Wolfssommer (eBook)

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2020 | 1. Auflage
480 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-00305-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wolfssommer -  Hans Rosenfeldt
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Der Auftakt einer neuen Thrillerreihe - von einem der größten schwedischen Krimi- und Drehbuchautoren! In der schwedischen Stadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, findet man eine tote Wölfin, in ihrem Magen menschliche Überreste. Als Polizistin Hannah Wester und ihre Kollegen in den Wäldern die Leiche entdecken, führt sie die Spur zu einem Drogendeal, der in Finnland blutig endete. Aber wie ist der Tote in den Wäldern von Haparanda gelandet? Wo ist das Geld, wo sind die Drogen? Das fragt sich auch Profi-Killerin Katja, die den Auftrag hat, beides zurückzubeschaffen. Doch sie ist nicht die Einzige, die auf dem Weg nach Haparanda ist. Plötzlich wird die kleine Grenzstadt zum Schauplatz brutaler Ereignisse, die schlimmer sind als alles, was Hannah sich jemals hätte vorstellen können.

Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, ist einer der angesehensten Drehbuchautoren Schwedens und Schöpfer der bislang erfolgreichsten skandinavischen Serie «Die Brücke», die in über 170 Ländern ausgestrahlt wurde und zahlreiche Preise erhielt. Für die britische Fernsehserie «Marcella» wurde er mit dem British Screenwriters' Award in der Kategorie Best Crime Writing on Television ausgezeichnet. Als Teil des Autorenduos Hjorth & Rosenfeldt schrieb er acht Kriminalromane der Sebastian-Bergman-Reihe, die in 34 Ländern erscheint, sich weltweit über 4 Millionen mal verkauft hat - allein in Deutschland 2,5 Millionen mal - und die von Sveriges Television in Kooperation mit dem ZDF verfilmt wird. Alle Bände befanden sich monatelang in den Top 10 der Spiegel-Bestsellerlisten, mit Band 6 gelang der Sprung auf Platz 1 sowohl auf der Spiegel-Hardcover- als auch der Taschenbuch-Liste. In seinem Heimatland Schweden ist Hans Rosenfeldt ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator. 

Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, ist einer der angesehensten Drehbuchautoren Schwedens und Schöpfer der bislang erfolgreichsten skandinavischen Serie «Die Brücke», die in über 170 Ländern ausgestrahlt wurde und zahlreiche Preise erhielt. Für die britische Fernsehserie «Marcella» wurde er mit dem British Screenwriters' Award in der Kategorie Best Crime Writing on Television ausgezeichnet. Als Teil des Autorenduos Hjorth & Rosenfeldt schrieb er acht Kriminalromane der Sebastian-Bergman-Reihe, die in 34 Ländern erscheint, sich weltweit über 4 Millionen mal verkauft hat - allein in Deutschland 2,5 Millionen mal - und die von Sveriges Television in Kooperation mit dem ZDF verfilmt wird. Alle Bände befanden sich monatelang in den Top 10 der Spiegel-Bestsellerlisten, mit Band 6 gelang der Sprung auf Platz 1 sowohl auf der Spiegel-Hardcover- als auch der Taschenbuch-Liste. In seinem Heimatland Schweden ist Hans Rosenfeldt ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator.  Ursel Allenstein, 1978 geboren, übersetzt u.a. Sara Stridsberg, Johan Harstad und Tove Ditlevsen. 2011 und 2020 erhielt sie den Hamburger Förderpreis, 2013 den Förderpreis der Kunststiftung NRW und 2019 den Jane-Scatcherd-Preis für ihre Übersetzungen aus den skandinavischen Sprachen.

Es gab genügend Parkplätze zur Auswahl, also fuhr Hannah möglichst nah an das Sportgeschäft heran, stieg aus und sah sich um, während sie ihr Hemd in die Uniformhosen steckte. Nachdem sie in der Polizeistation aufgebrochen war, hatte sie wieder eine Hitzewallung gehabt, und obwohl sie schon nach wenigen Minuten verflogen war, spürte Hannah noch immer die Hitze im Gesicht und den Schweiß, der ihr den Rücken hinunterlief.

