"Ich war angefressen. Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum vorliegen." Mit liebevoll grimmigem Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig, im Sterben liegt. 1923 geboren, hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet, wenn man es nicht hat. "Dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin." Für sie bedeutete das schon als Kind: Armut, Arbeit und Sparen, Sparen, Sparen. Doch nicht einmal für einen Quadratmeter war es je genug. Endlich wieder ein neuer Roman von Wolf Haas. Ein großes, berührendes Vergnügen.
Wolf Haas wurde 1960 in Maria Alm am Steinernen Meer geboren. Für sein Werk erhielt er u. a. den Bremer Literaturpreis, den Wilhelm-Raabe-Preis und den Jonathan-Swift-Preis. Er veröffentlichte die Romane "Das Wetter vor 15 Jahren" (2006), "Verteidigung der Missionarsstellung" (2012) und "Junger Mann" (2017) sowie neun Brenner-Krimis, zuletzt "Müll" (2022). Bei Hanser erschien zuletzt "Eigentum" (2023). Wolf Haas lebt in Wien.
"Ein Sprachspiel und intellektueller Genuss ... eine zärtliche Liebeserklärung ... ein wunderbares Buch." Stefan Kuzmany, Der Spiegel, 02.09.2023
"Wolf Haas hat einen so humorvollen wie tiefsinnigen Roman geschrieben: Ein präzises Sprachkunstwerk - humorvolle Mutterbeschimpfung und lakonische Lobpreisung in einem, von Trauer und Erleichterung gleichermaßen getragen und vor allem durch und durch ein echter Wolf Haas." Andrea Gerk, WDR3 Lesestoff, 30.10.23
"Ziemlich traurig, ziemlich lustig. Und ziemlich überraschend." Max Fellmann, Süddeutsche Zeitung Magazin, 20.10.23
"Absurd, wie sehr Haas immer noch unterschätzt wird ... . Niemand zeigt genauer, wie Seele und Sprache zusammenhängen." Richard Kämmerlings, Welt am Sonntag, 15.10.23
"Flink, tragikomisch und klug. ... Ein gleichermaßen anrührender wie amüsanter Roman. ... Doch im Herzen und im Buch, so lesen wir seine Zeilen, pocht die Sohnesliebe." Martin Oehlen, Frankfurter Rundschau, 29.09.23
"Ein Roman .... mit einem Ich-Erzähler im Mittelpunkt, der Tod und Trauer kluge Blicke und unverbraucht Schwarzhumoriges abluchst." Wolfgang Paterno, Profil, 24.09.23
"Sinn- und bezugsreich komponiert, ausnehmend lakonisch im Tonfall, macht Spaß zu lesen und ist dabei traurig in Maßen, eben genau so changierend zwischen Dur und Moll, wie ein integrierter musiktheoretischer Exkurs es nahelegt." Katharina Granzin, wochentaz, 23.-29.09.23
"Wolf Haas erzählt mit der aus seinen 'Brenner'-Romanen bekannten Flapsigkeit, aber 'Eigentum' hat eine anrührend persönliche Unterströmung. Das Werk hat etwas Philosophisches ... . Ein Mutterdrama mit allem, was dazugehört. Und deshalb ist es auch ein Drama des Sprechens und der Sprache." Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung, 19.09.23
"Ein wunderbares Buch. Ein Roman, der zugleich melancholisch und amüsant daherkommt - und überdies auch mit sozialkritischen Nuancierungen punktet." Günter Kaindlstorfer, Ö1 ex libris, 17.09.23
"Ein großartiges Lehrstück über Sprache, Gelehrtheit und den Alltag in einem Dorf in Österreich. Auf gerade mal 160 Seiten erzählt Wolf Haas in 'Eigentum' also vom Leben seiner Mutter, einfühlsam und ehrlich, wütend und trauernd, charmant und humorvoll ... Die schönste und schlauste Würdigung, die man sich vorstellen kann." Andreas Lesti, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 10.09.23
"So wie Wolf Haas dieses Schicksal und die eigene Prägung dadurch zu erzählen vermag, ist es nie bedrückend, sondern immer beglückend." Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.09.23
