Bretonisch mit Flammen -  Gabriela Kasperski

Bretonisch mit Flammen (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
272 Seiten
Emons Verlag
978-3-98707-130-0 (ISBN)
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Band 5 der Krimiserie um die charmanteste Buchhändlerin Frankreichs. Im Naturschutzgebiet in der Nähe von Camaret-sur-Mer brennt in der flirrenden Sommerhitze ein Ferienhaus aus. Mit der Instandsetzung betraut wird Isidore Breonnec, allseits bekannter Handwerker und Herzensbrecher. Als er tot auf der Baustelle aufgefunden wird, sitzt der Schock tief. Commissaire Mahon ermittelt, und ausgerechnet eine treue Mitarbeiterin von Buchhändlerin Tereza Berger gerät unter Verdacht. Auf der Suche nach dem wahren Täter dringt Tereza tief in die Scheinidylle der Ferienhausvermietung ein. Zu tief?

Gabriela Kasperski war als Moderatorin im Radio- und TV-Bereich und als Theaterschauspielerin tätig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie in Zürich und ist Dozentin für Synchronisation, Figurenentwicklung und Kreatives Schreiben. Den Sommer verbringt sie seit vielen Jahren in der Bretagne. www.gabrielakasperski.com

Gabriela Kasperski war als Moderatorin im Radio- und TV-Bereich und als Theaterschauspielerin tätig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie in Zürich und ist Dozentin für Synchronisation, Figurenentwicklung und Kreatives Schreiben. Den Sommer verbringt sie seit vielen Jahren in der Bretagne. www.gabrielakasperski.com

1

Camaret-sur-Mer, Samstag, 15. Juli

Immerblauer Himmel, die Gischt der Brandung, die leuchtende Kugel der Sonne auf ihrem trägen Sinkflug – ich, Tereza Manon Elektra Berger, saß auf einem Felsvorsprung der Presqu’île de Crozon, diesem paradiesischen Fleck bretonischer Erde, und erlebte einen Sonnenuntergang vom Feinsten. Der Fels hieß Château de Dinan, Kastell von Dinan, und war ein von den Gezeiten geformtes Felsschloss, das auch bei schönstem Wetter von Wind und Wellen umtost war. Um es zu erreichen, hatten wir über einen Pfad balancieren müssen, der so schmal war, dass selbst mir, die ich schwindelfrei war, der Atem stockte. Aber es hatte sich gelohnt. Und wie.

»Vielen Dank«, sagte ich zu Gabriel Mahon. Er war der örtliche Commissaire der Police nationale, eingewandert aus Schottland, in seiner Art ähnlich wie das Gestein hier – verwittert bis bröcklig – und ziemlich sexy. Vor allem jetzt, da er eine Papiertüte aus der Tasche seines Ledermantels zog.

»Ein Croissant? Abends um neun?«

Statt einer Antwort übergab er mir die Tüte und kraulte das dichte Fell von Merguez, meinem Hund, der zwischen uns lag und einen wohligen Pups von sich gab.

»Jetzt fehlt nur noch der café avec énormément du lait

Dass ich meinen Milchkaffee mit sehr viel Milch und sehr wenig Kaffee trank, wusste Gabriel mittlerweile.

»Mach jetzt auf, Tereza.«

In dem zerknitterten Papier fand ich keine Kalorienbombe, sondern ein schmales Couvert mit einem Ring. Ein schlichter silberner Ring von runder Form mit einer feinen, eingravierten Zeichnung.

»Ein Triskel … Erde, Luft, Wasser, meine Elemente.«

Als Gabriel keine Anstalten machte, mir den Schmuck über den Finger zu streifen, tat ich es selbst. Vor einigen Wochen hatten wir das gleiche Spiel gespielt, nur war jener Ring nicht für mich bestimmt gewesen, und Gabriel hatte offensichtlich Ersatz besorgt. Auf halbem Weg blieb der Ring jedoch stecken.

Gabriel wirkte etwas ratlos. Seit er von der Insel Ouessant zurückgekehrt war, hatte er jede Nacht bei mir im Atlantique, dem Dachzimmer der Villa Wunderblau, verbracht.

»Wir können ihn umtauschen.« Er steckte den Ring in die Manteltasche.

Seine Augen hatten dieselbe Farbe wie das Meer, La Mer d’Iroise, wo der Kanal, die irische See und der Atlantik sich in einem wilden Wirbel zusammenfanden. Die Farbe hieß Glaze. Sie war geheimnisvoll und wunderbar, und ich war ihr verfallen. Bis Merguez erneut pupste.

