Neuburg an der Donau -  Thomas Götz

Neuburg an der Donau (eBook)

Kleine Stadtgeschichte

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 2. Auflage
176 Seiten
Verlag Friedrich Pustet
978-3-7917-6228-9 (ISBN)
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Neuburg an der Donau zählt zu den ältesten Siedlungsräumen Süddeutschlands und kann auf eine facettenreiche Geschichte zurückblicken. Altsteinzeitlichen, neolithischen und bronzezeitlichen Siedlern folgten Kelten, Römer und Germanen. Heute zeigt sich das geschichtsträchtige Neuburg als lebendige und attraktive Stadt.

Thomas Götz, Dr. phil., geb. 1965, lehrt Geschichte an der Universität Regensburg. Markus Nadler, Dr. phil., geb. 1971, ist Historiker und Germanist. Er leitet die Bibliothek und das Archiv des Bayerischen Landtags. Marcus Prell, Dr. rer. pol., geb. 1967, ist Alt- und Wirtschaftshistoriker, Diplom-Kaufmann und Lehrer im höheren Dienst. Barbara Zeitelhack, Dr. phil., geb. 1956, war bis 2019 Leiterin des Stadtarchivs Neuburg an der Donau.

Thomas Götz, Dr. phil., geb. 1965, lehrt Geschichte an der Universität Regensburg. Markus Nadler, Dr. phil., geb. 1971, ist Historiker und Germanist. Er leitet die Bibliothek und das Archiv des Bayerischen Landtags. Marcus Prell, Dr. rer. pol., geb. 1967, ist Alt- und Wirtschaftshistoriker, Diplom-Kaufmann und Lehrer im höheren Dienst. Barbara Zeitelhack, Dr. phil., geb. 1956, war bis 2019 Leiterin des Stadtarchivs Neuburg an der Donau.

Von der Frühzeit bis zur Spätantike


Tatsächlich! Es gab in Neuburg ein Leben vor Pfalzgraf Ottheinrich. Bereits zur Altsteinzeit zogen der Stadtberg und sein Umland die Menschen an. Neolithische und bronzezeitliche Siedler, Kelten, Römer und Germanen folgten. Um die besonders geschützte Lage der heutigen Altstadt am eigenen Körper zu spüren, sollte man die 93 Stufen von der Donau zum Hotel Schöne Aussicht emporsteigen. Von dort sieht man auf das Donautal und die flachen Ausläufer der südlichen Frankenalb. Anwohner mit dem Privileg einer freien Sicht nach Süden erblicken bei Föhnwetter sogar die Alpenkette. Dies alles lag einmal unter Wasser.

Am Anfang war das Meer


Vor etwa 150 Millionen Jahren tummeln sich in den Lagunen des tropischen Jurameers Fische, Muscheln und Ammoniten. Eine Art dieser Kopffüßer trägt nach dem Neuburger Fundort gar den Namen Aspidoceras neoburgense. Hin und wieder zeigt sich ein Archäopteryx am Himmel. Er ist von einer Landmasse bei Solnhofen gestartet. Die Kalkschalen der abgestorbenen Meerestiere füllen nach und nach die tieferen Senken am Meeresboden und vermischen sich dort mit Schlamm. So entstehen Schicht um Schicht die Neuburger Bankkalke, eine geologische Besonderheit: Es handelt sich um die deutschlandweit obersten und damit jüngsten Juraschichten, genannt Weißjura Malm Zeta 6. Sie treten im oberen Abschnitt der Steilwand des Finkensteins und im ehemaligen Steinbruch der Nachbargemeinde Oberhausen offen zu Tage, wo hin und wieder Geologie-Professoren mit ihren Studenten Steine hämmern.

Das flache, warme Wasser begünstigt das Wachstum von Korallen, Muscheln, Algen und Schwämmen, die Riffe bilden. Aus solch einem massigen Riffkalk besteht der Neuburger Stadtberg. Am Nachtbergweg und im Stadtgraben sind für das geübte Auge noch heute die Skelettreste von Steinkorallen zu erkennen, ebenso im aufgelassenen Steinbruch Laisacker, wo 21 Korallengattungen nachgewiesen wurden. Ehemalige Riffe säumen auch den Wanderweg von der Grotte unterhalb des Arco-Schlösschens bis zur Mariengrotte vor Joshofen. Sie bestehen aus etwas härterem Dolomit, der dem Kalk sehr ähnlich ist. Zum Klettern eignen sich die Felsen um Neuburg nicht besonders. Die markanten Riffkalke zwischen Konstein und Aicha im nahen Urdonautal hingegen bieten Bergsportlern Touren in allen Schwierigkeitsgraden.

