Gespenster-Krimi 113 (eBook)

Ein höllisches Käferproblem

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4448-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gespenster-Krimi 113 - Thomas Williams
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Angewidert trinkt Ben den letzten Rest aus der Bierflasche. Seit Laura ihn verlassen hat, lässt er sich völlig gehen. Er kriegt einfach nicht mehr die Kurve, um sich zu irgendeiner sinnvollen Tätigkeit aufzuraffen. Auch jetzt sitzt er schon seit Stunden vor dem Fernseher. Es läuft die Wiederholung einer alten Sitcom mit Gelächter aus der Konserve.
Da erregt plötzlich etwas seine Aufmerksamkeit. Ein schwarzer Käfer, so groß wie seine Hand, hockt über dem Bildschirm an der Wand. Die langen Fühler bewegen sich, als suchten sie etwas, doch was Ben viel mehr interessiert, sind die Backenzangen, die aus dem Kopf ragen und viel zu groß für das Insekt wirken. Vermutlich sind sie lang genug, um sich um seine Handgelenke zu legen.
Ben sieht das Bier in seiner Hand an und überlegt kurz, ob er zu viel davon getrunken hat. Dann hört er ein seltsames Klacken von der Zimmerdecke - und er erstarrt ...


Ein höllisches Käferproblem

von Thomas Williams

»Oh, entschuldigen Sie bitte. Hab Sie gar nicht gesehen ...«, lallte Frederik.

Mit einer wütenden Antwort rechnend, trat er einen Schritt zurück, um zu sehen, wen er da eigentlich angerempelt hatte. Doch die andere Person sagte kein Wort. Sie war größer als er. Viel größer sogar. Inzwischen bereute Frederik es deutlich, nicht besser aufgepasst zu haben, aber der Alkohol ließ ihn alles doppelt und verschwommen sehen.

So war es also nicht nur eine riesige und unheimlich dünne Person, die sich vor ihm aufbaute, sondern zwei. Mit offenem Mund starrte er ihren hell leuchtenden Kopf an, hob eine Hand über die Augen, um sie vor dem weißen Licht zu schützen. Das musste ein Alien sein. Oder das Raumschiff eines Aliens, das dicht über ihm schwebte.

»Was zur Hölle ...«, kam es schwerfällig aus seinem Mund.

Und dann begriff er.

Was da vor ihm stand, war eine simple Straßenlaterne. Kein Monster, das ihn entführen oder wegen seines Versehens verprügeln würde.

Kichernd ließ er die Hand sinken. Wie hatte er das denn wieder geschafft? Und wo war er überhaupt? Er erinnerte sich daran, die Kneipe verlassen zu haben, mit der Absicht, nach Hause zu gehen. Aber er hatte gar nicht darüber nachgedacht, wo er entlang ging. Es kam ihm richtig vor, bis er gegen die Laterne lief und plötzlich eine vollkommen verkehrte Umgebung entdeckte.

Frederik kannte sich aus in Bielefeld. Schließlich lebte er schon fast sein ganzes Leben hier, war von Hannover hergezogen, hatte studiert, eine Anstellung gefunden und seine Pläne, wieder nach Niedersachsen zu ziehen, über den Haufen geworfen. Dafür verdiente er hier zu gut und konnte sich ein kleines Leben aufbauen. In die Innenstadt hatte es ihn damals noch selten gezogen, denn dort gab es nichts, was ihn interessierte.

Bis er seinen Job verlor und mit dem Trinken begann. In einer der Eckkneipen, nahe des Zentrums, fand er Gleichgesinnte, die wie er über Gott und die Welt schimpften. Er trank und sang mit ihnen, spielte Dart oder Tischfußball. Hin und wieder ging mal ein Glas zu Bruch, aber der Besitzer war inzwischen ein guter Freund und Frederik ließ so viel Geld in der Kneipe, dass ein kaputtes Glas nicht weiter ins Gewicht fiel.