»Ich weiß nicht, was er gefressen hat«, sagte ich und versuchte, mein verwehtes Haar in einen Knoten zu fassen. »Wahrscheinlich im Laden.«

Immer wieder kam es vor, dass die Kundinnen Merguez mit Leckerlis vollstopften, weil er so artig vor den Buchregalen lag. In jüngster Zeit allerdings eher selten, die Bücherverkäufe hatten mehr als gedümpelt. Die Hitzewelle war der Grund dafür, wir hätten Eis oder Ventilatoren in unser Angebot aufnehmen sollen.

»Hundepupse sind die schlimmsten. Die trotzen jedem Wind.« Gabriel gab mir über Merguez hinweg einen Kuss. Und, was soll ich sagen, meine Geldsorgen wären vergessen gewesen, hätte uns nicht ein Handyklingeln aus der Stimmung gerissen.

»Shit, was will der von mir?«

Bevor Gabriel den Anruf wegdrückte, konnte ich nicht umhin, den Namen auf dem Display zu lesen. Mael Abelas. Wenn der Leiter des Bauamts von Crozon nach Feierabend anrief, war es vermutlich dringend. Neben der Bürgermeisterin war er die wichtigste Person im Ort. Ich kannte ihn nur vom Sehen, da Isidore Breonnec die Bewilligungen vom Bauamt jeweils für mich einholte. Isidore war ein waschechter Camarétois und ein handwerklicher Alleskönner, außerdem ein lieber Freund. Er wollte später vorbeikommen und mit uns anstoßen.

Als Gabriels Handy zum dritten Mal klingelte, stand er auf und entfernte sich, um den Anruf anzunehmen.

Ich raffte die Jeansjacke um mein geblümtes Kleid, rappelte mich ebenfalls hoch und ging vorsichtig zu Sylvie Meerwein, meiner Freundin und Arbeitskollegin, die sich während unseres kleinen Intermezzos am Picknickkorb zu schaffen gemacht hatte. »Hast du mir das Geld mitgebracht?«, fragte ich.

Sie zog einen Schein aus der Tasche ihres Overalls, ihrer Arbeitskluft. »Zweihundert Euro, danach ist die Barkasse leer.«

Sylvie kümmerte sich um die Buchbestellungen und den Verkauf, während ich häufig für unsere antiquarische Abteilung unterwegs war, um auf Dachböden und in Kellern verstaubte Trouvaillen sicherzustellen.

»Nicht nur die Barkasse ist leer, auch mein Konto«, sagte ich.

»Nicht mehr lange, dann geht’s los mit den Vermietungen der Cabane Wunderblau.«

Die Cabane Wunderblau war der ehemalige Gartenschuppen, den wir in ein kleines vermietbares Ferienhäuschen umbauten. Die Fertigstellung hatte sich wegen unvorhergesehener Herausforderungen wie dem nicht vorhandenen Zufluss zur Naturdusche verzögert, was mein Budget überstrapazierte.

»Die Agentur Amèr hat mich übrigens kontaktiert«, fuhr Sylvie fort.

»Der Name sagt mir etwas.«

»Du kennst vielleicht Xavier Amèr. Seine Katamaranausflüge sind legendär und immer ausgebucht. Und er ist der beste Kitesurfer der Halbinsel.« Sie deutete aufs Meer hinaus, wo ein Surfer mit seinem Brett aus dem Wasser schoss und durch die Brandung zum Strand zurückkreuzte. »Das muss er sein. So wie er surft keiner.«

»Und was will der von uns?«, fragte ich.

»Er und seine Schwester Aude haben eine Ferienhausvermittlung.«

Bei der Erwähnung bekam ich ein ganz klein wenig schlechte Laune. Bislang hatte mich das Geschäft mit den Vermietungen wenig interessiert. Aber man hatte mir erzählt, es sei ein echtes Haifischbecken.

»Erfolgreich?«

»Sehr. Sie haben angeboten, die Cabane Wunderblau in ihren Katalog aufzunehmen.«

Das ging mir eindeutig zu schnell. »Wir wissen nicht, wie lange der Bau noch dauert.«

»Ist ihnen wurscht. Sie suchen die leckersten Häuser der Halbinsel.«

Leckere Häuser? Ein typischer Sylvie-Ausdruck.

