Psychologie & Management in der modernen Zahnarztpraxis -  Herbert Prange

Psychologie & Management in der modernen Zahnarztpraxis (eBook)

Neurowissenschaften in der Anwendung
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
164 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7412-7824-2 (ISBN)
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Mit diesem Buch erhalten Sei eine Auswahl der Artikel, die Herbert Prange in den letzten Jahren in zahnärztlichen Fachpublikation und in Buchbeiträgen veröffentlicht hat. Der Autor hat zwei Studiengänge absolviert und sich als Pädagoge und Psychologe insbesondere auf medizinische Berufe konzentriert - seit über zwei Jahrzehnten insbesondere auf den Zahnärztebereich. Er ist einer der begehrtesten Psychologie-Referenten auf Medizinerkongressen. Seine Spezialität ist die Verbindung moderner Gehirnforschung mit alltagspsychologischen und mit Themen der Praxisführung, wie im viel beachteten Buch-Artikel 'Häuptlinge & Indianer'. Alle Artikel sind gefüllt mit praktischen Alltagstipis und Tiefgang in den Hintergrundbetrachtungen. Immer wieder erhalten Sie überraschende neue Erkenntnisse und wie diese auf einfache Weise im Praxisalltag genutzt werden können. Die Texte sind theoretisch sehr fundiert und gleichwohl leichtgängig geschrieben.

Häuptlinge – wie sie denken und handeln sollten


Hintergründe und Tipps für die moderne Praxisführung


Eine Zahnarztpraxis ist ohne Zweifel ein kleines Unternehmen. Das ist nichts revolutionär Neues. Dennoch gibt es viele Missverständnisse darüber, ob eine Praxis auch wie ein Unternehmen geführt werden kann oder sollte. Denn: Im Unterschied zu vielen anderen Unternehmen ist der Zahnarzt nicht einfach Unternehmer, sondern gleichzeitig der wichtigste Leistungserbringer. In vielen Softwarehäusern ist dies ähnlich.

Für viele Mediziner ist es eine mentale Hürde, sich als oberste Führungskraft anzusehen. Allerdings ist ein Zahnarzt, der der Besitzer der Praxis ist, der das Investment finanziert und die Verträge abschließt, immer oberste Führungsperson.

Ich möchte Ihnen hier einige grundlegende Gedanken darstellen, warum in jedem Unternehmen die Führungsperson so bedeutsam ist, welche Funktionen sie hat, wie sich ein Führungsgehirn von einem Mitarbeitergehirn unterscheidet.

Menschen leben wie andere Lebewesen in sozialen Einheiten, in denen das Zusammenleben und das Zusammenwirken durch viele Regeln gelenkt werden. Die Regeln sind notwendig, um den Überlebenskampf zu gestalten und die Arterhaltung zu sichern.

Alle sozialen Systeme erschaffen sich im Laufe der Evolution mehr oder weniger feste Regeln, an die sich alle Mitglieder der Gruppe halten müssen. Diese Regeln beziehen sich auf:

Es dürfen (Erlaubnis),

Es niemals dürfen (Verbot),

Es müssen (Gebot).

Die Aufstellung von sinnvollen und mehrheitlich akzeptierten Regeln und deren Kontrolle, die Entscheidung über die Kooperation und Aufgabenverteilung in einer Gruppe – all das sind Führungsaufgaben, die wir später näher betrachten werden.

In jeder sozialen Einheit gibt es den Drang nach einer klaren Hierarchie. Je klarer und eindeutiger und wirkungsvoller die Führungspositionen wahrgenommen werden, je schlagkräftiger und erfolgreicher kann die Gruppe sein.

In jeder sozialen Einheit gibt es viele Mitglieder, die dazu bereit sind, anderen zu folgen. Gleichzeitig gibt es wenige, die die Befähigung haben zu führen.

