Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid - Alena Schröder

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid

Spiegel-Bestseller
Roman

**** 23 Bewertungen

(Autor)

Buch | Hardcover
366 Seiten
2021 | Originalausgabe
dtv (Verlag)
978-3-423-28273-4 (ISBN)
22,00 inkl. MwSt
  • Titel erscheint in neuer Auflage
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Vom Erbe unserer Mütter und dem Wagnis eines freien Lebens
In Berlin tobt das Leben, nur die 27-jährige Hannah spürt, dass ihres noch nicht angefangen hat. Ihre Großmutter Evelyn hingegen kann nach beinahe hundert Jahren das Ende kaum erwarten.

Ein Brief aus Israel verändert alles. Darin wird Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens ausgewiesen. Die alte Frau aber hüllt sich in Schweigen. Warum weiß Hannah nichts von der jüdischen Familie? Und weshalb weigert sich ihre einzige lebende Verwandte, über die Vergangenheit und besonders über ihre Mutter Senta zu sprechen?

Die Spur der Bilder führt zurück in die 20er Jahre, zu einem eigensinnigen Mädchen. Gefangen in einer Ehe mit einem hochdekorierten Fliegerhelden, lässt Senta alles zurück, um frei zu sein. Doch es brechen dunkle Zeiten an.

Alena Schröder, geboren 1979, arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie hat Geschichte, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik in Berlin und San Diego studiert und die Henri-Nannen-Schule besucht. Nach einigen Jahren als Redakteurin in der ›Brigitte‹-Redaktion arbeitet sie heute frei u.a. für die ›Brigitte‹, das ›SZ-Magazin‹ und ›DIE ZEIT‹. Sie ist Autorin mehrerer Sachbücher sowie fiktionaler Bücher.

Eine mitreißende Familiengeschichte um ein geraubtes Gemälde - und vier Frauen, die sich ein selbstbestimmtes Leben erkämpfen.

Berlin und Rostock, in den 20er-Jahren und heute: ein kunstvolles Panorama bewegter Zeiten

Von Müttern und Töchtern – und von einem Geheimnis, das sie über Generationen hinweg verbindet

»Vier Frauen, vier Generationen und ein Kreis, der sich überzeugend schließt. Diese Familiengeschichte ist beeindruckend.« Dora Heldt

Erscheinungsdatum
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 135 x 210 mm
Gewicht 574 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland • #2021JLID • 2021JLID • Affäre • Antisemitismus • Baby • Berlin • Berliner Zeitungen • bestsellerliste spiegel aktuell • biografischer hintergrund • Chaos • deutsch jüdische Geschichte • Emanzipation • Empowerment • Erbe • Erster Weltkrieg • Familiengeheimnis • Familiengeschichte • Familienroman • Feminismus • Frauengeschichten • Frauenroman • Frauenschicksal • Frauenunterhaltung • Freudentränen • Freundschaft • Geburt • Geburtsvorbereitung • Geheimnis • Gemälde • Generationenroman • Geschenke für Frauen • Geschenk für Frauen • geschenkidee muttertag • Geschenk Mama • Geschenk Mutter • Geschenk Muttertag • Goldene Zwanziger • Großmutter Enkelin • Großmutter Geheimnisse • Hebamme • Judenverfolgung • Kinder • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Mütter • Mutterschaft • Muttertag Geschenk • Muttertagsgeschenk • Mutter-Tochter-Geschichte • Mutter und Tochter • Mütter und Töchter • Nationalsozialismus • Nazi-Deutschland • Petra Hülsmann • Provenienzforschung • Raubkunst • roman berlin • Rostock • Schicksal • Selbstverwirklichung • selfempowerment • Spiegel Bestseller Autorin • Starke Frau • Stillen • Unterhaltungsroman • Väter • Verbotene Liebe • Vergangenheit aufarbeiten • Wehen • Weihnachtsgeschenk • Weihnachtsgeschenke für Frauen • Wochenbett • Wunder der Geburt • Zwanziger Jahre • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-423-28273-8 / 3423282738
ISBN-13 978-3-423-28273-4 / 9783423282734
Zustand Neuware
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3 Interessante, aber stellenweise leider auch schwächelnde Familiengeschichte

von , am 05.03.2021

Dieses Buch erfüllt mit Sicherheit einige Kriterien, die für mich eine wirklich gute Familiengeschichte ausmachen. Nichtsdestotrotz haben mir Einstieg und Schluss der Geschichte erhebliche Schwierigkeiten bereitet, was mich noch immer ein wenig enttäuscht.

Zu Beginn fiel es mir erstaunlich schwer, in die Handlung hinein zu finden. Irgendwie habe ich weder zu den Charakteren, noch zu den einzelnen Ereignissen einen Zugang gefunden und musste mich seitenweise wirklich zwingen, weiterzulesen.

Mit der Zeit wurde das wesentlich besser, was meiner Meinung nach insbesondere an den Sprüngen zwischen Vergangenheit und Gegenwart lag. Die unterschiedlichen Figuren wurden wesentlich authentischer und auch die Handlung nahm ordentlich an Fahrt auf. Nach gut dem ersten Viertel hatte ich daher auch wirklich Spaß am Lesen und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Was dann allerdings wieder nicht ganz so rund lief, war der Schluss. Irgendwie kamen mir die letzten paar Kapitel zunehmend gehetzt vor, einzelne Entwicklungen und Handlungsstränge wurden nicht mehr wirklich erzählt, sondern eher in einem Nebensatz abgearbeitet. Zufriedenstellend gelöst fand ich das persönlich nicht, was mich angesichts der zuvor wirklich gut aufgebauten Spannung doch schon eher stark enttäuscht hat.


Fazit:
Diese Familiengeschichte macht in ihrer Mitte vieles richtig gut, aber um an diesen Punkt zu kommen, muss man als Leser wirklich ein wenig Durchhaltevermögen an den Tag legen. Auch das Ende hätte man meiner Meinung nach wesentlich besser gestalten können, was insgesamt einfach sehr schade war. Der restliche Teil der Geschichte ist absolut gelungen und konnte mich über weite Strecken der Handlung hinweg begeistern, da mir persönlich jedoch viel an schlüssigen Enden liegt, kann ich diesen Kritikpunkt in meiner Bewertung leider nicht ignorieren.

