Das Flüstern im Eis (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ein Fall für Commissario Grauner
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
256 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31146-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Flüstern im Eis -  Lenz Koppelstätter
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Ein tödlicher Wettkampf in schwindelerregender Höhe - Commissario Grauner ermittelt in seinem neunten Fall in den eisigen Gipfeln Südtirols. In Sulden, an der gefrorenen Nordwand des Ortler, hat sich die internationale Kletterszene versammelt. Zwei der besten Eiskletterinnen der Welt, eine Italienerin und eine Iranerin, treten gegeneinander an, um einen neuen Rekord aufzustellen. Doch während oben am Berg ein Unwetter aufzieht, machen Commissario Grauner und sein Kollege Saltapepe eine grausige Entdeckung: Der Chef der örtlichen Bergrettung liegt ermordet in der Turnhalle des Dorfes. Als die iranische Kletterin nach dem Wettkampf spurlos verschwindet und in ihrem Hotel eine weitere Leiche gefunden wird, beginnt für Grauner und Saltapepe ein Wettlauf gegen die Zeit. Schnell wird klar, dass in dem idyllischen Bergdorf nicht nur die eisigen Naturgewalten eine tödliche Gefahr darstellen. »Das Flüstern im Eis« ist ein atmosphärischer Südtirol-Krimi voller Spannung und überraschender Wendungen, der Fans von Regionalkrimis und Urlaubskrimis begeistern wird.

Lenz Koppelstätter, Jahrgang 1982, ist in Südtirol geboren und aufgewachsen. Er arbeitet als Medienentwickler und als Reporter für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und Salon. 2015 startete bei Kiepenheuer & Witsch die Krimireihe um den Südtiroler Commissario Grauner, die ein großer Erfolg bei Leser:innen und Presse ist.

Lenz Koppelstätter, Jahrgang 1982, ist in Südtirol geboren und aufgewachsen. Er arbeitet als Medienentwickler und als Reporter für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und Salon. 2015 startete bei Kiepenheuer & Witsch die Krimireihe um den Südtiroler Commissario Grauner, die ein großer Erfolg bei Leser:innen und Presse ist.

5


Die Turnhalle befand sich am östlichen Ende des Dorfes, flankiert von einer Schule, einem Kindergarten und der Feuerwehrstation. Der Carabiniere, der am Eingang stand, hielt sich die Nase zu, was Grauner etwas komisch vorkam. Er stieß die Flügeltüren auf, die ins Innere führten.

Sofort schlug ihm der typische Sporthallengeruch entgegen: Staub, Schweiß, Käsefüße. Aber der Commissario nahm noch ein anderes Aroma wahr. Eines, das ihm sehr vertraut war, das aber ganz und gar nicht an diesen Ort passte.

Er blieb im Vorraum kurz stehen. Rechts führte ein schmaler Flur zu den Umkleidekabinen, links gelangte man über eine Treppe zu der Tribüne, vor ihm lag die Tür zur Halle.

Diese Würze, dachte der Commissario. Er sah sich kurz um und schnupperte dann an seinem Hemd. Nein, das Hemd war es nicht. Er fasste sich in die Haare, roch an den Fingern. Nein.

Grauner war nun schon sein halbes Leben lang Polizist und Viechbauer. Immer hatte er penibel darauf geachtet, dass er nicht nach Stall roch, wenn er zum Dienst fuhr. Auch diesmal war er nach dem Melken kurz in die Dusche gehüpft.

Er schob die Tür zur Halle auf. Zwei Kollegen der Spurensicherung knieten am Boden, neben ihnen standen zwei Polizisten. Weitere Kollegen gingen in der Halle umher, einige standen in einem Grüppchen zusammen. Noch einmal hob Grauner die Nase, sog den würzigen Geruch ein. Das war nicht nur Kuhmist, das war eine Mistmelange, da war er sich ziemlich sicher. Ein paar Hühner, vielleicht auch Schweine. Kaninchen, ja, auch Kaninchen.

Der grüne Boden war überzogen von den typischen Farbmarkierungen der verschiedenen Ballsportfelder. Sprossenwände, Basketballkörbe, in der Ecke ein Stufenbarren – Grauner fühlte sich, als hätte er eine Zeitreise gemacht. Er hatte den Sportunterricht immer gehasst. Nun entdeckte er auch Ispettore Saltapepe und seine Assistentin Tappeiner, die sich mit Max Weiherer, dem Chef der Spurensicherung, unterhielten.