Das Wetter war auch nicht gerade hilfreich.

Es war der dreizehnte Tag in Folge mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen über zwanzig Grad, außergewöhnlich warm für Juni. Deshalb war weniger los als sonst im Einkaufzentrum an der E4, wo ein Dutzend Läden nebeneinanderlagen und hofften, die Anziehungskraft von IKEA würde ein wenig auf sie abfärben. Heute funktionierte das eher mäßig, stellte Hannah fest, während sie sich unbewusst noch einmal dem Auto zuwandte, ehe sie die wenigen Schritte zum Eingang des Sportgeschäfts zurücklegte.

Im Laden war es kühler als draußen. Zwischen den Metallkleiderständern mit den Sonderangeboten befanden sich nur wenige Kunden. Hannah hob die Hand und grüßte die Frau hinter der Kasse. Sie kannte sie nicht persönlich, wusste aber, wer sie war. Tarja Burell, verheiratet mit Harald, dem jüngeren Bruder von Carin, die am Empfang in der Polizeistation arbeitete. Tarja erwiderte den Gruß und nickte zum Ladeninneren. Hannah wusste sofort, warum sie hier war.

Den jungen Mann kannte sie ebenfalls vom Sehen. Jonathan, genannt Jonte, der Nachname fiel ihr gerade nicht ein, was dafür sprach, dass er nicht zu den Stammgästen im Arrest gehörte. Hannah machte sich auf den Weg zu ihm. Jonte wankte gerade auf ein Pärchen Mitte dreißig zu, das ihm zu entkommen versuchte, ohne ihm die Genugtuung zu geben, es zu verjagen. Deshalb taten die beiden ganz einfach so, als wäre er Luft.

«Darf ich kurz mit Ihnen sprechen?»

Jonte drehte sich zu Hannah um. Das wachsbleiche Gesicht und die ruckartigen Bewegungen wiesen darauf hin, dass er starke Entzugserscheinungen hatte, und die geweiteten Pupillen räumten den letzten Zweifel aus. Vermutlich Heroin. Oder Subutex. Das Angebot – und damit auch die Zahl der Abhängigen – war in den letzten Jahren dramatisch gestiegen.

«Hä?», stieß der junge Mann hervor und schniefte laut.

«Ich möchte einfach nur kurz mit Ihnen sprechen, folgen Sie mir bitte.»

«Ich habe nichts getan.»

«Darüber können wir gerne diskutieren. Draußen.»

Sie legte sanft die Hand auf seine Schulter, doch er stieß sie so heftig weg, dass er dabei selbst fast das Gleichgewicht verloren hätte und einen Schritt zurücktreten musste, um nicht zu stürzen.

«Lassen Sie mich einfach in Ruhe. Ich frage nur nach ein bisschen Kleingeld.» Beschwichtigend zuckte er mit den Achseln. «Betteln. Das ist … das ist nicht mal verboten.»

«Gut, aber wenn Ihnen niemand etwas gibt, was machen Sie dann?»

«Hä, was meinen Sie?»

Hannah sah, wie er sich bemühte, verständnislos dreinzuschauen, aber sein Blick flackerte nervös.

«Dann drohen Sie mit Gewalt.»

«Na ja, aber das … ich würde es doch nicht wirklich …»

«Nein, aber Sie können hier nicht herumlaufen und den Leuten Angst einjagen, also kommen Sie jetzt.»

Wieder legte sie ihre Hand leicht auf seine Schulter, doch die Reaktion war dieselbe wie zuvor, eine heftige Rückwärtsbewegung, die seinen Körper stark ins Wanken brachte.

«Nehmen Sie Ihre dicken Finger weg!»

«Kein Problem», erwiderte Hannah und ließ seine Schulter los. «Wenn Sie dann mitkommen?»