"Wie in allen seinen Büchern hat auch hier die Sprache eine besondere Bedeutung. Sie ist mündlich, musikalisch, aber nie einfach Dialekt. Immer ist es eine Kunstsprache, die den Plot ergänzt, oder, bin ich fast versucht zu sagen: zum Plot wird." Michael Luisier, SRF2 Kultur, 08.09.23
"Mit staubtrockener Lakonie, aber auch ausschweifenden Albernheiten ... gelingt es Haas, mit entschiedenem Strich das Leben einer "schwierigen" Frau zu skizzieren ... die Latte für das Genre Mutter-Roman hat der Autor allemal wieder höher gelegt." Falter, 06.09.23
"Ja, Wolf Haas kann vom Leben schreiben - und wie! ... Die Bücher leben von ihrem sprachlichen Witz, vom Schmäh, von der Lässigkeit, mit der Haas scheinbar wie nebenbei sozial relevante Themen in eine anarchische Textstruktur und in manchmal abstrus wirkende Plots verpackt." Christoph Schröder, Deutschlandfunk Büchermarkt, 05.09.23
"Ein warmer Blick auf das karge Leben einer Frau, die ihr Gesicht zeitlebens aus Familienfotos geschnitten hat." Julia Rothaas, Süddeutsche Zeitung, 05.09.23
"Wolf Haas hat einen großen kleinen Roman geschrieben: ein intimes Bekenntnis, eine Mutterbeschimpfung, ein Mutterlob, eine sprachdiagnostische Präzisionsmaschine und den O-Ton eines Mutterlebens." Frank Hertweck, SWR2, 04.09.23
"Liebevoll und zärtlich - und trotz vieler biografischer Enttäuschungen mit dem für ihn typischen Humor." Michael Wurmitzer, Der Standard, 04.09.23
"Auf knapp 160 Seiten gelingt Wolf Haas das Wunder, den eigenen Sound zu bewahren und trotzdem zu trauern. Lachen und weinen gleichzeitig." Barbara Beer, Kurier, 03.09.23
"Mit 'Eigentum' setzt Wolf Haas nicht nur seiner eigenen Mutter ein unsentimentales Denkmal, sondern legt damit auch ein Buch vor, das das Verhältnis zwischen Schreiben und Leben erforscht". Katja Gasser, ORF, 03.09.23
"Eine Poetikvorlesung in Romanform, eine Erzählung über den Tod und die Sprache, ein anrührendes Epitaph." Richard Kämmerlings, Welt am Sonntag, 03.09.23
„Ein ganz großes Memorial für ein nicht vergebens gelebtes Leben, aber auch eine große sprachartistische Leistung.“ Denis Scheck, Best of Druckfrisch, 21.03.24
„Ein Sprachspiel und intellektueller Genuss … eine zärtliche Liebeserklärung … ein wunderbares Buch.“ Stefan Kuzmany, Der Spiegel, 02.09.2023
„Wolf Haas kann es, vom Leben schreiben und vom Tod. Und dies so gelungen, wie derzeit selten zu lesen in der autofiktional engagierten Gegenwartsliteratur. … Wolf Haas verlässt sich trittsicher auf sein erzählerisches Vermögen und schafft einen Sog, der immer wieder kurz stockt, wenn die Abwesenheit auftritt. Nicht zuletzt ist dieser Roman ein so noch nicht gelesenes Buch der Trauer.“ Aus der Jurybegründung zur Shortlist des Österreichischen Buchpreises 2023
„Eine helle intellektuelle Freude… Diese Übersetzung von der Immobilie… in das wahre Eigentum von Wolf Haas, das ist schon sensationell gut gelöst.“ Denis Scheck, SWR lesenswert, 17.12.23
„Wolf Haas ist ein Formkünstler sondergleichen… Das ist alles von höchster Kunstfertigkeit getrieben und doch eine anrührende Mutter-Sohn Geschichte… Die hochartistische Sprache von Wolf Haas verbindet sich so wunderbar mit der tatsächlich auch dialektal aufgeschriebenen Sprache der Mutter – allein das ist schon ein Kunstwerk.“ Ijoma Mangold
