#DerApotheker für alle Fälle (eBook)

Die häufigsten Beschwerden. Die unsinnigsten Versprechen. Die besten Mittel
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2022 | 1. Auflage
335 Seiten
Lübbe Life (Verlag)
978-3-7517-2892-8 (ISBN)

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#DerApotheker für alle Fälle -  #DerApotheker
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Tag für Tag beantwortet der aus Twitter bekannte Apotheker die Fragen seiner Kundschaft: Welche Mittel helfen bei Schlafstörungen, Blasenentzündung oder Haarausfall? Gefährden Deos mit Aluminium meine Gesundheit? Sind CBD-Öl, Ginkgo und Placenta Globuli so gut, wie manche Seiten im Internet behaupten? Und welche Arzneimittel gehören in eine gute Hausapotheke? Unterhaltsam und verständlich vermittelt er so das Wichtigste zu den Bestsellern aus der Apotheke. Gewohnt kritisch schaut er zudem auf die Mittel, die viel versprechen, aber nichts halten.



#DerApotheker schreibt unter einem Pseudonym, denn er spricht immer Klartext und das mögen nicht alle. Er hat Pharmazie studiert und arbeitet seit etwa zehn Jahren als approbierter Apotheker. Der Autor bloggt unter https://publikum.net/author/derapotheker/. Außerdem verfasst er medizinische Artikel für DocCheck.com, schreibt eine Online-Kolumne für Die Deutsche Apothekerzeitung und ist als @ApothekerDer auf Twitter aktiv

#DerApotheker schreibt unter einem Pseudonym, denn er spricht immer Klartext und das mögen nicht alle. Er hat Pharmazie studiert und arbeitet seit etwa zehn Jahren als approbierter Apotheker. Der Autor bloggt unter https://publikum.net/author/derapotheker/. Außerdem verfasst er medizinische Artikel für DocCheck.com, schreibt eine Online-Kolumne für Die Deutsche Apothekerzeitung und ist als @ApothekerDer auf Twitter aktiv

Kapitel 1


Warum man mit den Z-Substanzen Zolpidem und Zopiclon zwar besser schläft, sie aber nicht unbedenklich sind


RIIIING, RIIIIIIING, RIIIIIIING.

120 Dezibel reißen mich unsanft aus dem Schlaf. Nachdem mein Herz für einen kurzen Moment ausgesetzt hat, schlägt es nun mit 150 Schlägen pro Minute. Vor einer halben Sekunde befand ich mich noch in Miami, jetzt sitze ich aufrecht im Bett – irgendwo in Deutschland. Na ja, Bett wäre übertrieben, eher eine ausklappbare Schlafcouch, die immerhin ein wenig weicher ist als ein Holzbrett. Aber wir wollen uns ja nicht beschweren.

RIIIING, RIIIIIIING, RIIIIIIING.

»Ich komme ja schon!« Völlig orientierungslos taste ich nach dem Lichtschalter und bringe so etwas Licht ins Dunkel. Ich befinde mich in der Apotheke. Genauer gesagt im Pausenraum. Es ist Samstag, zwei Uhr nachts. Ich habe Notdienst.

RIIIING, RIIIIIIING, RIIIIIIING.

»Jahaaaa, ich komme ja gleich!«

Ich verdrehe die Augen und schaue bei der Gelegenheit nach oben an die Wand, wo sich diese kleine, aber verdammt laute Glocke befindet. Wütend blicke ich sie an, aber, wie erwartet, interessiert es sie nicht. Mein Herz rast noch immer.

RIIIING, RIIIIIIING, RIIIIIIING.

Der kleine Hammer prügelt erneut auf die Glocke ein, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich schlüpfe in meine Badelatschen, die stilgerecht zu meiner Jogginghose passen, werfe meinen Kittel über, um wenigstens einigermaßen seriös zu wirken, und kontrolliere im Spiegel noch kurz mein Haupthaar. Akzeptabel. Zumindest im Dunkeln.

RIIIING, RIIIIIIING, RIIIIIIING.

»Ja, doch!« Ich öffne die Tür des Pausenraums und drücke auf den Lichtschalter, der sich vor der Tür befindet. Klick. Die Lampen im Backoffice erhellen den Raum. Den Lichtschalter für den Verkaufsraum betätige ich nicht. Es darf ruhig klar werden, dass wir eben nicht geöffnet haben und auf Kunden warten. Das Licht, das aus dem Backoffice nach vorne scheint, kombiniert mit dem Leuchten des Bildschirms, reicht mir auch völlig aus.