«Ja, aber nur, wenn Sie mich nicht anfassen.»

Hannah trat einen Schritt zur Seite und bedeutete ihm vorzugehen. Auf wackeligen Beinen bewegte Jonte sich langsam zum Ausgang. Als sie an einem Tisch mit Markenboxershorts vorbeikamen, streckte er die Hand aus und riss einige Packungen an sich, die er hastig unter seiner dünnen Jacke verschwinden lassen wollte.

«Ist das Ihr Ernst?», fragte Hannah müde. «Glauben Sie, ich hätte meinen Blindenhund draußen vergessen, oder was?»

«Hä?», fragte Jonte noch einmal vollkommen unschuldig. Hannah nahm ihm seufzend die Packungen aus der Hand und warf sie wieder auf den Tisch. Ein barscher Stoß in den Rücken sollte ihm klarmachen, dass es jetzt definitiv reichte. Er schien zu verstehen und latschte ohne Protest weiter.

Als sie in das grelle Sonnenlicht hinaustraten, hielt Jonte inne und schirmte seine empfindlichen Augen mit der Hand ab. Ein weiterer Knuff lenkte ihn zu dem geparkten Polizeiwagen. Kurz davor blieb er plötzlich stehen, presste eine Hand auf den Bauch und krümmte sich. Der Schweiß perlte auf seiner Stirn.

«Mir geht es echt nicht gut», stieß er hervor.

«Weil Sie so viel Dreck konsumieren.»

Jonte antwortete nicht, aber Hannah glaubte, ein unmerkliches Nicken zu erahnen, ehe er weiter vorwärtsstolperte.

Sie schob ihn auf die Rückbank, und kurz darauf waren sie auf der Straße. Hannahs Blick fiel auf ihre Hände. Der Ehering saß zwar etwas enger als an jenem Tag, als sie ihn zum ersten Mal auf ihren Ringfinger geschoben hatte, und in ihr Hochzeitskleid würde sie wohl nie wieder hineinpassen, falls sie das je wollte. Aber ihre Finger waren nicht dick. Sie war nicht dick. Im letzten Jahr war ihr Bauch etwas runder geworden. Vor ein paar Wochen hatte sie einen Body-Mass-Index-Rechner im Internet gefunden und das Ergebnis erhalten, dass ihr BMI bei siebenundzwanzig lag. Sie überlegte, ob sie dem Mann auf der Rückbank erzählen sollte, wie lustig es war, dass ihr BMI genauso niedrig war wie sein IQ. Ein Blick in den Rückspiegel machte ihr jedoch klar, dass ihr Scherz sowieso nicht ankäme, denn der Passagier war mit dem Kinn auf der Brust eingeschlafen.

Also fuhr sie schweigend weiter. Bald waren sie auf der anderen Seite der E4, auf der Straße ins Stadtzentrum, die erstaunlich leer war. Die Kunden des großen Möbelhauses fanden nur selten den Weg in das ursprüngliche Zentrum, das sich auf der anderen Seite der Europastraße auftat und in mancherlei Hinsicht fast eine ebenso deutliche Trennlinie darstellte wie die einige hundert Meter entfernt liegende Grenze zu Finnland.

Hannah bog an dem roten zweistöckigen Haus links ab, in dem die Redaktion der Lokalzeitung Haparandabladet saß, die inzwischen nur noch zweimal wöchentlich erschien. Kurz darauf erreichte sie das längliche dreistöckige Gebäude aus gelben Ziegeln, das sich die Polizei unter anderem mit dem Finanzamt und der Sozialversicherung teilte.

