Wenn ich uns verliere (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman | »Eine Herzensempfehlung.« Spiegel-Bestsellerautorin Ava Reed

**** 2 Bewertungen

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2022 | 1. Auflage
448 Seiten
Forever (Verlag)
978-3-95818-698-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wenn ich uns verliere -  Antonia Wesseling
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Wenn die Welle droht dich mitzureißen, brauchst du einen Anker, der dich hält  Als Maggie ihren neuen Job in einem Kölner Café? annimmt, ahnt sie nicht, vor welche Herausforderung sie das Leben stellt: Die Studentin trifft dort Leo wieder. Den jungen Mann, mit dem sie vor zwei Jahren eine unvergessliche Nacht verbracht und den sie in ihr dunkelstes Geheimnis eingeweiht hat. Während Leo noch immer die Frage beschäftigt, warum ihn die unberechenbare Frau so plötzlich von sich gestoßen hat, ist auch Maggie wieder von ihren intensiven Gefühlen überwältigt. Dabei könnte Leos Nähe gefährlich für sie werden. Er weiß zu viel über die Nacht, in der ihre Schwester starb. Doch gleichzeitig weiß er auch noch längst nicht alles. 

Antonia Wesseling, geboren 1999, lebt in Köln. Schon als Kind erfand sie eigene Geschichten und fing später an, Jugendbücher zu veröffentlichen. Neben der Arbeit als Autorin bloggt sie auf Instagram und YouTube (@antoniawesseling) über gute Bücher, ihre Liebe zum Schreiben und mentale Gesundheit.

Antonia Wesseling, 1999 geboren, wohnt mit ihren Katzen in Köln. Schon als Kind erfand sie eigene Geschichten und fing später an, Jugendbücher zu veröffentlichen. Neben der Arbeit als Autorin, bloggt sie auf Instagram (@antoniawesseling) und YouTube (@tonipure) über gute Bücher, ihre Liebe zum Schreiben und mentale Gesundheit.

1. Kapitel


Maggie


Es ist Mitte Mai, und die Kälte umhüllt mich wie ein unsichtbares Hemd. Jemand hat das Fenster geöffnet, die Luft weht unangenehm in den Raum, und ich habe am ganzen Körper Gänsehaut. Doch die eigentliche, die schmerzhafte und unerträgliche Kälte kommt von innen.

Ich sitze auf der Couch einer Kommilitonin und frage mich, was ich hier eigentlich soll. Klar, wir studieren die nächsten drei Jahre zusammen, und es wäre sicher nicht schlecht, ein paar Kontakte zu knüpfen. Dennoch fühle ich mich hier so fehl am Platz, als habe es das Leben der alten Maggie nie gegeben. Als habe es mich nicht gegeben. Die Maggie, die unbeschwert lacht, Spaß hat, Leichtigkeit fühlt.

Wahrscheinlich habe ich deshalb mit diesen Menschen, in dieser Wohnung, in diesem Augenblick nichts gemeinsam. Fast kommt es mir vor, als würden die anderen eine Sprache sprechen, die ich nicht verstehe. Sie lachen über Scherze, die ich nicht komisch finde. Sie sprechen über Themen, die für mich nicht greifbar sind. Doch das Schlimme ist: Ich weiß, dass nicht sie die Seltsamen sind, sondern ich.

»Maggie, richtig? Du kommst auch nicht von hier, oder?« Der Typ, der sich mir als Simon vorgestellt hat, sieht mich von der Seite an und grinst.

Er ist groß und dünn, hat blonde lockige Haare und ein schwarzes Tattoo am Hals. Ich glaube, es ist ein Adler, doch so genau kann ich das nicht erkennen.

Ich nicke, lasse die Flasche Bier auf meinen Schoß sinken und klemme sie zwischen meinen Beinen ein. Wenn ich eines in den sechs Wochen hier gelernt habe, dann, dass ich meine Heimatstadt nicht nennen kann, ohne mir einen Spruch einzufangen.

»Sieht man mir das sofort an?« Ich versuche zu lächeln.