Ich laufe zur Notdienstklappe, öffne sie und sehe einen glatzköpfigen Mann mittleren Alters mit hochrotem Kopf. Er erinnert mich ein wenig an diese roten Leuchtdioden.

»Da sind Sie ja endlich! Ich habe eine Ewigkeit warten müssen!«

Ich reibe mir die Augen und werfe einen Blick auf die kleine Uhr, die sich rechts unten auf dem Computerbildschirm befindet.

»Ich weiß nicht, wie lange Sie hier schon warten, aber das erste Mal geklingelt haben Sie erst vor drei Minuten. Danke für Ihre Geduld. Was kann ich für Sie tun?«

»Ich brauche Schlaftabletten! Ich kann nicht schlafen und drehe sonst noch durch. Geben Sie mir mal bitte ’ne Schachtel Zolpidem oder Zopiclon!«

Zolpidem und auch Zopiclon gehören zu den sogenannten Z-Substanzen beziehungsweise Z-Drugs, wofür sie sich bei ihren Anfangsbuchstaben bedanken dürfen.

Beide Wirkstoffe sind verschreibungspflichtig und werden in Deutschland als Schlafmittel eingesetzt. Und das nicht zu selten. Eher zu oft. Obwohl sie abhängig machen können und auch einige andere Probleme mit sich bringen, sind sie die Nummer eins der verschriebenen Schlafmittel. Am häufigsten gebe ich Zolpidem ab. Fast immer an Frauen um die 80, die »ihre Schlaftabletten« schon seit ein paar Jahren einnehmen, obwohl die Dauer der Behandlung eigentlich so kurz wie möglich sein sollte.

Um zu erklären, wie Zolpidem und Zopiclon wirken, müssen wir ein bisschen tiefer in die Materie einsteigen.

Wir beginnen mit GABA. GABA steht für Gamma-Aminobuttersäure und ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im zentralen Nervensystem. Das bedeutet, dass eine Nervenzelle GABA freisetzt und dieses dann an den GABA-Rezeptor einer anderen Nervenzelle bindet und diese hemmt, wodurch ihre Erregbarkeit reduziert wird.

Es gibt zwei verschiedene Rezeptortypen, an die GABA binden kann: den GABA-A- und den GABA-B-Rezeptor. Für die Substanzen, die wir hier in diesem Kapitel besprechen werden, soll uns aber nur der GABA-A-Rezeptor interessieren.

Der GABA-A-Rezeptor besteht aus fünf Untereinheiten, die unterschiedlich zusammengesetzt sein können. Die meisten von ihnen enthalten zwei alpha-, zwei beta- und eine gamma-Untereinheit, die wie folgt angeordnet sind: alpha-beta-alpha-beta-gamma. Von der alpha-Untereinheit gibt es sechs verschiedene Versionen, von den beta- und gamma-Untereinheiten jeweils drei. Zusammen bilden sie einen Kanal, der in geöffnetem Zustand Chloridionen hindurchlässt.

Ein Chloridion ist ein einfach negativ geladenes Chloratom, ein Anion. Es entsteht, indem ein neutral geladenes Chloratom ein negativ geladenes Elementarteilchen, das Elektron, aufnimmt und somit selbst eine negative Ladung erhält. Ein positiv geladenes Ion hingegen wird Kation genannt. Es entsteht, wenn ein Atom ein Elektron abgibt und dadurch eine positive Ladung erhält. Ein Kation und ein Anion ergeben zusammen ein Salz. Zum Beispiel besteht Natriumchlorid, das Kochsalz, aus dem Natrium-Kation und dem Chlorid-Anion.

Nun aber zurück zum GABA-A-Rezeptor. Da das mit seinen Untereinheiten vielleicht etwas kompliziert ist, wir das Wissen aber fürs Verständnis der Arzneimittel brauchen, versuche ich es etwas bildlicher darzustellen. Stellt euch also vor, ihr habt fünf Wiener Würstchen in der geschlossenen Faust. Oben fünf Enden und unten fünf Enden.

Alle Würstchen zusammen betrachtet, stehen für den GABA-A-Rezeptor, und jedes Einzelne von ihnen soll eine Untereinheit darstellen. Die oberen Enden der Würstchen befinden sich quasi außerhalb der Zelle, und die unteren ragen in sie hinein. Wenn ihr den Griff etwas locker lasst, bildet sich zwischen den Würstchen ein Kanal, der den Chloridionen-Kanal darstellen soll. Wenn ihr da jetzt Ketchup reinlaufen lasst und so tut, als würde es sich dabei um die Chloridionen handeln, dann schmecken die Würstchen auch gleich viel besser.

