We Are Like the Sea (eBook)

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(Autor)

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2022 | 1. Auflage
432 Seiten
MIRA Taschenbuch (Verlag)
978-3-7457-0335-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

We Are Like the Sea - Marie Niebler
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Nur wer sich der Vergangenheit stellt, gibt auch der Zukunft eine Chance

Der Sturm, der in Lavender tobt, ist heftiger als das Unwetter, das bei ihrer Ankunft über Malcolm Island fegt. Eigentlich wollte sie die kanadische Insel nie wieder betreten, zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an den tragischen Unfall vor zwölf Jahren. Selbst zur Beerdigung ihres Onkels brachte sie es nicht über sich, zurückzukehren. Dennoch hat er ihr sein Haus vererbt, und ausgerechnet dieses ist nach Lavenders gescheitertem Studium ihr letzter Zufluchtsort. Die Begegnung mit dem Coast Guard Jonne ist ihr einziger Lichtblick - bis er erfährt, wer sie ist, und sein Lächeln verschwindet. Wo vorher Wärme war, sieht sie in seinen schieferblauen Augen jetzt nur noch Wut.

Eine Liebe, so stürmisch wie der Ozean - der Auftakt zur »Like Us«-Trilogie

»Ich bin verliebt in die atmosphärische Stimmung und die authentischen Charaktere. Eine Reihe, die man unbedingt lesen muss!« SPIEGEL-Bestsellerautorin Antonia Wesseling

»Von Mut, Liebe und Träumen, die selbst die stärksten Stürme überstehen. Die Like Us-Reihe nimmt das Leser*innenherz von der ersten bis zur letzten Seite im malerischen Kanada gefangen. Eine Empfehlung für alle, die sich nach Ruhe und Hoffnung sehnen.« Justine Pust



Gischt auf den Wangen, Wind im Haar - so ist Marie Niebler am glücklichsten. Aufgewachsen im Süden Deutschlands, träumt sie sich schon ihr ganzes Leben an raue Küsten. Ihre Sehnsucht stillt sie mit Geschichten, nicht selten mit ihren eigenen. Gemeinsam mit ihren Figuren steht sie auch die schwersten Zeiten durch und verliebt sich dabei mit jedem Roman neu in ihre Charaktere.

Kapitel 1

LAVENDER

Die Westküste begrüßt mich mit strömendem Regen. Er flutet die Windschutzscheibe meines alten Golfs und lässt es aussehen, als wäre er auf Tauchgang. Weltuntergangsstimmung. Passend zu dem flauen Gefühl in meinem Magen.

Das Prasseln auf dem Autodach hat das Radio übertönt, weshalb ich es schon vor einer Stunde ausgeschaltet habe. Die Scheibenwischer laufen auf Hochtouren, aber meine Sicht ist dennoch bis zur Unkenntlichkeit verschwommen.

Port McNeill ist mit seinen rund zweitausend Einwohnern eigentlich beschaulich. In der kleinen Hafenstadt kann man sich gar nicht verfahren – dachte ich. Wie sich herausstellt, ist es sehr wohl möglich, wenn man nur zwei Meter weit sehen kann und aufgeregter ist als vor einem Vorstellungsgespräch.

Ich hasse das. Diesen ganzen verfluchten Tag.

Verzweifelt halte ich nach den Schildern zum Hafen Ausschau. Die Fähre legt in zehn Minuten ab, und obwohl ich sehr viel Wasser sehe, ist da keine Spur von einem Ozean. Wenn ich sie verpasse, muss ich zwei Stunden auf die nächste warten. Und ich weiß nicht, ob ich das durchstehe, ohne mich vor Nervosität zu übergeben. Nicht, dass es besser wäre, auf diese schwimmende Blechbüchse zu steigen und mich von den Wellen durchschütteln zu lassen.