»Das will ich nicht. Wir machen die Vermietung selbst. Ich habe einen großen Bekanntenkreis.«

»Das sagst du immer. Aber bis jetzt hat sich niemand gemeldet. Du musst doch Geld verdienen, Tereza.« Sylvie beugte sich zu mir, sodass ihr Haar meine Nase kitzelte. »Die Amèrs haben ein riesiges Kundennetzwerk in Deutschland. Damit die Cabane sich rentiert, brauchen wir auch Gäste im Oktober oder im April. Sie würden uns alles abnehmen, wir hätten nichts zu tun mit den Daten und dem ganzen Kram. Und das Beste: Sie haben einen eigenen Putzbetrieb. Les Jeunes de Ménage, die sollen top sein.«

»Wie viel wollen sie dafür?«, fragte ich.

»Fürs Putzen?«

»Ich meine die Provision. Fürs Vermitteln.«

»Das ist Verhandlungssache. Bei dir wären es vermutlich etwa zwanzig Prozent.«

»Ganz schön viel.«

In dem Moment tauchte Aimon auf, Gabriels bester Freund. Mit einer Flasche Schaumwein und Pappbechern balancierte er in voller Motorradmontur über die Felsbrücke.

»Hei, Gabe.« So nannte er Gabriel, der sein Telefonat beendet hatte und wieder zu uns kam.

»Aimon, mein Freu…«

»Mein Medienstar«, übertönte Sylvie Gabriel. Sie und Aimon waren seit mehreren Jahren ein Paar. »Wie ist es gelaufen bei den Breizh News?«

Aimon hatte bei dem Radiosender an einer Diskussion über Abwanderung in Küstengebieten teilgenommen.

»Eine Katastrophe.« Er als Vertreter der alten Generation hatte mit zwei Jungen diskutiert, einer Studentin aus Rennes und einem Schreiner aus Paris. Er war sichtlich aufgewühlt und erzählte, während Gabriel erneut einen Anruf bekam.

»Ich kapiere diese Jungen nicht. Die sind beide abgehauen. Keine Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten hier, sagen sie. Und dabei ist im Sommer so viel zu tun. Im Relais zum Beispiel suchen sie seit Wochen eine Arbeitskraft. Vergeblich.«

Das Relais des Pêcheurs war eine Kneipe im Hafenstädtchen Morgat, wo Aimon mit Gabriel und anderen jeweils sein Feierabendbier trank.

Sylvie machte eine skeptische Miene. »Das Relais ist eng, und es stinkt, der Lohn ist mager. Da zu arbeiten ist echt keine Perspektive.«

»Verwöhntes Pack. Wir sind früher morgens zum Fischen, mittags zum Bauen und nachts zum Servieren.«

»Und im Winter, wenn der Tourismus schläft?«, fragte ich.

»Dann haben wir Netze geflickt …«

»… und die Ersparnisse des Sommers aufgebraucht«, sagte Sylvie. »Darum lebst du bis heute von der Hand in den Mund.«

»Ich habe mein Motorrad, meine Motte und mein Haus. Was will ich mehr?« Mit der Motte meinte er Sylvie.

»Ein renoviertes Haus, zum Beispiel. Dein Dach leckt, es regnet herein.«

»Isidore kümmert sich darum. Er hätte übrigens längst hier sein müssen.«

Ich blickte zum Küstenwanderweg, der sich gut sichtbar vom Campingplatz her über das Plateau bis zu unserem Standort zog, aber da war niemand unterwegs.

Sylvie entwich ein Laut. »Er wird wohl wieder illegale Nachtarbeit machen … und hat uns vergessen.«

»Warum bist du so abschätzig?«, fragte ich und blickte sie erstaunt an. »Und was meinst du mit illegal?«

Schweigen. Sylvie wollte mir nicht antworten.

»Nein, sag, warum illegal? Sylvie?«

»Nichts. Erzähl ich dir ein anderes Mal.«

Gabriel, der den Anruf beendet hatte, mischte sich ein. »Der Breonnec kommt nicht? Wunderbar.«

Dass er Isidores und meine Vertrautheit nicht sonderlich mochte, war ein offenes Geheimnis.

»Prost allerseits«, sagte Aimon, der nichts von der Spannung gespürt hatte. »Lasst es euch...

Erscheint lt. Verlag 25.4.2024
Reihe/Serie Sehnsuchtsorte
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bretagne Krimi • cozycrime • Ferienlektüre • Ferienromanze • Frauenkrimi • Krimi mit Humor • Kriminalroman • Mord • Sehnsuchtskrimi • Sommerkrimi • spannend • Spannung • Temporeich • Urlaubskrimi
ISBN-10 3-98707-130-3 / 3987071303
ISBN-13 978-3-98707-130-0 / 9783987071300
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