„Wolf Haas hat einen so humorvollen wie tiefsinnigen Roman geschrieben: Ein präzises Sprachkunstwerk – humorvolle Mutterbeschimpfung und lakonische Lobpreisung in einem, von Trauer und Erleichterung gleichermaßen getragen und vor allem durch und durch ein echter Wolf Haas.“ Andrea Gerk, WDR3 Lesestoff, 30.10.23
„Ja, Wolf Haas kann vom Leben schreiben – und wie! … Die Bücher leben von ihrem sprachlichen Witz, vom Schmäh, von der Lässigkeit, mit der Haas scheinbar wie nebenbei sozial relevante Themen in eine anarchische Textstruktur und in manchmal abstrus wirkende Plots verpackt.“ Christoph Schröder, Deutschlandfunk Büchermarkt, 05.09.23
„Auf knapp 160 Seiten gelingt Wolf Haas das Wunder, den eigenen Sound zu bewahren und trotzdem zu trauern. Lachen und weinen gleichzeitig.“ Barbara Beer, Kurier, 03.09.23
Erscheinungsdatum | 24.08.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Maße | 134 x 210 mm |
Gewicht | 262 g |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Bestseller • Eigentum • Inflation • Lebensgeschichte • Mutter • Porträt |
ISBN-10 | 3-446-27833-8 / 3446278338 |
ISBN-13 | 978-3-446-27833-2 / 9783446278332 |
Zustand | Neuware |
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3 Dröge Erzählung
von Marianna T., am 05.11.2023
In der Erzählung wird nicht nur der Kampf seiner Mutter mit den schwierigen Lebensbedingungen deutlich, sondern auch sein Wunsch nach Befreiung von dieser Prägung, aber auch seine Wertschätzung für seine Mutter. Er sucht Trost.
Dabei geht er immer wieder in die Vergangenheit seiner Mutter. Manchmal bin ich über die unerwarteten Wechsel zwischen den Zeiten und den Erzählperspektiven gestolpert und musste mich erstmal wieder orientieren. Spannung kam dabei nicht auf. Ich hätte nicht erwartet, dass sich die 160 Seiten so lang ziehen.
Authentische Erzählung über eine Mutter, geboren 1923 rückblickend kurz vor ihrem Tod. Stilistisch authentisch, aber anstrengend und langatmig.
3 Das Leben seiner Mutter
von Karoberi, am 17.10.2023
Wenn er aus Sicht seiner Mutter spricht, erzählt er im Dialekt und in Umgangssprache, was einerseits interessant, aber zunehmend auch anstrengend zu lesen ist. Auch wiederholt sich der Autor gern in seinen Ausführungen, was vielleicht Amüsement herrufen könnte oder aber man ist einfach irgendwann genervt davon.
Der Titel Eigentum rührt daher, dass sich die Mutter gern eine Eigentumswohnung gekauft hätte, doch durch die recht ärmlichen Verhältnisse es nie dazu gekommen ist. Man könnte sagen, dass es eine Art Biographie seiner Mutter ist, die der Autor versucht hat, niederzuschreiben. Insgesamt habe ich aus der Geschichte nicht viel mitnehmen können, da ich sie im allgemeinen nicht sehr spannend fand.
5 Sparen, sparen, sparen
von Josephine Lisiecki (Leipzig), am 07.10.2023
Ein kurzweiliges, nachhaltig berührendes und sprachlich brillantes Buch (und das geniale Cover habe ich noch gar nicht erwähnt :) ).
3 Lebensgeschichte
von BR, am 04.10.2023
Die vielen Episoden aus dem harten Leben der Mutter werden von ihr selbst erzählt, allerdings in der Rückerinnerung des Sohnes am Sterbebett. Zu Erkennen ist dies jeweils an der Sprechweise der Mutter: Dialekt, alte Begriffe und natürlich am Inhalt wie z. B. den Kriegserlebnissen. Ich muss sagen dass mir persönlich die Teile des Buches besser gefallen haben, die im hier und jetzt spielen, also die Sichtweise des Sohnes widerspiegeln. Der Humor von Wolf Haas beim Schreiben gefällt mir schon sehr gut: wie er abwägt ob er seine sterbende Mutter noch beschwindeln darf. Und wenn ja, ob nur harmlos oder gleich aus den Vollen.
