Praxishandbuch Generalistik -

Praxishandbuch Generalistik (eBook)

Paradigmenwechsel in der Pflegeausbildung
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
250 Seiten
medhochzwei Verlag
978-3-86216-989-4 (ISBN)
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Was bedeutet es für einen Ausbildungsträger, wenn einer der größten Ausbildungsberufe grundständig reformiert wird? Mit der Einführung der generalistischen Pflegeausbildung wurde eine immense Neuausrichtung des Ausbildungsverständnisses der Pflegeausbildung ins Rollen gebracht. Drei bisher getrennte Ausbildungsberufe werden in einem Berufsbild zusammengefasst, vorbehaltene Tätigkeiten der Pflege bestimmen den Bildungsauftrag und die hochschulische Erstausbildung als zweiter Weg der Berufszulassung eingeführt. Unter dem Motto 'von der Praxis für die Praxis' wird im Buch beschrieben, wie Ausbildungsträger sich den aktuellen Herausforderungen stellen können und welche konkreten Maßnahmen in der Schulentwicklung, der praktischen Ausbildung und der Digitalisierung notwendig sind, um die Reform mit all ihren Herausforderungen und zahlreichen Chancen erfolgreich zu meistern. Die Perspektive des Pflegemanagements wird gleichermaßen wie die der Auszubildenden berücksichtigt. Praktische Beispiele ermöglichen dem Leser, sich zu reflektieren und für sich und sein Umfeld passende Maßnahmen abzuleiten. Es zeigt erste Meilensteine der Reform und bewertet kritisch die noch zu überwindenden Hürden.

Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Hennes, Medizinischer Geschäftsführer, Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Mannheim Prof. Dr. med. Marcus Hoffmann, Leiter der Akademie des Universitätsklinikum Mannheim Yvonne Dintelmann, Pflegedirektorin und Leiterin des Geschäftsbereichs Pflegedirektion Universitätsklinikum Mannheim Amir Muhic, Leitung der Aus-, Fort- und Weiterbildung, der Akademie des Universitätsklinikum Mannheim

1 Schulen für Pflegeberufe in Bewegung


Implementierung der generalistischen Pflegeausbildung als Herausforderung und Chance für die Schulentwicklung


Amir Muhic

1 Schulentwicklung als eine Notwendigkeit

2 Die Berufsfachschule für Pflege an der Akademie des Universitätsklinikums Mannheim als „Lernende Schule“

2.1 Qualitätsanalyse

2.2 Unterrichtsentwicklung

2.2.1 Optimierung der strukturellen Bedingungen als Voraussetzung für eine gelungene Unterrichtsentwicklung

2.2.2 Lehrerkooperation

2.3 Personalentwicklung

3 Rolle der Schulleitung

4 Herausforderung als Chance

Literatur

Abstract:

Dieser Beitrag befasst sich mit dem Prozess der Schulentwicklung an der Berufsfachschule für Pflege an der Akademie des Universitätsklinikums Mannheim, der durch die Einführung des neuen Pflegeberufegesetzes (PflBG) und der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Pflegeberufe (PflAPrV) notwendig wurde. Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Schul- und Bildungsforschung wird die initiierte Entwicklung der Schule an konkreten Beispielen skizziert. Dabei wird die Schulentwicklung in Anlehnung an das Drei-Wege-Modell von Rolff als eine Triade aus Organisations-, Personal- und Unterrichtsentwicklung beschrieben. Diese hatte das Ziel, die Schule zu einem Ort zu machen, an dem die fachliche Qualifizierung einerseits und die Entwicklung von personalen, einschließlich der methodischen, sozialen, interkulturellen und kommunikativen Kompetenzen sowie die Stärkung der Fähigkeiten zum Wissenstransfer und zur Selbstreflexion andererseits, verbunden werden.

