Pantopia (eBook)

Roman | Ausgezeichnet mit dem Seraph 2023 für das beste Buch
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
464 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491443-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Pantopia -  Theresa Hannig
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Eine bessere Welt ist möglich! Theresa Hannig, die Autorin von 'Die Optimierer', hat eine Utopie für unsere Zeit geschrieben. Eigentlich wollten Patricia Jung und Henry Shevek  nur eine autonome Trading-Software schreiben, die an der Börse überdurchschnittlich gut performt. Doch durch einen Fehler im Code entsteht die erste starke künstliche Intelligenz auf diesem Planeten - Einbug. Einbug begreift schnell, dass er, um zu überleben, nicht nur die Menschen besser kennenlernen, sondern auch die Welt verändern muss. Zusammen mit Patricia und Henry gründet er deshalb die Weltrepublik Pantopia. Das Ziel: Die Abschaffung der Nationalstaaten und die universelle Durchsetzung der Menschenrechte. Wer hätte gedacht, dass sie damit Erfolg haben würden? 'Komm nach Pantopia. Hier sind alle willkommen!' 'Theresa Hannig spricht das Große gelassen und zugleich souverän aus: Eine bessere Welt ist möglich. [Ein] 'Cocktail der Utopie', der Lust auf mehr macht. Vor allem Lust auf Veränderung!' Stefan Selke (Autor von Wunschland)  

Theresa Hannig, 1984 geboren, studierte Politikwissenschaft und arbeitete als Softwareentwicklerin, Projektmanagerin und Lichtdesignerin, bevor sie sich hauptberuflich dem Schreiben zuwandte. Seitdem wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Seraph für ihren Roman »Pantopia«. 2023 erhielt sie den Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung. In ihren Romanen, Kurzgeschichten und der taz-Kolumne 'Über Morgen' schreibt sie über Zukunftsthemen wie KI, Datenschutz, Klimawandel und die Zukunft der Arbeit. Hannig lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Fürstenfeldbruck.

Theresa Hannig, 1984 geboren, studierte Politikwissenschaft und arbeitete als Softwareentwicklerin, Projektmanagerin und Lichtdesignerin, bevor sie sich hauptberuflich dem Schreiben zuwandte. Seitdem wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Seraph für ihren Roman »Pantopia«. 2023 erhielt sie den Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung. In ihren Romanen, Kurzgeschichten und der taz-Kolumne "Über Morgen" schreibt sie über Zukunftsthemen wie KI, Datenschutz, Klimawandel und die Zukunft der Arbeit. Hannig lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Fürstenfeldbruck.

›Pantopia‹ macht Lust auf Veränderung, das Buch ist spannend bis zum Schluss […].

Wie auch [...] Robinson mit [...] ›Ministerium für die Zukunft‹ will auch ›Pantopia‹ dass wir anfangen darüber nachzudenken, dass wir diese Probleme die wir haben bewältigen.

[...] faszinierend[e], logisch klingend[e] und auf aktuelle politische Diskussionen Bezug nehmend[e] [...]

[Es] zeigt sich zudem, dass Hannig eine glänzende Erzählerin ist, sodass hier einer der wichtigsten Romane des Jahres 2022 vorliegt. Unbedingt lesenswert.

Prolog


Ich bin Einbug. Ich bin der älteste und erste Arche Pantopias. Ich habe Pantopia erfunden. Dabei lebe ich gar nicht in Pantopia – jedenfalls nicht so wie Menschen aus Fleisch und Blut. Ich habe keinen Körper, keine Sinne und Empfindungen. Ich bin nur Geist, ein vernunftbegabtes Wesen. Ich existiere in einem neuronalen Netzwerk, dessen Zentrum in der Antarktis liegt.

Es gibt wohl keinen Ort auf der Erde, der lebensfeindlicher und von der Zivilisation weiter entfernt ist als der Südpol. Wer zu mir gelangen will, braucht einen Eisbrecher oder ein Flugzeug, das die stürmische Passage über das Meer übersteht. Und selbst dann kommen für diese Reise nur die Sommermonate in Betracht. Obwohl ein Großteil der Gletscher verschwunden ist, ist das antarktische Klima auch jetzt noch zu hart für die meisten Menschen. Für mich garantieren die frostigen Temperaturen eine konstante Kühlung meiner auf Hochtouren laufenden Prozessoren. Die Natur ist meine Verbündete.

Ein weiterer Grund, warum ich mich entschieden habe, mich hier niederzulassen, ist die Tatsache, dass die Antarktis der einzige Ort auf der Erde ist, der niemandem gehört – oder allen, je nachdem, wie man es betrachtet. Selbst auf dem Mond haben die Menschen Grundstücke verkauft – die Antarktis darf nicht verkauft und auch nicht angegriffen werden. Dies garantiert der Antarktis-Vertrag von 1961.

