Sommer der Brombeeren -  Tara Heavey

Sommer der Brombeeren (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
351 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-055-5 (ISBN)
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Elena ist eine absolute Großstadtpflanze und liebt ihren stressigen Job als Anwältin und ihr Leben in der turbulenten WG mit ihren zwei Freundinnen. Ihr Freund Paul ist zwar etwas langweilig und könnte sich ein bisschen mehr um Elena bemühen - aber eigentlich ist alles perfekt. Das Glück scheint vollkommen, als ihr Chef Tyrone ihr die Partnerschaft in der Kanzlei anbietet - allerdings unter einer Bedingung: Vorher soll Elena neun Monate in Ballyknock verbringen, einem verschlafenen Nest weit weg von Dublin, um dort die Eröffnung der neuen Kanzlei zu organisieren.

Elena ist entsetzt: Was um Himmels willen soll sie bitte am Ende der Welt zwischen Schafen und rückständigen Dorfbewohnern? Aber die Aussicht auf den lang erhofften Karrieresprung ist größer als die Angst vor dem irischen Nirgendwo und so findet sich Elena kurz darauf auf dem Land wieder. Die neuen Nachbarn sind herzlich, aber komisch, das Wetter macht, was es will und statt hippen Bars gibt es nur den kleinen Dorfpub. Dessen Besitzer hat jedoch nicht nur einen, sondern gleich zwei äußerst gutaussehende Söhne. Und bald stellt Elena fest: Das Landleben ist alles andere als langweilig!

Eine charmante Liebesgeschichte zum Lachen, Mitfiebern und Wegträumen.

Der Roman ist vormals unter dem Titel 'Picknick zu dritt' im Wilhelm Goldmann Verlag erschienen.



Tara Heavey, geboren und aufgewachsen in London, zog mit fünf Jahren nach Dublin und besuchte dort die Greendayle Community School, wo sie unter anderem von Roddy Doyle unterrichtet wurde. Fünf Jahre arbeitete sie als Rechtsanwältin, bevor sie sich der Schriftstellerei zuwandte. Die Autorin lebt mittlerweile in County Kilkenny auf dem Land.

1


Ich wirbelte nun bestimmt schon das vierzigste Mal auf meinem fantastischen neuen schwarzen Lederstuhl herum – dabei war es noch nicht einmal neun Uhr morgens. Oh, wie ich die Annehmlichkeiten des Erfolges liebte! Und wenn mich das zu einer oberflächlichen Person machte, störte mich das nicht im Geringsten.

Mitten in einer weiteren Umdrehung wurde ich von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Schnell brachte ich den Stuhl wieder in die richtige Position und ergriff meinen Füllfederhalter, so als würde ich gerade hoch komplizierte juristische Ergüsse zu Papier bringen. Ich runzelte sogar konzentriert die Stirn.

»Kommen Sie rein!«

Barb, die Sekretärin meines Chefs, betrat den Raum.

»Tyrone würde gerne mit Ihnen sprechen, sobald Sie Zeit haben.«

Wie Sie sehen, war ich nicht die Einzige im Büro, die einen komischen Namen hat. Mein Chef heißt Tyrone Power. Kein Witz, seine Mutter Mary war ein großer Kinofan. Vor etwa fünfzig Jahren heiratete sie Michael Power aus der Grafschaft Kilkenny und Tyrone behauptet hartnäckig, dass sie das nur tat, um ein armes, unschuldiges Kind, das zufällig er war, mit diesem schrecklichen Namen zu strafen. Er redet ständig davon, einen Namenswechsel zu beantragen, aber was macht das noch für einen Sinn mit einundfünfzig? Das wäre genauso, als würde ein völlig kahler Mann eines Tages mit einer dichten, schwarzen Haarpracht auf dem Kopf im Büro erscheinen.

Nicht, dass Tyrone eine Glatze hätte. Er ist mit üppigem, silbergrauem Haar gesegnet und hat glänzende braune Augen. Tyrone ist nicht ganz schlank, aber da er groß ist, steht es ihm nicht schlecht, kommt ihm eigentlich sogar ganz gelegen. So macht er im Gerichtssaal einen imposanteren Eindruck. Er wirkt sehr ernst, sogar Furcht einflößend, wenn man ihn nicht kennt, und die jungen Sekretärinnen haben eine Heidenangst vor ihm. Besonders, wenn er sein berüchtigtes Löwengebrüll anstimmt, ein Soundeffekt, der nie seine Wirkung verfehlt.

