Erkental 2 -  A. K. Bender

Erkental 2 (eBook)

Die Macht der Elemente

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
352 Seiten
Buchfink Verlag
978-3-948453-12-1 (ISBN)
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Endlich! Der zweite Teil der erfolgreichen ERKENTAL Reihe von Autorin A. K. Bender ist da. Nach dem furiosen Auftakt in Erkental 1 - Der verschwundene Alchemist kehren wir in Teil 2 zurück nach ERKENTAL und zu Endri! Nach der Rückkehr von seiner ersten Mission fällt es Endri nicht leicht, sich wieder in den Alltag an der Erkentalschule einzufügen. Noch dazu sind die Geschehnisse der vergangenen Reise nicht die einzige Belastung für ihn, Alara, Wynn und Lorean. Denn Endri hütet seitdem ein Geheimnis, das er nicht einmal mit seinen engsten Vertrauten teilen kann - vor allem weil die ihre ganz eigenen Probleme meistern müssen. Und als sei das alles noch nicht genug, häufen sich in Erkental rätselhafte Ereignisse, die neue Hinweise auf die vor Jahrzehnten verschwundenen Bewohner des Ortes liefern. Ihre Nachforschungen führen die vier Freunde zurück in die Vergangenheit der Talentierten, die so manches in einem anderen Licht erscheinen lässt.

eins

Endri saß kerzengerade in seinem Bett. In seiner Brust rüttelte sein Herz wie eine kaputte Spieluhr, die zu fest aufgezogen worden war. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die verschwommenen Umrisse seines Zimmers im Halbdunkeln Gestalt annahmen. Sein Blick schweifte zu den bunten Lampions, die vor dem Fenster in den Baumwipfeln hingen, und er ließ sich seufzend zurück in sein Kissen fallen.

Aus der Zimmerecke drang das gurgelnde, verschlafene Krächzen des Weckervogels. Das Tier war – anders als der Name es vermuten ließ – kein Frühaufsteher und gab für gewöhnlich erst ab sieben Uhr morgens motivierte, wohlklingende Töne von sich. Stöhnend presste Endri seine Hände an die Schläfen. Sie waren von einer dünnen Schweißschicht überzogen.

„Das war’s mal wieder mit der Nacht“, murmelte er und schwang die Beine aus dem Bett. Er zog sich einen Pullover über seine Schlafsachen und öffnete eines der bodentiefen Fenster. Die Luft war mild und roch nach einer Mischung aus Waldboden und dem süßlichen Duft, der das Gasthaus, in dem Endri zu Hause war, permanent umgab. Endri ging in die Hocke und hielt eine helle Lampe hinaus in Richtung Wald. Genau siebenmal hintereinander knipste er sie an und wieder aus. Dann schloss er das Fenster und verließ sein Zimmer.

Auf der anderen Seite des Waldes in Erkental wurde ein friedlich schnarchender Junge von seinem lockigen Schwein geweckt, auf dessen Schlafplatz das blinkende Licht gefallen war. Stella kam ihrer Verpflichtung als Wecker immer sehr gewissenhaft nach und leckte Wynn so lange übers Gesicht, bis er wach war.

Wenig später fielen die ersten Sonnenstrahlen auf das Dach des Gasthauses, auf dem Endri und Wynn nun auf einem Vorsprung vor dem Fenster des Bibliothekszimmers saßen. Ihre Beine baumelten in die Tiefe. Wynn rieb sich ausgiebig die Augen. Die beiden hatten in den letzten Wochen schon viele Sonnenaufgänge an dieser Stelle zusammen erlebt. Das Haus lag auf einer Anhöhe und von dort beobachteten sie, wie Erkental langsam vor ihnen zum Leben erwachte. Für gewöhnlich hielten sich zu dieser Zeit nur eine Handvoll Frühaufsteher in den Straßen auf. An diesem Tag jedoch waren die Bewohner des kleinen Ortes eifrig mit den Vorbereitungen für das Erkentalfest beschäftigt, das am Abend stattfinden sollte: Helgard Filibrun fuhr die Markise vor der Bäckerei aus, Lambert Weißwurzel schleppte kistenweise Gemüse aus seinem Laden und Hortensia Kapillus hing bunte Blumengirlanden ins Fenster ihres Friseursalons.