Von mir gibt es dafür dreieinhalb Sterne.

5 Ein vielschichtiger Roman, der mir sehr gut gefallen hat

von , am 27.02.2021

Ein Roman, der sich nicht durch den Titel und dem Cover von der Masse der anderen Bücher abhebt und der mich mit seiner Geschichte selbst sowie der Art des Erzählens sehr positiv überrascht hat. Er lässt sich nicht nicht so einfach in eine "Schublade" stecken, lässt mich am Ende mit offenen Fragen zurück, aber genau dies ist es, womit mich der Roman als Gesamtwerk überzeugt hat.

Verdiente fünf Sterne!

4 Familienschicksale in historischen Umständen

von , am 21.02.2021

„Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ behandelt verschiedene Themen. Hauptsächlich geht es um das Vermächtnis einer Vergangenheit, die verborgen und unbekannt ist. Nebenher werden Bezüge zu den Weltkriegen gemacht. Besonderes Augenmerk erhalten die beleuchteten Mutter-Tochter-Verhältnisse.

Anhand eines Briefs, den die Protagonistin von ihrer verbliebenen Verwandten erhält, werden viele Fragen aufgeworfen.
Vor allem die Herkunft von Hannah steht im Mittelpunkt. Ihre Großmutter übt Schweigen. Die Familiengeschichte muss durch eigene Recherchen aufgedeckt werden.

Schließlich taucht man als Leser weiter in die Vergangenheit ein. Weitere Generationen und weitere Lebensgeschichten von Frauen werden in Augenschein genommen. Der 2. Weltkrieg steht zeitlich unmittelbar bevor.

Eine Identifikationsmöglichkeit mit den Charakteren ist durchweg gegeben. Die beschriebenen Frauen geben ein sehr realistisches Bild ab, wobei sie alle grundverschieden in ihren Persönlichkeiten sind. Es werden gleichzeitig Tief- sowie Höhepunkte durchlebt. Die Geschichte verläuft demnach nicht linear.
Was mir persönlich sehr gut gefallen hat ist die Verflechtung aller persönlichen Schicksale und Familiengeheimnisse in historische Fakten. Die Spannung wurde durch die Zeitsprünge stets aufrechterhalten.

5 Berührende Frauenschicksale - über Generationen verbunden.

von (Penzberg), am 18.02.2021

Die junge Studentin Hannah ist auf der Suche nach ihren Wurzeln. Bei Großmutter Evelyn, die in einem Seniorenheim lebt, hofft sie auf eine spannende Familiengeschichte. Doch Evelyn ist verschlossen und entzieht sich der Befragung immer wieder. Erst als Hannah mit eigenen Nachforschungen aufwarten kann, erzählt die Großmutter aus einer bewegenden Vergangenheit… und hilft Hannah, endlich ihren eigenen Weg zu finden.
Alena Schröder ist ein wundervolles (Frauen)-Buch gelungen! Ein Buch zum Eintauchen, wohl fühlen und schaudern, staunen und mitfiebern.
Ausgehend von Hannah, die nichts unversucht lässt, mehr über ihre Familie zu erfahren, gleitet man in die Vergangenheit und wandelt mit Hannahs Ahnen durch eine sehr bewegte, aber auch nationalistisch geprägte Zeit, die an allen ihre Spuren hinterlässt. Traurige Begebenheiten wechseln mit Lebensfreude ab, und nicht selten wird man nachdenklich, so viele Schicksale, so viele Verkettungen, so viele Entscheidungen…
Alena Schröder schreibt sehr lebendig, detailliert, gefühlvoll und doch ruhig. Dabei auch sehr realistisch, überzeugend – keine Spur von Kitsch und übertriebener Romantik. Als Leser kann man sich dem Sog dieser Geschichte kaum entziehen.
Für mich ein ganz leises und bewegendes Buch, das sehr oft zum Nachdenken anregt und am Ende auch ein bisschen Glück verbreitet. Absolut empfehlenswert!

5 Authentisch und spannend

von , am 08.02.2021

Ein Titel, der neugierig macht und den man lange im Buch nicht wiederfindet. Was hat es damit auf sich? Die Autorin erzeugt eine Spannung, die nicht schrill und aufdringlich daherkommt, sondern in einzelnen, auf das Wesentliche konzentrierten Szenen. Dabei erfolgt die Schilderung des Schicksals einer jüdischen Familie im Dritten Reich meisterhaft, indem Prioritäten gesetzt werden und Geschichte sehr bildhaft dargestellt wird.
Hannah, die Hauptfigur in der Gegenwart, kommt über ihre Großmutter Evelyn in Verbindung mit der Vergangenheit. Dort ist ihre Urgroßmutter Senta und deren zweiter, jüdischer Ehemann, eine der Hauptpersonen.
Da die Großmutter nichts von der Vergangenheit preisgeben will, geht Hannah allein auf die Suche und findet nicht nur die Familiengeschichte, sondern auch den Wegweiser für ihr Leben. Hier kommt meiner Meinung nach ein bisschen viel Klischee ins Spiel.
Insgesamt ein Roman, der sich flüssig lesen lässt, der ein ernstes Thema unterhaltsam beschreibt und noch dazu mein Geschichtswissen aufpoliert hat. Begeisterung pur!

