Die Diplomatin

Spiegel-Bestseller
Roman

**** 16 Bewertungen

(Autor)

Buch | Hardcover
253 Seiten
2022 | [1. Auflage]
Claassen (Verlag)
978-3-546-10005-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Diplomatin - Lucy Fricke
22,00 inkl. MwSt
Fred ist eine erfahrene und ehrgeizige deutsche Konsulin. Eine Frau, die eigentlich nichts aus der Ruhe bringt, überall und nirgends zu Hause.

Dann jedoch, in Montevideo, scheitert sie erstmals in ihrer Karriere. Sie wird versetzt ins politisch aufgeheizte Istanbul, ihrer bisher größten Herausforderung. Zwischen Justizpalast und Sommerresidenz, Geheimdienst und deutsch-türkischer Zusammenarbeit, zwischen Affäre und Einsamkeit stößt sie an die Grenzen von Freundschaft, Rechtsstaatlichkeit und europäischer Idee.

Lucy Fricke wurde in Hamburg geboren und lebt in Berlin. Für ihre Arbeiten wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt war sie Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya in Istanbul. Ihr Roman „Töchter“ erhielt 2018 den Bayerischen Buchpreis, wurde in acht Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt.

Dann steht man da und ist nur Deutschland. In ihrem fulminanten, so komischen wie bitteren neuen Roman erzählt Lucy Fricke von einer Diplomatin, die den Glauben an die Diplomatie verliert - und das, was in ihrem Beruf das Wichtigste ist: die Geduld.

Erscheinungsdatum
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 128 x 210 mm
Gewicht 365 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Außenpolitik • Deutsch-Türische Beziehungen • Diplomatie • Gegenwartsroman • Gesellschaftsroman • Konsulat • literarisch • Politik • Pressefreiheit • Türkei • Unterhaltung • Uruguay
ISBN-10 3-546-10005-0 / 3546100050
ISBN-13 978-3-546-10005-2 / 9783546100052
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:

5 Buchhändler-Bewertung

von (Buchhändler, Lehmanns Media Web-Redaktion), am 02.08.2022


Steffen Ille
Buchhändler
Mit trockenem Humor

Friederike Andermann, kurz: Fred, hat eine erstaunliche Karriere im Diplomatischen Dienst hingelegt. Kinder alleinerziehender Mütter in prekären Verhältnissen sind dort jedenfalls Mangelware. Und nun ist sie die frisch berufene Botschafterin in Montevideo.
Sie ist eine erfahrene Diplomatin, sie hat im Irak traumatisierende Dinge gesehen und erlebt, ein Botschaftsposten, dessen Hauptaufgabe darin besteht, herumzustehen und Deutschland zu sein (eine herrliche Formulierung), verspricht die dringend benötigte Ruhe. Aber es kommt anders.
Einige Jahre später ist sie Konsulin in Istanbul und dieses Mal wird sie nicht versuchen, nach den Regeln zu spielen, sondern etwas bewirken wollen.

Etwas verwundert habe ich die Verlagsbeschreibung zur Kenntnis genommen, denn ich sehe hier keine Frau, die den Glauben an die Diplomatie verliert. Vielmehr habe ich Fred als eine Frau wahrgenommen, die nach dem Möglichen sucht. Dass Fricke ihr einen persönlichen Ratgeber beiseite stellt, der seine eigene Karriere exzellent vorantreibt, indem er strikt nach den Regeln des Betriebs spielt, ist doch kein Zufall. Vielmehr verhandelt dieser Roman die Frage, wieviel persönlicher Einsatz eigentlich erforderlich ist, um das Richtige zu tun, um sich nicht selbst zu verraten. So erlebe ich Fred eher als Diplomatin, die nicht hilflos sein will, die die Chancen und Möglichkeiten ihres Berufes nutzen will.