Tyrone und ich haben uns von Anfang an durchschaut. Bei meinem Einstellungsgespräch quälte er mich unbarmherzig, nahm mich ins Kreuzverhör und versuchte mit allen Mitteln, mich aus der Ruhe zu bringen. Doch ich hatte gleich erkannt, dass er in seinem tiefsten Inneren ein Softie war, und hielt stand. Schwer zu glauben, dass das schon sieben Jahre her war …

Und heute Morgen wollte er mich also aus irgendeinem Grund sprechen.

Ich wagte kaum zu hoffen, dass dies der Moment war, auf den ich so lange gewartet hatte. Schon seit längerem machte Tyrone Andeutungen, dass er eine Partnerschaft für mich im Sinn hatte. Das dazugehörige schicke Büro und den luxuriösen Firmenwagen hatte ich bereits. Und ich wusste, dass er sehr zufrieden mit mir war. Der nächste logische Schritt wäre also sicherlich …

»Kommen Sie rein und setzen Sie sich, Lainey.«

Lainey – ein gutes Zeichen. Elena war für Offizielles und für gelegentliche Standpauken reserviert. Er drehte seinen Stuhl in meine Richtung, lehnte sich zurück und gähnte. Die Tränensäcke unter seinen Augen ähnelten kleinen Hängematten, sein Hemd war zerknittert, der oberste Knopf stand offen und seine Krawatte hing zu weit links. Er sah aus, als hätte er die Nacht durchgearbeitet.

»Waren Sie die ganze Nacht hier?«

»Nein, bin gerade erst gekommen.«

Irgendetwas stimmte hier nicht.

Er beobachtete mich weiter, bis ich unruhig auf dem Stuhl hin und her zu rutschen begann.

»Sie wollten mich sprechen, Tyrone.«

»Ja, das stimmt.«

Immer noch nichts. Dann: »Sie wollen sicher einen Kaffee.« Er wartete meine Antwort nicht ab, sondern gab den Auftrag per Sprechanlage an seine Sekretärin weiter. Ich war beunruhigt. Er wich sonst eigentlich nie einem direkten Gespräch aus.

»Stimmt etwas nicht?«

Er stand auf und sah aus dem Fenster, in sich zusammengesunken, die Hände tief in den Taschen vergraben. Vom Büro aus blickte man auf den Kanal. Die Fußgänger und Autos von Dublin schwirrten wie Insekten vorbei.

»Mir geht’s in letzter Zeit nicht so gut.«

In meinem Kopf begann leise eine Alarmglocke zu läuten.

»Oh?«, brachte ich tiefsinnig hervor.

»Mein Arzt findet, dass ich ein wenig kürzer treten sollte. Keine durchgearbeiteten Wochenenden mehr, keine Nachtschichten und solche Dinge.«

»Ist doch hoffentlich nichts Ernstes?«

Er wischte die Frage beiseite wie eine lästige Fliege. »Nein, nein, überhaupt nicht. Nur einfach zu viel Stress, zu hoher Blutdruck, Sie wissen schon.«

Ich nickte. Das klang nicht weiter schlimm. Oder?

»Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Einige Ihrer Fälle übernehmen? Sie müssen es nur sagen.«

Er drehte sich zu mir um und lächelte freundlich. »Einen Gefallen könnten Sie mir schon tun.«

»Raus damit.«

»Ich denke darüber nach, zurück aufs Land zu ziehen.«

Sie tun was?!

Meine Verwirrung wurde durch ein energisches Klopfen an die Tür unterbrochen, und dann betrat Barb, Tyrones Sekretärin, das Zimmer. Sie bedachte mich mit einem Vollkornkeks, einem heißen Kaffee und einem eisigen Blick. Mir fiel auf, dass Tyrones Keks, im Gegensatz zu meinem, mit Schokolade überzogen war. Barb hatte nichts gegen mich persönlich – sie hasste einfach jedes weibliche Wesen, das sich ihrem geliebten Tyrone auch nur auf drei Meter näherte. Obwohl sie ungefähr zehn Jahre älter war als Tyrone, war sie bis über beide Ohren in ihn verliebt. Die jüngeren Sekretärinnen nannten sie hinter ihrem Rücken Miss Moneypenny oder weniger liebevoll Barbed Wire, Stacheldraht. Tyrone schien von all dem keine Ahnung zu haben, denn wenn man ihn fragte, was er von ihr hielt, antwortete er einfach, dass sie eine verdammt gute Sekretärin sei.

Tyrone ließ sich schwerfällig in seinen Stuhl fallen, öffnete eine Schublade und kramte eine Packung Benson & Hedges sowie ein massiv goldenes Feuerzeug daraus hervor. Barb, die schon dabei gewesen war, die Tür hinter sich zu schließen, tauchte wie aus dem Nichts wieder neben Tyrones Schreibtisch auf.

