Der gute Samariter (eBook)

Spiegel-Bestseller
Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
448 Seiten
btb (Verlag)
978-3-641-25096-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der gute Samariter -  Cilla Börjlind,  Rolf Börjlind
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Olivia Rönning ist verschwunden. Ihre Kollegin Lisa Hedqvist ist sich sicher, dass sie entführt wurde. Als Tom Stilton von der Sache erfährt, kehrt er aus seiner selbstgewählten Corona-Isolation in den Stockholmer Schären in die Stadt zurück. Er und Lisa folgen der Spur zu einer einsamen Hütte. Doch als sie sie erreichen, steht das Haus bereits in Flammen. Eine tote Frau wird gefunden. Ist es Olivia?

Zur gleichen Zeit koordiniert ihre frühere Chefin Mette Olsäter die Sicherheit der landesweiten Corona-Impfstofflieferungen, doch es gibt Hinweise, dass der Transport sabotiert wurde ...

Cilla und Rolf Börjlind gelten als Schwedens wichtigste und bekannteste Drehbuchschreiber für Kino und Fernsehen. Ihre Serie um Polizistin Olivia Rönning und Kommissar Tom Stilton wurde sehr erfolgreich für das ZDF verfilmt. Die Kriminalromane sind Bestseller und erscheinen in 30 Ländern.

Lisa Hedqvist überquerte auf dem Weg zum Polizeipräsidium die Bergsgatan. Sie zog den Mundschutz ab, den sie im Bus aufgehabt hatte, und schob ihn in die Tasche ihrer Regenjacke. Es war Montagmorgen, und die Stadt war genauso grau wie am Tag zuvor. Und wie an allen vorherigen Wochentagen, soweit sie sich zurückerinnerte. Trüber Herbst. Die Sonne hatte sie nur auf einem Instagram-Bild von ihrer Cousine in Neuseeland gesehen. Hier war die Stimmung düster und wehmütig, und zu allem Überfluss gab es auch noch die Pandemie. Den ganzen Sommer über hatte man die Nation in falscher Sicherheit gewiegt, und jetzt wiesen alle Zahlen wieder in die falsche Richtung.

Kein Wunder, dass sie mit hochgezogenen Schultern herumlief.

Gestern hatte sie sich vorgenommen, den Blick doch mal in die Weite zu richten. Auf das, was kommen würde, wenn das hier alles vorbei wäre. Die Infektionsgefahr. Die Dunkelheit. Das Belastende. Dann wäre der Frühling da und die Impfungen und helle Sommertage und Geselligkeit und körperlicher Kontakt.

Sie sehnte sich danach, Freunde umarmen zu können oder erotischen Austausch zu haben. Es war lange her, seit sie das gehabt hatte, und sie vermisste es mit jedem Tag mehr.

Es gab aber noch einen anderen Grund für ihre angespannte Haltung. Sie sollte in einer Viertelstunde an einem Zoom-Meeting teilnehmen, und einer der Teilnehmer – Jens Ovik, Kriminalkommissar aus Göteborg mit kurzen Zähnen und schütterem Haar – war ihr immer unangenehm. Sie war es durchaus gewohnt, dass Männer den Blick ein paar Augenblicke länger auf ihr ruhen ließen, doch mit dem hier war es anders. Sie hatte das Gefühl, dass er sie auf eine Weise ansah, wie sie nicht von einem fremden Mann auf einem Computerbildschirm betrachtet werden wollte.

Als würde er sich mit seinem Blick in sie hineindrängen.

Im Grunde konnte sie gar nicht genau wissen, ob er wirklich sie anschaute, denn auf dem Monitor waren noch zwei andere Teilnehmer. Es war mehr so ein Gefühl, das sie hatte.

Sie hoffte, dass er heute nicht dabei sein würde.

Doch das war er leider, und sein Blick war durchdringend. Sie beschloss, sich auf die beiden anderen Teilnehmer zu konzentrieren, die Polizeichefs der Regionen West und Süd.

»Dann fehlt jetzt nur noch Rönning«, sagte einer von ihnen.

Bei dem Meeting sollte es um Bandenkriminalität und die immer häufiger vorkommenden Schießereien in den Vororten der großen Städte gehen. Olivia sollte von zu Hause aus an der Videokonferenz teilnehmen.

