Klippentod (eBook)

Ein Cornwall-Krimi

**** 1 Bewertung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
560 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-23591-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Klippentod -  Ian Bray
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Wenn die tosende Brandung dunkle Geheimnisse an Land spült
Nie wieder ermitteln - das hatte sich der ehemalige Polizist Simon Jenkins einst geschworen, als er in das ruhige Fischerdorf in Cornwall zog. Zu schwer wogen die Ereignisse aus seiner Vergangenheit. Daher weist er auch die verzweifelt klingende Victoria ab, als sie ihn eines Nachts anruft und um Hilfe bittet. Doch dann wird die junge Frau am nächsten Tag tot am Fuße einer berüchtigten Klippe aufgefunden. Jenkins macht sich schwere Vorwürfe - hätte er sie womöglich von einem Sprung abhalten können? Alles deutet auf Selbstmord hin, nur Victorias beste Freundin Mary ist sicher, dass es Mord gewesen sein muss. Auf ihr Bitten hin beginnt Jenkins, hinter dem Rücken der Polizei zu ermitteln. Und dann wird eine weitere Leiche gefunden ...

»Viel Lokalkolorit mit Pub-Besuchen und Folkmusik macht den Krimi zu einem spannenden Urlaubsbegleiter.« Rheinische Post

Lesen Sie auch die anderen Bände der atmosphärischen Cornwall-Krimireihe unabhängig voneinander:
Band 2: Klippengrab
Band 3: Klippenrache
Band 4: Klippensturm

Ian Bray, geboren 1954, ist das Pseudonym des deutschen Krimiautors Arnold Küsters. Wenn er sich nicht gerade spannende Mordfälle ausdenkt, ist er als freiberuflicher Journalist im Einsatz. Cornwall wurde vor vielen Jahren zu seinem liebsten Reiseziel, und Cadgwith hat es ihm ganz besonders angetan. Daher verbringt er dort nicht nur regelmäßig seinen Urlaub, sondern verlegt neuerdings auch seine Kriminalfälle in das beschauliche Fischerdorf.

III.


»Ist ein Paket für mich angekommen?«

»Ein Paket?« Mary Morgan zog die Nase ein wenig kraus.

Simon Jenkins nickte und trat bis dicht vor die Theke. »Müsste längst da sein.«

Er gab Zeiten, zu denen er oft den Tag über nicht zu Hause war, jedenfalls soweit seine Gesundheit das zuließ. Daher hatte er recht bald nach seiner Ankunft in Cadgwith mit der Besitzerin des kleinen Dorfladens vereinbart, dass der Bote seine Post bei ihr deponierte.

Jenkins lächelte Mary erwartungsvoll an. Sie half mittlerweile fast täglich im Laden ihrer Tante aus, der neben Postkarten, den üblichen Souvenirs wie Schneekugeln mit Leuchttürmen, kunsthandwerklich einigermaßen geschickt zusammengebauten Fischkuttern und Segelbooten aus Treibholz, Tageszeitungen, Broschüren zur Geschichte der Gegend und Wanderkarten auch selbst gemachte Cornish Pasties anbot.

»Ich seh mal nach.« Mit einem kurzen Nicken verschwand sie im angrenzenden Raum.

Im Shop, über dessen Eingang das blaue Holzschild mit dem weißen Schriftzug The Watch House hing, roch es nach der für diese kleinen Läden so typischen Mischung aus Papier, Druckerschwärze und diversen Süßigkeiten. Jenkins überflog gerade die Schlagzeilen von Daily Mail, Sun und Daily Telegraph, als er ein Rumoren und leises Fluchen hörte. Etwas Hartes fiel polternd zu Boden.