Zur Begrüßung nickten sich alle nur stumm zu. Manche hielten sich die Nase zu oder atmeten in ein Taschentuch. In der Mitte der Halle lag verstreuter Mist herum. Daneben stand eine Schubkarre. Langsam näherte sich Grauner der Gestalt, die am Boden lag. Der Mann trug eine neongrüne Windjacke, dunkle Hosen und schwere Bergschuhe. In seiner Brust steckte eine Heugabel. Zwei Kletterseile waren ordentlich neben der Leiche drapiert worden.

Grauner schluckte, schüttelte sich und kniete sich hin. Der Tote hatte den Mund und die Augen weit geöffnet. Blut war in die Jacke eingesickert, auf dem Linoleum hatte sich ein dunkler See gebildet.

Grauner spürte, dass jemand von hinten an ihn herantrat. Weiherer reichte ihm eine Klarsichtfolie mit einer Fotografie darin.

»Die lag da«, sagte der Spurensicherer und zeigte auf eine weiße Markierung neben der Leiche. Das Bild zeigte einen jungen Mann. Blonde Haare. Er trug einen weißen Kampfsportanzug und lächelte stolz. Hinter ihm erkannte der Commissario Sprossenwände. Er stand auf und drehte sich einmal um sich selbst. »Ist das hier?«

»Ja, das Foto muss in der Halle gemacht worden sein.«

Grauner musterte das Gesicht des jungen Mannes. Dann das des Toten. »Ist er das?«

Wieder nickte Weiherer. »Das ist anzunehmen. Unser Toter. In einem typischen Kampfsportanzug. Einem Dobok. Mit schwarzem Gürtel.«

»Mist in einer Turnhalle. Ein mit einer Heugabel erstochener Mann. Ein altes Foto neben ihm«, murmelte der Commissario vor sich hin. Er hatte schon viele eigenartige Tatorte gesehen. Dieser hier zählte ganz bestimmt zu den eigenartigsten. Die Tür der Halle flog auf, Belli eilte auf sie zu, erstarrte, drehte auf dem Absatz um und rannte wieder hinaus. Die Ermittler wechselten einen Blick, Saltapepe zuckte mit den Schultern.

»Wann seid ihr eingetroffen?«, fragte Grauner ihn.

»Vor einer Viertelstunde.«

»Was wissen wir vom Toten?«

Tappeiner räusperte sich. »Matthias Lechthaler, geboren 1957, Junggeselle. Bergretter und Bergführer. Außerdem Leiter einer kleinen Kampfsportschule. Er lebte weiter westlich im Dorf, in einer kleinen Wohnung.«

»Verwandte?«

»Eine Mutter, im Altersheim, dreiundneunzig, dement. Der Vater ist schon lange tot.«

»Weiß die Mutter schon, was passiert ist?«

»Der Pfarrer ist bei ihr, aber …« Tappeiner schüttelte den Kopf. Mehr musste sie nicht sagen.

»Sonst?«, fragte der Commissario weiter.

»Eine Schwester«, fuhr die Assistentin fort, »sie lebt in Spanien. Wir versuchen, sie zu benachrichtigen.«

»Freunde? Arbeitskollegen?«

»Die Carabinieri hier sagten, der Mann habe viel Zeit mit seinen Kollegen von der Bergrettung und den Bergführern verbracht. Wenn jemand etwas über ihn weiß, dann die.«

»Und wo sind die? Und überhaupt: Warum ist hier niemand?«, fragte Grauner in die Runde, die sich um ihn geschart hatte. Er schaute in verdutzte Gesichter. »Das Dorf ist wie ausgestorben. Die Polizei, die Sirenen, die Blaulichter. Dass es einen Toten gibt, das muss sich doch längst herumgesprochen haben.« Er fand es immer wieder faszinierend, wie schnell sich Nachrichten wie diese verbreiteten, im Dorf, im Tal, in ganz Südtirol. Meistens waren schon alle bestens informiert, noch bevor im Radio, im Fernsehen oder am nächsten Tag in den Zeitungen über den Mord berichtet wurde. Normalerweise versammelte sich schnell eine Menschentraube am Fundort einer Leiche, normalerweise mussten die Polizisten die Neugierigen zurückdrängen. Hier aber war niemand. Um halb elf Uhr vormittags. »Also, wo sind sie alle?«, wiederholte er.

»Die sind …«, Tappeiner hob den Arm und zeigte Richtung Hallendecke, »… oben.«

»Oben? Wie oben? Wo oben?« Der Commissario runzelte die Stirn.