Damit ist sie natürlich nicht das, wofür Beamtendiplomatie sonst steht, das zeichnet Lucy Fricke auch deutlich auf. »Das Amt« belohnt solches Verhalten nicht, sondern ein Verhalten, das stets dafür sorgt, für nichts verantwortlich zu sein, sich aalglatt und stromlinienförmig überall durchzuschlängeln und rückzuversichern. Nur: Solches Verhalten bewirkt halt auch nichts. Zumindest nichts gutes. Aber damit glaubt die Protagonistin doch immer noch an Diplomatie - sie glaubt nur möglicherweise nicht mehr an den Betrieb und seine kalten Regeln.

Besonders eingenommen hat mich Lucy Frickes feiner Humor, ihre nonchalant eingespielten Punchlines (»Wir haben keine Panik, wir sind Beamte.«) und ihre mit wenigen Strichen klar gezeichneten Charaktere.

4 Humorvoll

von , am 30.06.2022

Die Autorin schildert das Leben einer Diplomatin, wobei das Ganze humorvoll beschrieben wird. In Istanbul ändert Einiges für Fred. Sie lernt, ihre Pflichten umzugehen, um das erwünschte Ergebnis zu erreichen. Am Ende muss man genau das Gegenteil machen. Die aktuellen Themen im Roman wurden gut umgesetzt. Die Politik spielt eine wichtige Rolle im Buch, aber im Vordergrund stehen die Normen und Werte einer Diplomatin, die nur das Beste aus ihrem Job machen will.
Die anderen Charaktere kamen mir oberflächlich vor, aber das hat mich nicht gestört. Das Einzige, was mich gestört hat, waren die zahlreichen Leerstellen, die meine Wahrnehmung der Geschichte in einem gewissen Grad beeinflusst haben. Daher wirkte die ganze Geschichte für mich zu gekünstelt.

Insgesamt war es ein unterhaltsames und nicht sehr politisches Buch, das ich meinerseits weiterempfehlen kann.

5 Sehr aufschlussreiche Lektüre mit fast schon erdrückendem Thema und einer Prise Humor

von , am 21.05.2022

Mich hat vor allem das Thema Diplomatie interessiert. Natürlich darf man nicht vergessen, dass es sich hier um einen politischen Roman handelt, also die Unterhaltung eigentlich im Vordergrund steht. Unterhalten hab ich mich auf jeden Fall gefühlt, weil ich die Einblicke sehr interessant fand. Bislang hatte ich eher nur eine vage Vorstellung, was Diplomaten denn so zu tun haben. Und ja, man ahnt auch, dass es vor allem die Funktion als Aushängeschild ist. Übertragen auf die Wirklichkeit, was ja nun momentan auch brandaktuell ist, ergibt sich da beim Lesen durchaus ein recht beklemmendes Gefühl, wenn man sich vorstellt, dass die Diplomatie eben oft auch Machtlosigkeit ist und man im Angesicht von schwierigen Entwicklungen mehr oder weniger hilfloser Zuschauer bleibt.
Das alles kommt sehr gut rüber und macht auch neugierig, vielleicht etwas tiefer in das Thema einzudringen. Für einen Roman, der sich dank des flüssigen Schreibstils der Autorin sehr angenehm liest, ist das so aber genau richtig. Perfekt in meinen Augen ist hier der trockene Humor der Protagonistin gelungen, was eben auch den Unterhaltungswert steigert und dem teils doch schon erdrückenden Vorgängen, die man nicht zuletzt auch aus den Nachrichten kennt, die Härte nimmt.
Nichtsdestotrotz handelt es sich hier um ein kritisches, ernstes und in meinen Augen wirklich auch mutiges Buch, das mir rundum gefallen hat!

4 Interessantes Buch über die Welt der Diplomatie

von , am 28.04.2022

Der Roman schildert sehr eindrucksvoll, wie Fred an ihre Grenzen stößt und den Glauben an die Diplomatie verliert. Sie muss erkennen, dass das System so ganz anders ist als wir es kennen. Unschuldige Menschen werden verhaftet, müssen wochenlang unter menschenunwürdigen Bedingungen auf ihre Scheinprozesse warten und werden zu hohen Strafen verurteilt. Trotz ihres hohen Ranges ist es Fred unmöglich, unter dem herrschenden Regime Einfluss zu nehmen, und sie beginnt, nach ihren eigenen Regeln zu handeln.