Noch ein kleiner Insider-Witz: das zum Schluß vermisste Nokia: Ich habs gefunden!
5 Porträt der Mutter
von Quincyliest, am 28.09.2023
Die demente Mutter liegt im Sterben, wartend auf den Tod. Viele Gedanken gehen dem Sohn durch den Kopf. Die eigene Perspektive wechselt ständig mit der der Mutter. Die Erinnerungen der Mutter sind im österreichischen Dialekt eingefärbt. Das zentrale Thema bei ihr: der nicht geglückte Versuch, Eigentum zu erwerben. Hart hat sie dafür gearbeitet, gespart, doch Krieg und Inflation durchkreuzen ihre Pläne. Eigentum blieb ihr großer Traum.
Die Mutter wird als resolute Frau dargestellt, unnahbar und nicht bei allen beliebt. Haas schreibt authentisch, ungeschönt, respektvoll und mit einer Prise Humor, mit dem er der ernsthaften Thematik die Schwere nimmt. Es sind versöhnliche Klänge, die er anschlägt. Er hat ein berührendes und feinsinniges Buch geschrieben, das ich gern empfehle.
4 Fehlendes Eigentum als Lebenslast
von dj79 (Ilsenburg ), am 23.09.2023
Schon von Kindheitsbeinen an musste sich der Ich-Erzähler aus Wolf Haas‘ Eigentum anhören, worauf es im Leben ankommt, auf Arbeiten und Sparen. Grund hierfür ist der Erwerb von Eigentum als Lebensziel, am Besten in Form eines Häuschens im Grünen. Die Mutter des Erzählers ist diesem Traum ihr Leben lang hinterher gelaufen, ohne es je zu erreichen. Jetzt liegt sie im Sterben, ihr Sohn ist bei ihr und blickt auf das Leben der Mutter zurück. Er stellt noch ein paar letzte Fragen.
Die Stimmung im Zimmer der sterbenden Mutter ist dabei gar nicht so betrübt, wie man aufgrund des nahenden Verlusts meinen mag. Die Fünfundneunzigjährige ist bereit, sie freut sich auf ein Wiedersehen mit den längst Verschiedenen. Der Erzähler fokussiert die finanziellen Herausforderungen im Leben der Mutter und hängt der ewigen, früher nervenden Litanei vom Sparen nach.
Aus den kreisenden Gedanken des Erzählers lese ich Selbstironie und ganz viel Liebe für die Mutter heraus. Manche Position löste ein Schmunzeln beim Lesen aus, obwohl oder gerade weil ich ähnliche Gedanken auch gegenüber meinen Eltern hege. Gerade die im Alter schrullig wirkenden Züge machen sie einzigartig und besonders liebenswürdig. Dieser Tenor zieht sich durch den gesamten Roman.
Insgesamt ein kurzweiliges Lesevergnügen.
5 Porträt der sterbenden Mutter
von buecherundschokolade, am 16.09.2023
Gekonnt erzählt Haas auf seine typische flapsig-humorvolle Art und Weise vom harten Leben einer Frau, die "nicht mit den Menschen konnte", der man aber irgendwie doch nahekommt als Leser. Man weiß von Anfang an, dass man auf ihren Tod zuliest. Alt ist sie geworden, einfach war sie nie, hatte es aber auch nie einfach. Erzählte eigentlich meist die gleichen Geschichten, wie viele Menschen das Gerne tun. Berührt hat mich das Buch sehr. Es gilt: Das Leben schleicht zwar aus, aber es bleibt etwas zu erzählen.
Mal eine andere Seite von Wolf Haas, die man hier entdecken kann. Sonst würde man etwas verpassen.
3 Rückblicke
von lesen-ist-leben, am 11.09.2023
Insgesamt ein nettes Büchlein.
5 Von der Liebe und vom Sterben
von ToniLudwig, am 11.09.2023
Muss dies denn sein: Ein weiterer Roman über die Familie eines prominenten Schriftstellers? Klares JA, wenn der Autor Haas heisst und in der Lage ist, sarkastisch und dennoch liebevoll auf seine Mutter und damit verbunden auf sein eigenes Leben zurückzublicken.
Wolf Haas verwebt das Schicksal seiner Mutter - eingebunden in die Familie - großartig mit den Begegnungen in den letzten Lebenstagen.
