Stadtgeschichte
Eine Siedlung Eblana an Stelle der heutigen Stadt ist schon auf der um 140 n. Chr. entworfenen Weltkarte des alexandrinischen Geographen Ptolemäus verzeichnet. Später gab es eine keltische Siedlung namens Dubh Linn („dunkler Teich“), die Dublin seinen Namen gab. Der „dunkle Teich“ war die Mündung des Poddle. Heute völlig in unterirdische Rohre gezwängt, folgte er einst der St Patrick Street, schlug einen Bogen um Dublin Castle und ergoss sich an der Grattan Bridge in die Liffey. Eine ebenso große Berechtigung auf die Urheberschaft an der Stadt haben die Wikinger, die sich im 9. Jh. in diesem Flussknie niederließen, wo auch die alte Königsstraße zwischen Tara und Wicklow die Liffey überquerte. Die im 10. Jh. errichtete Stadtmauer schützte die Nordmänner nur wenige Jahre: 988 eroberten die Iren unter Mael Sechnaill die Wikingerstadt.
Die Ha’penny Bridge über den River Liffey
Ein neues Kapitel der Stadtgeschichte schlugen die Normannen auf. Heinrich II. machte Dublin zum Sitz des königlichen Gerichts und damit zum Hauptort der englischen Präsenz in Irland. Wer immer auf der Insel Rang und Namen hatte, fand sich zu den Seasons, den Gerichtstagen, in Dublin ein, um seine Interessen zu vertreten. Anfangs mit einer schlichten Palisade, bald mit einer Reihe von Burgen wurde das Pale, das Umland Dublins, vor den Einfällen der irischen Häuptlinge geschützt. Mehr über das mittelalterliche Dublin erfahren Sie in der Ausstellung Dublinia (→ Sehenswürdigkeiten). Nach 1730 entwickelte sich Dublin zur größten Stadt des Königreiches nach London. Händels Messias beispielsweise wurde am 13. April 1742 nicht in London, sondern in Dublin uraufgeführt, wo der Meister den Winter zu verbringen pflegte. Die protestantische Gentry investierte ihr aus den Landgütern gewonnenes Vermögen in neue und prächtige Häuser in den georgianischen Vierteln außerhalb der zu eng gewordenen Stadtmauern. Die „Commission for Making Wide & Convenient Streets“, mit der 1757 die systematische Stadtplanung begann, zeigt schon mit ihrem Namen, worum es ging. Um die gleichzeitig sprießenden Slums kümmerte sich die Kommission allerdings nicht. Auch in Dublins goldenem Zeitalter zwischen 1782 und 1801, als die irischen Protestanten sogar ihr eigenes Parlament hatten (heute ist das Gebäude treffenderweise Sitz der „Bank of Ireland“), war das Los der katholischen Bevölkerung nicht rosig.
Der Act of Union beendete die Autonomieträume und ließ das überbordende Wachstum der Stadt abrupt abbrechen. Vom Boom des 19. Jh., als viele englische Industriestädte aufblühten, war hier wenig zu spüren. Bei der Niederschlagung des Osteraufstands von 1916, als die Aufständischen das Postamt in der O’Connell Street zu ihrem Hauptquartier erkoren, wurden weite Teile des Zentrums auf der North Side zerstört, der Bürgerkrieg und eine Feuersbrunst (1922) trugen ebenfalls ihren Teil bei.
Dublin heute
Der schlechte Zustand mancher Viertel, besonders der North Side, ist auch Ergebnis planerischer und politischer Fehler der 50er-, 60er- und 70er-Jahre des 20. Jh. Damals suchte man die Lösung der Wohnungsnot im Bau neuer Vorstädte und überließ die Innenstadt dem Zerfall. Erst in den 90ern kehrte das öffentliche und private Geld in die Stadt zurück. Temple Bar und die Gegend um St Stephen’s Green sind Beispiele für eine erfolgreiche Sanierung, die maroden Docklands an der Mündung der Liffey wurden mit Milliardenaufwand zu einem internationalen Banken- und Finanzzentrum aufgemöbelt. Von Hochhäusern blieb die Stadt, deren Verwaltung mit dem neuen Rathaus bei der Christ Church selbst ein schlechtes Beispiel gesetzt hat, bisher weitgehend verschont. An der Zentralbank in der Dame Street, von der die drei obersten, unter Missachtung der Bauauflagen errichteten Stockwerke wieder abgetragen werden mussten, statuierten die städtischen Planer in den 70er-Jahren ein Exempel. Und im Vorort Ballymun wurden einige Wohntürme wegen zu großer sozialer Probleme sogar wieder gesprengt. In Sachen Denkmalschutz liegt Dublin jedoch noch weit hinter den in anderen Hauptstädten der Europäischen Union geltenden Normen zurück.
Orientierung
Die Metropole dehnt sich von der Halbinsel Howth im Norden in einem Halbkreis um die Dublin Bay bis nach Dalkey im Süden aus. Das Zentrum ist für eine Millionenstadt jedoch relativ klein und überschaubar. Die meisten öffentlichen Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten sind vom Castle zu Fuß in längstens einer halben Stunde zu erreichen. Der River Liffey schneidet die Kernstadt in zwei Hälften: Auf der North Side folgen nach der Prachtmeile O’Connell Street, der Hauptgeschäftsstraße Dublins, bald die Mietskasernen der Arbeiterviertel. Für den Besucher interessanter ist die South Side. Unmittelbar am Fluss liegt das Vergnügungsviertel Temple Bar, östlich schließen sich die georgianischen Ensembles mit der Einkaufszone um die Grafton Street, dem Bankenviertel um St Stephen’s Green und dem Campus des Trinity College an. Der mittelalterliche Stadtkern lag auf dem Hügel südwestlich von Temple Bar. Da die meisten Häuser aus Holz waren, sind mit Dublin Castle (1205, im 18. Jh. umgebaut), Christ Church (1172) und St Patrick’s Cathedral (1190) nur noch wenige Spuren dieser Zeit erhalten geblieben.
Das folgende Kapitel ist zunächst in der Reihenfolge zweier Rundgänge aufgebaut, die beide an der O’Connell Bridge beginnen. Hier werden die Sights auf dem Südufer vorgestellt, hier jene auf der Nordseite der Liffey. Dann folgen ab hier die Sehenswürdigkeiten außerhalb des Stadtzentrums. Was tun? Die Antwort ist natürlich subjektiv und wird je nach Geschmack und Wetter anders ausfallen. Hier trotzdem ein Vorschlag, wie Sie vier Tage Dublin verbringen und dabei viel sehen und erleben können.
Trinity College / College Green
Das auf einer Fläche von 2 km2 angelegte College ist mit seinen düsteren Gebäuden aus dem 17. bis 19. Jh., den kopfsteingepflasterten Höfen und den Sportflächen ein Musterbeispiel für einen englischen Campus, wie man ihn auch in Oxford oder Cambridge findet.
Irlands angesehenste Hochschule wurde 1592 von Elisabeth I. auf dem Gelände eines enteigneten Klosters gegründet, das wiederum an der Stelle des städtischen Friedhofs der Wikingerzeit stand. Am Front Gate, dem 1752-59 errichteten Haupteingang, stehen die Statuen des Philosophen Edmund Burke (1729-97) und des Dichters Oliver Goldsmith (1730-74) stellvertretend für viele andere Geistesgrößen, die am Trinity College studierten oder...