»Tut mir leid.« Mary Morgan versuchte auf dem Weg zur Ladentheke vergeblich eine störrische Locke aus der Stirn zu pusten. »Eilt es sehr? Die Post ist für heute nämlich noch nicht durch.« Sie sah auf ihre Uhr. »Wesley ist normalerweise die Pünktlichkeit in Person. Eigentlich müsste er längst hier sein.«

»Ich schaue morgen wieder vorbei.« Er wandte sich ab. Auf einen Tag mehr oder weniger kam es nicht an.

»Warten Sie«, hielt sie ihn zurück. »Ich kann Wesley auch zu Ihnen schicken. Wenn Sie also nachher daheim sind?«

»Danke, nicht nötig.« Simon Jenkins legte zwei Finger an die Stirn. »Schönen Tag noch.«

Mary versuchte erneut die widerspenstige Locke aus der Stirn zu pusten. »Bevor ich es vergesse: Hat meine Tante Sie erreicht?« Erwartungsvoll lächelnd stützte sie sich mit den Händen auf der Theke ab.

»Ihre Tante?« Er wusste den plötzlichen Themenwechsel nicht einzuordnen.

»Margaret Bishop. Meine Tante.« Sie sah ihn an, als erwarte sie irgendeine Art von Gegenwehr. »Wegen der Ausstellung.«

Richtig, Morgans Tante war zugleich auch die Vorsitzende des örtlichen Verschönerungsvereins. »Äh, nein …«

Mary krempelte die Ärmel ihres Flanellhemdes hoch, als gelte es eine gehörige Fuhre Postpakete abzuladen. »Die jährliche Gartensafari. Tante Margaret meint, dass eine Ausstellung Ihrer Bilder sehr gut ins Programm passen würde. Ein Anlass für kultivierte Diskussionen. Und? Sind Sie dabei?«

Die Frage klang wie die Bestätigung einer längst beschlossenen Sache. »Ich glaube, dass das keine gute Idee ist.«

»Schade.«

»Ich weiß nicht recht …«

»Die Leute finden es schön, dass nun ein weiterer Künstler im Dorf wohnt. Und für Sie wäre die Gartensafari eine gute Gelegenheit, die Menschen besser kennenzulernen. Das gibt es ja hier nicht allzu oft.« Sie ließ den Blick ihrer dunkelblauen Augen ungeniert über ihn gleiten, verweilte aber nicht länger als nötig auf seinem Gehstock.

»Ich glaube nicht, dass ich genug gutes Material habe, um eine ansprechende Ausstellung zu gestalten.« Er klang etwas hölzern, aber das war ihm recht. Der Gedanke an eine Schau seiner Arbeiten behagte ihm nicht. Und was die angeblichen »Künstler« betraf, war er nicht sicher, ob er sie überhaupt kannte und welche Art Kunst sie tatsächlich fabrizierten. Schlimmstenfalls ging es um das Herstellen von historisch anmutenden Stickereien, Trockenblumenkränzen oder Fensterbildern. Er hatte an sich nichts gegen Kunstinteressierte, aber sich von aus der Zeit gefallenen Komiteemitgliedern anhören zu müssen, dass seine Bilder das kulturelle Leben Cadgwiths »insgesamt doch durchaus« bereicherten? Lieber nicht.

»Die Leute freuen sich.« Mary Morgan begann einen Stapel Flyer und ein paar Wanderführer von der einen Seite der Theke auf die andere zu räumen, als wollte sie ein Ausrufezeichen setzen. Außerdem rückte sie den Behälter zurecht, in dem üblicherweise der Eisportionierer aufbewahrt wurde.

Jenkins wandte sich zum Gehen. »Guten Tag.« Mag sein, dass er ihr unrecht tat, aber er fühlte sich von Mary Morgan und besonders ihrer Tante vereinnahmt.

In den Moment flog bimmelnd die Ladentür auf.

»Victoria. Vic …« Der irische Küchenhelfer des Pubs stand abgehetzt und schwer atmend in der Tür. Sein Gesicht war noch blasser als sonst. Seine Sommersprossen leuchteten wie Sprenkel frischen Blutes. In den Augen standen Aufregung und Schrecken.