Das Dorf schien unverändert – und doch war alles anders.

„Meinst du, er schläft besser?“, fragte Endri. Er zog die Beine an und legte das Kinn auf seine Knie.

Wynn sah ihn überrascht an. „Nach der ganzen Zeit auf der Insel? Klar, ich wette, er schläft in seinem Bett wie auf Wolken. Warum fragst du dich das?“

„Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hatte er richtige Augenringe. Als hätte er tagelang nicht richtig geschlafen.“ Genau wie ich, fügte er in Gedanken hinzu.

„Er ist wahrscheinlich total überfordert mit der Situation. Ich meine, dass wir ihn gefunden haben, grenzt nach wie vor an ein Wunder. Überleg doch mal, wie viele Zufälle eintreffen mussten, damit das passieren konnte. Einfach verrückt!“

„Zufälle“, wiederholte Endri nachdenklich. Sein Blick schweifte über die vielen bunten Dächer von Erkental. „Ja, es waren ganz schön viele Zufälle.“

Beim Frühstück fielen Wynn die Augen zu und er landete mit der Nase in der Müslischüssel. Er fluchte und pflückte eingeweichte Haferflocken von seinem Gesicht.

Endris Mutter Odelia unterbrach ihre Arbeit und sah den Jungen besorgt an, während Marius, der Küchenchef des Gasthauses, ihm kommentarlos einen Lappen und eine neue Schüssel Müsli reichte. Die beiden Köche waren die letzten Tage vollends damit beschäftigt gewesen, neue ausgefallene Rezepte für das anstehende Fest zu kreieren. Daher wunderte es niemanden, dass Wynn des Öfteren morgens am Frühstückstisch saß, wann immer er Endri in den Morgenstunden Gesellschaft geleistet hatte.

„Nicht, dass du heute noch während des Festes einschläfst“, sagte Odelia zu ihm, „am Ende sogar noch vor dem Nachtisch!“

„Das wäre wirklich eine Tragödie“, grinste Endri.

Wynn nickte ernst. Beim Thema Nachtisch verstand er keinen Spaß.

Es war Endris zweites Erkentalfest – das mit Abstand größte und längste Fest in dem gemütlichen Dorf, das alle zwei Jahre vor Beginn der neuen Schulstufe stattfand. Und das wollte etwas heißen, denn die Erkentalbewohner waren Experten darin, selbst die kleinsten Ereignisse in feierliche Anlässe zu verwandeln.

Bei dem Gedanken an die vergangenen Monate in Erkental schien Endri sein altes Leben in Berlin unendlich weit weg. Dort hatte er mit seiner Mutter als Untermieter in einer winzigen Wohnung bei der griesgrämigen Frau Müller gewohnt. Dass es einen Ort wie Erkental gab, hatte Endri sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Doch nachdem seine Schulfreunde an der Hugo-Eckener-Gesamtschule ihm mit einem fiesen Streich die Sommerferien verdorben hatten, hatte sich alles geändert. Gertrud Tinter und General Karmesin hatten plötzlich vor seiner Tür gestanden und ihm von Erkental berichtet, an dessen Schule man Endri einen Platz angeboten hatte. Und so hatte Odelia ihren Job aufgegeben und sie waren kurzerhand mit ihrem klapprigen alten Auto quer durch Deutschland gefahren. Erkental, tief im Schwarzwald gelegen, gesäumt von dichten Wäldern und abgeschirmt von einem ungemütlichen Gewitter, war alles andere als leicht zu erreichen gewesen – doch die Anreise hatte sich gelohnt. Für sie beide war der kleine Ort mit seinen liebenswürdigen Bewohnern zu einem Zuhause geworden, das sie sich nicht einmal erträumt hätten.