In der Garage parkte sie auf einem der beiden Parkplätze, stieg aus, beugte sich über die Rückbank und rüttelte ihren Passagier wach. Jonte kletterte mit einiger Mühe aus dem Wagen und stolperte in Richtung der Tür, die zum Arrest führte, ohne dass sie ihm den Weg zeigen musste. Dann blieb er plötzlich stehen, stützte sich mit der Hand an die Wand und stöhnte. Als Hannah ihn erreichte, sah sie seinen stumpfen Blick, während er sich zu ihr umdrehte. Ohne die kleinste Vorwarnung wurde sie direkt unter dem Kinn von einem Schwall Erbrochenen getroffen und spürte sofort die Wärme, die sich auf der Vorderseite ihrer Uniformbluse ausbreitete. Im selben Moment stieg ihr der Gestank in die Nase.

«Verdammte Scheiße!»

Sie konnte gerade noch ausweichen, ehe der nächste kräftige Schwall aus Jonte hervorbrach, neben ihr auf dem Boden landete und auf ihre Schuhe und den Hosensaum spritzte.

Der junge Mann holte tief Luft, richtete sich auf und grinste erleichtert. Hannah versuchte, flach durch den Mund zu atmen, während sie die Tür zu dem kleinen Raum öffnete, in dem die in Gewahrsam genommenen Personen registriert wurden, bevor sie in einer der vier Zellen landeten, die mittlerweile wieder alle leer waren.

Die Frau, die sie letzte Woche wegen Drogenbesitzes festgenommen hatten, war inzwischen dem Haftrichter vorgeführt und nach Luleå verlegt worden. Am Wochenende hatten sie einen Autofahrer unter Drogeneinfluss festgenommen und zwei Bußgelder verhängt – für Falschparken und für das Fahren ohne Fahrerlaubnis. Am Sonntagmorgen dann hatten sie Sanitätern mit einer betrunkenen Frau geholfen, die sich das Handgelenk gebrochen hatte. Und ein angefahrenes Rentier im Straßengraben gefunden. Doch im Moment waren die Zellen gänzlich unbelegt.

Morgan Berg kam mit einer Tasse Kaffee in der Hand den Korridor entlang, blieb stehen und wich einen Schritt zurück, als er sah, wer oder was ihm da entgegenkam.

«Nimm du seine Daten auf», befahl Hannah und führte Jonte zu der an der Wand befestigten Bank gegenüber dem kleinen Registrierungsschalter. Ohne Antworten oder Einwände abzuwarten, drehte sie sich um, holte ihre Schlüsselkarte und öffnete die nächste Tür. Dahinter lag ein kurzer Gang mit blauen Spinden an der einen Wand sowie einigen Stühlen, Rohren und Kabeln an der Decke. Dies war aber kein geheimer Tunnel, sondern die Umkleidekabine der Herren, die man passieren musste, um zur Damenumkleide zu gelangen.

Hannah ging zu ihrem Schrank und fing an, sich auszuziehen. Sie wusste nicht, ob sie nur den Gestank auf der Zunge oder sogar etwas von dem Erbrochenen in den Mund bekommen hatte. Sie kämpfte, um sich nicht selbst übergeben zu müssen. Das war schon immer ihr schwacher Punkt. Als die Kinder klein gewesen waren, hatte Thomas sich um sie kümmern müssen, wenn sie gespuckt hatten. Angeekelt knöpfte sie ihre Bluse auf, riss sie herunter und warf sie auf den Boden. Dann bückte sie sich und befreite sich von Schuhen und Strümpfen. Als sie nur noch in BH und Hose dastand, klingelte ihr Telefon. Am...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2020
Übersetzer Ursel Allenstein
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Auftragsmord • Die Brücke • Drogenboss • Drogendeal • Drogenhändler • Finnland • Haparanda • Hjorth und Rosenfeldt • Kriminalroman • Marcella • Polizistin • Profikiller • Profikillerin • Russland • Schweden • Schwedenkrimi • schwedische Thriller • Sebastian Bergman • Skandinavienkrimi • spiegel bestseller • Spiegel Bestsellerliste aktuell • Thriller • Thriller Neuerscheinungen 2021 • Wolf • Wölfin
ISBN-10 3-644-00305-X / 364400305X
ISBN-13 978-3-644-00305-7 / 9783644003057
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