Tödliches Pilsum. Ostfrieslandkrimi -  Elke Nansen

Tödliches Pilsum. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
220 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-95573-901-0 (ISBN)
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Ein überraschender Fund in Ostfriesland bringt einen nie aufgeklärten Vermisstenfall wieder ins Rollen. Im Ems-Jade-Kanal wird das versenkte Auto von Robert Gerber geborgen, einem brillanten Biochemiker, der vor fünf Jahren spurlos verschwand. Die Kommissare Richard Faber und Rike Waatstedt von der Kripo Emden/Leer nehmen die Ermittlungen auf und stoßen auf ein Drama. Nur wenige Monate vor Roberts Verschwinden war seine dreijährige Tochter in einem Krankenhaus tragisch verstorben. Einiges deutet auf einen Todesengel hin, einen Krankenpfleger, der das Schicksal anderer in die eigene Hand nimmt. War Robert Gerber dem Todesengel zu nahe gekommen und musste seine Recherchen mit dem Leben bezahlen? Roberts Frau Bettina hofft, dass ihr Mann vielleicht doch noch am Leben ist. War er damals untergetaucht und hatte deshalb diese riesige Summe Bargeld abgehoben? Die Zusammenhänge bleiben unklar, aber eine wichtige Spur führt nach Pilsum. Und als dort die Leiche einer Frau auftaucht, erscheint der ganze Fall in einem neuen Licht...

Elke Nansen ist das Pseudonym einer Autorin, die den Norden und Ostfriesland liebt. Die Nordsee, die unendliche friesische Weite, das platte Land mit seinen ganz speziellen Charakteren - diese Region hat ihren eigenen rauen Charme, hier kann Elke Nansen ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Und so schreiben sich die spannendsten Geschichten manchmal wie von selbst ... Besonders angetan haben es der Autorin die ostfriesischen Inseln, die sie alle schon besucht hat. Als leidenschaftliche Taucherin liebt Elke Nansen die See und das Wasser. 8 Jahre hat sie im niedersächsischen Städtchen Verden an der Aller gelebt.

Kapitel 1


 

Montag, 25. Juni 2018

 

Kriminalhauptkommissar Faber zog sein Tempo an. Er war spät dran heute Morgen und hatte mindestens noch drei Kilometer vor sich. Über den Wiesen des Deiches waberte ein leichter Nebel vom Morgentau. Schafe grasten hier und er sah den rot-gelben Leuchtturm von Pilsum, hinter dem die Sonne aufging. Jedes Mal, wenn er sich bei seiner morgendlichen Joggingrunde die idyllische Umgebung ansah, war es schwer zu verstehen, dass es in Ostfriesland mehr als nur Erholung gab. Alles wirkte so ruhig, doch das kriminelle Potenzial war auf dem platten Land genauso vorhanden wie in den Großstädten. Er war jetzt seit etwa einem Jahr Chef des Kriminal- und Ermittlungsdienstes in Emden und hatte bereits an drei schweren Mordfällen gearbeitet. Auch wenn es momentan auf dem Revier ruhig war, fühlte er, dass bald wieder etwas passieren würde.

Als er endlich den Leuchtturm erreicht hatte, klatschte er ihn mit der Hand wie üblich ab und rannte dann die Treppe herunter. Er beschleunigte, weil es bereits viertel nach sieben war und er noch duschen musste. Sein Atem entwich mit kleinen Wölkchen, als er an der Vogelbeobachtungsstation, die zum Naturschutzgebiet der Leyhörn gehörte, vorbeijoggte. Von dort waren es nur noch eineinhalb Kilometer bis Klein Hauen.

„Du willst allen Ernstes drei Wochen Urlaub am Stück machen?“, fragte Kommissarin Rike Waatstedt ihren Chef. Frisch geduscht saß Richard Faber jetzt neben seiner Kollegin und sah sie von der Seite an. Beide fuhren in ihrem zivilen dunklen Dienstwagen zur Arbeit und er ließ sich von ihr kutschieren.

