Gorges de l’Ardèche
Die einzigartige Schluchtenlandschaft der Ardèche steht bei Südfrankreichfans hoch im Kurs. In seinem Unterlauf hat sich der Fluss ein tiefes Bett mit zahlreichen Windungen gegraben, das man am besten mit dem Kanu erkundet. Das touristische Zentrum der Ardèche ist das am nördlichen Ende des Canyons gelegene Vallon-Pont-d’Arc.
Die Ardèche entspringt im Massiv von Mazan auf einer Höhe von 1467 m. Insgesamt erstreckt sich die Ardèche von ihrer Quelle bis zur Mündung in die Rhône über eine vergleichsweise sehr kurze Distanz von 119 km. Während sie an ihrem Oberlauf als reißender Gebirgsfluss zu Tale stürzt, hat sie sich in ihrem Unterlauf ein tiefes Bett in den weißen Kalkstein gegraben. Teilweise fallen die Schluchten bis zu 300 m steil bergab. Buschwerk und Bäume bedecken noch die kleinsten Felsabsätze und Terrassen. Von den Aussichtspunkten bietet sich ein grandioser Panoramablick auf die engen Windungen und weiten Mäander des Flusses. Im Hochsommer fließt die Ardèche hier gemächlich vor sich hin, doch nach heftigen Regenfällen - besonders im Herbst und Winter - schwillt der Wasserstand stark an: Schwankungen von 2,5 bis zu 7500 m3 wurden pro Sekunde gemessen! Im September 1890 ist die Ardèche mit solcher Wucht in die Rhône geströmt, dass sie den Deich am östlichen Rhôneufer unter sich begraben hat.
„Einen ganzen Tag lang, vom Oberlauf der Ardèche bis zum Rhônetal, berauschte mich die Metamorphose der Landschaft. Das Blau des Himmels wurde lichter, der Boden trockener, der Geruch des Farns ertrank im Duft des Lavendels, die Erde nahm glühende Farben an: Ocker, Rot, Violett. Die ersten Zypressen tauchten auf, die ersten Ölbäume. Mein Leben lang empfand ich gleiche tiefe Erregung, wenn ich aus dem gebirgigen Herzen eines Landes zum Mittelmeerbecken kam.“
Simone de Beauvoir, In den besten Jahren.
Das touristische Hauptinteresse gilt dem Unterlauf des Flusses mit seinen eindrucksvollen Schluchten. Im Jahre 1980 wurden die Gorges de l’Ardèche zum Naturschutzgebiet (La Réserve Naturelle des Gorges de l’Ardèche) erklärt, eine dringend notwendige Entscheidung, denn bis zu diesem Zeitpunkt leiteten die Städte Aubenas, Ruoms und Vallon-Pont-d’Arc ihre Abwässer ungeklärt in den Fluss! Insgesamt umfasst das Naturschutzgebiet eine Fläche von 1570 ha mit seltener Flora und Fauna, darunter Dachs, Iltis, Steinmarder, Biber, Perleidechse und der sogenannte Bonelli-Adler. Die Klarheit des Wassers ist zum Teil auch fünfzehn großteils unterirdischen Quellen zu verdanken, aus denen sich die Ardèche speist.
Für eine Erkundung mit dem Auto eignet sich die den Schleifen der Ardèche folgende, 1968 angelegte Panoramastraße (D 290); sie bietet zwar ein Dutzend imposanter Ausblicke auf das türkisfarbene Wasserband, die ganze Schönheit der knapp 40 km langen Schlucht erschließt sich aber am besten auf einer Kajak- oder Kanufahrt beziehungsweise auf einer Wanderung entlang des Flusses. Auf einer Bootstour passiert man rund 25 Stromschnellen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, die auf den Karten der Verleiher eingetragen sind. Zumeist lassen sich die Stromschnellen daran erkennen, dass sich am Ufer immer eine große Zuschauergemeinde versammelt, die sich das Ungemach der anderen Kanufahrer nicht entgehen lassen will. Wer sich vor den schwierigsten Stellen ängstigt, sollte rechtzeitig das Ufer ansteuern und das Kanu auf dem Land an der Stromschnelle vorbeitragen. In den Sommermonaten tummeln sich an schönen Tagen ein paar Tausend Menschen in den Gorges. Bei diesem immensen „Verkehrsaufkommen“ ist es schwer vorstellbar, dass die Schlucht erst 1912 von Jean Désert und Pierre Monneret erstmals mit dem Kajak durchfahren worden ist. Die Begeisterung für das tolle Landschaftsszenario hat auch ihre Schattenseiten: Leider gibt es zahlreiche schwarze - oder „dreckige“? - Schafe unter den Kanutouristen: Jeden Morgen sammelt ein Kanu den Müll auf, den die Abenteuerlustigen achtlos zurückgelassen haben. Im Hochsommer sind es täglich bis zu fünf Müllsäcke mit Plastikflaschen, Konservendosen und anderem Unrat. Dass man kein offenes Feuer macht, sollte sich eigentlich von selbst verstehen.
Hinweis: Nach heftigen Regenfällen am Oberlauf der Ardèche kann es vorkommen, dass der Fluss durch die mitgespülte Erde braun gefärbt ist. Es dauert dann unter Umständen mehrere Tage, bis sich die Ardèche wieder regeneriert hat.
