Altenpflege - Kämpfen statt Kündigen -  Andrea Würtz,  Bastian Klamke

Altenpflege - Kämpfen statt Kündigen (eBook)

Wie Pflegekräfte ihren Berufsalltag nachhaltig verbessern können
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
144 Seiten
Schlütersche (Verlag)
978-3-8426-9205-3 (ISBN)
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Ein Aufruf zum Kampf gegen die Missstände in der Altenpflege Standhalten und kämpfen! Dieses Buch ist ausdrücklich als Aufforderung zum Handeln gedacht. Statt die üblichen Missstände in der Altenpflege nur zu benennen, zeigt dieses Buch konkret, wie Pflegekräfte selbst aktiv werden können. • Welche Strategien haben Pflegekräfte, um gegen Missstände vorzugehen? • Wo können sie Hilfe suchen, wenn scheinbar alle Türen verschlossen sind? • Wie können Pflegekräfte ihre Verantwortung gegenüber den Bewohnern wirklich wahrnehmen? Das Buch ist ein Weckruf: Es gibt kein »Weiter so« in der Altenpflege, sondern ab sofort ein »So nicht!« Die Autoren setzen sich gegen die Deprofessionalisierung der Pflege ein und appellieren an die Pflegekräfte, selbst aktiv zu werden - mit Mut, Leidenschaft und Stärke. Das Buch versteht sich ausdrücklich als Alternative zur Resignation und Kündigung.

Andrea Würtz ist examinierte Kinderkrankenschwester mit Weiterbildung zur Stations- und Pflegedienstleitung und Study Nurse. Sie verfügt über langjährige Pflegeerfahrung in unterschiedlichen Bereichen der Pflege, u. a. in der Pädiatrie, OP/Anästhesie, ambulante Intensivpflege, Study Nurse, Hygienebeauftragte, Pflegedienstleitung einer Tagespflege. Bastian Klamke ist Pflegefachmann und seit 1999 auf einer interdisziplinären Intensivstation tätig. Von 2001 bis 2004 studierte er Pflegemanagement mit dem Abschluss Diplom-Pflegewirt (FH). Während seines Studiums und im Anschluss bis 2006 war er als Mitarbeiter im Qualitätsmanagement in einer Unternehmensberatung für Gesundheitseinrichtungen tätig. Seit 2003 ist er als freischaffender Künstler in den Bereichen Illustrationen, als Cartoonist und Comiczeichner im Nebenberuf tätig, viele seiner Zeichnungen sind längst über die Pflegebranche hinaus bekannt.

Wie geht »gute Pflege« mit der Anerkennung von bitteren Realitäten (Pflegenotstand), einem schier unmöglichen »Personalschlüssel« und der Tatsache, dass es uns noch immer nicht gelungen ist, die Marschrichtung »Jeder kann pflegen« anhaltend zu verändern?

Über welche Punkte müssen Sie sich in Ihrem zukünftigen Handeln Gedanken machen? Wo sind die Aspekte, die Sie direkt beeinflussen können und warum sollte dies nicht schon wieder in zeitraubenden Arbeitskreisen und Diskussionsrunden enden?

Kurz und knapp gesprochen: Die Ihnen anvertrauten Pflegebedürftigen haben ein Recht auf eine menschenwürdige Pflege. Das ist und bleibt das oberste Ziel! Geht es den Pflegebedürftigen besser und hört die unsägliche und zu häufig schlechte und faktisch nicht funktionierende Fließbandversorgung »sauber, satt und trocken« endlich auf, wird es auch unserem Berufsstand besser gehen. Diese Überzeugung habe ich auch weiterhin!

Die Versuchung ist groß, wieder auf die Politik zu warten. Doch auf der Grundlage des SGB XI und der »Teilkasko« Pflegeversicherung ist keine gute Pflege möglich. Weder jetzt noch in Zukunft. Allen »Mikrolösungen«, allem Hin- und Herschieben von Verantwortlichkeiten in breiter gesellschaftlicher- und politischer Manier zum Trotz.

Es geht um Sie, Ihr Team, Ihre Pflegedienstleitung, Ihre Heimleitung, Ihre Loyalität zu Ihrem Arbeitgeber. Es geht um Ihre pflegefachliche und pflegeethische Verantwortung gegenüber den Ihnen anvertrauten Bewohner*innen!

