Gesundheitsratgeber Chronische Niereninsuffizienz -  Priv.-Doz. Dr. med. habil. Norbert Braun

Gesundheitsratgeber Chronische Niereninsuffizienz (eBook)

Früh erkennen, wirksam behandeln, Organversagen verhindern. Für mehr ganzheitliche Lebensqualität
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
160 Seiten
Humboldt (Verlag)
978-3-8426-3090-1 (ISBN)
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Unsere Nieren sind für unseren Stoffwechsel in lebenswichtigem Dauereinsatz. Dank ihnen können wir auch aufrecht stehen, einen Hundert-Meter-Lauf bewältigen und haben stabile Knochen. Versagen sie, spüren wir Abgeschlagenheit, Luftnot, Übelkeit und Wasser in den Beinen. Schlimmer noch: Eine zerstörte Nierenfunktion lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Umso wichtiger ist es, sie frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Der Ratgeber hilft dabei, die Funktion der Nieren zu verstehen, Krankheitssymptome zu deuten, einer Niereninsuffizienz vorzubeugen sowie sie richtig zu behandeln. Neben Informationen zu Dialyse und Nierentransplantation liefert der Autor Tipps zu ergänzenden Maßnahmen, Ernährung und Bewegung.

Dr. med. Norbert Braun ist Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Nephrologie. Als Chefarzt hat er zwei Kliniken für Nierenkranke aufgebaut und geleitet, zahlreiche Nephrologen ausgebildet und sich wissenschaftlich der Prävention von Nierenkrankheiten verschrieben. Heute betreut und berät er Dialyseabteilunge in Kliniken und ist als Dozent für Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät Rostock tätig. Er betreibt eine Haus- und Nierenpraxis in Hamburg.

Dr. med. Norbert Braun ist Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Nephrologie. Als Chefarzt hat er zwei Kliniken für Nierenkranke aufgebaut und geleitet, zahlreiche Nephrologen ausgebildet und sich wissenschaftlich der Prävention von Nierenkrankheiten verschrieben. Heute betreut und berät er Dialyseabteilunge in Kliniken und ist als Dozent für Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät Rostock tätig. Er betreibt eine Haus- und Nierenpraxis in Hamburg.

DAS LEISTEN UNSERE NIEREN


Unsere Nieren sind mehr als ein Filter, der Urin produziert, sie sind an vielen Vorgängen im Körper beteiligt. Genauso vielfältig sind jedoch auch mögliche Krankheitserscheinungen, wenn die Nieren versagen. Die Nierenfunktion nimmt im Lebensverlauf ab: Mindestens fünf Millionen Menschen in Deutschland sind von einer chronischen Nierenerkrankung, Nephropathie genannt, betroffen – rechnet man die Dunkelziffer mit ein, sind es deutlich mehr. Ungefähr 100.000 Patientinnen und Patienten benötigen regelmäßig eine künstliche Blutwäsche (Dialyse), um ihr Leben zu erhalten, denn die Aufgaben der Nieren für den Organismus sind komplex. Alleine, um unser Blut buchstäblich zu waschen, pumpt der Körper jede Minute circa 20 Prozent des Blutes – das entspricht etwa 1,2 Litern – durch beide Nieren.

Holger S., 58 Jahre

„Ich arbeitete seit über 20 Jahren im Maschinenbau und gehe regelmäßig zu den arbeitsmedizinischen Untersuchungen. Dort wurde vor circa zehn Jahren Bluthochdruck festgestellt. Die Medikamente dafür bekam ich von meinem Hausarzt, sie haben jedoch den Blutdruck nicht wirklich gesenkt: Der erste Wert ging meist bis 180, der zweite bis 105 mmHg. Nur leicht erhöhte Wert mit etwa 140/80 habe ich leider nie erreicht. Blut- oder Urinuntersuchungen wurden bei mir nie gemacht. Bei der letzten betriebsärztlichen Untersuchung waren die Blutergebnisse dann so schlecht, dass ich sofort ins Krankenhaus geschickt wurde. Rückblickend war mir schon aufgefallen, dass ich bei der Arbeit mehr Pausen brauchte und auch oft weniger Luft bekam, aber ich habe das auf mein Alter geschoben. Im Krankenhaus wurde mir gesagt, ich habe Schrumpfnieren und man müsse sofort mit der Dialyse beginnen. Seither muss ich dreimal wöchentlich zur Blutwäsche. Ich würde gerne wieder voll arbeiten gehen, aber das ist jetzt nicht mehr möglich.”