»Sie haben sie gerade gefunden. Die Enkelin vom alten Bowdery. An den Klippen. Abgestürzt. Bei der Teufelspfanne.«

Den letzten Satz rief er bereits über die Schulter in den Laden. Er wollte die Nachricht offenbar schnellstens im Ort verbreiten.

»Vic. Um Gottes willen.« Mary band eilig ihre Schürze ab, warf Jenkins einen irritierten Blick zu. »Ich muss da hin.«

Jenkins spürte, wie sich seine Rückenmuskeln Stück für Stück zusammenzogen und der Schmerz langsam wuchs. Der frömmelnde Kalenderspruch bewahrheitete sich einmal mehr: Der Tod macht nie Pause und ist überall. Wie töricht anzunehmen, dass das Leben hier im winzigen Cadgwith andere Schicksale gebar als im Moloch London.

Erst im Juli war ein Junge beim übermütigen Klettern auf den Felsen in der Bucht tödlich abgestürzt. Auch jetzt noch trauerten alle im Dorf mit den Angehörigen des Sechzehnjährigen. Auf den Stufen zum steinigen Strand stand eine Saftflasche als provisorische Vase, in der stets frische Blumen steckten. Jenkins hatte im Pub gehört, dass demnächst eine Bank auf dem schmalen Felsstück aufgestellt werden sollte, das die Bucht in zwei Hälften trennte – mit einer Inschrift, die an das Unfallopfer Toby erinnerte.

Und nun Victoria. Die Nachricht ließ die Unruhe auflodern, die ihr Anruf schwelend in ihm zurückgelassen hatte. Sie hatte am Telefon unbeholfen geklungen, vor allem aber lästig. Warum hatte sie ihn angerufen? Worüber hatte sie mit ihm reden wollen? Er hatte entschieden, dass es nichts Dramatisches gewesen sein konnte, sonst hätte sie nicht so abrupt aufgelegt. Er war erleichtert gewesen, sie losgeworden zu sein. Dann aber war er zunehmend nachdenklich geworden.

In Cadgwith wusste sicher mittlerweile jeder, dass er Polizist gewesen war. Und natürlich ahnte er, dass es auch hier hinter den Fassaden Dinge gab, über die man besser nur hinter vorgehaltener Hand sprach. So galt Victoria Bowdery nicht gerade als Vorbild von Tugend und Anstand. Sie setzte ihre grünen Augen gerne und bewusst ein, um den Männern den Kopf zu verdrehen. Es gab einige im Dorf, die ihr Verhalten als übergriffig bezeichneten.

Jenkins gab nicht viel auf das Geschwätz. Das war auch nicht der Grund, warum er sie abgewimmelt hatte. Er wollte einfach nichts mehr an sich heranlassen, was auch nur im Entferntesten nach Polizeiarbeit aussah.

Und nun war Victoria Bowdery tödlich abgestürzt, ohne dass er sich um sie und ihre Not gekümmert hatte.

»Ich begleite Sie.«

Sein Unmut darüber, dass ihn der Verschönerungsverein wie selbstverständlich zu vereinnahmen suchte, war mit einem Mal verflogen. Er hätte jetzt einfach nach Hause gehen können. Seine aktive Zeit als Polizist war längst vorbei, es war nicht sein Fall. Punkt. Die Einsatzkräfte waren sicher längst vor Ort. Die Nachricht vom Tod einer Dorfbewohnerin ging ihn nichts an.

Wenn es nicht ausgerechnet Victoria gewesen wäre.

Ihr Anruf erschien ihm nun in einem völlig anderen Licht. Zudem war etwas in Mary Morgans Blick, das ihn beunruhigte, ein kurzes Aufblitzen, das er nicht einordnen konnte.