Simon kippt sich den letzten Schluck aus seiner Flasche in den Rachen und schüttelt den Kopf: »Du warst die Einzige, die ein Bier bestellt hat und kein Kölsch.«

»Erwischt.« Jetzt lächle ich wirklich. »Ich komme aus der verbotenen Stadt.« Als Simon nicht reagiert, füge ich hinzu: »Also aus Düsseldorf. Du weißt schon … Köln und Düsseldorf …« Ich hebe die Hände und lasse die Finger wackeln, als hätte ich etwas Gruseliges gesagt. »Woher kommst du?«

»Aus Aachen. Aber vor einem Jahr fürs Studium hergezogen.«

»Dann hast du vorher etwas anderes studiert?«

Simon nickt. »Linguistik. Ich kann mir aber jetzt etwas anrechnen lassen. Und du? War Erziehungswissenschaft deine erste Wahl?«

Als ich zu einer Antwort ansetzen will, stellt jemand die Musik leiser. Endlich! Es ist so anstrengend, ein Gespräch zu führen, wenn man gegen den Lärm anschreien muss.

»Zeit für ein Spiel«, ertönt eine weibliche Stimme.

Ich lehne mich langsam zurück. Das Sofa, auf dem ich sitze, fühlt sich ziemlich durchgesessen an. Der Stoff ist an einigen Stellen zerrissen und muffelt nach kaltem Zigarettenqualm.

»Welches Spiel?« Ein Kerl, der zuvor mit zwei weiteren in einer Ecke gestanden hat, löst sich aus der Gruppe. »Sollen wir einen Stuhlkreis bilden und uns alle vorstellen?«

»Hey, das wird witzig.« Ein Mädchen steht auf. »Wir spielen Wahrheit oder Pflicht. Wer kneift, muss trinken.«

Das kann ja heiter werden … Eigentlich trinke ich selten Alkohol. Es ist weniger der Geschmack, den ich nicht mag, sondern der Kontrollverlust. Menschen legen ihre Hemmungen ab, tun unüberlegte Dinge. Ich tue unüberlegte Dinge schon ohne Alkohol. Wie soll das erst betrunken werden?

Nervös greife ich nach den Chips neben mir. Ich glaube, ich bin die Einzige, die seit der Ankunft ununterbrochen in die Schale greift. Die Snacks beruhigen mich.

Was soll’s! Niemand hier kennt mich, ich kenne niemanden. Im Zweifel kann ich die Wahrheit einfach neu erfinden.

Langsam setzen sich die Ersten um uns herum auf das Sofa oder quetschen sich auf den Boden. »Wir können die Flasche drehen.« Ein dunkelhaariger Typ trinkt den letzten Schluck seines Biers und legt dann die Glasflasche auf den Tisch und gibt ihr einen Schubs.

Ich halte den Atem an, als die Flasche Schwung aufnimmt.

Als der Hals auf ein Mädchen mit schwarzer Kurzhaarfrisur zeigt, atme ich erleichtert aus.

Sie scheint ihr Schicksal gelassen zu nehmen, rückt den Ausschnitt ihres grauen Tops zurecht und grinst. »Lasst euch was einfallen! Ich nehme Pflicht.« Gespannt lehnt sie sich zurück in ihren Sessel.

Wie durch einen Schleier der Anspannung nehme ich wahr, wie jemand etwas sagt. Das Mädchen zeigt zuerst einen Vogel, löst sich aber dann von seinem Sitz und sieht sich in der Gruppe um.

Irritiert zucke ich zusammen, als Simon plötzlich vor ihr steht und sie mit einem fordernden Grinsen ansieht.

»Ich bin ein guter Küsser.«

»Das hoffe ich für dich«, antwortet sie und schlingt die Arme um seinen Hals.

Auweia. Ich muss hier weg.

Der Kuss dauert nur ein paar Sekunden. Trotzdem ist es im Zimmer so mucksmäuschenstill, dass ich mich kaum noch zu atmen traue.