Mal lässt er die Mutter selbst erzählen in ihrem wunderbar eigenständigen Duktus, mal berichtet er, auch mit einer liebenswerten eigenen Ironie: "Lass weg, Haas". Berührend auch die Hilflosigkeit beider im Umgang am Telefon in den letzten Lebensjahren zum Beispiel, doch die Mutter hat aus Sorge um das Wohlergehen ihrer Söhne immer auf ein Telefon bestanden.
Und als Haas eine Frage an seine Mutter hat und sie anruft, meldet sich am Telefon sein Bruder aus dem Altersheim mit der Todesnachricht.
Wie sehr Haas seiner Mutter verbunden war, belegt insbesondere der ungemein traurige letzte Satz des Romans. Ein Zeitkolorit und ein Beleg dafür, wie die Eltern uns prägen - sehr lesenswert.
5 Die Geschichte einer Zeitzeugin
von Kapitel 60, am 09.09.2023
Der Schreibstil: Leute - la gente - die Wolf Haas kennen, wissen, dass der Schreibstil sehr extravagant unverkennbar ist. Entweder man mag ihn, oder man mag ihn nicht.
Wolf Haas erzählt von seiner Mutter, aber mit den Worten seiner Mutter. Die Geschichten erinnern sehr an die Erzählungen meiner Oma. Sie wurden immer wieder erzählt und man kennt sie regelrecht auswendig. So auch der Autor. Schön finde ich, dass diese Erzählungen niedergeschrieben wurden. So erhält man einen Einblick in das Leben, wie es einmal war. Alles andere als einfach. Es herrschte Krieg und Inflation und die Leute - la gente - mussten sparen wo es geht. Das große Ziel von Wolf Haas Mutter war es, einmal ein Eigenheim zu besitzen. Leider hat sie es bis zum Schluss nicht geschafft, bzw. am Ende hat sie es doch geschafft.
5 Mein Leben, dein leben
von Marcellasbuchbox, am 08.09.2023
4 Sparen, sparen, sparen
von KH, am 05.09.2023
Sarkastisch, teilweise vielleicht sogar zynisch blickt der Autor auf die Frau zurück, die im das Leben schenkte. Sie selbst führte ein Leben voller Entbehrlichkeiten, überstand die Kriegsjahre und trauerte entgangenen Gelegenheiten hinterher. Doch was ist das Eigentum? Sind es nur die materiellen Dinge oder nicht doch die Erinnerungen an ein langes Leben, egal wie ärmlich oder hart es auch erscheinen mag?
In gewohnt großartiger Weise versteht es Maas, zu beschreiben, Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Aus der scheinbaren Trostlosigkeit der Situation einer sterbenden Mutter entsteht so ein Sinnbild für die Hoffnung, die man nicht aufgeben darf und sollte. Das scheinbar gefühlskalte Verhalten des Sohnes, der in der Beerdigung eher eine Befreiung als Last sieht, entpuppt sich als Spurensuche nach dem Wesen einer kämpfenden Frau. Was bleibt vom Eigentum? Ein einsames Grab? Eine Urne? Oder doch ein Buch voller Erinnerungen, das es zu schreiben und zu bewahren lohnt. Letztendlich bleibt die Antwort vage, die Erinnerung verblasst und das Leben geht weiter, hier und da.
4 Liebevoll und humorvoll
von Bücherfreundin, am 04.09.2023
Das Buch ist in eigenwilligem Sprachstil geschrieben und liest sich flüssig. Den Wechsel zwischen den Erzählungen der Mutter in der ihr eigenen Sprache und den Erinnerungen des Autors fand ich sehr gelungen. Der mit viel Humor und Sprachwitz erzählte Roman ist kurzweilig und hat mir sehr gut gefallen. Leseempfehlung von mir!
4 Sparen sparen sparen – Eigentum erst nach dem Tod – Humorvoll
von erul, am 04.09.2023
Von Wolf Haas habe ich bisher noch kein Buch gelesen. Sein Schreibstil ist flüssig und gefällt mir gut. Der Erzählstil ist kurzweilig und gut zu lesen. Der Humor kommt bei dieser Geschichte auch nicht zu kurz.