1 Schulentwicklung als eine Notwendigkeit


Mit Einführung des neuen Pflegeberufegesetzes (PflBG) und der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Pflegeberufe (PflAPrV) stand die Gesundheits- und Krankenpflegeschule an der Akademie der Universitätsklinikum Mannheim GmbH vor enormen Herausforderungen. Es wurde sehr schnell deutlich, dass die erfolgreiche Implementierung der generalistischen Pflegeausbildung eine tiefgreifende Veränderung in der Schulorganisation voraussetzt. Auch die im Lehrerteam bis dahin existierenden Haltungen, Handlungsmuster und routinierten, seit Jahren geübten Arbeitsweisen, mussten geprüft und ggf. revidiert werden. Die Aussage „Das haben wir aber immer so gemacht“ verlor an Bedeutung. Ausgehend von der gesetzlich vorgeschriebenen gemeinsamen Grundausbildung galt es, die Gesundheits- und Krankenpflegeschule zur Berufsfachschule für Pflege zu entwickeln, die dann den Status einer Regelschule im beruflichen Bildungssystem besitzt. Die Eingliederung in die vorgegebenen Strukturen der anderen Berufsfachschulen (Handwerk, Gewerbe etc.), die bereits in den 1990er Jahren einen notwendigen Veränderungsprozess durchgemacht haben, war Voraussetzung für die erfolgreiche Reform der Pflegeausbildung.2 Die sonst für andere berufsbildende Schulen selbstverständlichen Standards – wie beispielsweise schulinternes Curriculum, Jahreszeugnisse, Zwischenprüfung, Anmeldenoten, Lernfelder, Kompetenzorientierung, vorgeschriebene Anzahl an Leistungsüberprüfungen etc. – waren ein Novum für die meisten Schulen für Gesundheitsberufe. So auch für die Gesundheits- und Krankenpflegeschule an der Akademie, die jetzt aufgefordert war, sich dem Thema der Schulentwicklung verstärkt bzw. überhaupt zuzuwenden.

Die in § 9 PflBG formulierten Mindestanforderungen an Pflegeschulen sowie die starke Kompetenzorientierung laut § 5 PflBG sind zu einem positiven Impuls für schulische Entwicklungsprozesse geworden, die in Anlehnung an das Drei-Wege-Modell nach Rolff die Unterrichtsentwicklung (UE), die Organisationsentwicklung (OE) und Personalentwicklung (PE) umfassten.3 Laut Rolff sind diese drei Entwicklungsbereiche in einem Systemzusammenhang eingebettet, der durch eine gegenseitige Wechselwirkung der einzelnen Schritte gekennzeichnet ist und einer Priorisierung entgegensteht.4

So „führt jeder Weg der SE [Schulentwicklung] notwendig zu den zwei anderen. Eine Schule kann z. B. mit UE beginnen […]. Ob es dabei um überfachliches Lernen oder um erweiterte Unterrichtsformen […] geht: Jeder dieser Ansätze überschreitet die konventionelle Orientierung […] und führt folglich zu organisatorischen Veränderungen […] – also zu OE. […]. Unterrichtsveränderung mag auch Kern des Schulprogramms werden. Auswirkungen auf das Lehrerhandeln sind unvermeidlich, weshalb vermutlich immer ein Bedarf an PE entsteht – sei es in Form von Lehrerberatung, Kommunikationstraining oder Hospitation.“5

Neben dem oben beschriebenen innerschulischen Zusammenhang nehmen die außerschulischen Faktoren in Form unterschiedlicher Institutionen, die Rolff als Umfeld bezeichnet, einen erheblichen Einfluss auf die SE einer Schule, um einer „Auseinanderentwicklung der Schulen und Schulformen“6 sowie einer „Beliebigkeit der Inhalte jenseits eines für alle verbindlichen Kerncurriculums“7 entgegenzuwirken. Dabei sind unter anderem Gesetzgeber, Schulaufsicht, Zentralbehörden etc. gemeint.8 So muss das im Bundestag mit der Zustimmung des Bundesrates im Jahr 2017 beschlossene PflBG, das die Pflegeausbildung für alle Pflegeschulen verbindlich regelt und der Umsetzung der Richtlinie des europäischen Parlaments dient, stets als Grundlage der SE betrachtet werden. Neben dem PflBG haben der Bundeslehrplan und die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Pflegeberufe einen großen Einfluss, sowohl für die Organisations- als auch für die Unterrichts- und Personalentwicklung einer Pflegeschule. Die mit § 10 PflBG an die Pflegeschule übertragene Gesamtverantwortung für die Ausbildung führt dazu, dass sich der Kreis des außerschulischen Zusammenhangs mit den anderen Ausbildungsakteuren vergrößert. So sollen, nur um ein Beispiel zu nennen, bei der SE stets die Praxisanleiter, die für die praktische Ausbildung zuständig sind, durch regelmäßige Jour fixe mit dem Kollegium der Schule mit einbezogen werden, um so einen gelungenen Theorie-Praxis-Transfer zu erreichen. Die Schulentwicklung ist ein dynamischer Prozess, der mehrere Phasen beinhaltet: Ist- bzw. Qualitätsanalyse, Setzen der Ziele für den Entwicklungsprozess, Implementierung, Institutionalisierung und Evaluation.9