„Ja und?“, entgegnete er und trank einen Schluck aus dem Kaffeebecher. Wie fast jeden Morgen hatte er für sie beide einen starken doppelten Espresso mit Sahne gemacht und in die Thermobecher, die mittlerweile Coffee-to-go-Becher hießen, gefüllt. „Ich war gerade mal fünf Tage über Weihnachten nicht im Dienst. Das war alles an Urlaub, den ich genommen habe, seit ich vor einem Jahr hierhergekommen bin.“

Faber war letztes Jahr von Frankfurt am Main in das beschauliche Städtchen Emden in Ostfriesland versetzt worden. Ausgerechnet in Klein Hauen, unweit von Greetsiel, hatte er die renovierungsbedürftige Alte Schule gekauft. Mittlerweile hatte er ein Schmuckstück aus dem Häuschen gemacht. Was er damals beim Kauf nicht wusste: Seine direkten Nachbarn waren Knut Waatstedt, Rikes liebenswerter alter Großvater, und sie selbst. Anfangs fand er das nicht ideal. Er hatte jedoch in dem einen Jahr die beiden Ostfriesen sehr zu schätzen gelernt. Knut benahm sich wie ein Vater ihm gegenüber, und Rike, sie stellte mittlerweile eine große Herausforderung für Faber dar. Denn er musste sich kontrollieren wie eine Landmine, wenn die beiden alleine waren. Seine Gefühle für Rike waren über eine gewisse Verknalltheit weit hinaus. Er war verliebt und seine Selbstbeherrschung bekam langsam Risse. Nicht, dass Rike etwas dagegen gehabt hätte, in der letzten Zeit bemerkte er, wie sie immer öfter sehr charmant mit ihm flirtete. Einerseits war das Rikes schelmische Art, ihn zu ärgern, auf der anderen Seite vermutete er, dass auch Rike ihm tiefe Gefühle entgegenbrachte. Aber Faber hatte sich in Frankfurt dermaßen die Finger an der Liebe verbrannt, oder an dem, was er für Liebe hielt, dass er nicht bereit war, schon wieder eine Beziehung einzugehen. Vor allem nicht unüberlegt und dann noch mit seiner Kollegin vom Revier.

„Wo willst du eigentlich hin?“, riss Rike ihn aus den Gedanken. „Hast du dich endlich entschieden? Die letzten Wochen lagen mehr Prospekte bei dir im Wohnzimmer rum als in einem Reisebüro.“

„Hab ich“, meinte Faber und grinste sie an. „Ich fliege nach Florenz, nehme mir einen Mietwagen und mache eine kulinarische Tour durch die Toskana. Die letzte Woche verbringe ich auf Elba. Ich lege mich an den Strand und tauche ein bisschen.“

„Du büst töffelig“, erwiderte sie im tiefsten ostfriesischen Platt, an das sich Faber mittlerweile gewöhnt hatte. „Da haben wir die schönsten friesischen Inseln vor der Haustür, und du fliegst nach Italien.“

„Weit weg vom Revier in Emden und weit weg von Knut und Rike Waatstedt“, schwärmte er scherzhaft. Rike sah ihn an und kräuselte die Stirn.

„Ich gebe dir vier Tage, dann vergehst du vor Sehnsucht!“

„Nach dir?“, fragte er übertrieben seriös und zog die Augenbrauen hoch.

„Nein, nach Opa“, ließ sie ihn abblitzen. „Komm lieber mit mir und Opa nach Langeoog. Hannes, Opas Freund, hat dort ein Ferienhaus. Das ist groß genug für uns alle drei und ist billiger. Außerdem kannst du dort reiten, wolltest du damit nicht wieder anfangen?“

„Das Ideal meines Traumurlaubs“, entgegnete Richard ironisch und schmunzelte. „Wahrscheinlich darf ich mir dann mit Knut ein Schlafzimmer teilen, drei Wochen seinem Schnarchen zuhören und zur Belohnung auf einem Ponyhof mit ein paar Kindern im Kreis reiten.“

Rike lachte laut auf und öffnete mit der Fernbedienung das Rollgitter des Revierparkplatzes. „Ich weiß gar nicht, was dagegen spricht. So könntest du dich mit Knut beim Kochen abwechseln, während ich am Strand liege“, legte sie noch einen drauf. Rike hatte zwar viele Talente, doch wenn es ums Kochen ging, war sie völlig überfordert.

Faber wollte gerade zu einer deftigen Antwort ansetzen, als sein Handy klingelte. Es war Kommissar Tamme Hehler, der erst vor Kurzem auf ihr Revier in den KED gewechselt hatte. Tamme war ursprünglich ein EDV-Experte im Präsidium Oldenburg gewesen und hatte ihnen maßgeblich beim letzten Fall geholfen. Faber war von den Fähigkeiten des Mannes so beeindruckt, dass er Tammes Versetzung erwirken konnte.