Das Buch, das aus vielen kurzen Kapiteln besteht, ist in sehr schönem, flüssigem Stil in der Ich-Form geschrieben. Lucy Fricke hat in ihre tiefgründige Geschichte - besonders in der ersten Hälfte - viel Humor einfließen lassen und die Leser auf interessante Art und Weise in die Welt der Diplomaten entführt.

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt - daher 4 Sterne!

3 Gute Ansätze mit schwächelndem Ende

von , am 27.04.2022

Ehrlich gesagt hätte ich von dem Gesamtpaket der Geschichte etwas mehr erwartet, als die Autorin hier abgeliefert hat. Ich finde politische Elemente in Büchern immer besonders spannend, und mit Fred habe ich mich daher auf eine Protagonistin gefreut, die genau diese Facetten abdeckt.

Grundsätzlich gut gemacht fand ich zunächst einmal die Einbindung authentischer politischer Situationen in die Handlung dieses Buches. Bestimmt Tendenzen sind dabei wirklich aktuell und daher in meinen Augen ein sehr gelungenes Element zur Verknüpfung von Realität und Fiktion.

Ein bisschen schwer getan habe ich mich dann leider mit Protagonistin Fred, was ich allerdings tatsächlich eher meinen Ansprüchen an das Genre zuschreiben würde. Bereits der Klappentext verspricht eine fulminante Geschichte, wirklich überwältigen konnte mich die Erzählung schlussendlich aber ehrlich gesagt eher nicht. Freds Gedanken und Reflexionen fand ich zwar grundsätzlich interessant, wirklich über das Maß einer soliden Geschichte hat aber leider weder sie als Figur, noch der Handlungsverlauf an sich herausgestochen.

Fazit: Grundsätzlich habe ich in diesem Buch einiges an Potenzial gesehen, vollständig ausgeschöpft wurde das meiner Meinung nach aber nicht. Beim Lesen habe ich mich zwar nicht wirklich gelangweilt, von einer als fulminant angepriesenen Geschichte habe ich aber definitiv etwas mehr Alleinstellungsmerkmale erwartet, als ich hier finden konnte. Wirklich beeindrucken konnte mich "Die Diplomatin" daher leider nicht, solide gemacht ist die Geschichte an sich aber schon.
Dafür vergebe ich drei Sterne.

3 3 Sterne

von (An der Nordseeküste), am 26.04.2022

Klappentext:

„Fred ist eine erfahrene und ehrgeizige deutsche Konsulin. Eine Frau, die eigentlich nichts aus der Ruhe bringt, überall und nirgends zu Hause. Dann jedoch, in Montevideo, scheitert sie erstmals in ihrer Karriere. Sie wird versetzt ins politisch aufgeheizte Istanbul, ihrer bisher größten Herausforderung. Zwischen Justizpalast und Sommerresidenz, Geheimdienst und deutsch-türkischer Zusammenarbeit, zwischen Affäre und Einsamkeit stößt sie an die Grenzen von Freundschaft, Rechtsstaatlichkeit und europäischer Idee.“



Ja, Fred ist nicht nur Diplomatin, sie sollte auch Diplomatie bei sich selbst zeigen und anwenden. Im Buch „Die Diplomatin“ lernen wir Fred kennen. Um sie kurz zu beschreiben: sie ist eine etwas verkappte Existenz. Sie wird aus ihrer kleinen, beruflichen Welt gerissen und das ganze Kartenhaus stürzt durch Montevideo zusammen. Istanbul kommt dann als nächstes. Fred steht neuen Herausforderungen gegenüber in einem Land, wo es brodelt. Autorin Lucy Fricke hat mit ihrer Protagonistin eine vielschichtige Person geschaffen die man erstmal verstehen muss. Fricke baut Komik und Humor aber auch das knallharte Leben zusammen und dabei ist dieser Roman das Ergebnis. Zugegeben ich hatte mehr erhofft, dacht, ich würde etwas mehr gefordert werden beim lesen aber dem war nicht so. Die Geschichte rund um Fred ist nicht schlecht aber auch kein Kracher. Freds Leben ist kein einfaches. Wir erfahren so einiges aus ihrer beruflichen Laufbahn aber auch viel Privates. Eine gesunde Mischung um den Menschen zu verstehen über den wir lesen. Ab der Hälfte des Buches ebbte aber der Schwung der Geschichte ab. Fricke verdruselt sich in ausschweifenden Aussagen und zieht einige Parts unnötig in die Länge. Es war schon ein wenig mühsam da dann noch am Ball zu bleiben. Genau deshalb vergebe ich 3 von 5 Sterne. Wie bereits gesagt war die Sprachwahl und der Ausdruck recht gekonnt zusammengesetzt. Beschreibungen wurden immer wieder versucht realitätsnah zu zeichnen um der Geschichte einen festen Rahmen zu geben. Fazit: die Story war ok aber mehr auch nicht.