Infos für Aktivurlauber
Eine Bootsfahrt von Vallon-Pont-d’Arc nach Saint-Martin-d’Ardèche lässt sich trotz der 32 km Entfernung durchaus in einem Tag - je nach Wasserstand in 6 bis 9 Std. - bewältigen; über 90 % aller Kanufahrer legen die Strecke in einem Tag zurück. Um bei niedrigem Wasserstand die Tour nicht in Stress ausarten zu lassen, empfiehlt es sich, vor 9 Uhr zu starten. Erholsamer ist es natürlich, sich ein Kanu für zwei Tage auszuleihen und in der Schlucht zu biwakieren.
Die Verleiher holen ihre Boote ab dem späten Nachmittag wieder am Strand von Sauze, kurz vor Saint-Martin-d’Ardèche ab und bringen sie samt Besatzung zum Ausgangspunkt zurück, die Kanus bzw. Kajaks werden auf einem Spezialanhänger transportiert. Bei der Kanumiete erhält man ein oder zwei Plastiktonnen, in denen Kleidung, Essen und Trinken wasserdicht verstaut werden können. Sie sollten zudem mit einem Riemen am Boot festgemacht werden. Alles was lose im Kanu liegt (Sonnenbrillen, Trinkflaschen etc.), ist im Falle des Kenterns unwiederbringlich verloren. Aus Sicherheitsgründen sollte man die Schwimmweste unbedingt anlegen. Aber: Kinder - und selbstverständlich auch die Erwachsenen - müssen schwimmen können und mindestens sieben Jahre alt sein. Auf Wunsch werden auch Helme für Kinder zur Verfügung gestellt.
Panoramablick auf die Gorges de l’Ardèche
Als Alternative zur Fahrt durch die gesamten Gorges kann man auch nur das 6 km lange Teilstück von Pont-de-Salavas bis Chames bewältigen. Allerdings darf man den Ausstieg nicht versäumen, da es später keine Möglichkeit mehr gibt, die Schlucht zu verlassen. Die Ausstiegsstelle befindet sich 2 km hinter dem Pont d’Arc am linken Flussufer.
Reisezeit: Im Hochsommer ist die Ardèche vollkommen überlaufen. An manchen Sommertagen sind es weit mehr als 3000 Kanus oder Kajaks, die auf dem Fluss unterwegs sind. Häufig kommt es vor den Stromschnellen zu regelrechten Verkehrsstaus. Wessen Urlaub dennoch auf die Monate Juli oder August fällt, hat zwei Möglichkeiten, um dem größten Ansturm zu entgehen: Zum einen empfiehlt es sich, nicht am Wochenende durch die Gorges zu fahren, zum anderen sollte man auf jeden Fall sehr zeitig aufbrechen.
Sicherheit: Eine Kanufahrt auf der Ardèche ist bei normalem oder niedrigem Wasserstand leicht zu bewältigen. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass nur geübte Kanufahrer durch die Gorges de l’Ardèche paddeln können, ohne dabei nicht wenigstens einmal zu kentern. Besonders geeignet sind die Monate Mai, Juni und September, im Hochsommer schrammen die Kanus bei dem dann sehr niedrigen Wasserstand allzu oft am Boden entlang (dafür ist das Risiko zu kentern geringer). Eine Fahrt bei niedrigem Wasserstand ist zudem anstrengender, da die Strömung dementsprechend geringer ausfällt. Im Winter und Frühjahr ist eine Kajaktour nur Spezialisten zu empfehlen. Bei bestimmten Wasserständen ist eine Erkundung auch in Begleitung eines erfahrenen Kanulehrers (Moniteur) möglich. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann vor den mit Stufe 3 eingestuften Stromschnellen (Charlemagne, Dent Noir, La Toupine de Gournier, Rapide de la Pastière) das Ufer ansteuern und sein Boot an der Gefahrenstelle vorbeitragen. Generell gilt, sich niemals einfach der Strömung zu überantworten, da man dann wie am Dent Noir zielstrebig auf die Felsen zusteuert. Am besten wählt man die „Innenbahn“.
Kanuverleihfirmen: Es gibt am Oberlauf der Gorges de l’Ardèche mehr als 20 Kanu- und Kajakverleiher, die sich in Preis und Leistung nicht unterscheiden - Billiganbieter sind unbeliebt - und beim Rücktransport nach Vallon-Pont-d’Arc sogar zusammenarbeiten. Falls möglich, so empfiehlt es sich, bereits am Campingplatz ein Kanu zu mieten, da man so problemlos wieder zum Ausgangspunkt zurückgebracht wird. Als Alternative kann man auch bei einem der rund zehn Kanuverleiher in Saint-Martin-d’Ardèche ein Boot leihen. Dies hat den Vorteil, dass die Tour wieder am Ausgangsort endet, wo das eigene Auto wartet. Wer vorab Kanus für eine größere Gruppe reservieren will, kann sich beispielsweise an die folgenden Verleiher wenden:
Kanu oder Kajak: Kanu (canoë) oder Kajak (kajak) - dies ist die Grundentscheidung vor einer Fahrt durch die Gorges de l’Ardèche. Leichter zu handhaben ist das oben offene Kanu, welches man aus den Indianerfilmen kennt. Sportlicher ist natürlich die Kajakvariante. Ungeübten ist allerdings von einem Kajak abzuraten, da dieses wesentlich leichter kentert als ein Kanu. Ein Kanu hat zudem den...