Schwarzwälder Verschwörung (eBook)

Ein Schwarzwald-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
368 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01292-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schwarzwälder Verschwörung -  Linda Graze
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Keiner ruht, alles wacht ... Schlaflos im Schwarzwald! Kurstadt außer Kontrolle: Um die «Schlafschafe» zu wecken, besetzen Ruhestörer den idyllischen Kurpark von Bad Wildbad. Bald hinterlassen sie ihren Unrat im Rosengarten, ziehen lärmend durch die Fußgängerzone, krakeelen vom Baumwipfelpfad. Als immer mehr Leute aus der S-Bahn stolpern, dämmert es Justin Schmälzle und seinen Kollegen: Sie haben es mit Aluhutträgern und Chemtrailverschwörern zu tun! Dann werden drei Schafe tot aufgefunden. Und ein Mensch. War das Mord? Wann ist endlich wieder Ruhe? Und warum um alles im Ländle weiß die Putzfrau mehr als die Polizei? Das Team um Kommissar Schmälzle schläft nicht mehr. Bis alle Fragen geklärt sind. Hochaktueller Stoff für einen hintergründigen Regiokrimi: der 3. Band um den unverwechselbaren Kommissar Justin Schmälzle - den der Zufall (und die Liebe) in das nur vermeintlich idyllische Bad Wildbad brachte.

Linda Graze verbrachte ihre Kindheit im Nordschwarzwald. Nach einer Ausbildung zur Dolmetscherin beschloss sie: Nicht die Texte anderer übersetzen, lieber selber schreiben! Sie wurde Werbetexterin und arbeitete für die großen Agenturen des Landes, von München über Hamburg bis Frankfurt. Sie schrieb Kampagnen für Kameras und Kosmetik, textete für Sahnebonbons, Schokoriegel und Schrauben. Inzwischen betreibt sie eine Recruiting-Agentur für die Werbebranche in Stuttgart.

Linda Graze verbrachte ihre Kindheit im Nordschwarzwald. Nach einer Ausbildung zur Dolmetscherin beschloss sie: Nicht die Texte anderer übersetzen, lieber selber schreiben! Sie wurde Werbetexterin und arbeitete für die großen Agenturen des Landes, von München über Hamburg bis Frankfurt. Sie schrieb Kampagnen für Kameras und Kosmetik, textete für Sahnebonbons, Schokoriegel und Schrauben. Inzwischen betreibt sie eine Recruiting-Agentur für die Werbebranche in Stuttgart.

Donnerstag, 14. Oktober


Das Fernsehprogramm ist mies, die Netflix-Serie ausgeguckt, der Thriller fertig gelesen. Claudia ist in der Klinik, und Sam schläft, zumindest brennt kein Licht im Zimmer des Dreizehnjährigen. Auch Justin Schmälzle ist in dieser Nacht außer Bereitschaft. Er schleicht leise über den Flur. Lautlos öffnet er die Haustür und zieht sie sachte hinter sich zu. Dann rückt er die Stirnlampe auf seinem Kopf zurecht und tritt in die Finsternis. Der Strahl der Lampe malt kleine Lichtpunkte in die Schwärze. Er muss nur den Punkten folgen. Und alles ist gut. Dass er sich nach der Idylle und der Stille, die ihn umgeben, bald sehnen wird, kann er nicht im Geringsten ahnen. Wie auch. Der Mensch kann Momente nicht vorausahnen. Er kann noch nicht einmal Vergangenes festhalten, in ein Einmachglas stecken und rausholen, wann ihm danach ist. Sogar einer wie Schmälzle merkt erst hinterher, wie gut es ihm vorher ging.

Im Aufwärmtempo nimmt er den schmalen Pfad durch den Garten hinauf zum Wald. Frische, kühle Luft steigt in seine Nasenlöcher. Er atmet tief ein, saugt den Sauerstoff mit dem hohen Ionengehalt gierig auf. An der guten Schwarzwaldluft kann er sich nicht satt atmen. Niemals. Er nimmt den Weg, der in Zickzacklinien von seiner Haustür zum Wald führt. Überall tritt er auf Geröll. Die losen Steine wollte er schon so lange beseitigt haben, dass er sie kaum mehr wahrnimmt. Als er das Holztörchen öffnet, das seinen Garten vom Wald trennt, hört er es quietschen. Es ist morsch. Hängt schief in den Angeln. Er wird sich darum kümmern, schon vor Wochen hat er sich das vorgenommen. Nachdem er sich um den Austausch der Heizung, die Renovierung der Einliegerwohnung und um die Sanierung der Terrasse gekümmert hat. Der Bungalow, den er vor wenigen Jahren im Liebesrausch gekauft hat, als Domizil für seine Familie, als Zeichen, dass sie endlich angekommen sind, erweist sich als Dauerbaustelle. Nur die Aussicht bedarf keiner Korrektur. Sie ist sagenhaft. Dieser Blick auf das Kurstädtchen, das schlafend unter ihm liegt, von Wald beschützt, der es von allen Seiten einrahmt, ist einmalig. Alles wäre gut. Hätte es sich nicht in sein Leben geschlichen, dieses neue Problem, das ein altes ist. Das ihn die ganze Nacht nicht ruhen ließ. Von links nach rechts wälzte er sich, von rechts nach links. Wie er es dreht und wendet, es lässt sich nicht reparieren. Er kann es weder sanieren noch austauschen – er kann nicht einmal damit umgehen. Schmälzle muss einen klaren Kopf bekommen. Sich sortieren. Dafür eignet sich nächtliches Joggen perfekt.