Der Gedanke an die Insel hat mittlerweile sämtliche meiner Eingeweide verknotet und macht sich nun daran, meine Kehle zuzuschnüren. Ich wollte nie zurückkommen. Ich wollte diese Küste nie wieder betreten. Ich wollte …

War das ein Schild?

Ich reiße den Kopf herum und recke den Hals, bin aber bereits daran vorbei. Da stand Hafen, oder? In welche Richtung zeigte der Pfeil? Geradeaus?

Okay, ich bin spät dran, vielleicht fahre ich besser noch einmal zurück und …

Ich schaue wieder nach vorn und schreie erschrocken auf. Irgendwie schafft es mein überfordertes Gehirn, den Befehl zum Bremsen zu geben, während der Rest meines Körpers in Schockstarre ist. Der Golf kommt mit einem Ruck zum Stehen, der Gurt schneidet schmerzhaft in meine Schulter, der Motor geht stotternd aus. Mein Herz hingegen beschleunigt nach dem kurzen Aussetzer, den es zweifelsohne hatte, auf doppelte Geschwindigkeit.

Wie betäubt starre ich die Gestalt an, die knapp vor meiner Motorhaube auf der Straße steht. Ich hätte fast jemanden überfahren! Wenn das kein schlechtes Omen ist, weiß ich auch nicht. Erst der Regen und jetzt das. Gott schreit gerade ganz laut hau ab. Wenn ich das nur könnte.

Die Person steht da wie angewurzelt. Ich glaube, es ist ein Mann, zumindest lassen die breiten Schultern und seine hochgewachsene Statur darauf schließen. Und er hat sicher einen noch größeren Schrecken bekommen als ich.

Mit zitternden Fingern lasse ich das Autofenster herunter. Sofort prasselt der kalte Regen über die Innenseite der Tür, meinen Ärmel und meinen linken Oberschenkel. Toll. Gar kein Problem, ich verbringe gern die nächste Stunde durchnässt.

»Ist alles in Ordnung?«, rufe ich und versuche den Kopf aus dem geöffenten Fenster zu strecken.

Der Mann löst sich aus seiner Starre und kommt um den Wagen herum auf mich zu. Ohne den Sturzbach auf meiner Windschutzscheibe, der alles verschwimmen lässt, erkenne ich, dass er die navyblaue Uniform der Küstenwache trägt. Und er ist nass bis auf die Knochen. Seinen Kopf kann ich nicht sehen, weil er über dem Autodach verschwindet.

»Alles bestens«, erwidert er. Seine tiefe Stimme hat etwas Beruhigendes. Sie klingt völlig unbeeindruckt, als würde ihm so was ständig passieren. Im Gegensatz zu mir scheint er die Fassung bewahrt zu haben. Dabei ist er derjenige, der fast im Krankenhaus gelandet wäre. »Aber bei dem Wetter solltest du nicht auf der Straße sein, das ist gefährlich.«

Er meint wahrscheinlich eher »Du bist gefährlich«. Und ich möchte auch wirklich nicht auf der Straße sein. Doch leider habe ich keine Wahl. »Ich suche den Hafen«, sage ich hilflos. »Meine Fähre geht gleich.«

Der Mann erreicht mich und beugt sich zu mir herunter. Sein Gesicht erscheint vor dem offenen Fenster, und ich blinzle verdattert. Er ist jünger, als ich dachte. Eher in meinem Alter, Anfang zwanzig. Die Haare kleben ihm tropfnass in der Stirn, ein dunkler Bartschatten bedeckt sein Kinn, und er mustert mich aus seinen schieferblauen Augen.

Einen Moment lang bin ich sprachlos. Vielleicht liegt es daran, dass dieses ganze Szenario wirkt wie aus einem Hollywood-Blockbuster, in dem er die Hauptrolle spielt, doch ich glaube, das ist der schönste Mann, dem ich je begegnet bin. Ein Schmunzeln stiehlt sich auf seine Lippen. Keine Ahnung, was er so lustig findet. Ob schon mal jemand klischeehaft in Ohnmacht gefallen ist, nur weil er gelächelt hat?