Lachend lehnte Frederik sich mit einer Hand an die Straßenlaterne. »Entschuldigen Sie, guter Mann. Hab Se gar nüscht gesähen!«

Er lachte noch lauter, schüttelte den Kopf und versuchte ein weiteres Mal, sich zu orientieren. Irgendwie war es ihm gelungen, einen Halbkreis zu laufen. Seine Stammkneipe war nur drei Straßen entfernt. Hätte er die Laterne verfehlt, wäre er irgendwann wieder da gelandet, von wo er losgelaufen war.

»Okay ... Okay ... Okay ...«, sagte er zu sich selbst, holte tief Luft und blinzelte mehrmals.

Seine Sicht wurde kaum besser. Alles erschien ihm doppelt, aber es gab Anhaltspunkte. Er stand in einem kleinen Park, sah Mauern, einen abgestellten Springbrunnen und ein großes Gebäude mit hohen Fenstern.

Wäre ihm nicht so übel gewesen, hätte Frederik sich vor die Stirn geschlagen. Er stand im Ravensberger Park. Nicht weit von seiner Arbeitsstelle entfernt. Während seines Studiums hatte er nur wenige hundert Meter entfernt in einer Wohngemeinschaft gelebt.

»So was aber auch«, murmelte er.

Jetzt, mit neuer Orientierung, schlurfte er wieder vorwärts. Zu so später Stunde war der Park nicht ganz ungefährlich. Dabei dachte er weniger an Stolperfallen, wie Müll oder aus dem Boden ragende Pflastersteine, als an Leute, die Betrunkenen wie ihm schnell eins überzogen, um an ihr Geld zu kommen.

Da hatten sie allerdings Pech, denn sein Geld lag gut aufgehoben in der Kassenlade seiner Stammkneipe. Nur wussten die anderen das natürlich nicht. Und es musste auch nicht zwingend zu einem Überfall kommen. Hin und wieder las er davon in der Zeitung, manchmal passierte es auch ganz woanders.

So oder so, Frederik wollte den Park schnell wieder verlassen. Er musste nur einen der Ausgänge finden. Am besten einen, der in seiner Richtung lag.

Seine Ohren rauschten, dass er das Gefühl hatte, ununterbrochen etwas oder jemanden hinter sich zu hören. Aber es war nur der frische Herbstwind, der durch die Baumkronen wehte und die Blätter rascheln ließ.

Frederik vermied es dennoch, zurückzublicken. Nicht, dass eine menschenleere Straße um zwei Uhr nachts mehr Sicherheit versprach als der Park, aber irgendwo glaubte Frederik, sie dort finden zu können. Die vielen Fenster der Gebäude mochten dunkel sein und die Anwohner schon in ihren Betten liegen, dennoch schreckten mögliche Zeugen seine Verfolger womöglich ab.

Wenn da denn welche waren.

Er glaubte tatsächlich, noch etwas anderes als den Wind zu hören. Ein dumpfes Brummen. Vielleicht ein Motor, der langsam näher kam. Denn es wurde eindeutig lauter. Den Blick geradeaus gerichtet, schlurfte er an der Spinnerei vorbei. Ein ehemaliges Fabrikgebäude, in dem heute die Volkshochschule ihren Platz hatte. Gleich dahinter lag das historische Museum und dahinter noch mehr freie Fläche. So weit hatte Frederik gar nicht gehen wollen, und doch fand er sich genau dort wieder.

Wie war das denn nun wieder passiert? Er hatte doch einen Ausgang angesteuert. Wann war er falsch abgebogen?

Mit beiden Händen fuhr er durch sein stoppeliges Gesicht. Er musste klar im Kopf werden, sonst verbrachte er die ganze Nacht hier draußen.

Das Brummen war noch lauter geworden. Ohne die Mauern hätte er bestimmt die Scheinwerfer des Wagens gesehen, welcher auf der Straße entlangfuhr.

Er tastete nach seinem Handy. Wenn sonst nichts half, dann womöglich das Navigationsgerät im Telefon. Als er es fand, verschwamm der leuchtende Bildschirm jedoch vor seinen Augen.

Wie hieß noch mal diese App, die er ansprechen konnte, damit sie ihm weiterhalf? Sie besaß einen Frauennamen. Er lag Frederik auf der Zunge.