»Bei der Tabaretta-Hütte.« Die Assistentin erklärte den Umstehenden, was sich am Ortler abspielte. »Später soll auf dem Marktplatz ein großes Fest stattfinden. Da wird die Siegerin geehrt, eine Musikkapelle spielt, es gibt gebackene Hendln und Strauben. Ich bin mit Claudio extra heute in aller Früh hergekommen, wir waren auch an der Hütte, von da aus hat man die beste Sicht auf die Wand.«

Grauner öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. Unruhig trat der Ispettore von einem Fuß auf den anderen, sie steckten in dicken Bergschuhen. Der Commissario konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er dachte ein Weilchen nach. »Die Reinigungskraft hat den Toten gefunden. Wen hat sie daraufhin verständigt?«

»Zuerst die Schulleitung. Dann die Carabinieri. Die haben dann in der Questura angerufen. Auch die Kollegen des Toten wurden informiert. Sie haben ihn bereits vermisst, ein paar haben schon nach ihm gesucht, weil er nicht zu seiner Schicht erschienen ist. In seinem Haus, hier im Dorf. Oben am Ortler, bei der Payer-Hütte. Sie haben schon befürchtet, er könnte abgestürzt sein. Die Bürgermeisterin, eine gewisse Ramona Unterkofler, wurde schließlich auch angerufen«, erklärte Tappeiner.

»Und die hat daraufhin nicht das ganze Dorf zusammengetrommelt?«

Die Assistentin schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe vorhin schon kurz mit ihr telefoniert. Sie sagte, dass sie den Ablauf des Events am Ortler nicht gefährden wollte.«

Der Commissario rollte mit den Augen. »Saltapepe, trete in Kontakt mit der Bergrettung. Lass dich von denen wieder hochfliegen zu der Hütte, es gibt ja sicher einen Hubschrauber, frag alle aus, die mit dem Toten zusammengearbeitet haben, ja?«

Der Ispettore nickte.

»Silvia, sprich noch mal mit der Putzfrau, die den Toten entdeckt hat. Protokolliere ihre Aussage. Schalte dich dann mit der Questura kurz, lass den Namen des Toten durch das System laufen, sammle Informationen, auch online. Ah, und finde heraus, woher der Mist hier stammen könnte. Wie viele Bauern es gibt, in, sagen wir mal, einem Umkreis von zehn Kilometern.«

»Da gibt es sicher hundert«, sagte Saltapepe.

»Gut«, sagte der Commissario, »da magst du recht haben, dann grenzen wir es weiter ein. Nur Bauern mit Kühen, Schweinen, Hühnern und Kaninchen.«

Er schloss die Augen. Schnupperte. Dann bückte er sich hinab, entdeckte neben den braunen Kaninchenkötteln auch grüne, die etwas größer und kompakter waren.

»Und Ziegen. Ganz sicher auch Ziegen. Damit dürfte sich die Anzahl verringern.«

Saltapepe starrte ihn ungläubig an. Weiherer trat vor und räusperte sich. Der Chef der Scientifica wollte, dass sie die Halle verließen. Je länger sie hier drin waren, desto mehr Spuren wurden verwischt. Der Commissario bedeutete den anderen, ihm zu folgen.

Die Luft war immer noch frisch, obwohl die Sommersonne vom blauen Himmel schien. Der Ortler ragte vor ihnen auf.

Der Commissario hatte ihn in jungen Jahren mit ein paar guten Freunden erklommen. Zwei Mal sogar. Erst über die Normalroute, später über den etwas anspruchsvolleren Hintergrat. Grauner fand, als Südtiroler sollte man mal auf dem Ortler gestanden haben. Die abertausend Gipfel, die einen umgaben, die schier endlose Weite – das war ein Anblick, den man nie wieder vergaß.

Wie schön die Welt doch wäre, dachte er sich, wenn sie nur aus Bergen bestünde, nur Berge, kein Strand, kein Meer, keine Städte.

»Und was machst du jetzt, Grauner?«, fragte Saltapepe und riss ihn aus...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2023
Reihe/Serie Commissario Grauner ermittelt
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Commissario Grauner • Der Tote am Gletscher • Eisklettern • In tiefen Seen • Klettern • Kletterszene • Krimi-Neuerscheinungen 2023/2024 • Ortler • Regionalkrimi • Saltapepe • Sizilien • Südtirol-Krimi • Urlaubskrimi • Wettkampf
ISBN-10 3-462-31146-8 / 3462311468
ISBN-13 978-3-462-31146-4 / 9783462311464
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