»Wohin willst du denn?« Sein Tonfall ist wärmer als eben. Ein angenehmer Schauer läuft mir über die Arme, und die Gänsehaut kommt nicht mehr von der Kälte.

»Nach Sointula.« Der Name bleibt bleiern auf meiner Zunge liegen, selbst nachdem ich ihn ausgesprochen habe. Ich versuche, nicht das Gesicht zu verziehen, doch ich glaube, es gelingt mir nicht ganz.

Mr. Hollywood hebt die Brauen. »Bei dem Wetter? Perfekter Zeitpunkt für einen Tagesausflug. Ich will nicht behaupten, das sei keine gute Idee, aber …« Er lacht.

»Aber eigentlich schon?«, scherze ich verlegen. Keine gute Idee, ja. Wohl eher die schlimmste Idee aller Zeiten. Ein Tagesausflug … Ich wünschte, dem wäre so.

Das Schmunzeln wächst zu einem Grinsen. »Nimm es mir nicht übel, aber Malcolm Island ist nicht mehr als ein Stückchen Wald umgeben von Wasser. Bei diesem Wetter überflutet von noch mehr Wasser. Ehrlich gesagt hätte es mich weniger gewundert, wenn du gesagt hättest, du willst dir unsere Riesenmaserknolle anschauen, die hat wenigstens einen touristischen Mehrwert.«

»Eure … was?«

Er stützt einen Unterarm auf dem Fensterrahmen ab, und sein Gesicht kommt meinem so nah, dass ich ein paar vereinzelte Sommersprossen auf seiner Nase erkennen kann. »Port McNeill hat die größte Maserknolle der Welt. Wie kannst du das nicht wissen?« Er zwinkert mir zu.

Hitze steigt mir ins Gesicht. »Da bin ich wohl schlecht informiert.«

»Sieht so aus. Sag Bescheid, falls du einen Fremdenführer brauchst. Hier um die Ecke gibt es auch noch einen Mülleimer, der seit dreißig Jahren nicht geleert wurde. Wir haben schon bei Guinness angerufen, zwei Weltrekorde sind immerhin besser als einer, aber sie sind leider verhindert.«

Ich schnaube. »Klingt ja romantisch.«

»Nur mit der richtigen Begleitung.« Er grinst verwegen, und mein Herz legt noch einmal an Tempo zu. Flirtet Mr. Hollywood mit mir? Ich glaube schon. Doch dafür habe ich leider wirklich keine Zeit.

»Ich würde ja gern mehr über euren übervollen Mülleimer hören, aber meine Fähre geht in fünf Minuten«, stammle ich.

Sein Gesichtsausdruck wird ernster. »Ah. Klar. Du bist schon auf dem richtigen Weg. Einfach weiter die Straße runter und bei der großen Abzweigung rechts. Ist nicht zu übersehen. Wenn du willst, kann ich die Fährenleute anpiepen und ihnen sagen, dass sie kurz auf dich warten sollen.«

»Oh. Das wäre toll!«

»Alles klar.« Er lächelt und richtet sich wieder auf. »Fahr vorsichtig und viel Spaß auf der Insel. Falls du Hilfe brauchst, weißt du ja, wo du mich findest.« Er weist auf das Coast-Guard-Abzeichen an seiner Brust und klopft zum Abschied aufs Autodach. Dann dreht er sich um und überquert die Straße.

»Danke!«, rufe ich. Wie benommen schaue ich ihm hinterher – oder vielmehr auf seinen Hintern, der in der nassen Hose viel zu gut zur Geltung kommt. Bis mir wieder einfällt, dass der Regen gerade meinen Wagen unter Wasser setzt und ich zu dieser verfluchten Fähre muss. Kopfschüttelnd lasse ich das Fenster hoch und starte den Motor.