Die gute Nachricht: Wenn Sie bereit sind, wirklich drastisch anders und »neu« zu denken, kann sich eine Verbesserung einstellen, von der alle Beteiligten profitieren könnten.

Seien Sie offen für Veränderungen und Kompromisse, die sich am »Hier und Jetzt« orientieren. Das erfordert eine Menge Ehrlichkeit, die Anerkennung einiger unbequemer Wahrheiten und eine große Portion Handlungsbereitschaft. Bevor wir in ein Fallbeispiel einsteigen, möchte ich bei einigen grundsätzlichen Punkten ansetzen. Stellen Sie sich bildlich eine Kiste mit Bausteinen vor, mit der Sie eine stabile Grundlage für die »Neuausrichtung« schaffen können.

2.1 Ihre Kommunikation muss stimmen


Wann hatten Sie Ihre letzte Kommunikationsfortbildung? Wann vielleicht sogar eine Supervision mit Kommunikations- und Konfliktmanagement, weil es im Team Reibungspunkte und Anfeindungen gegeben hat?

Unser Tipp

Werfen Sie doch noch mal einen Blick auf das 4-Ohren-Modell von Friedemann Schulz von Thun: https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-kommunikationsquadrat.

Kennen Sie die Aussage »Man kann nicht nicht kommunizieren«? Das ist eine der fünf Grundregeln der Kommunikation von Paul Watzlawik29. Unvergessen ist auch die Watzlawiks zugeschriebene Aussage: »Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.«

Sie erinnern sich ganz sicher an die täglichen Floskeln: »Das habe ich nicht gewusst!« – »Das hat mir keiner gesagt!« – »Wo steht das?« – »Seit wann ist das so?« – »Das ist mir nicht übergeben worden!« – »Das macht die Kollegin immer so«.

Wir alle wissen eigentlich, dass die Kommunikation in allen Bereichen häufig hakt, auf allen Ebenen. Denken Sie an die Integration ausländischer Pflegekräfte mit den dazugehörigen Sprachbarrieren: Wie oft haben Verständnisschwierigkeiten bei Ihnen schon zu einer lückenhaften Weitergabe wichtiger pflegerelevanter Informationen geführt?

Ich möchte mir deshalb Ihre Kommunikationsstrukturen und die Art, wie Sie mit erlebten Defiziten in diesem Bereich umgehen, genauer anschauen. Wir beginnen auf Ihrer individuellen Interaktionsebene, Ihrem Arbeitsbereich, ganz unabhängig von Ihrem Qualifikationsniveau:

Wie gelingt Ihre schriftliche, verbale und non-verbale Kommunikation mit Kolleg*innen, /Bewohner*innen, Angehörigen, Vorgesetzten?

Was strahlen Sie bezogen auf Ihre Arbeitseinstellung aus und was empfängt Ihr »Gegenüber«?

Vielleicht sind Sie gerade aus Gründen einer hakenden Kommunikation kurz davor, die Pflege zu verlassen? Das ist keine neue Erkenntnis, aber sie hat weder an Brisanz noch an Wichtigkeit verloren.

Pflege ist lebendig, wandelbar und anpassungsfähig genau durch Ihre Art der Kommunikation.

Pflege ist Teamarbeit! Dafür ist und bleibt eine gute verbale, non-verbale und schriftliche Kommunikation eine wesentliche Grundvoraussetzung.

2.2 Ihre Bewältigungstrategien machen den Unterschied


Eine gelingende Pflege definiert sich auch in der kommunikativen Interaktion zwischen Ihnen und Ihrer gesamten Pflegeumgebung. Dabei spielt es keine Rolle, wo und in welchem Umfang diese Pflege stattfindet und wer die Pflege durchführt. Aber es spielt sehr wohl eine Rolle, wie Sie und Ihre Kolleg*innen gestimmt sind. Als Pflegekräfte haben Sie mehr zu bewältigen als andere Arbeitnehmer*innen und manchmal stimmen die Bewältigungsstrategien einfach nicht.