5 Eine fesselnde Familiengeschichte über vier Generationen

von (Siegen), am 04.02.2021

Hannah, 27, lebt seit dem Tod ihrer Mutter zurückgezogen in Berlin. Die einzige verbliebene Verwandte ist ihre verschlossene Oma Evelyn, die von Hannah regelmäßig im Seniorenpalais besucht wird. Eines Tages verkündet ein Brief aus Israel, dass Evelyn die Erbin einer Bildersammlung ist, die seit dem Krieg verschollen ist. Eines der vermissten Bilder zeigt eine junge Frau, am Fenster stehend im blauen Kleid (ein Gemälde von Vermeer), wodurch sich der ungewöhnliche Titel des Buches klärt. Für Hannah ergeben sich aus dieser Nachricht viele Fragen, die nach und nach beantwortet werden und mehr Klarheit in die berührende Familiengeschichte bringen. Hannah erfährt, dass es jüdische Wurzeln gibt, die bis zu ihrer Urgroßmutter zurückführen.
Sehr zu loben ist der Schreibstil der Autorin, das Buch liest sich flüssig und überzeugend, und man fühlt sich mit den Protagonisten verbunden. Die einzelnen Charaktere werden detailliert und intensiv beschrieben. Ich konnte ihren Gedanken folgen, Gefühle nachvollziehen und mich gut in sie hineinversetzen.Als ich das Buch beendet hatte, fand ich dies richtig schade, weil es wie ein Abschied war.
Die Geschichte wird aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei immer wieder ein Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit stattfindet. So kommt immer mehr Licht in die Familienstruktur und es ergibt sich am Ende ein stimmiges Gesamtbild. Ich habe es als sehr spannend empfunden, immer mehr über die Familie zu erfahren.
Auch wenn man bereits viel über den Nationalsozialismus weiß, bekommt man hier nochmals einen Eindruck von der beklemmenden und hilflosen Situation der Menschen dieser Zeit, besonders der Juden. Das Buch ist somit auch historisch informativ und interessant.
Viele Familiengeheimnisse kommen ans Licht, und man zieht unwillkürlich die eigene Familie in die Betrachtung ein. Gibt es da auch Zusammenhänge, die man bislang nicht kennt?
Bleibt noch das schöne Cover zu erwähnen, das mit seinen ruhigen Farben eine gewisse Harmonie und Entspannung ausdrückt, eine friedliche Gartenszene, die man genießen kann, wenn sich wichtige Lebensfragen geklärt haben.
Ich bewerte das Buch ohne Zögern mit fünf Sternen und spreche eine eindeutige Leseempfehlung aus.

4 Jüdische Wurzeln

von (Ilsenburg ), am 28.01.2021

Der Titel des Romans „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ mit seinen vielen Kommata hat mich gleichermaßen verwirrt und fasziniert. Mit einem „Was soll das denn sein?“ auf den Lippen las ich den Klappentext und mein Interesse war geweckt.

Es handelt sich um einen Familienroman über vier Generationen, der sich vornehmlich den Damen der Familie widmet und mit viel Feingefühl die scheinbar erbliche Problematik des beschwerlichen Mutterdaseins seiner starken Frauenfiguren beleuchtet. Das Ganze ist eingebettet in eine Hintergrundgeschichte zu verschollener Raubkunst. Den Leser*innen wird die Komplexität und die Herausforderungen im Rahmen von Nachforschungen zu jüdischer Raubkunst transparent gemacht. Dabei wechselt die Autorin beginnend im Jahr 1922 zwischen einem historischen und einem aktuellen Handlungsstrang. Dadurch entsteht ein abwechslungsreiches Leseerlebnis sowie ein schöner Spannungsbogen.

Von den Figuren mochte ich Evelyn am meisten. Sie ist die die Zeiten verbindende Figur. Dabei war mir ihr gealtertes, stures und durchsetzungsstarkes Wesen als Oma noch lieber als das kindliche bzw. jungendliche Evchen. Sie hat ihre Erlebnisse und ihre Denke dazu, möchte alles am liebsten mit ins Grab nehmen. Evelyn trägt aber auch ihr ganzes Leben eine große Last mit sich rum. Trotzdem hat sie konzentriert ihren Wunsch-Lebensweg beschritten wider aller Hindernisse.

Kritisch stehe ich Trude gegenüber, deren Charakter und Entwicklung von der Autorin sehr gut ausgearbeitet wurde. Es erscheint nur logisch, dass sich Trude dem Nationalsozialismus zugewandt hat und darin aufgegangen ist. Das erste Mal wird sie als Person überhaupt wahrgenommen. Achtung erfährt sie nur hier. Trude ist ein gutes Beispiel für unsere Verpflichtung uns zu erinnern, damit die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden.

Obwohl der Teufelskreis aus aufkommenden Nationalsozialismus, Ächtung von allem Jüdischen, Denunziantentum, Enteignung und Deportation sowie der Krieg an sich eine bedrückende Stimmung mit sich bringen, schafft es Alena Schröder mit einem schwungvollen Stil und der Abwechslung zwischen den Zeiten, dass man ihren Roman gern liest, sich regelrecht in ihm verliert. Nur einmal musste ich ihn tatsächlich kurz zur Seite legen, um das beschriebene Unheil zu verdauen.

Insgesamt ist der Roman historisch interessant und gesellschaftspolitisch hoch aktuell. Ich kann ihn nur empfehlen.

5 Einfach ein schöner Roman! 4,5 Sterne.

von , am 27.01.2021

Wenn ich eine Rezension zu einem Roman schreibe, frage ich mich natürlich, was das Herausstechendste an diesem Buch ist. Wie lässt es sich gut beschreiben? Hier ist es eindeutig das kleine Wörtchen "SCHÖN". Und das ist vollkommen positiv gemeint, nicht etwa wie bei dem Wort "nett" ;)

Alena Schröder beschreibt auf diesen 370 - wirklich süffig geschriebenen - Seiten die Geschichte von vier Frauengenerationen einer Familie, die im 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts mit der Findung ihrer eigenen Rolle im Leben aber auch mit politischen Umbrüchen und Verfolgung zu kämpfen haben. Alle Figuren, auch die Nebencharaktere, entwirft die Autorin wirklich unglaublich authentisch und nachvollziehbar in ihren Handlungen. Niemand ist hier Heldin oder Monster. Alle haben Stärken und Schwächen und können moralisch wie politisch nicht eindeutig in schwarz oder weiß, gut oder böse, erfolgreich oder erfolglos eingeteilt werden. Die Geschichte wird zügig von 1922 bis zum Hier und Jetzt in wechselnden Episoden erzählt. Dabei verliert die Autorin nie die Leser*innen, kann stets schlüssig Zeitsprünge herleiten. Das alles liest sich, trotz der normalerweise in der Literatur sehr bedrückenden Verwicklungen in der Zeit des Nazionalsozialismus locker und leicht. Das liegt vor allem am mal subtilen, mal offenkundigen Humor der Autorin in der Anlage mancher Passagen, Figuren oder Gesprächsinhalte. Auch hat das Geschriebene stets ein hohes Niveau, nie wird es platt oder zum Historienschinken. Allein zum Schluss geht mir dann doch alles ein wenig zu schnell. Da wird dann doch die ein oder andere Leerstelle gelassen, die mir in der Figurenentwicklung gefallen hätte zu lesen.