Die Führungsmenschen – wir nennen sie hier der Einfachheit halber »Häuptlinge« – haben die Aufgabe, die Gesamtereignisse im Blick zu haben, das Wohlergehen der ganzen Gruppe, die Umfeldbedingungen. Zudem sollte der Häuptling visionär sein, die Zukunft und die gemachten Erfahrungen in ihre Überlegungen einzubeziehen. Der Häuptling muss das Miteinander der Gruppe koordinieren, die Mitglieder richtig einzuschätzen und an den richtigen Platz stellen, Entscheidungen über die nächsten Schritte fällen und sie mit den Zielen und Visionen verbinden.

Jede Gruppe benötigt und erwartet eine starke Führungspersönlichkeit. Sie erwartet Orientierung, Klarheit, Stärke, Fürsorge.

Wenn ein Häuptling keine klaren Angaben zum Weg gibt, die Regeln nicht verdeutlicht und nachvollziehbar kommuniziert und die Regeleinhaltung nicht durchsetzt, wird er als schwach empfunden. Wenn er dann auch noch Fürsorge und ein klare emphatische Kommunikation vermissen lässt, wird die Gruppe verunsichert. Sie ermuntert andere starke Mitglieder an seine Stelle zu treten, um eine starke Führung zu haben. Es entsteht eine informelle, jedoch sehr starke, neue Führungsstruktur.

Genau dies beobachte ich in vielen Zahnarztpraxen. Um dies zu verhindern, bilden wir seit 18 Jahren Praxismanagerinnen aus.

Heute wissen wir aus der psychologischen Forschung, dass sich jede Gruppe nach einem Anführer sehnt. Jede Gruppe sucht eine dominante Persönlichkeit, an der sie sich orientieren kann. Wenn diese Person nicht gefunden wird, ist die Gruppe orientierungslos und ohne klare Struktur. Sie ist ständig in einem inneren Auflösungsprozess. Einige Teile raufen sich in kleinen Horden zusammen, andere suchen in anderen Gruppen Anschluss. Ein weiterer Teil schafft sich anarchische Systeme und steht in einem ständigen Kampf. Jeder gegen jeden. Bündnisse werden eingegangen, um anderen zu schaden, schnell wieder aufgelöst, um neue Konstellationen zu schaffen (siehe Hedwig Kellner, die Teamlüge; Mokka Müller, Das vierte Feld – Die Bio-Logik der neuen Führungselite, Jeffrey J. Fox, So werde ich der Boss; William F. Allmann, Mammutjäger in der Metro).

Die komplexen sozialen Beziehungen verlangen enorme Leistungen vom Gehirn und somit auch den großen Wunsch, es zu entlasten. Es wäre doch angenehm, wenn wir uns nicht ständig um die wichtigen sozialen Fragen kümmern müssen: wer mit wem gegen wen, wer ist an meiner Seite, wem kann ich vertrauen, mit wem kann ich beruhigt Geschäfte abschließen, wie sichere ich meine Existenz und die meiner Familie, kann ich beruhigt in den Urlaub fahren, kann ich darauf vertrauen, meinen Verdienst zu bekommen?

Die Mehrzahl der Menschen hat ein großes Bedürfnis, sich von den Verwirrungen des sozialen Miteinanders entlasten zu lassen, und wünscht sich deshalb einen Häuptling.

Das Häuptlingsgehirn übernimmt damit wesentliche Aufgaben anstelle der Mitarbeiter, also der Indianergehirne. Der Häuptling entlastet den Indianer von der ständigen sozialen Integrationsarbeit. So kann sich das Indianergehirn auf seine direkten Aufgaben (Arbeit, Familie, Freizeit, eigene Entwicklung) konzentrieren. Die kooperative Kunst des Häuptlingsgehirns besteht darin, sich in die Gehirne seiner Gruppenmitglieder einzufühlen, ihr Denken vorauszuahnen und die Ergebnisse aus einer übergeordneten Ebene, der Metaebene vorwegzunehmen.

