bitte sagen Sie Seiner Majestät, dass wir hier alles tun, um den Vormarsch der Nordmänner aufzuhalten, aber Uffrith ist verloren, und wir werden zurückgedrängt. Sie haben mit überwältigender Kraft an drei Stellen angegriffen, und wir sammeln noch immer unsere Truppen. Bitten Sie ihn … nein, flehen Sie ihn an, uns Verstärkung zu schicken.«

»Das werde ich, Mylady Statthalterin.« Der Heroldsritter nickte Leo im Vorbeigehen zu. »Meinen Glückwunsch zu Ihrem Sieg, Lord Brock.«

»Wir brauchen die verdammte Hilfe des Königs nicht!«, entfuhr es Leo, kaum dass sich die Zelttür geschlossen hatte. »Wir können die Hunde des Schwarzen Calder schlagen!« Seine Stimme klang seltsam schwach in diesem Zelt, als ob die nasse Leinwand ihre Kraft aufsaugte. Sie trug nicht halb so weit wie draußen auf dem Schlachtfeld.

»Ha.« Seine Mutter stützte ihre Fäuste auf den Tisch und sah grimmig auf die Landkarten hinab. Bei den Toten, manchmal hatte er das Gefühl, dass sie diese Karten mehr liebte als ihn. »Wenn wir die Schlachten des Königs schlagen sollen, dann sollten wir auch seine Hilfe erwarten können.«

»Du hättest sehen sollen, wie sie gerannt sind!« Verdammt noch eins, nur einen Augenblick zuvor war Leo noch voll Selbstbewusstsein gewesen. Wenn er einer Linie Carls...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2020
Reihe/Serie Die Klingen-Romane
Übersetzer Kirsten Borchardt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel A Little Hatred
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Barbaren • Bestsellerautor • eBooks • epische Schlachten • Fantasy • grim & gritty • High Fantasy • Königreich • Magier • Nordlande
ISBN-10 3-641-16473-7 / 3641164737
ISBN-13 978-3-641-16473-7 / 9783641164737
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