Der GABA-A-Rezeptor besitzt zwei Bindungsstellen für GABA. Diese befinden sich zwischen den beiden alpha- und beta-Untereinheiten. Wenn also zwei GABA-Moleküle an je eine dieser Stellen binden, ändert sich die räumliche Anordnung des Rezeptors, wodurch die Wahrscheinlichkeit größer wird, dass sich dessen Kanal öffnet und Chloridionen ins Innere der Nervenzelle strömen. Die Erregbarkeit der Nervenzelle wird dadurch herabgesetzt, sie wird also gehemmt.

Welche Auswirkungen das haben kann, betrachten wir bei den Arzneimitteln, die an den GABA-A-Rezeptor binden können. Wir beginnen mit den Benzodiazepinen, deren Bindungsstelle zwischen der alpha- und der gamma-Untereinheit liegt. Wie erwähnt, gibt es sechs verschiedene alpha-Untereinheiten, von denen die Benzodiazepine an vier von ihnen binden können.

Sobald ein Benzodiazepin an den GABA-A-Rezeptor bindet, ändert sich dessen Gestalt, was zur Folge hat, dass GABA leichter daran binden und den Chloridionen-Kanal öffnen kann. Wäre theoretisch kein freies GABA vorhanden, das an den GABA-Rezeptor binden könnte, würde sich der Kanal auch dann nicht öffnen, wenn ein Benzodiazepin daran gebunden wäre. Die Wirkung von Benzodiazepinen ist also immer die Wirkung von GABA und somit auf dessen maximale Wirkung beschränkt. Da sie alle an die gleiche Stelle des Rezeptors binden, wirken die verschiedenen Benzodiazepine auch weitgehend gleich. Sie unterscheiden sich allerdings hinsichtlich ihrer Wirkstärke.

Zu den Benzodiazepinen gehören zum Beispiel Diazepam, Lorazepam, Alprazolam, Midazolam und viele weitere Wirkstoffe, die meistens auf -azepam oder -zolam enden. Man kann sie bei Schlafstörungen, zur Verminderung von Angstzuständen (Anxiolyse), zur Muskelentspannung (Muskelrelaxation), bei Krampfanfällen und zur akuten Beruhigung einsetzen.

Benzodiazepine sind gut wirksam, allerdings besteht bei ihnen immer das Risiko, eine körperliche und psychische Abhängigkeit zu entwickeln. Um das Risiko möglichst klein zu halten, sollten sie deshalb grundsätzlich nur kurzfristig und in einer möglichst geringen Dosis eingesetzt werden.

Werden Benzodiazepine längerfristig eingenommen, müssen sie langsam – also über mehrere Wochen hinweg – ausgeschlichen werden, um Entzugssymptome zu reduzieren. Ausschleichen bedeutet, dass man die Dosis langsam reduziert. Zum Beispiel indem man statt einer ganzen Tablette am Tag nur noch eine halbe einnimmt, falls diese teilbar ist. Man kann alternativ aber auch das Dosierungsintervall vergrößern und statt einer Tablette täglich nur noch eine alle zwei Tage schlucken.

Bei plötzlichem Absetzen kann es unter anderem verstärkt zu Schlaflosigkeit, Verwirrung und Angstzuständen kommen.

Im Gegensatz zu den Benzodiazepinen haben die Z-Substanzen Zolpidem und Zopiclon den Vorteil, dass sie nur an eine der sechs alpha-Untereinheiten binden können, nämlich an alpha-1.

Das bedeutet, dass die Wirkung, die die Benzodiazepine an alpha-1 ausüben, bei den Z-Substanzen erhalten bleibt, dafür aber die angstlösende und muskelentspannende Wirkung, für die die alpha-2- und alpha-3-Untereinheiten verantwortlich sind, weitestgehend wegfallen.

Ein weiterer Vorteil der Z-Substanzen gegenüber den Benzodiazepinen ist, dass es bei ihnen zu...

Erscheint lt. Verlag 28.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Aluminiumfreies Deo • Antidepressiva • Arzneimittel in der Schwangerschaft • Arzneimitteln • Blasenentzündung • CBD-Öl • Diabetes in der Schwangerschaft • Diazepam • die besten Schmerzmittel • Gesundheit • Gingko • Gute Schlafmittel • Haarausfall • Hausapotheke • Insektenstich • Lippenherpes • Medikamente • Migräne • Mittelorentzündung • Osteoporose • Raucherentwöhnung • Reidarm • Schlafstörungen • Was hilft gegen
ISBN-10 3-7517-2892-9 / 3751728929
ISBN-13 978-3-7517-2892-8 / 9783751728928
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