Er pustet seine Hände warm, reibt sie aneinander, dann schüttelt er sie aus. Es ist kalt in dieser Oktobernacht, die Temperatur ist bereits in den einstelligen Bereich gefallen. Über seiner Jogginghose trägt er nur ein dünnes Shirt. Er hätte eine Jacke anziehen sollen. Hier im Nordschwarzwald ist es stets vier, fünf Grad kühler als in Karlsruhe, wo er früher gewohnt hat. Im Sommer höchst angenehm, aber jetzt im Herbst … Lässig trabt er den asphaltierten Weg entlang, am dichten Wald vorüber, der rechts von ihm den Hang einnimmt. Wie die Kulisse für einen Heimatroman sieht das aus. Nur düsterer. Bedrohlich, fast. Von manchen Bäumen steht nur noch das Gerippe da. Sie sind verbraucht, alt, ausgetrocknet. Als wollten sie ihn warnen, ihm zurufen: «Pass auf, Schmälzle. So kann es dir auch ergehen! Das Schicksal schlägt zu, wenn du glaubst, alles im Griff zu haben. Von heute auf morgen, ach was, von einer Minute auf die andere kann dir alles entgleiten. Du hast es oft genug im Einsatz gesehen. Lass das nicht zu, hörst du?» Schmälzle hört im Moment gar nichts. Nur hier und dort raschelt es im Unterholz. Er ist derart in Gedanken, dass er die Umgebung kaum wahrnimmt. Er hat kein Auge für die Lichtblicke, die hoch über ihm in den Nachthimmel getupft sind. Myriaden von Sternen, die, winzigen Glühwürmchen gleich, den Höhenzug bewachen.

Am Tag, den er am liebsten aus seinem Leben streichen würde

Nur langsam kommen die Bilder wieder. Vage. Verschwommen. Sie laufen vor ihm ab wie ein mehrfach gerissener Film, der grob zusammengeschustert wurde. Der Mann, der vor ihm sitzt, hat den Mund leicht geöffnet, seine Augen sind starr. Ihm ist, als röchelte der, bevor er zusammensackte. Warum röchelte dieser Typ, was ist mit dem? Er kann ihm nicht ins Gesicht sehen, er sieht sowieso nur Nebel, in seinem Kopf ist alles Watte, als habe jemand einen Schleier vor das geschoben, was geschehen ist. Nur ein Bild steht vor ihm, wie eingefroren. Etwas glänzt, es ragt diesem Typen aus der Brust, er muss immer wieder hinschauen. Wieder fällt sein Blick auf seine Hände. Sie zittern. Und seine linke Hand … sie ist immer noch rot … wie Blut. Wieso … das kann doch nicht sein! Nein. Er war das nicht, er hat das echt nicht angefasst.

 

Er ist immer noch alleine. Um 1.45 Uhr ist kein Walker, kein Hundegassiführer, kein Waldläufer unterwegs. Man könnte meinen, die Menschen fürchten sich im Dunkeln, glauben, die Finsternis verschlucke sie, ziehe sie hinab in den Strudel des Unsichtbaren, wo die Lügen des Lebens verborgen sind, vergraben, fern der verstohlenen Blicke und neugierigen Fragen. So gespenstisch kommt ihm diese Nacht vor, geradezu mysteriös ist das heute.

Schmälzle konzentriert sich aufs Laufen. Langsam trabt er weiter. Seine Joggingstrecke führt kilometerlang durch den Wald. Dreht er den Kopf nach links, sieht er die schlafende Kurstadt, von steil aufsteigenden Hängen umgeben. Von oben betrachtet muss sie aussehen, als habe ein Riesenwesen mit der Axt eine Schneise in den Wald geschlagen, eine schmale, lang gezogene Ellipse, die es mit Häusern, Gärten und Garagen gefüllt hat. Dann hat es sein Werk betrachtet und den Kopf geschüttelt. «Da fehlt noch was», muss das Riesenwesen gesagt haben. «Ein Flüsschen!» Und dieses schlängelt sich jetzt durch die Schneise und teilt sie in zwei Hälften. Als Leitsystem, als Navigation, die dem Besucher erklärt, «bin ich linker Hand von dir, kommst du in den Kurpark und von dort nach Norden. Siehst du mich zu deiner Rechten, führe ich dich ins Städtchen rein, von da zum Polizeiposten, zum Bahnhof und danach in den Süden.»