Ich weiß nicht mal, was eine Maserknolle ist. Es klingt absolut unspektakulär, von dem Mülleimer ganz zu schweigen. Aber wenn dieser Kerl sie mir zeigt, bin ich interessiert.

Vielleicht sollte ich einen Ausflug nach Port McNeill machen. Je mehr Gründe ich finde, um die Insel wieder zu verlassen, je mehr Ablenkung, desto besser. Aber erst mal muss ich dort ankommen. Und irgendwie das Unwetter überleben, das sich in meinem Inneren zusammenbraut und spätestens dann über mich hinwegfegen wird, wenn ich über die Schwelle meines neuen Hauses trete.

Malcolm Island wirkt vom Meer aus, als stünde die Insel kurz vor dem Weltuntergang. Der Sturm wütet hier noch heftiger als in Port McNeill. Die Wellen schlagen gefährlich hoch, und die Bäume hinter den wenigen Häusern des Fischerdorfes Sointula biegen sich im Wind. Beim Anblick des Ortes breitet sich Gänsehaut auf meinen Armen aus. Ich fühle alles und gleichzeitig nichts. Es ist ein skurriles Déjà-vu. Ich weiß, ich war schon mal hier, doch ich kann mich so schlecht daran erinnern, dass ich es genauso gut geträumt haben könnte.

Die Fähre hat tatsächlich auf mich gewartet. Womöglich nur, weil ich die einzige Passagierin bin und sie ansonsten leer gefahren wäre, aber der Grund ist mir egal. Eine halbe Stunde nach meinem Beinahe-Unfall mit Mr. Hollywood docken wir in Sointula an.

Gerade mal fünfzehn Meilen ist Malcolm Island lang. Und obwohl die Insel geschützt in der Queen Charlotte Strait, der Meerenge zwischen Vancouver Island und dem Festland British Columbias, liegt, ist dieser Spätsommersturm heftiger als alles, was ich in Edmonton je an Unwettern erlebt habe.

Das...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2022
Reihe/Serie Like Us
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anya Omah • Arbeit mit Jugendlichen • Auftakt der Trilogie • British Columbia • Bruder • bücher für frauen • Bücher Liebesroman • Drogen • enemies to lovers • Familie • Große Gefühle • Insel • Inselbewohner • Jugendclub • Jugendliche • jüngere Geschwister • Kanada • Kira Mohn • Kleinstadt • Küstenwache • Lavender und Jonne • Liebesroman • Like Us 1 • Lovestory • Malcolm Island • Marie Niehoff • Nachhilfe • Natur • Neuanfang • New Adult • Renovierung • Sehnsuchtsorte • Sehnsuchtsort Kanada • Selbstfindung • Studienabbruch • Studieren • Teil 1 der Like Us Serie • TikTok • Tod • Trauer • Trauerbewältigung • Verlust
ISBN-10 3-7457-0335-9 / 3745703359
ISBN-13 978-3-7457-0335-1 / 9783745703351
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4 Emotionaler New-Adult-Roman

von , am 27.12.2022

Der Schreibstil von Marie Niebler gefällt mir sehr gut und ich habe von Beginn an mit Lavender und Jonne mitgefühlt und mitgefiebert. Nur langsam entblättert sich die Geschichte über die Vergangenheit und wir erfahren, weshalb Jonne so empfindet und weshalb Lavender niemals zurück nach Malcolm Island kommen wollte. Die beiden Charaktere sind sehr anschaulich beschrieben und ihre Gedanken und Handlungen plausibel dargestellt. An einigen Stellen empfand ich Längen und hätte mir da kürzere Passagen gewünscht. Da die Nebenfiguren jedoch ebenfalls sehr detailliert und liebevoll gestaltet wurden, habe ich auch die Längen ganz gern gelesen.

Ich bin gespannt auf den zweiten Teil der "Like us"-Trilogie!
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