4 Politisch brisante Irrwege

von , am 01.04.2022

Lucy Frickes neuer Roman „Die Diplomatin“ taucht im modern-rasanten Ton tief in die diplomatischen Gefilde ein und zeigt eine authentische und tiefenscharf gezeichnete Botschafterin, die ambitioniert um ihre Ideale an die Diplomatie und Freiheit kämpft – am Ende auch mit ungewöhnlichen Mitteln.

Im typisch brillant-trockenen und treffsicheren Fricke-Ton hat die Autorin einen höchst aktuellen und politischen Roman entworfen, dem sie mit ihrer präzisen und langen Recherche in der Diplomatenszene eine detaillierte, reale und dichte Atmosphäre einhaucht. Zudem sitzen die knappen Dialoge auf den Punkt und changieren zwischen Lakonie, schwarzem Humor und sehr kluger Beobachtung der verschiedenen Ebenen in der Diplomatie. Der Roman beginnt nonchalant in Montevideo und entwickelt sich in Istanbul zu einem nervenaufreibenden, bedrohlichen und soghaften Plot, der sehr realitätsnah die gesellschaftlichen Schrecken in der Türkei und aufrüttelnd die Grenzen der Diplomatie aufzeigt. Und doch verliert die Autorin in ihren verdichteten, klaren und pointierten Sätzen dabei nie ihren Hang zur Ironie und Lebensweisheit.

Ein sehr lesenswerter, hochaktueller Roman über eine Diplomatin zwischen Ernüchterung, Hilflosigkeit und Vorwärtsgehen sowie beruflichen und privaten Problemen.

4 Diplomatische Desillusionierung

von , am 31.03.2022

Nach dem großen Erfolg ihres mittlerweile verfilmten Romans „Töchter“ legt Lucy Fricke nun den neuen Roman „Die Diplomatin“ vor – eine fiktive und spannende Erzählung in der Welt der Außenpolitik, die auf wahren Begebenheiten basiert und hochaktuell ist.

Die ehrgeizige Diplomatin Friederike Andermann (Fred) möchte etwas in der Welt bewegen, die Dinge aktiv gestalten und ist auf ihrem Botschafter-Posten in Uruguays Hauptstadt Montevideo eher gelangweilt vom Organisieren der Veranstaltungen mit Bratwürsten und Orchester. Dabei hat die Endvierzigerin 20 Jahre lang auf diese Karriere hingearbeitet und dabei die Einsamkeit schmerzhaft in Kauf genommen. Als die Blogger-Tochter einer einflussreichen deutschen Journalistin verschwindet und Fred nicht nach deren direkten Wünschen handelt, sondern sich hinter der Bürokratie versteckt, kommt ihre Karriere ins Schlingern und sie wird später ins politisch brisante Istanbul als Konsulin bestellt. In der autoritär geprägten Türkei beginnt ihr fester Glaube an die Diplomatie Risse zu bekommen, als sie in einen brisanten Fall von einer inhaftierten Kunstschaffenden und deren Sohn aus Deutschland verwickelt wird, der deutlich macht, wie die deutschen und türkischen Geheimdienste zusammenarbeiten. Fred beginnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und überschreitet legale Grenzen, was der Handlung einen gekonnten Schwung zu einem lebhaften Kriminalfall verschafft.

