Rettet das Dorf! (eBook)

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2016 | 1. Auflage
272 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43072-2 (ISBN)

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Rettet das Dorf! -  Gerhard Henkel
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Das Dorf darf nicht sterben Die Hälfte der Deutschen lebt auf dem Land und viele Menschen träumen vom Landleben. Landlust boomt. Warum? Das Land steht als Keimzelle des Zusammenlebens auch für eine alternative Lebensform, für eine in Jahrhunderten gewachsene Gemeinschaftskultur. Aber es ist keine ungetrübte Idylle. Die Agonie des Dorfes ist an vielen Orten weit fortgeschritten, nicht nur in wirtschaftsschwachen Regionen. Muss man diese Entwicklung hinnehmen?   Nicht, wenn es nach Gerhard Henkel geht. Dörfer und Landgemeinden sind seiner Ansicht nach wesentlicher Bestandteil der deutschen Kultur und Gesellschaft, haben eine Zukunft und auch einen Anspruch auf ordnungspolitische und staatliche Unterstützung statt der üblichen urbanen Arroganz in den Zentralen. Er appelliert jedoch nicht nur an die Entscheider, sondern auch an Lokalpolitiker und Dorfbewohner. Denn man kann ein Dorf nur retten und lebendig halten, wenn die Betroffenen vor Ort dies ernsthaft wollen.  

Prof. Dr. Gerhard Henkel ist Humangeograph. Seit Jahrzehnten befasst er sich mit der historischen und aktuellen Entwicklung des ländlichen Raumes. Er war Begründer und Leiter des Bleiwäscher Kreises für Dorfentwicklung von 1978 - 2008, weithin bekannt als »Anwalt des Dorfes« und »deutscher Dorfpapst«, hat dazu mehr als 300 Publikationen vorgelegt und über 500 öffentliche Vorträge gehalten. Er ist zudem Verfasser mehrerer Standardwerke zur Dorf- und Landentwicklung, zuletzt >Das Dorf. Landleben in Deutschland - gestern und heute< (3. Aufl. 2015). Weitere Informationen auf seiner Homepage www.gerhardhenkel.de.

Prof. Dr. Gerhard Henkel ist Humangeograph. Seit Jahrzehnten befasst er sich mit der historischen und aktuellen Entwicklung des ländlichen Raumes. Er war Begründer und Leiter des Bleiwäscher Kreises für Dorfentwicklung von 1978 – 2008, weithin bekannt als »Anwalt des Dorfes« und »deutscher Dorfpapst«, hat dazu mehr als 300 Publikationen vorgelegt und über 500 öffentliche Vorträge gehalten. Er ist zudem Verfasser mehrerer Standardwerke zur Dorf- und Landentwicklung, zuletzt ›Das Dorf. Landleben in Deutschland – gestern und heute‹ (3. Aufl. 2015). Weitere Informationen auf seiner Homepage www.gerhardhenkel.de.

Vorwort


Dieses Buch will aufrütteln. Und aufzeigen, was dringend getan werden muss. Denn das Dorf ist in großer Gefahr. Weil es zunehmend Schwachstellungen und Fehlentwicklungen aufweist, die an seine Existenz gehen. Weil es zu viel Ohnmachtsgefühle und Resignation in der Bürgerschaft und Kommunalpolitik auf dem Lande gibt – und zu viele falsche Weichenstellungen in den Zentralen von Politik und Gesellschaft. Das Dorf ist es wert, dass man sich um seine Zukunft sorgt und streitet.

Trotz mancher Lobgesänge auf die Provinz und großer Nachfrage nach »Landlust«-Lektüren geht es der Masse der deutschen Dörfer nicht gut. Und angesichts gravierender Probleme fragen sich Politiker, Experten und Bürger immer häufiger, ob und wie es überhaupt noch gelingen kann, das Dorf lebensfähig zu halten und zukunftsfähig zu machen.

In unseren Dörfern hat in wenigen Jahrzehnten ein epochaler ökonomischer und sozialer Wandel stattgefunden. In den 1950er-Jahren – in meiner Kindheit – war das Dorf noch ein wirtschaftlich und sozial lebendiger und enger, überwiegend auf sich selbst bezogener Kosmos, und vor allem in mehrfacher Hinsicht voll: an Menschen, an Arbeitsplätzen, an öffentlicher und privater Infrastruktur. Heute werden die Dörfer immer leerer: an Menschen, an Arbeitsplätzen, an Schulen, Gasthöfen und Läden. Die Jugendlichen wandern ab, die Älteren bleiben allein zurück. Ein Teufelskreis von realen Verlusten und schlechter Stimmung prägt zehntausendfach das Dorfleben. Für viele Bewohner und Beobachter befindet sich das gegenwärtige Dorf eindeutig in einer Abwärtsbewegung. Nicht wenige sprechen von einer Existenzkrise des Dorfes. Nüchterne bis verzweifelte Weckrufe sind zu hören: »Wir haben doch keine Perspektive mehr!«