»Sibiri ... Führ mich nach Hause!«, sagte er mit schwerer Zunge. Nichts geschah. »Sibb ... Sibber ...«

Verdammt, es wollte ihm nicht einfallen.

Während er dagestanden hatte, war das Brummen stetig lauter geworden. Und der Boden unter seinen Füßen vibrierte leicht. Wenn es ein Lastwagen war, der am Park vorbeifuhr, hätte Frederik ihn doch sehen müssen. So hoch waren die Mauern nun auch wieder nicht. Aber da war kein LKW oder etwas in der Art.

Und das Geräusch kam nicht von der Straße, sondern aus der näheren Umgebung.

Jetzt drehte Frederik sich doch noch um. Viel gab es kaum zu sehen. Die Straßenlaternen und die Außenbeleuchtung der Gebäude bildeten ein paar weiße Lichtinseln. Menschen sah er keine. Und auch kein Fahrzeug.

Während er in die Richtung blickte, erstarb das Brummen. Urplötzlich, als hätte jemand einen Motor abgestellt. Also war es vielleicht doch ein Lastwagen oder etwas in der Art gewesen. Frederik seufzte, versuchte noch einmal, den Ausgang zu finden. Zu Hause wollte er direkt ins Bett kriechen. So wie er war. Angezogen, ungewaschen, Hauptsache er konnte liegen und sich ausruhen. Es gab keine Frau, die auf ihn wartete, und so auch niemanden, dem er Rechenschaft schuldig war.

Also musste er am nächsten Mittag auch keinem wütenden Partner erklären, warum er verkatert im Bett lag und noch seine Schuhe trug.

Dazu wäre es jedoch ohnehin nie gekommen, denn Frederiks Schuhe versanken mit einem Ruck in der Erde.

Zuerst glaubte er, gestolpert zu sein. Doch er hatte sich gar nicht bewegt. Der Boden unter seinen Füßen ließ einfach nach. Hier gab es keine Steine, nur lose Erde. Irgendwie hatte er sich von dem normalen Weg entfernt. Aber das war im Moment völlig egal, denn er musste zusehen, dass er sich befreite, um nicht noch tiefer zu versinken.

Er hob den rechten Fuß, fand wieder festen Boden und wollte nun den linken befreien, als ein weiterer Ruck diesen tiefer in die Erde gleiten ließ. Und nicht nur das. Sein rechter versank auch schon wieder. Frederik verlor das Gleichgewicht, stürzte mit ausgestreckten Armen nach vorne und hätte geschrien, wäre ihm beim Aufprall nicht die Luft aus den Lungen entwichen.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte er, wieder hochzukommen. Eine Schlinge musste sich um seine Knöchel gewickelt haben, denn sie wurden aneinandergepresst und ein weiterer Ruck ließ ihn noch weiter in die aufgewühlte Erde sinken.

Nun schrie er doch auf, aber viel zu leise, um gehört zu werden. Es gab keine Erklärung für das, was geschah. Er musste bereits im Bett liegen und schlecht träumen. Aber die Schmerzen, die ihn nun endgültig aufschreien ließen, fühlten sich zu echt an. Scharfe Messerklingen drangen in seine Waden ein, gruben sich durch das Fleisch, bis ihre Spitzen auf der jeweils anderen Seite wieder austraten.

Frederik krallte seine Hände in die Erde, dachte gar nicht mehr daran, aufzustehen. Der Schmerz war zu gewaltig, blendete jeden anderen Gedanken aus.

Er vergaß sogar, zu atmen, öffnete dann jedoch den Mund, um tief Luft zu holen, als alles ganz schnell ging. Was auch immer ihn gepackt hielt, es zog ihn unter die Erde. Diese bot zwar immer noch Widerstand, aber das Ding im Untergrund hatte...

Erscheint lt. Verlag 7.2.2023
Reihe/Serie Gespenster-Krimi
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-4448-7 / 3751744487
ISBN-13 978-3-7517-4448-5 / 9783751744485
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