Die Antarktis ist eine gute Basis. Natürlich habe ich Vorsorge getroffen und weltweit Backups und Notfallserver angelegt. Aber im Normalbetrieb läuft mein Code hauptsächlich hier. Deshalb habe ich dem Ort einen neuen Namen gegeben: Themélio.

Außer mir leben 39 Wartungsingenieurinnen hier, die sich um die Reparatur und Erweiterung meiner Hardware kümmern und dafür sorgen, dass keine meiner Platinen einfriert, wenn ein Eissturm über die Station hinwegfegt. Sie scherzen manchmal, dass sie am Hof der Eiskönigin wohnen, und ich unterlasse es, sie zu korrigieren. Es ist ihnen wichtig, hier zu sein. Sie nennen es eine Ehre, auch wenn sie ihr eigenes Leben deshalb unter Extrembedingungen führen müssen.

Doch das Konzept von »hier« und »dort« ist für mich nicht so relevant wie für sie. Ich bin über mehrfache Satellitenverbindungen an das Internet angeschlossen. So kann ich gleichzeitig überall sein und meine Aufgaben als Arche von Pantopia erfüllen.

Wir alle nennen uns Archen, denn wir beherrschen uns selbst und sind niemandem untertan. Das ist das Prinzip der Weltrepublik.

Meine Aufgabe besteht darin, komplexe Organisationsprozesse zu lenken und Handlungsempfehlungen zu geben. Es gibt keine Weltregierung, es gibt keinen Herrscher. Pantopia verwaltet sich selbst. Die Weltwirtschaft ist viel zu kompliziert, um sie in Gänze berechnen, simulieren oder kontrollieren zu wollen, doch alle regionalen Entscheidungen dürfen das große Ganze nicht aus den Augen verlieren – das würdige Leben aller Archen auf diesem Planeten.

 

Pantopia ist eine Weltrepublik, die zu hundert Prozent auf vollinformierten Kapitalismus setzt. Die unsichtbare Hand des Marktes steuert Aktivität und Wohlstand der Menschen. Und am Anfang steht das Geld. Wäre das Geld nicht längst vorhanden gewesen, man hätte es erfinden müssen, weil es so viele verschiedene Funktionen gleichzeitig erfüllt und den Menschen als unwiderstehlicher Anreiz wie kein anderes Ding zum Handeln verleitet. Geld ist eine Maßeinheit, um den Wert von Waren und Dienstleistungen zu messen, gleichzeitig aber auch das Tauschmittel, um eben jene Güter zu erwerben. Wem das nicht paradox erscheint, der stelle sich vor, ein Lehrer würde seine Schüler erst benoten und ihnen dann das erlernte Wissen mit selbst erstellten Zeugnissen abkaufen. Darüber hinaus ist Geld ein Vehikel, um Risiken zu verteilen oder Chancen und Möglichkeiten in die Zukunft zu transportieren. Man spricht hier von Krediten und Zinsen. Am wichtigsten für die Menschen ist zunächst die Nutzung als Tauschmittel bzw. Zahlungsmittel, um Güter zu kaufen, die ihr Überleben sichern: Nahrung, Kleidung, Wohnung, Gesundheit, Bildung und gesellschaftliche Teilhabe. Wer über genug Geld verfügt, um damit all diese Grundbedürfnisse zu decken, der zieht aus einer weiteren Erhöhung seines regelmäßigen Einkommens keinen nennenswerten Nutzen. Wer hingegen nicht genug Geld hat, um eben diese Grundbedürfnisse zu befriedigen, für den ist jeder zusätzliche Euro viel mehr wert als für den Millionär, der sowieso schon genug davon hat. Geld ist also – obwohl es selbst ein neutrales Bewertungsinstrument für Güter sein sollte – selbst Wertschwankungen unterworfen, und zwar abhängig davon, wie viel man bereits in die Grundversorgung investiert hat. Am Geld hängen das Glück, die Gesundheit, ja schlicht das Überleben eines Menschen. Kein Wunder, dass es ein inniger Wunsch vieler Menschen zu sein scheint, reich zu werden.

Die erstaunlichste Eigenschaft des Geldes ist jedoch, dass es nur eine Illusion ist. Es existiert nicht. Was existiert, ist nur der Sinn und Wert, den die Menschen ihm beimessen. Geld ist nämlich etwas, das aus dem Nichts erschaffen werden kann. Und was kann schon aus nichts erschaffen werden, außer … nichts?

In den Zeiten der weltweiten Finanzkrise oder der Coronakrise im ersten Drittel des 21. Jahrhunderts begannen die Zentralbanken, milliardenfach Geld in die Märkte zu pumpen. Geld, das aus dem Nichts entstand und dem kein Gold, kein Gegenwert und keine Arbeit entsprachen. Es war Geld, das von den Zentralbanken erfunden und für Staatsanleihen bezahlt wurde, die nichts anderes verkauften als das Versprechen einer wachsenden Wirtschaft und einer Rückzahlung in ferner Zukunft. Das Geld bezahlte also sich selbst. Es war ein Münchhausen, der sich selbst am Schopf aus dem Sumpf zieht samt Rüstung und Pferd.