Im Kontrast dazu sind aber auch unzählige Aktivitäten und Erfolgserlebnisse in den Dörfern zu beobachten, die verdeutlichen, dass noch längst nicht alles verloren ist. Generell hat das Dorf mit dem Wandel nicht nur vieles verloren, sondern auch Wertvolles gewonnen. Durch Bildung und Mobilisierung ist die Bevölkerung heute wohlhabender, liberaler und weltoffener – Dorfbewohner sind Globetrotter geworden. Die ehemals schroffen Abgrenzungen und Anfeindungen zwischen sozialen Schichten, Katholiken und Protestanten oder Alt- und Neubürgern sind (fast) vorbei. Ländliche Lebensstile sind in, das Dorf wird von seinen Bewohnern geliebt und hat gegenwärtig vielleicht sogar die beste Phase seiner Geschichte.

Dieses Buch will aufzeigen, was passieren muss, damit das Dorf in Deutschland auch in Zukunft eine Chance hat. Was können und sollten Staat, Gesellschaft und Bürger jetzt tun, um das Dorf ökonomisch, demographisch, sozial und kulturell lebensfähig zu halten? Das Buch will Wege aufzeigen, aber auch aufmuntern und Hoffnung machen.

Die Zukunft des Dorfes entscheidet sich auf zwei verschiedenen Ebenen: der »unteren«, konkreten des Dorfes, die überwiegend von seinen Bürgern und der Kommunalpolitik gestaltet wird, und – ebenso wichtig: der »oberen« in den urbanen Zentralen von Politik und Gesellschaft, wo ebenfalls direkt oder subtil Dorfentwicklung betrieben wird. Auf beiden Ebenen werden Weichen gestellt, gibt es Fehlentwicklungen und Versäumnisse. Das Buch will die wesentlichen Schwachstellen der Dorfentwicklung aufzeigen, die sowohl »unten« als auch »oben« verursacht werden. Es werden jedoch nicht nur Diagnosen, sondern auch Strategien und konkrete Möglichkeiten des Umsteuerns präsentiert.

Diese zwei Ebenen, die beide ihre Verantwortung für die Dorfentwicklung tragen, finden sich auch in der Gliederung des Buches. Zuerst stehen das Dorf und die Gemeinde mit ihren Bewohnern und Politikern im Mittelpunkt der Betrachtung. Hier geht es sowohl um eine ungeschönte Darstellung der wichtigsten Probleme und »Baustellen« des heutigen Dorfes, als auch um konkrete Verbesserungen der Einstellungen und Rahmenbedingungen. Vor allem werden auch zahlreiche, bereits existierende positive Wege und Beispiele benannt und beschrieben, die lokal und regional den Dorfbewohnern und Kommunalpolitikern als Vorbild dienen können. Danach richtet sich der Blick auf die Zentralen in Politik und Gesellschaft, die das Dorf und Land »von oben« steuern und gestalten, häufig zu deren Nutzen, allzu oft aber zu deren Schaden. Diese Fernsteuerung und Fremdbestimmung des Landes durch die Politik des Bundes und der Länder, aber auch durch andere zentrale Institutionen wie Kirchen, Hochschulen, Medien, Verbände, Banken und Genossenschaften wird kritisch unter die Lupe genommen. Auch hier werden Verbesserungen der Einstellungen und Rahmenbedingungen zum Wohle des Dorfes angemahnt und aufgezeigt.

Der Autor ist tief überzeugt, dass es sich lohnt, sich für das Dorf und seine Zukunft einzusetzen. Dorf und Land haben einen hohen ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Mehrwert für den Gesamtstaat, auf den eine Gesellschaft nicht verzichten kann. Nicht zuletzt haben Bürger und Kommunalpolitiker auf dem Lande eine hohe Kompetenz, lokale Anforderungen ehrenamtlich oder genossenschaftlich anzugehen und Verantwortung für das Gemeinwesen zu tragen. Selbstverantwortung und Anpackkultur sind im Dorf tief verwurzelt. Der provokante Buchtitel ›Rettet das Dorf‹ wurde angeregt durch immer häufiger werdende Interview- oder Publikations-Anfragen an den Autor wie »Stirbt das Dorf?«, »Steht eine neue Wüstungsperiode für das Dorf bevor?« oder schlicht »Lasst das Dorf sterben!«. Meine knappe Entgegnung auf diese letztgenannte, fast polemische Aufforderung zu einer Stellungnahme findet sich im Schlusswort.