Im Anschluss an das Frühstück schlenderten Endri und Wynn auf der Suche nach ihrer Freundin Alara, der Tochter der Gasthausbesitzer Marius und Gloria, durch die Flure. Das Gasthaus, in dem Endri und seine Mutter Odelia seit zwei Jahren wohnten, bestand aus wild zusammengewürfelten Bauelementen diverser Epochen, von denen keines so recht zum anderen passen wollte. Wann immer jedoch Endri den Hügel zu dem großen Haus hinaufstieg und es in seiner vollen Pracht sah, fand er, dass die vielen kleinen Türmchen und Anbauten perfekt positioniert und ausgerichtet waren. Im Inneren reihten sich in den Fluren unzählige Zimmertüren aneinander, deren exakte Anzahl unbekannt war, da es nicht selten vorkam, dass man einen neuen Raum entdeckte. Viele Zimmer hatten Schilder mit der Aufschrift „Betreten verboten“ an den Türen, denn dort konnte es schon mal vorkommen, dass man von einem gemeingefährlichen Baum oder einem Krokodil, das sich unter dem Teppich versteckte, angegriffen wurde. Endri und Odelia wohnten in einem kleinen gemütlichen Anbau, den Loris Winkelmann, der Architekt des Dorfes, eigens für sie entworfen hatte.

Wynn steuerte auf das blaue Zimmer zu, einer der vielen behaglichen Wohnräume, die alle unterschiedlich eingerichtet waren – in diesem Fall war der Raum mit altmodischen Spieltischen und antiken gepolsterten Sofas ausgestattet.

Er ließ sich auf einer der Sitzgelegenheiten nieder und streckte sich genüsslich aus.

„Ich mach nur kurz die Augen zu“, murmelte er, „dann unternehmen wir was.“

Es dauerte keine fünf Minuten, da war Wynn eingeschlafen.

Endri schlich sich aus dem Raum und schloss die Tür. Leise noch war das Schnarchen von Wynn zu hören. Er konnte seinem Freund das ungeplante Schläfchen nicht verübeln – so oft wie Endri ihn in den letzten Nächten frühzeitig aus dem Bett geleuchtet hatte. Munter verließ er das Gasthaus und schlenderte die vielen Stufen hinunter zum Marktplatz. Das bunte Treiben ließ Endri das Unbehagen der Nacht vergessen. Er streckte das Gesicht der Morgensonne entgegen und sog mit einem tiefen Atemzug den Duft frisch gebackener Kuchen ein, der aus der Bäckerei strömte. In einer der Gassen flatterten über ihm die Girlanden der neuen Unterstufenschüler. Endri bestaunte eines der Kunstwerke, an dem eine ansehnliche Sammlung an Schlüsselanhängern baumelte. Die einzelnen Elemente waren mit einer makellosen Goldschicht überzogen und glänzten im Sonnenlicht. Hinter ihm auf dem Marktplatz hörte er Kinder und Erwachsene lachen. Lambert Weißwurzel war vor seinem Laden damit zugange, seine Waren nach Farben zu sortieren.

Schon von Weitem erspähte Endri Alaras dunklen Haarschopf. Sie stand von einer Gruppe Physiker umringt auf dem Marktplatz, denn sie war Teil der Auserwählten, die mit Loris Winkelmann die Dekoration für das Fest übernahmen. Die kleine Physikerin war die erste Person gewesen, die Endri in Erkental kennengelernt hatte, doch nur noch wenig war von der introvertierten Einzelgängerin übrig, die sie vor zwei Jahren gewesen war.

Alara bemerkte Endri und kam auf ihn zu. Sie strahlte bis über beide Ohren. Ein Blick auf sein blasses Gesicht ließ sie jedoch besorgt die Stirn runzeln.

„Hi“, sagte sie. „Alles klar bei dir? Ich habe dich gefühlt seit Tagen nicht gesehen.“

„Ja, es ist alles in Ordnung. Ich habe eine kleine Pause gebraucht.“

„Das kann ich mir vorstellen.“ Sie lächelte mitfühlend. „Du siehst ganz schön müde aus.“

„Ich habe in letzter Zeit nicht so besonders viel Schlaf bekommen.“

Ihre Schultern sackten herab. „Endri, wenn ich dir irgendwie helfen kann …“

„Alara!“, rief einer der Physiker aus der Dekorationstruppe über den Platz. „Wir brauchen dich hier vorne!“

Sie sah Endri entschuldigend an. „Sorry, sie wollen die Pergola errichten und die ist dieses Jahr ein richtiges...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-948453-12-8 / 3948453128
ISBN-13 978-3-948453-12-1 / 9783948453121
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