Die kürzeste Weltgeschichte in 50 Orten -  Jakob F. Field

Die kürzeste Weltgeschichte in 50 Orten (eBook)

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2024 | 1. Auflage
300 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-462-1 (ISBN)
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Die Menschheitsgeschichte von der prähistorischen Ära bis ins frühe 21. Jahrhundert lässt sich kaum besser erzählen als anhand der Orte, an denen sie stattgefunden hat. Von der Olduvai-Schlucht in Tansania, wo Überreste einiger unserer frühesten Werkzeug benutzenden Vorfahren gefunden wurden, bis zum CERN-Labor, in dem revolutionäre Technologien wie das World Wide Web entwickelt wurden, zeigt jeder Ort seinen Einfluss nicht nur auf die Politik, sondern auch auf Wirtschaft, Kultur, Religion und Gesellschaft sowie seine Verbindungen zu großen historischen Persönlichkeiten wie Alexander dem Großen, Buddha und Nelson Mandela. Der renommierte Historiker Dr. Jacob F. Field hat 50 der überraschendsten und oft weniger bekannten Orte der Welt ausgewählt: Sie reichen von Höhlen in Saudi-Arabien, in denen der Islam entstand, bis hin zu Hollywood. Manchmal sind es Städte wie Jerusalem, Amritsar und Rom, ein andermal ist es das Haus, in dem Anne Frank wohnte, oder der Konfuzius-Tempel in China. Manchmal sind es nur winzige Orte wie ein Raum im Schloss von Versailles. Denn kein Ort ist zu groß oder zu klein, solange er einen bedeutenden Einfluss auf die Geschichte hatte. Ein ganz besonderes kürzestes Lesevergnügen, bei dem man wie nebenbei einiges über die große Weltgeschichte lernt.

Dr. Jacob F. Field ist Historiker und Autor zahlreicher Bücher. Er studierte an der Universität Oxford und wechselte dann für seine Promotion an die Universität Newcastle, wo er eine Arbeit über den Großen Brand von London verfasste. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität von Cambridge.

Dr. Jacob F. Field ist Historiker und Autor zahlreicher Bücher. Er studierte an der Universität Oxford und wechselte dann für seine Promotion an die Universität Newcastle, wo er eine Arbeit über den Großen Brand von London verfasste. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität von Cambridge.

Kapitel 1


Die prähistorische Zeit

Die Olduvai-Schlucht


Vor ungefähr zwei Millionen Jahren tauchten in Subsahara-Afrika die ersten Menschen auf. Diese Urmenschen werden heute als Homo habilis bezeichnet, was so viel wie »der geschickte Mensch« bedeutet. Über die Jahrtausende entwickelten sich diese ersten Menschen zum modernen Homo sapiens, also zum »weisen Menschen«, der sich schließlich auf der ganzen Welt verbreitete. Das Wissen über unsere frühen Vorfahren verdanken wir einer Reihe von Entdeckungen in der Olduvai-Schlucht in Tansania.

Die Olduvai-Schlucht, die sich 48 Kilometer tief in die Landschaft gegraben hat, liegt am östlichen Rand der Serengeti-Ebene. Ihr Name leitet sich von Oldupai ab und bedeutet in der Sprache der dort ansässigen Massai »Ort des wilden Sisals« – wegen der stacheligen Pflanze, die in dieser Gegend häufig vorkommt. In prähistorischer Zeit befand sich die Schlucht neben einem See, was sie zu einem wichtigen Sammelplatz für Tiere und frühe Menschen machte. Deren Überreste wurden durch Aschefall von nahegelegenen Vulkanen gut konserviert. Im Jahr 1911 entdeckte der Wissenschaftler Wilhelm Kattwinkel (1866–1935) Fossilienablagerungen in der Schlucht, die damals Teil von Deutsch-Ostafrika war. Nachdem er seine Funde, darunter auch die Zähne eines Hipparions, eines heute ausgestorbenen Urpferdes, in Berlin präsentiert hatte, wurde eine offizielle Forschungsexpedition dorthin entsandt, geleitet vom Geologen und Paläontologen Hans Reck (1886–1937). Zu dieser Zeit war die Evolutionstheorie weit fortgeschritten und man ging im Allgemeinen davon aus, dass sich der Mensch aus Primaten entwickelt hatte. Die Fossilfunde, die diese Entwicklung belegen sollten, waren jedoch unvollständig, und es gab noch große Lücken im Verständnis, wie und wo dieser Prozess stattgefunden hatte. Zu dieser Zeit waren die ältesten bekannten Hominidenfossilien Exemplare des Homo erectus, also des »aufrechten Menschen«, die in Asien gefunden worden waren. Die Fähigkeit, aufrecht zu gehen, ermöglichte es dem Homo erectus, Werkzeuge anzufertigen und seine Umwelt zu beeinflussen. Wahrscheinlich war er aus der Gattung Australopithecus hervorgegangen, einer Gruppe von Primatenarten. Recks Expedition fand Hunderte von Tierfossilien sowie das vollständige Skelett eines Homo sapiens, von dem Reck behauptete, dass es über 500 000 Jahre alt sein könnte. Dies wurde zwar weithin angezweifelt, dennoch weckte es das Interesse an der Schlucht und so wurden weitere Expeditionen zu dieser Stätte geplant. Die Skepsis erwies sich übrigens als berechtigt, denn eine spätere Radiokohlenstoffdatierung ergab, dass das Skelett nur 17 000 Jahre alt war. Durch den Ersten Weltkrieg verzögerten sich weitere Ausgrabungen in der Olduvai-Schlucht. Erst 1931, als das Gebiet bereits unter die Kontrolle des Britischen Weltreiches gekommen war, wurden sie wieder aufgenommen.