Präzise recherchiert mit einer klaren und direkten Sprache ist Lucy Frickes politischer Roman über diplomatische Geschicke, Ideale und Desillusionierung ein literarischer Genuss voller Klugheit, Ironie und bittersüßem Humor. Kein Wort ist zuviel, die Dialoge geschliffen-pointiert und die Geschehnisse sehr realitätsnah. Die authentische Fred ist als weibliche Ich-Erzählerin und Protagonistin nahbar und überzeugt auch in ihrer persönlichen, teils lakonischen Perspektive zwischen Einsamkeit, Ohnmacht und Tatendrang.

Ein unterhaltsames, lehrreiches und dichtes Buch, das Einblicke in eine sonst geheime Welt der bilateralen Beziehungen auf höchster Ebene gewährt und geopolitisch nicht aktueller sein könnte!

4 unterhaltsam und brisant

von , am 28.03.2022

Worum geht es?
Fred ist Diplomatin, erst in Montevideo (Uruguay) und dann nach einem Vorfall in Istanbul. Dort wird sie von politischen Abläufen überrollt und an ihre Grenzen gebracht: Menschlich und auch politisch.

Worum geht es wirklich?
Schuld, Mut und Ohnmacht.

Lesenswert?
Ja, eine unterhaltsame und dennoch nachdenklich stimmende Lektüre. In wirklich kurzen Kapiteln begleitet man Fred bei ihrer Arbeit in Montevideo, ihren Aufgaben als Diplomatin - weniger politisch als vielleicht erwartet. Nach einem Zeitsprung dann ein anderer Arbeitsort: Istanbul. Und hier wird es wesentlich persönlicher und auch politisch aufgeheizter.
Während ich die Protagonistin Fred zu Beginn eher anstrengend und unsympathisch empfunden habe, wurde sie im Verlauf der Handlung immer greifbarer, immer menschlicher und die Handlung damit irgendwie immer drängender.
Es gibt durchaus viele unterhaltsame und amüsante Stellen, zeitgleich schwebt aber die politische Ohnmacht über den Handelnden und man muss (recht fassungslos) dabei zuschauen, was möglich ist und was eben auch nicht möglich ist.
Die Richtung, in die die Handlung sich entwickelt, habe ich nicht erwartet. Hat mir aber gut gefallen und ich habe zum Ende hin mit den Protagonist*innen gebangt und gehofft.
Sprachlich sehr angenehm zu lesen. Durch die kurzen Kapitel und den geringen Umfang des Buches auch für Menschen mit wenig Lesezeit oder nur kurzer Lesezeit sehr gut geeignet. Kann man gut beiseite legen und erst später wieder wieder einsetzen.
Trotz des Unterhaltungsfaktors dieses Buches war die Handlung brisant und auch bewegend. Es werden keine politischen Namen genannt, es gibt keine konkreten Angaben. Und dennoch denkt man sich immer wieder: Oh verdammt, das kann so echt passieren. Das ist nicht weit weg. Das passiert genau so in manchen Ländern. Mit diesen wenigen Seiten und den kurzen Szenen wird ein sehr greifbares und reales Bild erschaffen. Es muss nicht lange erklärt werden. Es entsteht einfach nebenbei. Und es ist erschreckend.
Von daher kann ich die Lektüre dieses Buches empfehlen.