Grotte im ehemaligen Korallenriff unterhalb des Arco-Schlösschens. Am Felsen, dessen überhängender Teil 2022 aus Sicherheitsgründen gesprengt wurde, sind historische Hochwassermarken angezeichnet. Zwei Fische auf blauem Schild markieren die alte Fischwassergrenze zwischen Neuburg und Joshofen.

Zu Beginn der Kreidezeit vor rund 135 Millionen Jahren hebt sich das Land aus dem Wasser. Während der folgenden viele Millionen Jahre andauernden Trockenperiode verkarstet die Landschaft. Hohlräume und Spalten entstehen, bis das Gebiet erneut vom Meer überflutet wird. Feinkörniger Quarzsand aus winzigen Schwammnadeln lagert sich ab, die berühmte Neuburger Kieselerde. In die verwitterten Jurasedimente sickert Kieselsäure, so dass sich Eisenerze und Hornsteine in Form von Knollen oder Platten bilden.

Vor 65 Millionen Jahren, im Tertiär, beginnt dann die Formung der heutigen Landschaft. Die Auffaltung der Alpen hat zur Folge, dass breite Flusssysteme alpine Kiese, Sande und Tone vom Süden zur Alb transportieren. An Stellen, die nun wasserundurchlässig geworden sind, entstehen kleine Seen und Tümpel mit Süßwasserkalken. Auf dem Plateau des Neuburger Stadtberges leben in dieser Zeit nachweislich Wasserschildkröten. Weitere Zeugen dieses Zeitalters wie versteinerte Hölzer, Krokodilzähne oder Süßwasserschnecken finden sich in Sandgruben und auf Äckern. Gegen Ende der Tertiärzeit, vor etwa 2,6 Millionen Jahren, bildet sich die Urdonau heraus. Sie fließt bei Rennertshofen durch das heutige Wellheimer Trockental (Urdonautal) nach Norden und schneidet dabei tiefe Mäander in die Alblandschaft. Zunächst verlagert sie ihren Lauf vom Altmühltal ins Schuttertal. Vor etwa 90 000 bis 70 000 Jahren, so die jüngsten Erkenntnisse der Geologen, durchbricht sie die Felsbarriere zwischen dem Stepperger Antoniberg und dem gegenüberliegenden Stätteberg in Richtung Neuburg. Die Donau kann sich dahinter in ein gemachtes Bett legen, denn Wasserläufe hatten bereits von Neuburg aus ein Tal in Richtung Stepperg ausgeformt.

Während der Stadtberg also schon rund 150 Millionen Jahre alt ist, kommt die Donau relativ spät hinzu. Neuburg, besser gesagt das Neuburger Jurariff, liegt nun an der Donau, und diese schwemmt im Westen und Südwesten der Stadt Massen von Kies an. Der kräftige Sog der nach Süden ausgreifenden Flussarme begünstigt die Ausräumung des Donaumooses in Richtung Ingolstadt. In höheren Lagen wie dem westlichen Neuburger Stadtgebiet und der Albhochfläche zwischen Donau und Schutter trägt der in Flusstälern besonders heftige Wind während der Würmeiszeit (115 000–10 000 Jahre vor heute) fein erodiertes Steinmaterial in Form von Löss und Sand herbei. Die Schotterablagerungen am südlichen Donaurand zwischen Neuburg und Ingolstadt erschweren gegen Ende dieser Eiszeit den Abfluss der Donaumoosbäche und des Grundwassers. Es bildet sich eine flache Seenlandschaft, die nach und nach vermoort und bis zu zehn Meter mächtige Torfschichten aufbaut. Bis zu seiner Trockenlegung und Besiedelung am Ende des 18. Jahrhunderts gilt das Donaumoos als größtes Niedermoor Südbayerns.