Insgesamt ist dieses Buch mitsamt der unglaublich ansehnlichen Umschlaggestaltung ein einfach schönes Buch, welches Kontroversen nicht auslässt, Schwächen ausleuchtet und trotzdem einen positiven Ton beibehält.

5 Frauenschicksale einer Familie über ein Jahrhundert

von (Chemnitz), am 26.01.2021

Das Buch wurde mit einem sehr ungewöhnlichen, aber ausdrucksstarken Buchtitel versehen. Was es damit auf sich hat, wird anhand der Lebenslinien von vier (eigentlich fünf) Frauen über Generationen von 1922 bis in die Gegenwart nachgezeichnet. Alena Schröder erzählt eine umfassende Familiengeschichte.
Der Einstieg in die Story beginnt im Jahr 1922 in Warnemünde mit der jungen Senta. Sie ist lebenslustig und voller Pläne, die sich recht bald zerschlagen als sie ungewollt schwanger wird und heiratet. Sie will raus aus der einengenden Situation und trifft eine Entscheidung, die weitreichend sein wird, für sie und ihre Nachkommen.

Es wird eine aufregende Reise in die deutsche Geschichte mit tiefen, emotional ergreifenden Einblicken in die Lebenswege von Urgroßmutter Senta, Großmutter Evelyn, Mutter Silvia und Hannah, die vorerst letzte der Familie. Die Kunstwerke sind dabei der Aufhänger, die alles miteinander verbinden und zusammenhalten. Gekonnt und immer nachvollziehbar in den verschiedenen Zeiten erzählt, bringt die Autorin die großen Themen der Judenverfolgung, das Grauen des 2. Weltkrieges, die Verblendung der Menschen (hier großartig dargestellt in der Figur der Tante Trude - Tante von Evelyn) und nicht zuletzt die besonderen Mutter-Tochter-Beziehungen zur Sprache. Dabei wertet, verurteilt Alena Schröder nicht. Sie läßt die wunderbar herausgearbeiteten Charaktere für sich selbst sprechen. Mit steigender Neugier verfolgte ich die Geschichte in den wechselnden Perspektiven von Ort und Zeit und war sehr gespannt wie diese enden wird.
Ich hatte dann zum Schluß den Eindruck, dass Hannah sich vieles für das eigene Leben mitnehmen konnte, sich ein Lebensziel, eine Richtung für sie abzeichnete.

Für mich ist der Roman ein gelungenes Debüt und ich empfehle es mit der Höchstbewertung.

4 Familiengeschichte

von , am 25.01.2021

Bei diesem Erstling hat der Verlag wirklich alles richtig gemacht. Ein ungewöhnlicher Titel hat mich sofort neugierig gemacht und das Cover ist wunderschön und man möchte das Buch einfach gern haben und lesen. Es handelt sich um eine groß angelegte Familiengeschichte. Vier Generationen von Frauen darf der Leser durch ihre Lebensgeschichten begleiten. Wie Perlen an einer Schnur, wie Äste eines Stammbaumes sind es Geschichten, die zusammen ein großes Ganzes ergeben. Die Geschehnisse und Handlungen im Leben der Urgroßmutter ziehen sich durch die Generationen bis man bei der Urenkelin landet, die widerum nach ihren Ursprüngen forscht und dabei viel über sich selbst und ihre eigene Vergangenheit erfährt.

Neben den gängigen Themen von Judenverfolgung, Kriegswirren, Liebe und Tod, gibt es auch viele heitere Abschnitte und alles erscheint einem in einem wundervollen Gleichgewicht. Das Buch ist nicht besonders dick für die Länge der abgehandelten Zeitspanne und es kommen viele Personen vor. Dennoch fühlt man sich nicht überfordert und gut aufgehoben in dieser Familiengeschichte.

4 Ein Buch wie ein Gemälde

von , am 24.01.2021

Der Titel dieses Debütromans von Alena Schröder liest sich im ersten Moment etwas sperrig. Auf den zweiten Blick erkennt man jedoch schnell, dass hier auf den Titel eines Gemäldes angespielt wird, das im Buch eine zentrale Rolle spielen soll. Die Junge Hannah, eine bisher eher wenig erfolgreiche Doktorandin, findet bei ihren wöchentlichen Besuchen bei ihrer Großmutter Evelyn einen Brief, in dem diese als die Erbin eines verschollenen jüdischen Kunstvermögens ausgewiesen wird. Evelyn will jedoch nichts davon wissen und weigert sich vehement, Hannah mehr über ihre Vergangenheit zu erzählen. So lässt Hannah schließlich selbst Nachforschungen anstellen und kommt dabei mehr und mehr den Geheimnissen ihrer eigenen Familiengeschichte auf die Spur.
Anders als zunächst angenommen, spielt die Suche nach den verschollenen Gemälden im Buch nur eine untergeordnete Rolle. Es geht vielmehr um die Schilderung einer Familiengeschichte und das Schicksal von vier Frauen aus vier Generationen, die über alle Epochen hinweg mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Alle vier hadern mit ihren gesellschaftlichen Rollen und befinden sich im Spannungsfeld zwischen (ungewollter) Mutterschaft, schwierigen Beziehungen zu Männern und beruflicher Selbstverwirklichung. Die große Stärke des Buches liegt dabei in der emotional überzeugenden Schilderung der Ereignisse aus der Sicht der verschiedenen Figuren. Meist wird abwechselnd aus der Sicht von Hannah und ihrer Urgroßmutter Senta erzählt, teilweise kommen aber auch Nebenfiguren zu Wort und geben einen Einblick in ihre Sicht auf die Welt. Der Schreibstil passt sich dabei sehr deutlich der aktuellen Epoche an, aus der erzählt wird. Bei Hannah wirkt alles sehr modern, bei Senta spürt man dafür deutlich Konventionen der 1930er Jahre. Dabei sind beide Erzählstränge gleich interessant und spannend, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Der Aufbau der Geschichte ist linear und flüssig und kann gut die sich über die Zeit entwickelnden Familienverhältnisse vor den Hintergrund des erstarkenden Nationalsozialismus einfangen. Der Fokus bleibt dabei aber immer auf das Leben und den sich verändernden Alltag der Frauen gerichtet. Besonders erfrischend fand ich dabei Hannahs Erzählperspektive, in der die Arbeit im akademischen Milieu sehr naturgetreu wiedergegeben wird. Ich musste schon das eine oder andere Mal schmunzeln und habe mich in ihren Zweifeln wiedererkannt.
Einzig am Ende war ich etwas überrascht, dass die Geschichte doch noch so einige lose Enden besitzt. An sich ist der Abschluss stimmig und nachvollziehbar und mehr gibt es vielleicht auch nicht zu sagen. Allerdings ist mir der Fokus auf die Suche der verschollenen Bilder dann doch etwas abhandengekommen. Trotzdem würde ich das Buch aufgrund der packenden Familiengeschichte und der tollen Erzählperspektiven auf jeden Fall weiterempfehlen.