5 Beamtentum gegen Intuition und Menschenverstand

von , am 19.03.2022

Das Cover mit der stilisierten Landschaft lässt Urlaubsträume erwachen und führt gut in das, generell, vermutete Leben einer Konsulin ein. Empfänge, Reisen in exotische Länder, Organisation von Festen und tolle Gespräche mit der "Diplomatenclique” der anderen Länder, dazu noch hoch bezahlt und mit toller Pension, das sind die Vorurteile, die einer Konsulin oder einem Konsul, oftmals entgegengebracht werden.
Mit der Auswahl dieses Romans wollte ich gern mehr über den diplomatischen Dienst erfahren und wurde mit der Realität konfrontiert. Die Protagonistin führt nicht nur ein Leben, bestehend aus langweiligen Terminen und Pflichten, sondern muss als Bindeglied zwischen der Regierung des jeweiligen Landes, der Polizei und deutschen Urlaubern fungieren. Zuerst in Montevideo, dann in Istanbul, muss Friederike Andermann, genannt Fred, zu dem Schluss kommen, dass Journalisten, Künstler und unvorsichtige Touristen oftmals die Brisanz der Lage nicht verstehen wollen und ihre Warnungen und Ratschläge einfach ignorieren. Aus Unverständnis der politischen Lage oder, weil sie von einem Konsulat zu viel Schutz erwarten?
Die Protagonistin ist Ich - Erzählerin. Dadurch wird Intensität erzeugt und ihre innere Zerrissenheit, nach vielen Dienstjahren, in den Blickwinkel gerückt. Das Leben in Montevideo wird teils verniedlichend dargestellt, offenbart dann aber ihre Hilflosigkeit in einer brisanten Situation. Bei Nichterfolg wird man in die Zentrale versetzt und dann oft an einen Brennpunkt wie Istanbul, wo Fred tief in die Beziehungen der deutschen und türkischen Geheimdienste eintaucht. Freiheit, Recht und Demokratie werden dort mit Füßen getreten. Sie zweifelt an ihrem diplomatischen Standpunkt und kämpft gegen Repressalien durch den “Präsidenten” an. Das türkische Unrechtsregime wird in aufrüttelnder Weise dargestellt, was den Berichten der deutschen Presse entspricht.
Kann man noch gefahrlos dorthin in den Urlaub fahren, zum Beispiel als Journalist, Kurde, Teilnehmer an Demos in Deutschland gegen das türkische Regime?
Fred stellt sich selbst und ihren Beruf in Frage und kommt zu dem Schluss, dass man in menschlich Handeln muss. Sie wird intensiv von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet. Der Roman ist chronologisch angelegt, was ihn leicht lesen lässt. Dazu tragen auch die schnörkellose Sprache und die kurzen Kapitel bei.
Ich hätte mir ein umfangreicheres Werk gewünscht, denn oftmals werden Fakten nur angetippt. Der innere Konflikt der Protagonistin ist gut dargestellt. Natürlich darf eine Liebesromanze als “Würzung” nicht fehlen.
Wer wird nach dieser Lektüre noch in den diplomatischen Dienst eintreten wollen?

4 Feiner Humor und spannende Einblicke

von , am 14.03.2022

Fred - die Diplomatin ist ein sehr spannender Charakter, ein Lebenslauf mit dem ich bisher nur aus den Nachrichten Kontakt hatte und dennoch eigentlich eine ganz "normale" Frau. Die Geschichte entspinnt sich zwischen unterschiedlichen Stationen der Diplomatin die zunächst kaum zusammen hängen. Es bleibt der Hauptperson und auch den Lesenden wenig Zeit sich auf die neuen Schauplätze einzustellen, aber ich vermute, das ist eine bewusste Entscheidung von Lucy Fricke gewesen.
Der Plot ist abwechslungsreich und auch das Tempo variiert sehr angenehm, alles in allem eine spannende und unterhaltsame Geschichte. Das Cover erklärte sich für mich so richtig erst in den letzten Seiten, aber das mag ich gern :-)
Was das Buch gut kann: Die Diplomatin nimmt die Lesenden mit in eine Welt, die wir sonst nur als Außenstehende betrachten und regt auch zum Denken über Zusammenhänge in der Welt an.
Was das Buch nicht so gut kann: Für mich waren die Sprünge manchmal zu groß und ich wäre gern mehr abgeholt wurden.

3 Spannende Sichtweise, unterhaltsam erzählt

von , am 13.03.2022

Der Klappentext verspricht einen fulminanten Roman und tatsächlich lesen sich die knapp 250 Seiten quasi in einem Zug weg. Lucy Fricke betritt mit ihrer Protagonistin, der deutschen Botschafterin Fred, das Feld der Diplomatie aus einer weiblichen Perspektive heraus. Ein hochaktuelles Thema und eine noch immer viel zu seltene Sichtweise - ein sehr spannendes Setting also.