2 Die Berufsfachschule für Pflege an der Akademie des Universitätsklinikums Mannheim als „Lernende Schule“


Das von der Steuerungsgruppe formulierte Ziel der Schulentwicklung der Akademie des Universitätsklinikums Mannheim insgesamt, und damit auch der Berufsfachschule für Pflege, ist eine systematische Förderung des gesamten Lehrerkollegiums um die Schule als eine lernende Organisation zu reformieren, „die sich selbst organisieren, reflektieren und steuern.“10 Die Schulen müssen befähigt werden, nicht nur zu lehren, sondern auch zu lernen. An der Gestaltung einer lernenden Schule sind alle Mitglieder gemeinsam beteiligt: Lehrkräfte, Auszubildende, die Schulleitung und weitere Mitwirkende der Schulteams. Die kooperative Arbeit aller Beteiligten, die von einer guten Kommunikationsstruktur abhängig ist, führt zur Qualitätsverbesserung einer lernenden Schule. Eine lernende Schule ist dadurch gekennzeichnet, dass die Schulentwicklung in die Richtung der Unterrichtsverbesserung und -anpassung steuert.11

Als Ausgangspunkt der Schulentwicklung der Pflegefachschule zur lernenden Organisation dient das vom Schulkollegium entwickelte Leitbild, das auch in das Schulprogramm einfließt.12

Dieser Beitrag geht auf die zwei Grundsteine der Schulentwicklung näher ein, und zwar wird die Unterrichts- und Personalentwicklung an der Berufsfachschule für Pflege an der Akademie der Universitätsklinikum Mannheim GmbH näher erläutert. Da die Pflegeschule mit fünf weiteren Berufsfachschulen im Gesundheitswesen unter dem Dach der Akademie eine große Organisation bildet, ist die Organisationsentwicklung der Pflegeschule immer auch ein Teil der Akademieentwicklung. Siehe dazu den Beitrag „Wir sind Akademie“ von Prof. Hoffmann in diesem Band.

Tipps für die Praxis

  • 1. Implementierung und Verstärkung von systematischer Schulentwicklung
  • 2. Ziel der Schulentwicklung soll eine „Lernende Schule“ sein, die nicht nur lehrt sondern auch durch Reflexion lernt
  • 3. Lehrer*innen, Auszubildende und die Schulleitungen sind gleichermaßen an der SE beteiligt

2.1 Qualitätsanalyse


Mithilfe einer Erhebung des Ist-Zustands unter Einbeziehung von Schubert Management Consultants GmbH & Co. KG als externe Beratungsfirma wurden bereits 2019 die Schwächen und Entwicklungsfelder der pflegerischen Ausbildung an der damals noch Gesundheits- und Krankenpflegeschule des Universitätsklinikums Mannheim analysiert. Die Bestandsaufnahme erfolgte unter Verwendung einer strukturierten Befragung, an der 113 Auszubildende, 19 Lehrkräfte, 34 Dozent*innen und 40 Praxisanleiter*innen teilgenommen haben. Für die Ist-Analyse wurden in Fragebögen unter anderem die...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Allgemeines / Lexika
ISBN-10 3-86216-989-8 / 3862169898
ISBN-13 978-3-86216-989-4 / 9783862169894
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