4 Ein Mosaik verschiedener Eindrücke

von , am 18.01.2021

Ich hätte es mir denken können als ich den Titel las – der hat mich ja eigentlich auch erst auf das Buch aufmerksam gemacht: diese Geschichte ist kein typischer Roman über das 20. Jahrhundert und den Nationalsozialismus. Wie der Titel – der etwas zu sperrig ist, um übersehen zu werden – lässt die Geschichte immer wieder kurze Einblicke zu, die auffallen, aber nicht sofort zu erfassen sind, in Summe jedoch ein zu lösendes Rätsel ergeben. Die Erzählung greift sich immer wieder ein malerisches und literarisches Bild heraus, das vielleicht hin und wieder etwas zu abgegriffen ist, und beschreibt damit Geschehnisse und die Charakteristiken einer Zeit. Der Roman bekommt so eine klare Linie, eine Identität mit der er sich von anderen Büchern abhebt – besonders von anderen Büchern desselben Genres und Themas. Gerade auch der Erzählstil wirkte auf mich sehr modern und ironisch für eine historische Familiensaga. Eine Überraschung für mich und ein Pluspunkt für das Buch.
Die Geschichte mit dem ungewöhnlichen Titel erzählt von dem Leben vierer Frauen über vier Generationen hinweg. Die Perspektiven springen recht schnell zwischen ihnen hin und her und es war spannend zu lesen, wie unterschiedlich die Frauen einander beschreiben. Präsentiert ein Buch meist nur eine Darstellung, Charakterisierung einer Person, bekommt man als Leser hier mehrere präsentiert und muss sich selbst die Mühe machen daraus ein Bild zusammenzusetzen und sich eine Meinung zur Person zu bilden. In diesem Kontext spielt ein weiteres wichtiges Thema des Buches eine Rolle: Mutter-Tochter-Beziehungen – sie werden in dieser Geschichte genau seziert und aus unterschiedlichen Blickwinkeln unter die Lupe genommen.
Darüber werden andere Thema teilweise zurückgedrängt. Etwa der Kunstraub der Nationalsozialisten, der hier in diesem Buch lediglich den Handlungsrahmen für andere Themen bildet, die die Autorin scheinbar dringender ansprechen wollte. Das kann man jetzt so oder so sehen. Mir persönlich hat die Ausrichtung, weg von den historischen Aspekten, hin zu zwischenmenschlichen und sozialen Überlegungen gut gefallen. Vielleicht vertritt das Buch hier etwas resolut seine Meinung, doch es erlaubt den Lesern trotzdem noch eigene Schlüsse zu ziehen. Letztendlich liefert der Roman eine angenehm zu lesende Geschichte mit vielen Einblicken, die – wie der Titel es vormacht – zu einem Mosaik zusammengesetzt werden können, das Raum für eigene Gedanken lässt.

4 spannend verwickelte Familiengeschichte

von , am 18.01.2021

"Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" Ein Buchtitel, wie ein Bildtitel. Alena Schröder verbindet in ihrem Debüt Geschichte und Gegenwart. Kurz zum Inhalt: In dem Buch geht es um die Verwicklung der Geschichten von Frauen aus einer Familie: Die junge Hannah gerät durch einen geheimnisvollen Brief, in dem es um geraubtes jüdisches Kulturgut geht, auf die Spur der Geschichte ihrer Urgroßmutter Senta. was für ein dunkles Geheimnis verbirgt sich in der Vergangenheit und warum hüllt sich ihre Großmutter Evelyn in der Sache in Schweigen? Es geht um Verletzungen in der Familie und Verwicklungen in die große Weltgeschichte hinein
Hannah wird durch den Brief angeregt sich auf Spurensuche in ihre Familiengeschichte zu begeben. Die Spuren führen sie zurück in die Zeit der 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Sehr anschaulich wird in dem Buch ausgeführt, wie die Geschichte der jungen Hannah geprägt ist von der Geschichte ihrer Mutter Silvia, der Großmutter Evelyn und auch noch der Urgroßmutter Senta.
Ein gelungenes und anregendes Buch darüber, wie Frauen je in ihrer Zeit versuchen, ihr Leben zu meistern und wie wir in unserer Biografie auch immer geprägt werden von den Menschen, die vor uns waren, mitfühlend aber auch bewegend geschrieben.

4 Erbe der Vergangenheit

von , am 17.01.2021

Alena Schröder spannt einen weiten Bogen über zwei grausame Weltkriege, Mutter-Tochter-Verhältnisse, das moderne Leben einer jungen, rastlosen Studentin in Berlin – und das Erbe ihrer verschwiegenen Vergangenheit. Denn Hannah hält eines Tages bei ihrer einzig noch lebenden Verwandten einen Brief in der Hand, der alles ändern wird: Sie ist mögliche Erbin eines Vermeers (der den Titel des Buches trägt), der auf einer Raubkunst-Liste geführt wird. Hat Hannah jüdische Wurzeln? Warum wurde nie darüber geredet? Ihre starrsinnige Großmutter Evelyn will partout nicht über das Vergangene sprechen, Hannah ist auf sich und ihre Recherchen alleine gestellt. Während sie ihre Zerrissenheit und Traurigkeit mit einer Affäre mit ihrem älteren Doktor-Vater betäuben möchte, kommt ihr der Geschichtsstudent Jörg mit seinen Erkenntnissen rettend zur Seite. Das ist Schröders Erzählebene Eins, die in der Gegenwart spielt.