Fred ist zielstrebig, erfahren, besonnen in ihrer Arbeit als Diplomatin und fühlt sich an ihrem aktuellen Einsatzort in Montevideo fast ein wenig unterfordert, bis ein Zwischenfall sie aus ihrer Routine reißt und schließlich zu ihrer Versetzung führt. Als es an ihrem neuen Stützpunkt in Istanbul zu einer erneuten diplomatischen Krise kommt, führt sie dieser an die Grenzen der Diplomatie und Rechtsstaatlichkeit und sie sieht sich herausgefordert, zwischen ihren beruflichen und ihren menschlichen Grundsätzen zu entscheiden.

Lucy Fricke schreibt locker, frisch und ironisch. Der lebendige Schreibstil trägt einen flott durchs Buch, verleiht der Handlung Tempo und Brisanz. Dass erfolgreiche Frauen sich noch immer mit anderen Schwierigkeiten herumschlagen müssen als Männer wird unterhaltsam und quasi nebenbei eingeflochten, ohne die Handlung zu beschweren. Insgesamt jedoch muss ich sagen, dass mir die inhaltliche Tiefe und der rote Faden gefehlt haben. Verschiedene Themen werden eingestreut, Handlungsstränge laufen gefühlt ins Leere, der Bereich der Diplomatie ist mir nicht wesentlich näher gekommen und die charakterliche Entwicklung der Protagonistin wird lediglich angedeutet. Wer einen eher seichten Einstieg ins Thema und ein paar unterhaltsame Lesestunden sucht, macht mit diesem Buch jedoch mit Sicherheit nichts falsch, denn Zeit für Langeweile bleibt hier keine.

5 Diplomatie ist Geduld

von (Darmstadt), am 13.03.2022

Nach einem Zwischenfall in Uruguay muss die Konsulin sich eingestehen, gescheitert zu sein. Danach gelangt sie nach Istanbul, wo die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei eine ganz andere Kragenweite haben. Zusammen mit dem deutschem Botschafter, ein alter Freund, versuchen die beiden türkischstämmigen Deutschen sowie Journalisten zu helfen und für Gerechtigkeit in einer politisch angespannten Lage zu sorgen.

Die Protagonistin ist eine starke Frau, die sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Ihr Werdegang und auch ihr Verhalten zeugen von ihrem großen Ehrgeiz ohne verbissen zu sein. Ich habe Fred als sehr sympathische und bewundernswerte Frau wahrgenommen, wodurch mich ihre ganze Gesichte noch mehr in den Bann gezogen hat.
Zudem wurde schon direkt zu Beginn des Buches Spannung aufgebaut, die sich dann auch durch die ganze Geschichte gezogen hat.
Die Atmosphären in Montevideo und Istanbul wurden von der Autorin sehr authentisch beschrieben, so dass man sich mittendrin gefühlt hat.

Ich kann das Buch nur weiterempfehlen, da es spannend und inspirierend ist.

4 Wow

von , am 10.03.2022

Ich habe selbst einige Jahre im Umkreis von Diplomat:innen und Botschaften verbracht und habe so oft geschmunzelt bei diesem Buch und den Berichten. Der 3. Oktober? Die Goethe-Statue? Die Art, wie man im Ausland besser vom Heimatland spricht, als man es vorher je getan hätte? Lucy Fricke beschreibt all dies so gut, als wäre sie selbst im Auswärtigen Amt gewesen.

Ihr Schreibstil ist feinfühlig und bittersüß und ruft danach, mehr von ihr zu lesen. Auch ihre Charaktere sind mit einer Feinfühligkeit gezeichnet, die amüsiert und berührt: von dem Fahrer und dem Polizisten in Urugay, über den Botschafter in der Türkei, dem Journalisten und der Mutter von Fred. Sie alle haben ihre Facetten, ihre Schwächen, sind aber stets zu verstehen.

