Jessi und die Bischofbande -  Manuela Schoop

Jessi und die Bischofbande (eBook)

(Bandenjahrgang: 1977 - 1985
eBook Download: EPUB
2024 | 3. Auflage
214 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-8905-1 (ISBN)
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Der zweite Teil der Bischofbandenreihe beginnt im Jahre 1977. Endlich ist es soweit. Die Bischofbande wird an die Erstklässler weitergegeben und Jessica Bischof ist eines der neuen Mitglieder. Das ist eine Sensation, weil sie eine Nachfahrin des Gründers der Bande ist. Allerdings wird nicht sie, sondern Steffen Hintz der neue Anführer der Bischofs. Mit den Jahren verliebt sie sich unsterblich in ihn und als sie fünfzehn ist, werden sie endlich ein Paar. Jessi ist erst überglücklich, doch dann überkommen sie Zweifel, denn plötzlich beginnt sie Justin Brehm, zu interessieren. Er ist der seltsame und unnahbare Anführer der gegnerischen Willemsbande. Justin bemerkt ihre schüchternen Annäherungsversuche, doch er darf keine Gefühle zulassen, schließlich ist sie, die Bischof, seine Feindin. Allerdings ist sie auch das Mädchen seiner Träume ... Werden die beiden dennoch zueinander finden?

Manuela Schoop ist Jahrgang 1977, geboren in Finsterwalde, glücklich verheiratet und Mutter von zwei Töchtern. Nach einer Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel und mehrjähriger Tätigkeit in diesem Beruf, schloss sie 2011 ein Magisterstudium der Sprachwissenschaften, Germanistik und Phonetik mit dem Hauptschwerpunkt »Kindlicher Spracherwerb« ab. Sie ist freiberufliche Tagesmutter und leitet Eltern-Kind-Kurse. An der sechsteiligen Bischofbandenreihe arbeitete seit ihrem 11. Lebensjahr.

Kapitel 1

 

Juni 1977

Lächelnd musterte Michael Glasner die sechs kleinen Kinder, die vor ihm standen.

Er spürte die Freude der Kleinen darüber, dass sie nun die Bandentradition weiterführen durften.

»Setzt euch doch!«, begann er nach kurzem Zögern. Natürlich hatte er sich in den letzten Stunden Gedanken darüber gemacht, wie er die neue Generation einweisen würde, doch nun stand er hier und seine sorgfältig ausgearbeitete Rede war ihm entfallen.

»Wisst ihr schon, wer Anführer werden soll?«, fragte er, nachdem jeder einen Platz am Tisch eingenommen hatte.

»Nein«, schellte ihm die Antwort von allen entgegen.

»Na gut, das könnt ihr ja klären, wenn ich weg bin.« Michael kratzte sich kurz am Kopf. Was Wolf in diesem Moment wohl den neuen Willems erzählte? Schnell fokussierte er seine Gedanken wieder auf die aktuelle Aufgabe.

Er ging zum Schrank und holte zwei Bücher hervor.

Diese legte er dann behutsam auf den Tisch.

»Das sind die Bücher der Bischofbande. Behandelt sie immer wie ein Heiligtum. Hier im Bischofbuch steht alles Wichtige über die Bande und in der Chronik dürft ihr selbst euren Bandeneintritt, gute Streiche und die Weitergabe notieren. Es wäre gut, wenn ihr möglichst ordentlich und ohne Fehler schreibt.«

»Na, da bin ich raus«, bemerkte Christoph breit grinsend.

»Das Lager ist soweit in einem guten Zustand. Dennoch müsst ihr ab und zu Reparaturen durchführen, Bretter austauschen oder das Dach flicken, wenn Wasser reintropft. Wenn ihr etwas nicht könnt, fragt eure Eltern. Die helfen euch bestimmt.«

Michael schlug im Bischofbuch die Bandengesetze auf. »Es ist wichtig, dass ihr die traditionelle Feindschaft mit den Willems weiterführt. Wie ihr das Aufeinandertreffen mit denen gestaltet, ist eure Sache. Ich bitte euch nur, es nicht zu übertreiben. Es gibt klare Grenzen, die es nicht zu überschreiten gilt. Wir haben viele Konflikte durch Tischtennismatche klären können. Gibt es noch Fragen?«

Alle Kinder schüttelten schüchtern ihre Köpfe.

Michael griff in seine Jackentasche und legte die Lagerschlüssel auf den Tisch.