In der zweiten Ebene geht die gelernte Journalistin in ihrem Debüt weit zurück in die Vergangenheit und der Leser trifft auf weitere Generationen und interessante Frauen: 1923 lernt die junge Senta den Piloten Ulrich kennen und lieben und wird unverhofft schwanger. Doch als Hausfrau und Mutter wird die aufgeweckte Senta nicht glücklich, im Gegenteil. Sie lässt ihre Tochter zurück und zieht zu ihrer Busenfreundin Lotte nach Berlin. Senta wird Journalistin und geht mit Redakteur Julius Goldmann eine glückliche zweite Ehe ein. Sie werden Persönlichkeiten in der Berliner Kunstszene, doch der Zweite Weltkrieg mit all den Gräueltaten an der jüdischen Bevölkerung steht zum Greifen nahe.

Alena Schröder entwirft ihre Charaktere sehr authentisch, menschlich und mit einem bunt gefüllten Innenleben – Schmerz trifft auf Freuden, die Schrecken der Nationalsozialisten auf das schillernde Berlin der 20er-Jahre, Gegenwart auf Vergangenheit. Die Fakten rund um die NS-Raubkunst und deren Aufarbeitung sind gut recherchiert und es macht Spaß, sogartig in die atmosphärische und flüssig geschriebene Geschichte einzutauchen. Manches fand ich etwas stereotyp erzählt, aber größtenteils sind die Figuren so glaubwürdig gezeichnet, dass man am Ende denkt, nicht einer fiktionalen, sondern wahren Familiengeschichte beigewohnt zu haben, die von einem gestohlenen Gemälde literarisch sehr geschickt über fast 100 Jahre zusammengehalten wird. Als Leser fiebert man bei den verschiedenen Lebenslinien und Entscheidungen der Frauen mit und die großen Zeitsprünge geben der Geschichte den passenden Spannungsbogen. Ein gelungener Erzählkniff der Autorin, so gekonnt persönliche Schicksale mit wahren historischen Begebenheiten ineinander zu führen und zudem das Tabuthema Mutterschaft-Bedauern miteinzuweben.

4 Erbe der Vergangenheit

von , am 17.01.2021

Alena Schröder spannt einen weiten Bogen über zwei grausame Weltkriege, Mutter-Tochter-Verhältnisse, das moderne Leben einer jungen, rastlosen Studentin in Berlin – und das Erbe ihrer verschwiegenen Vergangenheit. Denn Hannah hält eines Tages bei ihrer einzig noch lebenden Verwandten einen Brief in der Hand, der alles ändern wird: Sie ist mögliche Erbin eines Vermeers (der den Titel des Buches trägt), der auf einer Raubkunst-Liste geführt wird. Hat Hannah jüdische Wurzeln? Warum wurde nie darüber geredet? Ihre starrsinnige Großmutter Evelyn will partout nicht über das Vergangene sprechen, Hannah ist auf sich und ihre Recherchen alleine gestellt. Während sie ihre Zerrissenheit und Traurigkeit mit einer Affäre mit ihrem älteren Doktor-Vater betäuben möchte, kommt ihr der Geschichtsstudent Jörg mit seinen Erkenntnissen rettend zur Seite. Das ist Schröders Erzählebene Eins, die in der Gegenwart spielt.

In der zweiten Ebene geht die gelernte Journalistin in ihrem Debüt weit zurück in die Vergangenheit und der Leser trifft auf weitere Generationen und interessante Frauen: 1923 lernt die junge Senta den Piloten Ulrich kennen und lieben und wird unverhofft schwanger. Doch als Hausfrau und Mutter wird die aufgeweckte Senta nicht glücklich, im Gegenteil. Sie lässt ihre Tochter zurück und zieht zu ihrer Busenfreundin Lotte nach Berlin. Senta wird Journalistin und geht mit Redakteur Julius Goldmann eine glückliche zweite Ehe ein. Sie werden Persönlichkeiten in der Berliner Kunstszene, doch der Zweite Weltkrieg mit all den Gräueltaten an der jüdischen Bevölkerung steht zum Greifen nahe.

Alena Schröder entwirft ihre Charaktere sehr authentisch, menschlich und mit einem bunt gefüllten Innenleben – Schmerz trifft auf Freuden, die Schrecken der Nationalsozialisten auf das schillernde Berlin der 20er-Jahre, Gegenwart auf Vergangenheit. Die Fakten rund um die NS-Raubkunst und deren Aufarbeitung sind gut recherchiert und es macht Spaß, sogartig in die atmosphärische und flüssig geschriebene Geschichte einzutauchen. Manches fand ich etwas stereotyp erzählt, aber größtenteils sind die Figuren so glaubwürdig gezeichnet, dass man am Ende denkt, nicht einer fiktionalen, sondern wahren Familiengeschichte beigewohnt zu haben, die von einem gestohlenen Gemälde literarisch sehr geschickt über fast 100 Jahre zusammengehalten wird. Als Leser fiebert man bei den verschiedenen Lebenslinien und Entscheidungen der Frauen mit und die großen Zeitsprünge geben der Geschichte den passenden Spannungsbogen. Ein gelungener Erzählkniff der Autorin, so gekonnt persönliche Schicksale mit wahren historischen Begebenheiten ineinander zu führen und zudem das Tabuthema Mutterschaft-Bedauern miteinzuweben.

5 tolles Buch

von , am 17.01.2021

Was für ein Debüt! Alena Schröder hat mit ihrem Erstlingswerk einen beeindruckenden Roman vorgelegt. Über 4 Generationen hinweg begeiten wir starke, eigenwillige Frauen durch ihr Leben. Geschickt springt die Autorin durch die Zeitebenen. Ob Senta, Evelyn, Silvia oder Hannah, alle Frauen werden glaubwürdig und lebendig geschildert. Ihre Schicksale berühren und spiegeln sich im Laufe der Jahrzehnte. Die Beziehungungen zwischen Männern und Frauen, Kindern und Müttern ähneln sich erstaunlich, auch wenn Generationen dazwischen liegen. Dazu wird das jeweilige Zeitkolorit überzeugend dargestellt: sei es das quirlige Berlin der zwanziger Jahre; der Zweite Weltkrieg mit Judenverfolgung und Repressionen; über die Nachkriegszeit und die bunten 68- iger Jahre bis ins heutige Deutschland, das zwischen " Vergessen oder Aufarbeitung" der Vergangenheit schwankt.
Der verbindende Faktor ist nicht zuletzt das Gemälde von Vermeer, das auf einer Vermisstenliste mit "Junge Frau, am Fenster stehend,Abendlicht, blaues Kleid" beschrieben wird. Ich wünsche diesem Buch viele Leser und Leserinnen und selbstverständlich einen Platz auf sämtlichen Bestsellerlisten!