Seine Entscheidungen berücksichtigen die Situation der Gruppe und weniger die der Individuen. Seine Entscheidungen sorgen für eine Perspektive der Sicherheit und des Erfolgs für die Gruppe und nicht für Einzelne. Der Häuptling sieht seine Gruppe als eine Person, sieht sie in seiner Gesamtheit.

Das Häuptlingsgehirn muss die Fähigkeit haben, viele unterschiedliche Gehirne einzulesen – mehr als jedes einzelne Gruppenmitglied es kann. Das ist seine eigentliche Leistung.

Allerdings ist es genau diese Anforderung, die viele Führungspersonen – das ist nun einmal jeder Zahnarzt, jeder Laborunternehmer – nicht erlernen.

Die wesentlichste Erwartung an den Häuptling lautet: Gib mir Sicherheit und Nahrung, damit ich mich fortpflanzen und in meinem Rahmen entfalten kann. Gib mir ein Leben ohne Angst.

Im Kern ist die stärkste Erwartung an Führungspersonen: Gib mir Zuversicht.

Eine Untersuchung in Großbritannien unter 12.000 Menschen hat ergeben: Zuversicht ist der stärkste Motor im menschlichen Sozialgefüge. Zuversicht produziert im Gehirn eine Grundmenge an Dopamin, dem Transmitter für Wohlbefinden und – bei erhöhter Produktion – Glücksgefühl. Der Mangel an Zuversicht ist mitentscheidend für chronische Krankheiten, Demotivation und viele soziale Degenerationserscheinungen.

Letztlich sollte das Häuptlingsgehirn in der Lage sein, den Menschen in seiner Gruppe (seinen Indianern) das ständige Gefühl der Zuversicht zu geben. Seine Aufgabe besteht darin, dieses Gefühl der Zuversicht immer wieder durch sein Denken und Handeln zu bestärken und als Modell vorzuleben.

Dazu muss er folgende Fragen ständig klären, immer wieder überprüfen und immer wieder neu beantworten:

  • Wie sieht die Lage aus? Wenn gut, wie können wir dies sicherstellen und dies ausbauen? Wenn schlecht, wie können wir sie verbessern?
  • Was wollen wir erreichen und was müssen wir dafür tun?
  • Wer hat welche Fähigkeiten und Potentiale?
  • Wer kann welche Aufgaben wahrnehmen, die er erfüllen kann?
  • Wer hat welche soziale Position?
  • Wer darf wem welche Anweisungen geben?
  • Welche Regeln sind nützlich und einzuhalten?
  • Wie werden Regelverletzungen behandelt?

Je klarer ein Häuptling seine Führungsstruktur aufbaut und einhält, umso entspannter kann er führen. Denn er gibt seiner Gruppe eine nachvollziehbare und Sicherheit ausstrahlende Orientierung.

Diese Führungsstruktur könnte so aussehen:

  1. Eine Zahnarztpraxis sollte unbedingt eine ausgebildete Praxismanagerin haben, die den Alltag regelt und ordnet. Die Praxismanagerin ist die Person, die die Ziele und Regeln des Zahnarztes (Häuptlings) im Tagesablauf wohlwollend und in angenehmer Weise »durchsetzt«.
  2. Ein Mal im Jahr zieht sich der Häuptling mit seiner Praxismanagerin zurück und plant das kommende Jahr. Darüber hinaus wird ein grober Dreijahresplan aufgestellt. Hier werden auch die aktuellen Regeln überprüft und angepasst.
  3. Jede Woche findet ein kurzer halbstündiger Austausch mit der Praxismanagerin statt.
  4. Jeden Tag findet zu Arbeitsbeginn ein Briefing statt, in dem die Organisation, die Patienten, die weiteren Besonderheiten und Anliegen des Personals besprochen werden. Oberste Regel ist hier: Keine...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Zahnmedizin
ISBN-10 3-7412-7824-6 / 3741278246
ISBN-13 978-3-7412-7824-2 / 9783741278242
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