Das Buch kann und will die komplexe ländliche Realität nicht wissenschaftlich erschöpfend in Tiefe und Breite darstellen. Es soll durch seine Kürze auch für Entscheider und Praktiker aus Politik, Medien, Kirchen und Verbänden und möglichst viele Bürger attraktiv und lesbar sein. Die Freude am Lesen kann vielleicht auch durch meine zwischen den Zeilen erkennbare Grundüberzeugung vermittelt werden, dass ich das Dorf – trotz aller gegenwärtigen Hiobsbotschaften – prinzipiell für zukunftsfähig halte. Wer sich intensiver und tiefer mit der Entwicklung des ländlichen Raumes beschäftigen will, sei auf mein umfassendes Werk ›Das Dorf. Landleben in Deutschland gestern und heute‹ verwiesen.

Dieses Buch richtet sich an alle Bürger und Akteure in Politik und Gesellschaft, die sich für das Dorf interessieren und die etwas für das Dorf tun wollen und deshalb auch konkrete Tipps, Empfehlungen und Beispiele für die Planung und Gestaltung der Zukunft erwarten. Und außerdem an alle, die das Dorf in seinen gegenwärtigen Stärken und Schwächen sowie seinen Perspektiven und Chancen kennenlernen und verstehen wollen.

Es liegt auf der Hand, dass ein knappes, aber thematisch weit gefasstes Buch, das die sehr verschiedenartigen 35 000 deutschen Dörfer im Blick hat, stark generalisieren muss. Jedoch haben die unterschiedlichen Dorftypen und Dorfregionen auch viele Gemeinsamkeiten, bei den Stärken und Schwächen wie bei den Chancen und Perspektiven. Diese werden hier im Vordergrund stehen. Das individuelle Dorf wird aber auch in Hunderten von konkreten Beispielen aus allen Teilen des Landes zur Geltung kommen. Unter »Dorf« werden hier – generalisiert – alle ländlich geprägten Ortschaften bis etwa 10 000 Einwohner gefasst. Damit sind auch Tausende von Kleinstädten in die Betrachtung einbezogen, deren Probleme und Chancen mit denen der größeren Dörfer durchaus vergleichbar sind.

Ich hoffe, mit diesem Impuls-Buch für das zukünftige Dorf möglichst viele Leser zu erreichen und auch zum Mitdenken, Mitgestalten und Mitmachen anzuregen. Das Dorf braucht viele Akteure, aber auch den Respekt und die Unterstützung in allen Bereichen von Staat und Gesellschaft.

Wenn dem aufmerksamen Leser Fehler, Überzeichnungen oder Defizite auffallen sollten, bin ich für entsprechende Hinweise dankbar.

Gerhard Henkel, Fürstenberg/Westfalen im Sommer 2016

Vorwort zur 2. Auflage


Es ist ein gutes Zeichen, wenn ein Sachbuch über die Zukunft unserer Dörfer bereits nach gut einem Jahr in die 2. Auflage gehen kann. Noch nie zuvor habe ich nach Erscheinen eines neuen Buches so viele – fast ausschließlich positive bis begeisterte – Zuschriften bekommen. Aus vielen sprachen auch die Sorgen um die konkrete Entwicklung »ihrer« Dörfer und Kleinstädte. Mehrere Hundert Leser sprachen mir ihren Dank aus, luden mich zu Vorträgen, Interviews, Expertengesprächen oder schriftlichen Kurzbeiträgen ein, darunter sehr viele Bürgermeister, Gemeinderäte und engagierte Dorfbewohner, aber auch lokale und regionale Vereine sowie überregionale Verbände, Kirchen, Parteien, Ministerien und nicht zuletzt die Print- und Online-Medien sowie die Rundfunk- und Fernsehanstalten in allen Teilen der Republik. Aus Zeitgründen konnten leider längst nicht alle Anfragen erfüllt werden.

Das Buch hat offenbar vielen Bürgern aus der Seele gesprochen, aber auch zahlreiche politische und gesellschaftliche Institutionen erreicht und vielen Mut gemacht, sich für das Dorf zu engagieren. Durch die zahlreichen Beispiele und die Vorstellung alternativer Leitbilder hat es Wege aufgezeigt und Orientierung gegeben. Sicherlich hat es auch manche irritiert, vielleicht aber auch zum Nach- und Umdenken angeregt.

Bei meinen zahlreichen Reisen seit dem Erscheinen des Buches haben sich meine Kenntnisse vom ländlichen Deutschland nochmals erweitert. Einiges davon wird die 2. Auflage bereichern. Die Lage und die Stimmung auf dem Land sind weit gespannt: von ökonomisch...

Erscheint lt. Verlag 23.9.2016
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Abwanderung • Dorfentwicklung • Dorfpapst • Dorfpolitik • Gebietsreform • Kommunale Selbstverwaltung • Kommunalpolitik • Landflucht • Landleben • Leerstand • Plädoyer • Raumordnungspolitik • Urbanisierung • Vereinsleben • Verödung
ISBN-10 3-423-43072-9 / 3423430729
ISBN-13 978-3-423-43072-2 / 9783423430722
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