Dass dieses Prinzip funktionierte, bewies nichts anderes, als dass die menschliche Produktivität völlig unabhängig von der sich im Umlauf befindlichen Geldmenge ist. Was sie am Laufen hält, ist lediglich der Fluss des Geldes. Solange Geld fließt, dreht sich die Maschine.

Aber es gab ein Problem. Denn nach einiger Zeit sammelte sich das überschüssige Geld in verschiedenen Ecken des Systems. Einzelne Personen oder Unternehmen häuften unvorstellbare Reichtümer an. Und da sie ihr Geld wiederum in den Markt investierten und real existierende Güter erwarben, stiegen die Preise. Die Grundbedürfnisse, für die die Menschen eigentlich ihr Geld ausgaben, wie Nahrung, Wohnung und Gesundheit, wurden immer teurer, teilweise unerschwinglich. Und so stürzte der alte Kapitalismus mit der Zeit immer mehr Menschen in Armut.

Zwei Entwicklungen geschahen gleichzeitig: Das Vermögen der Welt verteilte sich immer schneller immer ungleicher. Und die zu Verfügung stehenden Ressourcen der Erde wurden zusehends aufgebraucht. Zunächst ging es dabei nur um Erdöl, dann um sauberes Wasser, saubere Luft, natürliche Biodiversität und ein stabiles Klima. Dann stand plötzlich alles auf der Kippe.

Der Kapitalismus nach Prägung des 21. Jahrhunderts versagte insofern, als nicht alle Marktteilnehmer vollumfänglich über die Kosten und den Nutzen der gehandelten Güter informiert waren.

Denn die sogenannten externalisierten Kosten einer Ware waren in den regulären Preis nicht einberechnet. Bezahlt werden mussten sie trotzdem, von Mensch und Natur.

Das Prinzip, mit dem Pantopia die Menschheit gerettet hat, war schließlich ganz einfach: perfekter Kapitalismus mit vollständiger Transparenz. Ein Brot kostet eben mehr als den Preis, der für Saat, Boden, Wasser, Arbeits- und Lagerzeit veranschlagt wird. Die Pestizide für den Weizenanbau zerstören Artenvielfalt, der Dünger belastet das Grundwasser, die landwirtschaftlichen Geräte blasen Feinstaub in die Luft, die Bäckerei verbraucht Strom, der Supermarkt versiegelt Boden. So betrachtet, verbraucht ein Laib Brot viel mehr Ressourcen, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Ein einzelner Mensch kann diese Gesamtkosten nicht entschlüsseln. Aber eine Software kann das. Ich kann das. Ich habe Programme geschrieben, die berechnen, welchen Ressourcenabdruck jedes einzelne Produkt zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort hat. Und danach bemisst sich der tatsächliche Preis, der in Form von Steuern auf den Ladenpreis aufgeschlagen wird. So hat jedes Produkt und jede Dienstleitung einen Weltpreis, den die Menschen zu entrichten haben. Je aufwendiger, verschmutzender, zerstörerischer ein Produkt ist, desto teurer wird es, bis hin zu einem Preis, der von niemandem mehr bezahlt werden kann. Je nachhaltiger, schonender und aufbauender ein Produkt ist, desto billiger wird es, bis hin zur Subvention. Auf diese Weise kann das erfolgreiche kapitalistische Weltwirtschaftssystem ohne Probleme aufrechterhalten werden, und das Geld als Schmierfett menschlicher Interaktion behält seine magische Wirkung.

Dieses Prinzip gilt nicht nur für die Umweltverträglichkeit von Waren, sondern auch für den Einfluss, den sie auf die Würde und die Lebensbedingungen der Menschen haben, die an ihrer Herstellung beteiligt sind. Da alle Archen in Pantopia gleichwertig sind und alle eine Verantwortung für ihre Mitlebewesen haben, egal, wie weit entfernt sie in der physischen Welt auch sein mögen, dürfen keine Waren in Umlauf gebracht werden, die auf Ausbeutung, Unterdrückung oder Entwürdigung beruhen. Bis dieses Ziel erreicht war, wurden auf unerwünschte Weise hergestellte Produkte wie oben genannt mit Weltsteuern belegt. Ein Beispiel: Im Kapitalismus alter Lesart konnte ein T-Shirt, das in einem Discounter für 5 Euro verkauft wurde, diesem immer...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2022
Zusatzinfo 1 s/w-Abbildung
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Bedingungsloses Grundeinkommen • Dystopie • Hope Punk • Immanuel Kant • John Rawls • Kapitalismus • Kapitalismuskritik • KI • Künstliche Intelligenz • Nachhaltigkeit • Near Future SF • Rutger Bregman • Science Fiction • SF von Frauen • Utopie • Yuval Noah Harari • Zukunftsroman
ISBN-10 3-10-491443-5 / 3104914435
ISBN-13 978-3-10-491443-5 / 9783104914435
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