»Hier gibt’s nichts mehr zu sehen«, triumphiert Simon und verbeugt sich im Raum. Die beiden gehen auf ihre Plätze zurück, und es ist, als sei nichts geschehen.

»Du kannst ruhig drehen«, erklärt das Mädchen und deutet auf Simon.

Das Glas klirrt auf dem dunklen Holztisch. Wieder verkrampfe ich meine Beine und fixiere die dämliche Bierflasche, als könne sie mich jeden Augenblick erstechen. Mein Herz rast, als die Drehung sich verlangsamt. Und dann … dann kommt es so, wie es kommen muss: Der Flaschenhals zeigt auf mich.

»Wooow.« Das Grölen der anderen dringt kaum zu mir durch. »Unser nächstes Opfer.«

Ich weiß nicht, warum mir so schwindelig ist. Kann das schon am Alkohol liegen? Meine Finger sind schwitzig, und ich will plötzlich nur noch hier weg.

»Wahrheit«, höre ich meine eigene Stimme sagen. Sie klingt fester, als ich erwartet habe.

Wahrheit … Niemand kann kontrollieren, was du sagst. Niemand.

»Ich darf die Frage stellen«, ruft Simon. »Ich habe gedreht.«

»Ey, Alter, schrei nicht so. Wir sind hier nicht im Kindergarten.« Ich zucke zusammen, als sich ein muskelbepackter Kerl neben Simon auf das Sofa fallen lässt.

Simon zögert. »Wenn du einen Moment in deinem Leben zurückdrehen könntest, welcher wäre das?«

Der Muskeltyp verzieht das Gesicht: »Ich wusste, dass das Spiel öde ist. Die Frage ist lahm.« Völlig übertrieben legt er den Kopf in den Nacken und beginnt zu schnarchen. Ein paar Leute lachen, einige schimpfen, er solle die Klappe halten.

Die Blicke wenden sich mir zu, und ich … ich weiß nichts mehr. Als habe man mir die Fähigkeit zum Denken einfach genommen. Ausgesaugt. Mein Körper ist unfähig, sich zu rühren, dabei habe ich den starken Drang, aufzuspringen und mich zu übergeben.

Aber ich sitze fest und versuche, einen Anker zu finden.

Der Boden. Meine Füße stehen fest auf dem Holz. Meine Hände. Ich kralle die Finger ins Sofa, so fest, dass meine Knöchel weiß hervortreten. Die Wände. Sie sind hellgrau gestrichen. Die Standuhr. Ich höre ihr gleichmäßiges Ticken. Oder ist das nur in meinem Kopf?

»Wenn du nicht antwortest, musst du trinken«, sagt Simon und schiebt mir ein Kölsch rüber. Der Geruch des Alkohols strömt mir in die Nase. Ich rieche die Angst. Die Erinnerung. Ich rieche den Kontrollverlust. Und dann … verliere ich mich.

Ich sehe mich um: Es ist dunkel geworden. Ich stehe auf der Straße vor dem Haus meiner Kommilitonin und weiß nicht mehr, wie ich hierhergekommen bin. Es ist das dritte Mal, dass so was passiert ist. Das dritte Mal, seit die große bunte Welt aufgehört hat, sich für mich zu drehen.

Hastig atme ich die Frühlingsluft ein und schließe für einen Moment die Augen.

Es ist alles gut. Ich bin in Sicherheit.

Langsam lasse ich mich auf den Bordstein sinken und achte darauf, gleichmäßig zu atmen. Ich lege meine Hände an meinen Hals und erschaudere wegen der Kälte meiner Fingerspitzen. Es ist so, als sei mit der Angst jegliches Blut aus meinen Adern gewichen. Aber ich bin da. Und das ist das Wichtigste.

Wie bin ich nur auf die bescheuerte Idee gekommen, auf diese Hausparty zu gehen? Nach diesem Abend möchte ich keinen der anderen Gäste je wiedersehen. Super Voraussetzungen für mein erstes Semester in einer neuen Stadt …

Plötzlich jagt ein Stechen durch meine Brust. Wo ist meine Tasche? Habe ich sie mitgenommen? Auf keinen Fall werde ich heute noch einen Schritt in diese Wohnung setzen. Gestresst springe ich auf, drehe mich und haste ein paar Meter zurück zu dem Mehrfamilienhaus, in dem sich meine Kommilitonen sicher fragen, warum das schräge Mädchen ohne ein Wort und wie in Trance die Party verlassen hat.