»Was denken Sie sich eigentlich dabei?!« Wie eine feuerspeiende Furie stieß sie auf ihn herab, die Hände in die Hüften gestemmt. Himmel, was für ein Drache! Tyrone nahm die Hände hoch, als würde man ihn verhaften, und ließ die Zigarettenschachtel fallen wie eine illegale Waffe.

»Großer Gott, Barb! Kann ein Mann denn nicht einmal in seinem eigenen Büro tun und lassen, was er will?« Er versuchte, sie mit einem Witz auf seine Seite zu ziehen, doch sein kalkuliert spitzbübisches Grinsen konnte ihre eiserne Miene nicht erweichen.

»Geben Sie mir die Zigaretten.« Sie streckte ihm die linke Hand entgegen, während die rechte weiterhin an der rundlichen Hüfte ruhte: das genaue Abbild einer strengen Lehrerin, die eine eingeschmuggelte Süßigkeit oder ein geheimes Briefchen konfisziert. Schmollend händigte er ihr die Zigaretten aus.

»Das Feuerzeug auch.«

»Ach kommen Sie schon, Barb …«

»Wird’s bald? Ihnen ist nicht zu trauen. Sie wissen genau, was der Arzt gesagt hat.«

Als er ihr auch das Feuerzeug gab, sah er endgültig aus wie ein einundfünfzigjähriger Schuljunge.

Ihre Stimme und Haltung wurden nun etwas versöhnlicher. »Sie können einen von diesen Nikotinkaugummis haben, die ich Ihnen besorgt habe.«

»Nein danke.«

Solcherart zurückgewiesen machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ mit missbilligendem Kopfschütteln den Raum.

Ich war weise genug zu warten, bis sie weg war, bevor ich den Mund aufmachte.

»Hat sie denn keine Angst, dass Sie den Kaugummi unter den Tisch kleben und eine Riesensauerei machen?«

»Hören Sie bloß auf.«

»Sie hat keine besonders gute Laune. Haben Sie heute Morgen vergessen, die Tafel zu wischen?«

»Haha, sehr lustig. Können wir jetzt bitte das Thema wechseln? Sie haben nichts gesehen, verstanden?«

»In Ordnung. Was hat der Arzt noch gesagt?« Ich versuchte, nicht allzu besorgt zu klingen.

»Dass ich in drei Jahren tot bin, wenn ich diesen Job nicht aufgebe.«

Ich blieb stumm. Auch Tyrone sagte nichts, sondern starrte mich unverwandt an, um meine Reaktion abzuschätzen. Angesichts seines prüfenden Blickes bemühte ich mich verzweifelt, keine Gefühlsregung zu zeigen. Ganz ruhig, Lainey. Dann, nach einer Weile:

»Aber Tyrone. Dieser Job ist Ihr Leben.« Okay, nicht gerade tröstlich, aber die Wahrheit. Tyrone hatte weder Frau noch Kinder. Er hatte die Kanzlei aus dem Nichts aufgebaut, mittlerweile arbeiteten fünfzehn Rechtsanwälte für ihn und er selbst war einer der angesehensten Anwälte der Stadt. Die Firma war seine Familie – um ein altes Klischee zu bemühen.

»Nun, ich werde den Job ja nicht völlig an den Nagel hängen. Ich werde zu Hause auf dem Land eine Filiale eröffnen und die stattdessen leiten. Das Leben ist weniger hektisch dort draußen, und ich kann es viel langsamer angehen lassen.«

»Meinen Sie, Sie wären dort glücklich?«

»Ich glaube schon. In letzter Zeit hatte ich oft ziemliches Heimweh. Eigentlich bin ich fest davon überzeugt, dass ich einen ganz passablen Gutsherren abgeben würde.«

Ich sah Tyrone in einem altmodischen Tweedanzug vor mir, wie er mit unter den Arm geklemmtem Gewehr, in die Socken gestopften Hosen und einigen toten Kaninchen über der...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2020
Reihe/Serie Liebe in Irland
Liebe in Irland
Übersetzer Verena Kilchling
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Herzklopfen • Irland • Irlandliebe • Jenny Colgan • Landleben • Manuela Inusa • Nadin Maari • Neuanfang • Petra Hülsmann • Sophie Kinsella • verliebt • Verliebtheit
ISBN-10 3-96797-055-8 / 3967970558
ISBN-13 978-3-96797-055-5 / 9783967970555
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