„Weißt du was, warum nehmen wir eigentlich nicht noch Philipp Schorlau, unseren Leichenfledderer, und Tamme mit, dann könnten wir abends auf Langeoog zusammen Monopoly spielen“, sagte Faber schnell, und dann nahm er das Gespräch an, bevor Rike wieder einmal das letzte Wort haben konnte.

„Richard, wo seid ihr?“, fragte der Wikinger. Den Spitznamen Wikinger hatten Faber und Rike ihm heimlich gegeben, weil er über einen Meter neunzig groß und bestimmt einhundertzehn Kilo schwer war. Außerdem hatte er rötliches längeres Haar, das zu einem Zopf gebunden war, und einen Rauschebart. Wenn er sich leise unterhielt, schallte sein Bariton normalerweise durchs ganze Revier.

„Gerade beim Büro angekommen“, erwiderte Faber. „Was ist los?“

„Fahrt man lieber gleich wieder los. Ich bin am Ems-Jade-Kanal hinter Marienwehr in der Nähe des Flughafens, dort Am Uphuser Grashaus. Wir haben hier ein Auto aus dem Kanal gefischt, das musst du dir ansehen.“

„Ein Auto?“, fragte Faber etwas sarkastisch. „Wenigstens eine Leiche im Kofferraum, wenn du uns schon dahaben willst?“

„Nö, aber kommt trotzdem! Ist eine interessante Sache. Ich kläre euch auf, wenn ihr da seid. Die Koordinaten schicke ich dir aufs Handy.“ Dann legte Tamme einfach auf.

Rike nahm die Autobahn und umkreiste Emden nördlich, um auf die Uphuser Straße zu kommen. Von dort ging es in den Riepster Weg, der nicht mehr als eine kleine Landstraße war. Beim Landwirtschaftsbetrieb Ubbo Wessels nahm sie die Brücke über den Ems-Jade-Kanal. Sie folgten der Straße Am Uphuser Grashaus auf der linken Seite des Kanals für ein paar Kilometer, bis sie den Streifenwagen und auch einen gelben Kranwagen entdeckten. Tamme stand unübersehbar neben dem Kranfahrer und unterhielt sich mit ihm. Hinter dem Kranwagen parkte der Transit der Polizeitaucher, die geholfen hatten, das Auto zu bergen. Mittlerweile war der Wagen gehoben und stand auf der Straße. Immer noch liefen kleine Ströme brackiges Kanalwasser aus dem Fahrzeug.

„Das ist ein Mercedes E-Klasse Coupé“, meinte Faber, nachdem sie zu Tamme gegangen waren, und betrachtete sich den Wagen genauer. Definitiv war es weder ein Schrottauto noch schien es ein Unfall gewesen zu sein. Die Felgen waren verrostet und der schwarze Lack stumpf und mit Schlamm überzogen. Doch bis auf eine kleine Delle an der hinteren Stoßstange sah der Wagen eigentlich noch gut aus. Der Kofferraum und auch alle Türen standen offen, da Tamme gleich geprüft hatte, ob sich ein menschlicher Körper darin befand.

„Ja“, bestätigte Tamme und zog sich die Latexhandschuhe ab. „Es ist ein teurer Firmenwagen. Ich habe die Nummernschilder geprüft, er gehörte zum Fuhrpark der Firma Biochemica in Hamburg.“ Faber sah sich die Schilder an, der Wagen hatte ein Hamburger Kennzeichen und die TÜV-Plakette war seit vier Jahren abgelaufen.

„Also hat er hier mindestens vier Jahre im Wasser gelegen“, bemerkte Faber.

„Er lag hier fünf Jahre und etwa zwei Monate“, präzisierte Tamme und grinste wissend. Faber runzelte die Stirn und hob auffordernd seinen Kopf. „Der Grund, warum ich euch gerufen habe, ist: Es handelt sich um das Fahrzeug eines vermissten Mannes. Ein gewisser Robert Gerber. Der Mann verschwand am neunundzwanzigsten April 2013 auf seinem Weg zur Arbeit nach Hamburg. Es war ein...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-95573-901-5 / 3955739015
ISBN-13 978-3-95573-901-0 / 9783955739010
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