Die nächsten Kilometer verlaufen fast kurvenlos, perfekt, um seine Gedanken in Fahrt zu bringen. «Die Sache», er hat sie so genannt, als sei eine leibliche Mutter eine Sache, sie lässt ihm keine Ruhe. Wieder hat sie ihre Ankunft angekündigt, doch diesmal hat sie ihren Besuch nicht, wie üblich, abgesagt. Die ganze Woche schon geht ihm «Die Sache» nicht aus dem Sinn.

Warum muss seine Leibliche ausgerechnet jetzt bei ihm auftauchen, und was meint sie damit: ihn besuchen? Hat sie ein Kaffeekränzchen im Sinn, plant sie, übers Wochenende zu bleiben, oder ist das Ende offen? Was soll er davon halten? Claudia kann er sein Leid nicht klagen. Seine Frau hat Stress, ungezählte Nachtschichten im Krankenhaus, jede helfende Hand wird gebraucht. In ihrer leitenden Position als Oberärztin kann sie von einer 40-Stunden-Woche nur träumen. Er sieht sie kaum noch. Und Sam? Sein Sohn zieht Computerspiele einem Gespräch mit seinem Vater vor, insbesondere wenn es über zwei Sätze hinausgeht. «Was, ich hab noch eine Oma?», hat er gesagt. «Cool!» Soll er seinem Sohn erklären, dass es nicht cool ist, sein Kind zu verlassen, irgendwo abzulegen, einfach zu vergessen und irgendwann zu sagen: «Ups, da war doch was?» Es wurmt Schmälzle. Nicht wissen, nicht kontrollieren, nicht planen können befindet sich außerhalb seiner Komfortzone. Damit kann er schwer umgehen. Er kann es nur wegatmen. Wegatmen hilft. Manchmal.

Der herbe Duft der Tannen steigt in seine Nase. Es riecht nach feuchtem Holz. Schmälzle liebt diesen Geruch, der nachts unglaublich intensiv ist. Tief nimmt er den Sauerstoff in sich auf, lässt ihn seinen Brustraum weiten, dann hält er den Atem an. Zählt. Eins, zwei, drei … und weiter sechs, sieben, acht. Laut hörbar stößt er die Luft aus und atmet ruhiger. Joggt gemächlicher. Im Tempo 3:10 min/km. Unter seinen Möglichkeiten. Abermals hält er die Luft an und gibt sie mit einem laut hörbaren Huh! huh! huh! ab. Danach schließt er die Augen. Endlich. Jetzt ist er im Moment, ganz bei sich, nur dieser Augenblick zählt. Es wirkt wie eine tiefe Meditation. Okay. Soll sie herkommen, sich bei ihm entschuldigen, auf die Knie fallen und sagen: «Sohn, verzeih mir, dass ich dich verlassen habe, als du ein Baby warst! Ich habe dir großes Unrecht angetan, es vergeht keine Minute, in der ich das nicht bereue, es tut mir unendlich leid.» Ja, es ist Zeit. Höchste Zeit. Er seufzt. Vielleicht wird am Ende doch noch alles gut?

Doch da! Was ist das? Ein durchdringender Ruf zerreißt die Stille und scheucht ihn aus seinem Gedankenfluss. Er lauscht. Es schreit immer noch. Das ist kein Käuzchen und auch kein Kuckuck. Obwohl er die Laute der Waldtiere nicht einordnen kann, weiß Schmälzle, dass, was zwitschert und piept, ein Lufttier und, was scharrt und brüllt, ein Bodentier ist. Aber dieses Geschrei ist kein Zwitschern und kein Brüllen. Was zu ihm dringt, sind Worte. Ein Mensch ruft. Um Hilfe? Die Stimme ist zu weit weg, sie klingt, als käme sie vom gegenüberliegenden Sommerberg. Er überlegt. Das sind gute zwei Kilometer Luftlinie in westlicher Richtung. Um dahin zu gelangen, müsste er erst den Meisternhügel, über den er joggt, hinunter, dann das Städtchen durchqueren, bevor er den Sommerberg hinaufkeuchen könnte. Obwohl er gut trainiert ist, ist das nicht einmal für ihn zu schaffen. Also stoppt er. Lauscht. Wieder ist alles still. Er hört nur noch ein leises Scharren. Eine Spitzmaus, eine Wühlmaus,...

Erscheint lt. Verlag 17.5.2022
Reihe/Serie Schwarzwald-Krimi
Zusatzinfo Mit 8 s/w Abb.
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bad Wildbad • cosy crime deutsch • Eberhofer • Geschenk für Mutter • humorvoller Krimi • Krimi • Kriminalroman • Ländle • lustig • Querdenker • Regiokrimi • Regionalkrimi • Rita Falk • Schmälzle • Schwabenland • Schwarzwald • Verschwörungstheorien • Verschwörungstheroretiker • Weihnachtsgeschenk
ISBN-10 3-644-01292-X / 364401292X
ISBN-13 978-3-644-01292-9 / 9783644012929
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