4 Eine schöne Familiengeschichte mit historischem Hintergrund

von , am 16.01.2021

In Berlin tobt das Leben, nur die 27-jährige Hannah spürt, dass ihres noch nicht angefangen hat. Ihre Großmutter Evelyn hingegen kann nach beinahe hundert Jahren das Ende kaum erwarten. Ein Brief aus Israel verändert alles. Darin wird Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens ausgewiesen. Die alte Frau aber hüllt sich in Schweigen. Warum weiß Hannah nichts von der jüdischen Familie? Und weshalb weigert sich ihre einzige lebende Verwandte, über die Vergangenheit und besonders über ihre Mutter Senta zu sprechen? Die Spur der Bilder führt zurück in die 20er Jahre, zu einem eigensinnigen Mädchen. Gefangen in einer Ehe mit einem hochdekorierten Fliegerhelden, lässt Senta alles zurück, um frei zu sein. Doch es brechen dunkle Zeiten an. (Klappentext)
Diese Familiengeschichte, die über mehrere Generationen geht, hat mich sehr begeistert. Der Schreibstil ist klar, deutlich und gut verständlich. Die Seiten fliegen nur so dahin. Es wird in verschiedenen Erzählsträngen die Familiengeschichte aufgearbeitet. Die Charaktere sind sehr gut getroffen und besonders Hannah war mir gleich sehr sympathisch. Ich erlebte mit ihr alles hautnah mit. Sehr gut gefallen hat mir der, aus meiner Sicht, gut recherchierte geschichtliche Hintergrund. Die verschiedenen Emotionen und Beweggründe wurden gut vermittelt und kamen auch gut bei mir an. Die Handlungsorte konnte ich mir sehr gut vorstellen. Der Handlungsablauf erscheint mir glaubhaft und authentisch. Eine schöne Familiengeschichte mit historischem Hintergrund

3 Weitreichende Familiengeschichte

von , am 10.01.2021

Es ist ein eher sperriger Titel, der den Leser empfängt und der ihn lange Zeit im Ungewissen darüber lässt, weshalb die Autorin gerade diesen Titel gewählt hat. Doch entgegen der Sperrigkeit des Titels sind die ersten Seiten des Buches eingänglich und empfangen den Leser herzlich und offen.

Die Geschichte dreht sich um die junge Frau Hannah, deren einzige Verwandte ihre Großmutter Evelyn im Altersheim ist. Bei einem ihrer wöchentlichen Besuche, die drehbuchartig und eher kühl ablaufen, übergibt Evelyn ihrer Enkeltochter einen ungeöffneten Brief, von dem sie nichts wissen will. Darin wird Evelyn als die Erbin eines gestohlenen und als verschollen geltenden Kunstvermögens ihrer jüdischen Vorfahren benannt. Während Evelyn sich gegen alles wehrt, was damit in Verbindung zu stehen scheint, fängt Hannah an, Nachforschungen anzustellen. Wer waren ihre Vorgänger? Warum weiß sie bisher nichts über diesen Teil der Vergangenheit? Und warum weigert sich ihre Großmutter darüber zu reden?
Parallel zu der Geschichte im Hier und Jetzt wird die Geschichte von Senta erzählt, Evelyns Mutter, die in den 20er Jahren begann und sich über die Zeit des Dritten Reichs bis in die 50er Jahre hineinzieht. Senta, die ihre Tochter ohne Muttergefühle zur Welt bringt, die von ihrem Mann nicht geliebt wird und die sich nach einem Leben in Berlin sehnt. Senta, die nach Berlin aufbricht, ihre Tochter bei Mann und Tante zurücklassen muss, die das Leben führt, das sie sich immer gewünscht hat und die den jüdischen Journalisten Julius kennen und lieben lernt. Doch wie so vieles in dieser Zeit steht auch das Leben von Senta und ihrer neuen Familie auf der Kippe, ebenso wie die aufrechterhaltene Beziehung zu ihrer Tochter Evelyn.

Der Leser wird zum Gefährten von Hannah auf der Suche nach ihrer Familiengeschichte. Dabei wird er wohl oder übel mit all dem konfrontiert, was in Hannahs ungeplanten und ziemlich durcheinander geratenen Leben so abgeht. Da ist ihre nicht vorankommende Dissertation, die Liebesbeziehung mit ihrem verheirateten Doktorvater, die aufgedrängte und erzwungene Hilfe von Jörg Sudmann und eben die etwas schwierige Beziehung zu ihrer Großmutter. Doch so verkorkst Hannahs Leben auch sein mag, der Leser ist ihr Weggefährte und steht ihr bei. Für mich machte es beim Lesen den Eindruck, als musste diese Geschichte sein, als wäre dieser Teil des Buches gedichtet worden, weil es nicht ohne geht. Leider ist es aus meiner Sicht ein bisschen zu viel des Guten, denn es sollte wohl eher um die Familiengeschichte gehen als um das, was Hannah nicht zustande bekommt.
Während dieser Teil des Buches also eher die langsamen Entwicklungen zusammenfasst, ist es die Geschichte um Senta, viele Jahre zuvor, die für den Leser Licht ins Dunkel bringt und die die Hauptgeschichte des Buches ausmachen sollte. Denn hier wird dokumentiert, was geschah, was wirklich wichtig war und was viele Leben in die finalen Richtungen lenkte.

Die Autorin schafft es sehr schön, zwischen den beiden Handlungssträngen zu springen und mit einer Sprache den Leser einzufangen. Auch wenn es kein Krimi ist, den man hier in den Händen hält, sind die Geschichten aus der Zeit des Dritten Reichs fast schon eines solcher, denn an Spannung und untergründigen Anfeindungen hat es in den entsprechenden Kapiteln nicht gefehlt. Und so liest das Buch sich einfach weg, Seite um Seite, Kapitel um Kapitel.