In der Dunkelheit suche ich den Boden ab. Im schwachen Licht der Straßenlaternen ist es nicht einfach, so viel zu erkennen.

Ich mache einen Schritt nach vorne und stolpere. Für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich mich schon mit den Knien auf das...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2022
Reihe/Serie Light in the Dark
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte authentisch • Begegnung • Borderline • Buchbloggerin • Café • Deutsche Autorin • Emotionen • Gegensätze • Junge Erwachsene • Köln • Liebesgeschichte • Liebesroman • Mental Health • New Adult • own voices • Panikattacke • Romance • romantisch • Therapie • Verlust
ISBN-10 3-95818-698-X / 395818698X
ISBN-13 978-3-95818-698-9 / 9783958186989
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3 Unerwartete Story

von , am 25.09.2022

Die Geschichte wird im Wechsel aus Sicht von Maggie und Leo erzählt, die beide in Köln studieren und sich zufällig über den Weg laufen.

Ich bin die meiste Zeit nicht mit der Person Maggie klar gekommen, die sich selbst ablehnt. Ich hab gedacht, so kann man doch nicht sein/werden, nur weil die Schwester verstorben ist. Erst sehr spät im Buch gibt es dazu Erklärungen, was wirklich mit ihr los ist. Daher kommen mir die ersten 2 Drittel des Buches sehr langatmig vor. Die Handlungen und Reaktionen von Maggie sind für mich sehr launenhaft und nicht nachvollziehbar. Es ist wie in einem Teufelskreislauf, aus dem Maggie nicht entkommen kann. Leo ist mir die ganze Zeit über recht sympathisch. Ich habe die meiste Zeit das Gefühl, er investiert sehr viel Zeit in Maggie, die es ihm in Allem jedoch sehr schwer macht. Vom Handlungsort Köln bekommt man eher wenig mit.

Obwohl ich es laut dem Klappentext und der Leseprobe nicht erwartet hätte, behandelt das Buch ein ernstes Thema, welches mir die Autorin mit dieser Geschichte näher gebracht hat.
Da man über einen langen Zeitraum jedoch sehr unwissend als Leser:in ist und die Geschichte ohne wirkliche Spannungsmomente dahinplätschert, sich in der Handlung irgendwie auch mehrmals wiederholt, konnte mich das Buch nicht fesseln. Das letzte Drittel war für mich am besten gelungen. Gefallen hat mir zudem das ehrliche und sehr persönliche Nachwort der Autorin.

4 Anders als erwartet…aber schön

von , am 25.09.2022

Wenn wir uns verlieren war das erste, was ich von der Autorin Antonia Wesseling gelesen habe und vollkommen anders, als das was ich erwartet habe.
Beim lesen des Klappentextes geht man von einer ganz anderen Geschichte aus, jedoch bereits im ersten Kapitel wird schnell klar es wird sehr tiefgründig.

Die Geschichte von Maggie und Leo hat mich auch noch ein paar Tage nachdem ich das Buch gelesen habe beschäftigt. Das Problem was Maggie hat ist sehr gegenwärtig und Leos Darstellung ist sehr geduldig und liebevoll in Bezug auf Maggie, obwohl er auch eigene Probleme hat.

Die Themen, die das Buch anspricht sind sehr aktuell, werden realistisch und einfühlsam dargestellt und aus diesem Grund ist es eine klare Leseempfehlung in meinen Augen.

Es ist einmal eine ganz andere Art von New Adult Büchern und leistet definitiv Aufklärungsarbeit und regt zum nachdenken an.

Herzlichen Glückwunsch an die Autorin, die diese Themen angegangen ist und ein so schönes Werk geschrieben hat.
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
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