2.2.1 Der Teufelskreis der negativen Bewältigungsstrategien


Emotionaler Rückzug

Manche Kolleg*innen distanzieren sich emotional von den ihnen anvertrauten Bewohner*innen oder grenzen sich unverhältnismäßig stark ab, um sich selbst zu schützen. Sie unterdrücken ihre Emotionen und vermeiden es, emotionale Bindungen einzugehen, um sich vor dem Schmerz eines Verlustes oder kritischen Situationen als Folge des Personalmangels zu schützen.

Dieser emotionale Rückzug behindert aber das Ziel der »besseren« Pflege! Er ist auch Ausdruck einer unausgeglichenen Balance zwischen Nähe und Distanz. So haben die Pflegebedürftigen einen berechtigten Anspruch auf eine »umfassende, bedarfsgerechte Betreuung … […] Andererseits bestimmen gesetzliche Regelungen, ökonomische Kalküle und bürokratische Organisationsstrukturen … die allgemeinen Rahmenbedingungen, unter denen die pflegerische Leistungserbringung erfolgt.«30

Substanzmissbrauch

Der hohe Stresspegel und die emotionale Belastung, die die Pflege mit sich bringt, kann dazu führen, dass Pflegekräfte zu Substanzen wie Alkohol, Medikamente und/oder Drogen greifen, um den Gefühlen zu entkommen oder sie zu betäuben. »In Deutschland greifen laut Statistik (2014) der Paracelsus Universität Salzburg 60 % aller Pflegekräfte zu Medikamenten, die nicht unter das verschreibungspflichtige Suchtmittelgesetz fallen, wie zum Beispiel Beruhigungsmittel.«31

Infolge des Substanzmissbrauchs leidet das Urteilsvermögen, die Entscheidungsfähigkeit wird beeinträchtigt. Das gefährdet die Pflegebedürftigen, die Kolleg*innen und letztlich natürlich die Betroffenen selbst.

Vermeiden und Verleugnen

Manchmal vermeiden oder verleugnen Kolleg*innen ihre Gefühle oder die Auswirkungen ihrer Arbeit. In diesem Moment ignorieren sie ihre emotionale Belastung und/oder unterdrücken ihre Emotionen und versuchen, die Konfrontationen mit schwierigen Situationen gänzlich zu vermeiden.

Das entlastet zwar vorübergehend, aber langfristig kennen Sie alle die Ergebnisse, wie z. B. Burnout, mangelnde Empathie, zunehmende Unzufriedenheit, Resignation, Kündigung. Und die Raten steigen stetig an, Burnouts sind keine Einzelfälle. »Pflegekräfte in Deutschland sind fast doppelt so häufig von Burnout betroffen wie Angehörige anderer Berufe. Nach einer Studie des AOK-Bundesverbandes stieg der Anteil psychischer Erkrankungen im Zusammenhang mit Burnout seit 2012 um mehr als 15 Prozent.«32

Negative Selbstgespräche, deplatzierte Ironie und mangelnde Empathie

Führen Sie negative Selbstgespräche, kritisieren Sie sich selbst oder andere für vermeintliche Misserfolge oder Fehler? Überspitzen Sie Ihre Aussagen ins Lächerliche oder werden Sie sarkastisch?

Diese Negativkommunikation führt zwangsläufig zu erhöhtem Stress, Gefühle der Unzulänglichkeiten allein oder im Team und wieder wirkt es sich natürlich auf Ihr Wohlbefinden und Ihre Fähigkeit, gute Arbeit zu leisten, aus.

Isolation und sozialer Rückzug

Natürlich ist der Anteil der unbefriedigenden Pflegesituationen hoch und Sie sind viel zu oft damit konfrontiert. Möglicherweise ist hier Ihre Bewältigungsstrategie die Isolation? In gewisser Weise fördert Ihr Arbeitgeber das natürlich, indem Sie permanent auch noch einspringen müssen – schon wieder ein absolute Negativkette.

Haben Sie sich schon von Kollegen, Freunden und Familienmitgliedern zurückgezogen – sich isoliert? Erleben Ihre Angehörigen Sie als introvertiert, erschöpft und frustriert?

Auch meine Familie hat mir das sehr oft rückgemeldet, vor allem während und nach der Zeit des Schliersee-Skandales. Bastian Klamke und ich teilen auch diese...

Erscheint lt. Verlag 24.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
ISBN-10 3-8426-9205-6 / 3842692056
ISBN-13 978-3-8426-9205-3 / 9783842692053
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