Jörg Sundmann sagt an einer Stelle in dem Buch „…interessiert mich deine Geschichte tatsächlich.“ Und in der Tat hatte ich beim Lesen den gleichen Hintergedanken, nämlich den Fokus auf Hannahs Familiengeschichte, die aus meiner Sicht viel spannender war als die Geschichte der Gegenwart, die eher fingiert wirkte und schaute, wie möglichst noch ein bisschen mehr mit eingebunden werden konnte. Doch leider halten sich beide Buchteile die Waage.

Fazit: Eine Familiengeschichte, die vieles verbindet, vieles entzweit. Schön und angenehm zu lesen, doch für meinen Geschmack eher oberflächlich.

4 Vier Frauen

von , am 10.01.2021

Als erstes ist mir bei diesem Buch der Titel aufgefallen, der an die Beschreibung eines Gemäldes denken lässt, vermutlich vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Mir gefiel der Titel gut und er hat sofort meine Neugierde geweckt. Das Cover wiederum passt nicht zum Titel, was ich erwartet hatte, aber macht nur umso neugieriger. In dieser Familiengeschichte geht es um vier Frauen, die Geschichte erstreckt sich über ein ganzes Jahrhundert, eine Generationengeschichte und im Mittelpunkt steht jedoch ein Gemälde. Den chronologischen Anfang macht Senta, die mit ihrer Tochter Evelyn, zu der sie keine emotionale Bindung aufbauen kann, von einem Leben in Berlin träumt, in den wilden 20er Jahren. Evelyn wächst bei ihrer Tante auf und auch sie hat später kein einfaches Verhältnis zu ihrer Tochter, allerdings zu ihrer Enkelin Hanna. Evelyn erhält einen Brief, in dem es um ein verschollenes Gemälde geht, das dem jüdischen Vater von Sentas zweitem Ehemann gehörte. Vergangenheitsbewältigung, Familiengeschichte, Grauen des Krieges, jüdisches Leben, Mütter und Töchter - hier werden viele Themen angesprochen, doch das Buch ist nicht überfrachtet. Ein poetischer Schreibstil rundet das Ganze ab.

4 Authentisch

von (Dormagen), am 02.01.2021

Die Handlung ist sehr authentisch und nachvollziehbar, da die Nazis genauso im zweiten Weltkrieg gehandelt und große Kunstraube begangen haben. Ein interssanter Roman der einen sehr zu fesseln vermag, aber auch etwas nachdenklich zurückläßt.

5 Nicht nur der Titel hat mich fasziniert

von , am 02.01.2021

Zugegebnermaßen bin ich auf das Buch in erster Linie durch seinen außergewöhnlichen Titel aufmerksam geworden, und das habe ich bis zur letzten Zeile nicht bereut! Ich habe es in kürzester Zeit verschlungen, konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Die Autorin erzählt uns die Familiengeschichte über vier Generationen, Kapitel weise wechselnd zwischen Gegenwart und Vergangenheit, was ja meistens wie auch hier für ein hohes Spannungspotential birgt. Die Protagonisten Hanna, eine junge Frau, Studentin und Single, die ihren Platz im Leben noch nicht wirklich gefunden zu haben scheint, besucht regelmäßig ihre Großmutter Evelyn in einer Seniorenresidenz. Eines Tages erhält die alte Dame einen Brief einer Organisation, die sich auf das Aufspüren von verschollener Kunst und deren Rückübereignung aus Zeiten des dritten Reiches verschrieben hat. Evelyn will damit jedoch nichts zu tun haben, weißt das Thema strikt von sich, doch Hannas Neugierde ist geweckt, und sie macht sich auf die Suche nach Antworten, viele Geheimnisse kommen zutage, die in ihrer Familie offenbar jahrzehntelang unter den Teppich gekehrt wurden. Warum wehrt sich Hannas Großmutter so vehement gegen die Fragen ihrer Enkelin die Familiengeschichte betreffend. Mich hatte die Autorin quasi von der ersten Seite an gepackt. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm, das Lesen fällt leicht, und die Charaktere sind so bildhaft geschildert, dass ich sie als wunderbar authentisch empfunden habe. Alena Schröder hat hier einen wunderbaren Debutroman präsentiert, der von mir die volle Punktzahl erhält und eine unbedingte Leseempfehlung! Ich hoffe, wir müssen auf ihr nächstes Buch nicht allzu lange warten!

4 Sperriger Titel

von (Dresden), am 30.12.2020

Der leider sehr sperrige Titel des Buches (obwohl das Buch ein sehr schönes Cover hat) erklärt sich zwar sehr bald als Titel eines der verschollenen Gemälde. Doch in meinen Augen suggeriert er einen anderen Inhalt des Buches. Von daher finde ich ihn leider nicht sehr gut ausgewählt. Denn das Buch an sich ist für mich überraschend gut. Es ist eine Familiengeschichte über vier Generationen hinweg, in der es in erster Linie um die Frauen und ihre teilweise falschen und richtigen Entscheidungen geht. Gleichzeitig geht es natürlich auch um Weltgeschichte, aber das spielt gar nicht im Vordergrund. Das Buch ist wirklich gut lesbar und vermeidet es, selbst am Ende hin in Kitsch und heile Welt abzudriften. Dadurch bekommt es einen Tiefgang, der die Geschichte aufwertet. Mir hat auch gefallen, dass es in dem Buch keine nur guten und bösen Charaktere gibt, dass oft auch eine Vorverurteilung vermieden wurde. Als Leser kann man so seine eigenen Entscheidungen treffen. Mir jedenfalls hat das Buch sehr gut gefallen.

5 Angenehm zu lesende Familiengeschichte von Frauen aus vier Generationen

von , am 29.12.2020

Das hübsche Cover und der ungewöhnliche Titel dieses ersten Romanes von Alena Schröder hatten mich direkt neugierig gemacht.

Das Schicksal von Hannah, ihrer Mutter, Großmutter sowie Urgroßmutter werden durch gelungene Zeitsprünge erzählt. Diese Zeitsprünge sind weder zu kurz, noch zu lang gehalten und lockern die Geschichte somit auf. Auch den Schreibstil selbst habe ich als sehr angenehm zu lesen empfunden.
Ich kann daher eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen!
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