»Falls der gewählte Anführer doch noch Fragen haben sollte, kann er sich jederzeit an mich wenden. Ich wünsche euch alles Gute und viel Spaß als Bischofbande.«

Der ehemalige Anführer ließ nochmal einen letzten Blick durch das Lager gleiten, wandte sich dann zur Tür und verließ die Laube.

Erwartungsvoll beobachtete Jessica Bischof die anderen fünf Kinder. Charlotta Peters, ihre beste Freundin und Katja Breuer kannte sie ja schon, doch die Jungen waren ihr noch immer sehr fremd.

Natürlich waren sie in der gleichen Klasse, aber sie gab sich nur mit den Mädchen ab.

Da waren noch Christoph Arens, Patrick Thomas und Steffen Hintz.

»Wir müssen jetzt einen Anführer wählen«, bemerkte Charlie unsicher und setzte sich an den großen Tisch. Scheu folgten ihr die anderen Kinder.

»Also ich bin dafür, dass Jessica Anführerin wird, schließlich hat ihr Vorfahre die Bande gegründet«, sagte Katja nach einigem Zögern.

»Ich?« Verlegen errötete Jessica. »Nein, das kann ich nicht. Ich will nicht Anführer werden.«

»Wer würde es denn freiwillig machen?«, fragte Christoph.

Nur Steffen meldete sich.

»Du willst Anführer werden?« Freundschaftlich stieß Patrick seinen Tischnachbarn an. »Das bekommst du sicher gut hin.«

»Also ich habe auch nichts dagegen«, bemerkte Christoph. »Wählen wir Steffen?«

Alle nickten, und so wurde Steffen Hintz der neue Anführer der Bischofbande.

»Schaut mal, die knutschen da draußen«, rief Patrick, der von seinem Stuhl aus den besten Blick aus dem Fenster hatte, plötzlich.

Die Bischofbande lief aus dem Lager und beobachtete erst verwundert, dann lachend den ehemaligen Anführer der gerade ziemlich leidenschaftlich ein Mädchen küsste.

»Wie im Film«, fand Charlotta seufzend.

»Das ist die Lissi Neumann«, flüsterte Jessica ihren Freunden zu. »Sie war bei den Willems.«

Lissi und Michael hatten das Kichern der Kleinen gehört. Schnell trennten sich ihre Münder voneinander, dann liefen sie Hand in Hand in den Wald hinein.

»Bäh, das passiert mir garantiert nie.« Steffen schüttelte sich kurz. »Wie kann man sich als Bischof in eine Willem verknallen?«

Ratlos hoben alle die Schultern. Dann gingen sie gemeinsam zurück in das Lager, wo Steffen dann seinen ersten Eintrag in die Chronik der Bischofbande hineinschrieb.

 

Auf dem Heimweg musterte Charlie Jessica von der Seite. »Ist dir klar, dass du hättest Anführerin werden können? Diese Chance bekommst du nie wieder. Weshalb hast du dich nicht getraut?«

»Ich will nicht diese Verantwortung tragen. Wer weiß, wen die Willems wählen?«

»Patricks Schwester ist bei denen. Ob die beiden sich auch zu Hause streiten werden? Dumme Frage! Sie streiten sich, seit ich sie kenne. Wahrscheinlich wird sich bei ihnen nicht viel ändern.«

»Ja, die armen Eltern.«

»Da sind sie!«, hörten die beiden Mädchen plötzlich jemanden rufen, und in Sekundenschnelle waren sie von den Willems umringt.

»Wer ist euer Anführer?«, herrschte Justin Brehm Jessica herablassend an.

Verängstigt starrte Jessica ihn an, brachte aber kein Wort hervor.

Wie immer war er armselig gekleidet, seine dunklen Haare waren zu lang, die zerkratzten Schuhe ungeputzt. Niemals lächelnd blickte er ständig teilnahmslos vor sich hin und doch schienen ihn die Willems als Anführer gewählt zu haben.

Vielleicht lag es an dieser seltsam melancholischen Stimmung, die er ausstrahlte und die die anderen Kinder faszinierte? Mitleid war es sicher nicht.

Es war einfach so, dass er trotz seiner ärmlichen Erscheinung sehr Respekt einflößend war.

Alles in allem war er der ideale Anführer.

»Hey Bischof, hat es dir die Sprache verschlagen?«, rief Justin nun hochmütig.