»Ich rufe sie eben an«, sagte Lisa. »Sie hat in ihrer Wohnung ein etwas unzuverlässiges Internet.«

Lisa nahm ihr Handy heraus und wählte Olivias Nummer. Keine Antwort. Ob sie bei Lukas übernachtet hatte? Wollte sie von dort aus teilnehmen? Sie rief Olivias Freund Lukas an, der sofort am Telefon war.

»Hallo Lisa, wie läuft es bei euch?«

Die Frage überrumpelte Lisa.

»Was denn?«, fragte sie.

»Na, der Einsatz?«

»Welcher Einsatz?«

»Ich habe am Freitag eine SMS gekriegt, in der Olivia geschrieben hat, dass sie übers Wochenende einen kurzfristigen Einsatz hat … Gestern habe ich sie angerufen, aber sie ist nicht rangegangen.«

»Sie ist also nicht bei dir?«

»Nein …«

»Okay, danke.«

Lisa beendete das Gespräch und war verwirrt. Es hatte am Wochenende keinen Einsatz gegeben, an dem Olivia beteiligt gewesen wäre.

Sie wandte sich dem Bildschirm zu und sah, dass Jens Ovik grinste.

»Wir werden ohne Rönning anfangen müssen«, sagte sie.

*

Mette Olsäter, Kriminalkommissarin im Ruhestand, war süchtig geworden.

Seit die Pandemie im März mit voller Kraft zugeschlagen hatte, saß sie rund um die Uhr vorm Fernseher und konsumierte Serien, um die Zeit rumzukriegen. Als sie schließlich bei einem animierten Film über Seelöwen, die Opern sangen, angekommen war, griff ihr Mann Mårten ein und stellte ein paar Regeln auf. Mette musste versprechen, nicht mehr als drei Stunden täglich zu kucken.

Wie ein Kind.

Auch auf ihr Gewicht hatte die Pandemie Einfluss: Es war dramatisch angestiegen. An manchen Tagen fühlte sie sich wie ein lebender Sitzsack und schaffte es kaum mehr aus dem Bett.

Doch dann kam der Telefonanruf vom MSB, der Behörde für Gesellschaftsschutz und Bereitschaft, der alles veränderte.

In der EU rechnete man damit, irgendwann im Dezember einen Impfstoff genehmigen zu können, der daraufhin flächendeckend in Europa verteilt werden sollte. Aus Sicherheitsgründen sollten die Lieferungen im Geheimen vonstattengehen, und Mette war jetzt angefragt worden, ob sie als Schlüsselstelle für den polizeilichen Einsatz um die Transporte herum fungieren wolle. Sie hatte viele Jahre Erfahrung in der internationalen Arbeit, dazu ein Kontaktnetz, das den größten Teil Europas abdeckte, und wäre somit die richtige Person für den Einsatz.

Ohne zu zögern hatte Mette zugesagt.

Die Rolle als Koordinatorin war genau, was sie brauchte, um mit der Sucht nach Serien und ihrem Dasein als Sitzsack Schluss zu machen. Seither hatte sie jeden Tag mit einem ziemlich raschen Spaziergang begonnen, um das Gehirn in Gang zu bekommen, ehe die Arbeit losging, und gespürt, wie die Schritte jedes Mal leichter wurden. Außerdem war sie aus den bequemen Klamotten gestiegen, in denen sie das letzte halbe Jahr gewohnt hatte.

Im Moment hielt sie gerade eine Konferenz über Liefersicherheit mit Repräsentanten von Europol ab.

Sie saß in der Küche mit dem Computer auf dem Esstisch – freilich kein idealer Arbeitsplatz, wenn man bedachte, was da im Hintergrund alles zu sehen war. Es gefiel ihr nicht so gut, den internationalen Topmanagern ihre unordentliche Küche zu zeigen. Außerdem hegte Mårten eine Vorliebe dafür, mit offenem Morgenmantel herumzustreunen, und konnte jederzeit ins Bild geraten.

Auch das wollte sie Europa lieber vorenthalten.

Normalerweise arbeitete sie im – wie die Familie es nannte – »Afrikazimmer«, wo sie die meisten ihrer Souvenirs und Schnäppchen von verschiedenen Auslandsreisen aufbewahrten. Dort gab es einen langen, breiten und sehr schönen Holztisch. Doch da konnte man gerade nicht sitzen, denn Mårten hatte sich in den Kopf gesetzt, ein großes Modell der Cutty Sark, eines Segelschiffs aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, zu bauen, und hatte die Teile dafür überall ausgebreitet.