Lucy Fricke hat nicht nur einen resigignierten und doch hoffnungsvollen Blick auf die Diplomatie, sondern auch auf eine Karrierefrau Anfang 50, die sich in einer Männerwelt durchschlagen muss und gleichzeitig in sich selbst nicht keine junge Zukunft sieht. Ich bin absolut beeindruckt von der Darstellung und der Schönheit der Sprache. Das einzige Manko: das Buch war zu kurz, hatte dadurch aber ein gutes, passendes Ende, bei dem viel noch offen geblieben ist.

4 Aktuell und so wichtig

von , am 06.03.2022

Das Cover von "Die Diplomatin" ist wunderschön gestaltet, schlicht und elegant und scheint so den Stil der Diplomatie widerzuspiegeln. Auch der sehr angenehme Schreibstil trägt dazu bei, dass das Gefühl verstärkt wird. Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, dass hier ein gelungenes Porträt der Diplomatie geschaffen wurde und so den LeserInnen einen Einblick hinter die Kulissen erlaubt. "Die Diplomatin" ist ein kurzes Buch, dass schnell beendet ist, nach der Lektüre aber noch lange hängen bleibt und einen bewegt. Ich hab noch lange darüber nachgedacht, welche Bedeutung der Diplomatie in unserer Welt zufällt, vor allem in Kontext aktueller Ereignisse stellt das Buch eine sehr wichtige Lektüre dar.  

4 Über den Sinn und Irrsinn der Diplomatie

von , am 01.03.2022

Im Mittelpunkt von Lucy Fricke’s neuem Roman steht die ehrgeizige und krisenerprobte Diplomatin Friederike Andermann, von allen nur Fred genannt, die sich zunächst in Uruguay und später in Istanbul zusehends in einem Wirrwarr zwischen Bürokratie, Beziehungen und Zweifel an der Diplomatie wieder findet.

„Die Diplomatin“ lebt vor allem von seiner sympathischen Hauptfigur Fred, die langsam aber sicher im diplomatischen Chaos versinkt und zunehmend am (Irr-) Sinn der Diplomatie zu zweifeln scheint.
Andere Figuren, wie zum Beispiel Freds Kollege Philipp oder der Journalist David sind durchaus unterhaltsam beschrieben, bleiben dabei aber eher oberflächlich und schablonenhaft.

Lucy Fricke ist eine unterhaltsame und ironische Geschichte, voller lustiger Momente und mit durchaus aktuellen politischen und diplomatischen Bezügen und Anspielungen gelungen.
Besonders gefallen haben mir, neben dem tollen Schreibstil voller bissiger Anspielungen, die oft humorvollen Einblicke in das Diplomatendasein inklusive all seiner Herausforderungen, Hürden und Absurditäten. Die Autorin beschreibt nachvollziehbar, aber augenzwinkernd, wie ihre Protagonistin immer mehr am Sinn und den beschränkten Handlungsmöglichkeiten der Diplomatie verzweifelt und ihre Geduld schließlich zu verlieren scheint.

Mich haben Lucy Fricke’s trockene und ironischen Erzählung von diplomatischen Wahnsinn und dem sich entwickelnden Chaos in Istanbul sehr gut unterhalten und das ein oder andere Mal zum Schmunzeln gebracht.
So ganz konnte die Autorin die Spannung und den Sprachwitz für mich nicht bis zum Ende durchhalten und ein wenig hat die Geschichte im Laufe an Esprit verloren, daher „nur“ vier Sterne von mir.
Nichtsdestotrotz ist „Die Diplomatin“ ein gelungener und bissiger Roman, mit sehr interessanter und aktuellen Thematik, der mich bestens unterhalten hat und neugierig auf die anderen Werke der Autorin macht!
Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Tonio Schachinger

Buch | Hardcover (2023)
Rowohlt (Verlag)
24,00

von Martin Suter

Buch | Hardcover (2023)
Diogenes (Verlag)
26,00

von Daniel Kehlmann

Buch | Hardcover (2023)
Rowohlt (Verlag)
26,00