Der Große Afrikanische Grabenbruch

Der Große Afrikanische Grabenbruch erstreckt sich über eine Länge von 6400 Kilometern von der äußersten Südspitze der Türkei bis zur Mündung des Sambesi im südostafrikanischen Mosambik. Der Graben formte sich vor 30 Millionen Jahren mit dem Auseinanderdriften der Erdplatten. So entstanden sowohl Täler mit einer Breite von bis zu 80 Kilometer und einer Tiefe von bis zu 309 Meter als auch diverse Bergketten und Seen. In dieser vielfältigen Umgebung entwickelten sich aus Affen die ersten modernen Menschen, was den Graben zu einer der an Fossilien reichsten Gegenden der Welt gemacht hat.

Die britische Expedition wurde von dem in Kenia geborenen Paläoanthropologen Louis Leakey (1903–1972) geleitet, der zuvor Reck in Deutschland besucht und die Fossilien aus der Olduvai-Schlucht gesehen hatte. Leakey und seine Familie verbrachten Jahrzehnte mit Ausgrabungen in der Schlucht und machten eine Reihe von Entdeckungen, die das Verständnis über die Urmenschen revolutionierten. Louis und sein Team, zu dem auch seine Frau Mary (1913–1996) gehörte, die ebenfalls Paläoanthropologin war, fanden in der Olduvai-Schlucht zwar gut bearbeitete Handäxte, die etwa eine Million Jahre alt waren. Doch sie stießen zunächst auf keine Hominidenreste, die vor dem Homo erectus entstanden waren.

Neandertaler

Vor etwa 400 000 Jahren hatte sich eine weitere Hominidenart entwickelt, die sich vom Homo sapiens unterschied: der Homo neanderthalensis, dessen Name sich vom Neandertal in Deutschland ableitet, wo 1856 das erste Exemplar gefunden wurde. Von Europa aus breiteten sich die sogenannten Neandertaler nach Nordafrika und in Teile Asiens aus. Aufgrund ihrer kürzeren Gliedmaßen, ihrer größeren Nasen und ihres stämmigeren Körperbaus kamen sie mit dem allgemein kälteren Klima der Region gut zurecht. Sie waren alles andere als ungebildete Höhlenmenschen, sondern benutzten wahrscheinlich eine Lautsprache, beherrschten das Feuer und stellten Werkzeuge aus behauenem Stein her.

Ein entscheidender Durchbruch gelang am 17. Juli 1959 auf der siebten Expedition der Leakeys in die Olduvai-Schlucht. Als Mary mit ihren sechs Dalmatinern spazieren ging, fand sie ein Knochenfragment. Es erwies sich als Teil eines weitgehend vollständigen Schädels, der 1,75 Millionen Jahre alt war und wegen seiner großen Backenzähne den Spitznamen »Nussknacker-Mensch« erhielt. Die Leakeys stellten fest, dass er zu einer Art von Australopithecinen gehörte, was beweist, dass sich der Mensch in Afrika entwickelt hat. Im Jahr darauf fand der Sohn von Mary und Louis, Jonathan (1940–2021), in der Schlucht den Unterkiefer und andere Teile eines frühen Menschen. Nach eingehenden Untersuchungen und weiteren Entdeckungen ähnlicher Überreste wurde dieser Mensch als die Art identifiziert, die die evolutionäre Lücke zwischen dem Australopithecus und dem Homo erectus schloss. 1964 wurde bekanntgegeben, dass die neue Spezies als Homo habilis klassifiziert würde, was so viel wie »geschickter Mensch« bedeutet. Der Grund für diesen Namen: Sein größeres Gehirn gab ihm die Fähigkeit, raffiniertere Werkzeuge herzustellen. Man fand zudem heraus, dass er sich vor 2,4 bis 1,5 Millionen Jahren entwickelt hatte.