Auf dem Weg zur Unglücksstelle sortierte er seine Gedanken. Sein Gehirn hatte auf »Ermittlung« umgeschaltet, ohne dass er sich dagegen hätte wehren können. Weit mehr als zwanzig Jahre Polizeiroutine hatten sich in das Denken eingebrannt und brachen sich nun unvermittelt Bahn. Es war, als habe sich in seinem Kopf eine Tür, die er schon lange verschlossen wähnte, einen Spalt weit geöffnet.

»An der Teufelspfanne« konnte nur bedeuten, dass ein Fischer die Leiche entdeckt hatte. Hobbyboote waren um diese Jahreszeit kaum noch unterwegs, und vom Küstenpfad aus gab es keinen Zugang hinunter zum Fuß der Klippen. Die Felsen fielen steil zum Meer hin ab. Es war Flut. Das Geräusch der anrollenden Brandung klang dunkel bis hinauf zu ihnen.

Es hatte in der Nacht heftig geregnet, und der schmale Pfad oberhalb der Klippen war an einigen Stellen schlüpfrig. Die Luft roch nach feuchter Erde und nassem Gras. Jenkins setzte seinen Stock sorgsam und gezielt ein. Die beiden kamen nur langsam voran.

Sosehr Simon Jenkins auch in seinem Gedächtnis kramte, er wusste in der Tat nicht viel über Victoria Bowdery. Er wusste nur, dass sie dazugehörte. Und sicher hatte sie es mit ihrem zweifelhaften Ruf nicht leicht gehabt.

Er lebte erst knapp ein Jahr in Cadgwith und hatte sich vom Dorfleben in der ersten Zeit weitgehend ferngehalten. Die Arbeit am Haus und das Herrichten des Ateliers hatten seine ganze Aufmerksamkeit und Kraft erfordert. Vor allem aber hatte er ungestört über sein Leben nachdenken wollen.

Jenkins wusste auch, dass Victoria bei ihrem Großvater William...

Erscheint lt. Verlag 13.4.2021
Reihe/Serie Simon Jenkins ermittelt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cadgewith • Cornwall • Cosy Krimi • Debüt • eBooks • England • Eric Berg • Eva Almstädt • Fischerdorf • Jürgensen • Krimi • Kriminalromane • Krimireihe • Krimis • Küstenkrimi • Mord • Peters • Wolf
ISBN-10 3-641-23591-X / 364123591X
ISBN-13 978-3-641-23591-8 / 9783641235918
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4 Schön erzählter, unaufregender Krimi

von (Brandenburg a.d.H.), am 14.03.2022

„Klippentod“ von Ian Bray, Penguin Verlag, habe ich als Taschenbuch mit 560 Seiten gelesen, diese sind in 43 Kapitel eingeteilt.
Mir hat das Buch gut gefallen. Es ist ein eher unaufregender, ruhig vor sich hin erzählter Roman, der gegen Ende noch rasant und spannend wird. Aber die Handlung und die Charaktere sind sehr gut und authentisch dargestellt. Simon finde ich sehr sympathisch und seine Schmerzen waren so beschrieben, dass ich mitgelitten habe. Ich wünsche ihm, dass man doch noch etwas tun kann, damit es ihm besser geht. Manchmal hatte ich aber nicht den Eindruck, dass er mal Elitepolizist war. Er war oft plan- und ideenlos bei seinen Ermittlungen, was vielleicht auch daran liegt, dass er eigentlich nicht mehr in diesem Bereich arbeiten will.
Auch Mary ist eine tolle und kämpferische Frau, die sich nicht so leicht einschüchtern und unterkriegen lässt. Luke mag ich sowieso. Es ist toll, so einen Freund zu haben, in guten wie in schlechten Zeiten.
Die Landschaft ist sehr liebevoll und charakteristisch beschrieben. Gerade an der Küste mit den Wetterumschwüngen kann es schon mal gefährlich werden. Das hat der Autor sehr gut dargestellt. Das Cover ist wunderbar, Klippen und Meer vor einem düstern Himmel.
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