HINTERGRUND

ANTONIBERG

Der Antoniberg bei Stepperg gilt als Ort zum Krafttanken. Mit seinen von alten Linden umgebenen Kapellen zählt er zu den historisch und landschaftlich reizvollsten Plätzen im Raum Neuburg. Einige hundert Meter stromabwärts überquerte im 2. Jahrhundert n. Chr. eine römische Brücke die Donau. Bei klarer Sicht erkennt man in der Ferne die Kirchtürme von St. Peter und der Hofkirche am Neuburger Stadtberg. Folgt man dem Wanderweg an der Donau, gelangt man kurz vor der Usselmündung zu einer kleinen Strudellochhöhle. In früheren Zeiten, erstmals um 1285 erwähnt, setzte hier ein Fährmann über.

Warum dieser erdgeschichtliche Prolog? Er liefert die Erklärung für zahlreiche Entwicklungen in der folgenden Kulturgeschichte Neuburgs, in welcher Landschaft und Natur den Rahmen bilden und den Menschen wertvolle Ressourcen zur Verfügung stellen. Die steinzeitlichen Siedler suchten sich Hornsteine und Quarzite der Kreidezeit zur Herstellung tauglicher Werkzeuge und Waffen. Ab der Jungsteinzeit lockten die fruchtbaren Lössböden Bauern und Siedler in den Neuburger Raum. Tertiäre eisenhaltige Erze sammelten als erste Kelten, Römer und Baiuwaren zur Eisenverhüttung. Den Jurakalk verwendete man von der Römerzeit bis in die Neuzeit zum Kalkbrennen und als Baustoff. Aus den heute versteckt gelegenen großen Kalksteinbrüchen am Donauwörther Berg gewann man im 16. und 17. Jahrhundert Mauersteine für das Neuburger Schloss, die Hofkirche und die Schanzbefestigungen. Die Vorkommen der Neuburger Kieselerde bilden die Grundlage der ältesten Neuburger Industriebetriebe. Noch heute gewinnt die Firma Hoffmann Mineral den weißen Rohstoff im Tagebau. Und auch die Donau nutzt der Mensch: Berufsfischerei und Schifffahrt gibt es zwar heute in Neuburg nicht mehr, doch verwandelt das Kraftwerk Bittenbrunn die Energie der Donau in Öko-Strom für die Bahn.

Altsteinzeit


Neuburg befindet sich in einer äußerst bedeutsamen archäologischen Fundlandschaft der Vorgeschichte. Bereits vor rund 250 000 Jahren, in der mittleren Altsteinzeit, dürften sich die ersten Menschen in der Region aufgehalten haben. Der Faustkeil, das Markenzeichen der Altsteinzeit, wurde vor rund 1,6 Millionen Jahren in Afrika erfunden und ist ein unzweifelhaft von Menschenhand bearbeiteter Stein zum Zerlegen und Verarbeiten von Tieren. Im Raum Neuburg eigneten sich als Rohmaterial besonders die Hornsteine und Kreidequarzite. Zu den wohl ältesten Fundstücken aus der Gegend zählen die Faustkeile von Rohrbach und Egweil. Sie dürften von einem Vorgänger des Neandertalers, dem Homo erectus oder Homo heidelbergensis angefertigt worden sein. Etwas jünger sind vermutlich der umstrittene Protofaustkeil aus Attenfeld, ein Neufund aus Hessellohe sowie zwei 1952 und 1958 in der Ziegeleigrube von Neuburg-Ried entdeckte Faustkeile, die aus einer Tiefe von rund acht Metern stammen. Das Bruchstück eines Stoßzahnes aus derselben Grube gehört zu einem der gefragtesten Jagdtiere in der Altsteinzeit, dem Wollhaarmammut, das einer ganzen Großfamilie hinreichend Fleisch, Fell, Knochen und Elfenbein lieferte.

Die Menschen, deren »Abfall« wir in Form von Werkzeugen, Steinabschlägen und Tierknochen finden, errichteten noch keine festen Häuser. Sie suchten auf ihren Wanderungen natürliche Unterschlupfmöglichkeiten wie Abris und Höhlen, die in den Flusstälern der Schwäbischen...

Erscheint lt. Verlag 15.9.2022
Reihe/Serie Kleine Stadtgeschichten
Co-Autor Markus Nadler, Marcus Prell, Barbara Zeitelhack
Verlagsort Regensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Regional- / Landesgeschichte
Naturwissenschaften Geowissenschaften Geografie / Kartografie
Schlagworte Bayern • Geschichte • Neuburg an der Donau • Oberbayern • Stadtgeschichte
ISBN-10 3-7917-6228-1 / 3791762281
ISBN-13 978-3-7917-6228-9 / 9783791762289
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