In der Olduvai-Schlucht fanden sich auch viele Steinwerkzeuge, die von frühen Menschen hergestellt wurden. Der Homo habilis, der wahrscheinlich Jäger und Aasfresser war, stellte seine Werkzeuge durch eine Technik her, die als »Knapping« bezeichnet wird: Er formte Steine, indem er sie wiederholt gegen andere Oberflächen schlug, wodurch eine scharfe Schneide entstand. Die Werkzeuge dieser sogenannten Oldowan-Kultur wurden hauptsächlich zum Zerlegen von Tieren und zum Brechen ihrer Knochen verwendet, um an das nahrhafte Knochenmark zu gelangen. Es wurden zudem Werkzeuge entwickelt, die zum Bau von Behausungen aus Ästen sowie zur Herstellung von Waffen und Fallen aus Holz verwendet werden konnten. Die Verwendung von Steinwerkzeugen war für die Weiterentwicklung der Hominiden von entscheidender Bedeutung, da sie sich dadurch an eine größere Bandbreite von Gebieten anpassen konnten. Vor etwa 1,9 Millionen Jahren entwickelte sich der Homo habilis zum Homo erectus, der noch ausgefeiltere Steinwerkzeuge benutzte und das Feuer beherrschte. Vor etwa 200 000 Jahren entwickelte sich dann in Ostafrika der anatomisch moderne Mensch, der Homo sapiens. In der Olduvai-Schlucht wurden Fossilien sowohl des Homo erectus als auch des Homo sapiens gefunden, was bedeutet, dass die Schlucht eine Geschichte von über zwei Millionen Jahren erzählt.

Der Homo sapiens blieb nicht in Afrika. Größere Gehirne und eine ausgeprägtere Intelligenz ermöglichten es ihm, sich an unterschiedlichste Umweltbedingungen anzupassen. So breitete er sich vor 100 000 bis 130 000 Jahren im Nahen Osten aus. Vor ungefähr 50 000 Jahren erweiterte er seinen Lebensraum auf Europa und weiter nach Asien.

Nachdem der Homo sapiens in diesen Gegenden angekommen war, kam es wahrscheinlich zu Kreuzungen mit den Neandertalern. Gentests haben gezeigt, dass sich bei modernen Menschen aus diesen Regionen noch immer Spuren des Neandertalers in der DNA nachweisen lassen. Der Homo neanderthalensis ist als eigene Spezies jedoch vor etwa 40 000 Jahren ausgestorben; die Gründe dafür sind noch immer nicht ganz klar. Der Klimawandel wird ebenso für möglich gehalten wie eine Verdrängung durch den Homo sapiens.

Vor 15 000 Jahren lebten Vertreter des Homo sapiens dann in fast allen bewohnbaren Ecken der Welt, unter anderem in Australien sowie auf dem süd- und nordamerikanischen Kontinent. Anfangs waren sie Jäger und Sammler (so wie der Homo erectus) und lebten in kleinen nomadischen Gruppen, die 30 bis 50 Mitglieder umfassten. Sie waren darauf angewiesen, wilde Tiere zu jagen und diese auszunehmen, ernährten sich aber auch von natürlich wachsenden Pflanzen, die sie sammelten.

Djebel Irhoud

Im Jahr 1961 begannen Ausgrabungen in einer Höhle namens Djebel Irhoud im Westen Marokkos, nachdem ein Bergmann dort einen fossilen Schädel eines Homo sapiens gefunden hatte. Im Jahr 2004 begannen weitere Ausgrabungen, bei denen noch mehr hominide Überreste, Tierknochen, Hinweise auf Feuer und gebrannte Feuersteinwerkzeuge gefunden wurden. Die Werkzeuge waren etwa 315 000 Jahre alt, sodass die Fossilien von Djebel Irhoud die ältesten Nachweise des anatomisch modernen Menschen darstellen.

Zwischen Männern und Frauen herrschte relative Gleichberechtigung. Da die Gemeinschaften ständig weiterzogen, gab es zudem kaum...

Erscheint lt. Verlag 19.5.2024
Übersetzer Thomas Gilbert
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Regional- / Landesgeschichte
Naturwissenschaften Geowissenschaften Geografie / Kartografie
Schlagworte Alexander der Große • Buddha • Entwicklung der Menschheit • Epoche • Geschichte • Gesellschaft • Historie • historische Orte • Kultur • Kulturgeschichte • Länder • Nelson Mandela • Platz • Religion • Welt • Wirtschaft • Zivilisation
ISBN-10 3-98609-462-8 / 3986094628
ISBN-13 978-3-98609-462-1 / 9783986094621
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