Die Geschichte fand ich ganz gut und auch amüsant. Beim Lesen hatte ich meine 94-jährige Mutter, die auch im Pflegeheim lebt, direkt vor Augen (Ähnlichkeiten nicht ausgeschlossen).
4 Mein Beileid
von lesen=liebe, am 01.09.2023
Marianne Haas, Tochter eines Wagnermeisters, wurde 1923 - in dem Jahr der Hyperinflation - geboren. Dieses Ereignis hat ihr ganzes Leben geprägt, denn es hieß sparen, sparen, sparen. Kurz vor ihrem Tod, ruft ihr Sohn, der Autor dieses Buches, ihre Erzählungen in Erinnerung und schreibt sie nieder. Kann man von Leben schreiben? Ja, kann man. Wolf Haas hält wichtige Erzählungen einer Zeitzeugin fest und gibt Einblicke in die Geschichte Österreichs. Er bezeichnet sich selbst, als externe Festplatte seiner Mutter, was ihn sogar ärgert. Aber er hat ihre Geschichten mehrfach erzählt bekommen und erinnert noch sehr genau an ihre Worte.
Wenn man die Erzählungen der Mutter liest, dann kann man sie sich dabei genau vorstellen, ohne sie jemals gekannt zu haben. Es werden teileweise Wörter im Dialekt verwendet und Füllwörter wie NIT und GELL. Für österreichische Leser natürlich sehr sympathisch.
Es ist nicht gerade das beste Buch von Wolf Haas, aber es liest sich sehr gut, ist interessant und es gibt viele Stellen, bei denen man schmunzeln muss.
4 Das Streben nach Eigentum
von Barbara (Remscheid), am 30.08.2023
Der Wechsel zwischen den Rückblicken auf das Leben seiner Mutter aus ihrer Sicht und der des Sohnes wird deutlich durch die Sprache. Die Erzählungen der Mutter werden im Dialekt wieder gegeben und so, wie die Mutter immer geredet hat. Dadurch merkt man direkt, wer von beiden gerade erzählt und die Unterschiede in der Ausdrucksweise werden so sehr deutlich.
Es ist eigentlich ein kurzes Buch, das Wolf Haas über das schwere und unglückliche Leben seiner Mutter geschrieben hat, das aber viel erzählt und mit seinem schwarzen Humor dem immerwährenden Lamentieren eine ganz eigene Stimme gibt. Eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die ein bekanntes Thema auf ganz neue Art erzählt lesen möchten.
4 Intergenerationales Verstehen
von Dr. Tobias Kallfell, am 29.08.2023
Erinnerungen der Mutter werden episodenhaft in der Ich-Form in die Handlung eingeflochten. Dabei sind die Schilderungen der Lebensstationen der Mutter der Alltagssprache und ihrem Sprachduktus angenähert. Dies hinterlässt eine höchst authentische und realistische Wirkung. Es wird deutlich, mit welchen Hürden und Einschränkungen die alte Frau in ihrem Leben zu kämpfen hatte. Und durch die erinnerte Erinnerung des Sohns werden die Erinnerungen der Mutter wieder lebendig. Man taucht als Leser:in in eine vergangene Lebenswelt ein. Und ihr Schicksal steht sicherlich exemplarisch für das Schicksal vieler Frauen jener Generation.
Die Mutter erscheint als willensstarke Frau mit Begabung für Fremdsprachen, die aber irgendwann ihren Traum von Eigentum aufgeben musste und aus diesem Grund von Niedergeschlagenheit erfasst worden ist. Charakterlich sei sie eine schwierige Frau gewesen. Der Wunsch, Eigentum zu erwirtschaften, habe das Leben der Mutter bestimmt.
Letztlich eine interessante Lebensgeschichte, wie sie vermutlich von vielen erzählt werden könnte. Ein Buch, das ich mit Interesse gelesen habe. Das Werk ist für mich wieder ein Beweis dafür, dass Bücher Fenster zu neuen Welten öffnen können. Intergenerationales Verstehen wird durch dieses Werk gefördert. Allerdings hat mich der Roman nicht so sehr in seinen Bann gezogen, dass ich 5 Sterne geben kann. So komme ich auf 4 Sterne!
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