Sie hatten bereits einen kleineren Konflikt über den Modellbau gehabt, doch ihr war schon klar, dass Mårten in der Isolation, in der sie lebten, ein Ventil für die aufgezwungene Einsamkeit brauchte. Er litt am meisten darunter, all ihre Kinder und Enkelkinder nicht treffen zu dürfen, und war auch schon auf dem Weg in eine echte Depression gewesen, als er die Anzeige im Netz sah: »Bauen Sie sich Ihren eigenen Clipper!«

Genau das tat er jetzt, und seine Laune hatte sich beträchtlich gebessert.

Und Mette saß in der Küche und drehte den Monitor so, dass der Blick der Kollegen auf die am wenigsten chaotische Ecke des Raumes fiel.

»Sind wir uns einig, dass Frigicargo für den größten Teil der Lieferungen verantwortlich sein soll?«, fragte sie und sah, dass die Männer auf dem Bildschirm – die Gruppe bestand hauptsächlich aus Männern – nickten.

»Da sie Spezialisten für temperaturkontrollierte Transporte in Europa sind, ist das nur logisch«, antwortete ein belgischer Vertreter.

»Wie steht es bei ihnen um die Sicherheit?«

»Auf jeden Fall besser als bei den Alternativen aus Polen und Österreich.«

»Gut«, sagte Mette, »nehmen Sie Kontakt zu ihnen auf?«

»Ja.«

Da klingelte ihr Handy. Sie sah, dass es Lisa Hedqvist war, zögerte kurz, ging dann aber ran.

»Hallo, Lisa! Kann ich dich später zurückrufen, ich sitze mitten in einem Meeting.«

»Natürlich. Ich wollte nur fragen, ob du weißt, wo Olivia ist.«

»Keine Ahnung«, erwiderte Mette. »Ich melde mich.«

Mette legte auf, entschuldigte sich bei den Teilnehmern der Onlinekonferenz und diskutierte weiter über die Lieferungen.

*

»Hast du was gefangen?«

Luna Johansson stand auf der kleinen, rot gestrichenen Veranda und rief zu Tom Stilton hinüber. Der saß in einem Kunststoffboot in der Bucht vor seinem Haus auf Rödlöga und war dabei, ein Netz aus dem Wasser zu ziehen, das er gestern ausgelegt hatte. Nun hoffte er auf einen guten Fang. Der Wind vom offenen Meer zerrte an seiner braunen Jacke, doch das störte ihn nicht. Er war da, wo er am liebsten sein wollte, wo es ihm am besten ging: weit draußen auf dem Wasser. Der einzige Kontakt zur Außenwelt war eine unzuverlässige Mobilfunkverbindung auf dem Hügel hinter dem Haus.

Seine Freundin Luna teilte diese Vorliebe nicht, hatte aber eingesehen, dass Rödlöga ein guter Ort war, um sich fern von allem zu halten. Besser isoliert konnte man kaum sein. Also fügte sie sich.

Bis auf Weiteres.

Irgendwann würde sie nach Thailand zu Toms Halbschwester Aditi zurückkehren und versuchen, auch Tom dann wieder mit dorthin zu locken.

Sie hatte ihren Blaumann angezogen, ein Kleidungsstück, in dem sie sich zunehmend wohler fühlte, und das sie an vergangene Zeiten erinnerte, als sie geschuftet hatte, um ihr altes Schiff zu renovieren. Die Sara la Kali lag nun am Långholmskai in Stockholm verankert, wohin Luna und ihr Vater sie vor vielen Jahren aus Frankreich überführt hatten. Seither hatte sie Luna und in den letzten Jahren auch Tom als Wohnung gedient.

Doch im Moment...

Erscheint lt. Verlag 9.5.2022
Reihe/Serie Die Rönning/Stilton-Serie
Übersetzer Susanne Dahmann, Julia Gschwilm
Sprache deutsch
Original-Titel Book 7
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2022 • Corona • eBooks • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Neuerscheinung • Olivia Rönning • Schweden • Schwedenkrimi • Stockholm • Tom Stilton • weibliche Ermittlerin
ISBN-10 3-641-25096-X / 364125096X
ISBN-13 978-3-641-25096-6 / 9783641250966
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