»Steffen ist unserer Anführer«, antwortete Charlotta ebenso hochmütig, ergriff schnell Jessicas Hand und zog sie von den Willems fort.

»Mensch Jessi, was war gerade mit dir los? Weshalb hast du nichts gesagt?«, knurrte sie dabei böse.

»Sie haben Brehm gewählt.« Zögernd wandte sich Jessica noch einmal kurz zu den lachenden Willems um. »Ich habe Angst vor ihm, er ist immer so seltsam.«

»Das musst du dir nun aber schnell abgewöhnen! Als echte Bischof wirst du von nun an …«

»Ein Angriffsziel sein«, beendete Jessi leise Charlies Satz.

 

»Sie haben Justin Brehm gewählt«, war das Erste, was Jessica am nächsten Morgen in der Schule zu Steffen sagte.

»Ihn? Verdammt, das hatte ich befürchtet. Er wird kein leichter Gegner werden.«

Jessica zustimmend, drehte er sich zu dem neuen Willemsanführer um. Bewegungslos saß er in seiner Schulbank und starrte mit seinen bernsteinfarbenen Augen zur Tafel.

Solange Jessica sich erinnern konnte, hatte sie Angst vor ihm gehabt. Er war so anders als die anderen Kinder und dann besaß er diese verwirrend hellbraunen Augen, die sich nun auf sie richteten.

Ohne das Gesicht zu verziehen, blickte er sie an, ganz so, als würde er ihre Gedanken lesen können.

Erschrocken zuckte sie zusammen und wandte sich von ihm ab.

»Ob Steffen gegen ihn ankommen wird?«, flüsterte sie Charlie ins Ohr.

»Na, das hoffe ich doch«, antwortete Charlie. »Bald wird es zur ersten Auseinandersetzung kommen, dann werden wir es sehen.«

 

Am späten Nachmittag trafen die beiden Banden am See das erste Mal aufeinander.

Nervös betrachtete Jessica ihre neuen Feinde, Robert Tillner, Tina Thomas, Dirk Förster, Susan Henke und Stephan Gilgenbach.

Mit den meisten hatte sie schon zusammen im Sandkasten gespielt, und Tina hatte sie eigentlich immer besonders gemocht.

»Kein Wunder, dass sie dich gewählt haben«, sagte Justin ohne jegliche Regung im Gesicht. »Der Rest deiner Bande ist nur ein jämmerlicher Haufen.«

»Dasselbe könnte ich auch über dich sagen.« Spöttisch verzog Steffen seinen Mund. Ihm war es egal, dass Brehm nie lachte und immer versuchte, einschüchternd zu wirken. Das war doch alles nur Fassade.

Nur Sekunden später fielen die beiden Anführer übereinander her.

»Steffen macht sich gut«, bemerkte Christoph und Charlie nickte zustimmend.

Auch Jessica beobachtete interessiert die beiden kämpfenden Jungen.

Justin war verdammt gut. Es war, als würde er um sein Leben kämpfen, doch Steffen wehrte jeden Faustschlag gekonnt ab. Dann war plötzlich alles vorbei.

Steffens Hände und sein Gesicht waren voller Kratzer, und Justin wischte mit einem Ärmel über seine blutende Nase.

»Oh nein«, hörte Jessica ihn tonlos flüstern, während sie seine abgeknabberten Fingernägel betrachtete. »Das fehlt mir gerade noch.«

Doch schon ein paar Sekunden später rief er mit selbstsicherer Miene seine Bande zusammen und verschwand mit ihnen im Wald.

»Hey, Steffen, dem hast du es aber gezeigt!«, rief Katja begeistert.

»War es sehr schwer?«, fragte Jessica bewundernd.

»Es geht«, erwiderte Steffen strahlend. »Mit etwas Übung schaffe ich ihn locker.«

Die Gestalt, die am nächsten Tag in der Schule erschien, wirkte trauriger als sonst.

Seine Oberlippe war aufgeplatzt und ein großer blauer Fleck zog sich über seine rechte Wange.

»War Steffen das?«, fragte Patrick verwundert.

»Er sieht heute ramponierter aus als gestern Nachmittag«, meinte auch Christoph.

»Ich weiß nicht,...

Erscheint lt. Verlag 17.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
ISBN-10 3-7584-8905-9 / 3758489059
ISBN-13 978-3-7584-8905-1 / 9783758489051
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