Nieren filtern unser Blut


Die Nieren sind rotbräunliche, bohnenförmige Organe von 10 bis 12 cm Länge, die sich rechts und links der Wirbelsäule knapp unterhalb des Zwerchfells befinden. An deren oberen Ende sitzt die aprikosengroße Nebenniere als Kappe auf. Die Aufgabe unserer Nieren ist es, das Blut zu „waschen”. Dazu pumpt der Körper jede Minute circa 20 Prozent unseres Blutes durch beide Nieren.

Die Nierenkelche, in denen fertiger Urin enthalten ist, vereinigen sich zum Nierenbecken, aus dem der Harnleiter entspringt und entlang der Wirbelsäule bis zur Harnblase verläuft. Hier kann der Urin über Stunden gesammelt werden – ohne Blase müssten wir dauernd zur Toilette!

Anatomie der Nieren

Die Nieren werden durch eine Nierenarterie aus der Bauchschlagader (Aorta) mit Blut versorgt. Innerhalb der Nieren verzweigt sich diese Arterie in viele kleine, bogenförmige Arterien, die jeweils bis in die Nierenrinde ziehen, wo sich die Nierenfilter befinden. Von dort fließt das gereinigte Blut wieder über die Nierenvenen und die Hohlvene zurück in den Körper.

In der Nierenrinde befinden sich rund eine Million Filtereinheiten, die Nephrone. Das Blut gelangt über feinste Gefäße in ein Gefäßknäuel aus Kapillaren, auch Nierenknäulchen oder Glomerulus (siehe Glossar) genannt. Bestimmte Zellen fungieren dabei wie ein Filter: Flüssigkeit, Blutgifte, kleine Moleküle und Salze werden hier täglich in den Primärharn (Vorharn) filtriert.

Durch rund eine Million Filtereinheiten (Nephrone) werden täglich bis zu 180 Liter Primärharn in den Nieren filtriert.

Die Gefäßknäuel liegen einer löchrigen Filtermembran auf, durch die Blutkörperchen und größere Substanzen wie das Bluteiweiß Albumin zurückgehalten werden. Damit die komplizierte, mikroskopisch kleine Struktur dieses Filtersystems ein Leben lang aufrechterhalten werden kann, muss es ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden.

Die filtrierte Flüssigkeit und die darin enthaltenen kleinen Substanzen und Salze finden über ein komplex verschlungenes Röhrensystem mit zahlreichen Nierenkanälchen, in der Medizin Tubulussystem genannt, ihren Weg: Pro Tag werden so aus insgesamt 1800 Litern zirkulierendem Blut circa 120 bis 180 Liter Primärharn filtriert. Da dieser überwiegend aus Wasser und Elektrolyten besteht, wird er in den Nieren auf ein Volumen von rund 1,5 bis 1,8 Litern konzentriert – damit entsteht der Harn, den wir ausscheiden.

Nephrone, die Filterkörperchen, stellen die kleinste funktionelle Einheit der Nieren dar. Feinste Blutgefäße transportieren das Blut in ein Gefäßknäuel aus Kapillaren, auch Glomerulus genannt.

Nieren sind Recyclingspezialistinnen


Heute gehen wir davon aus, dass sich das Tubulussystem aus der Notwendigkeit heraus entwickelte, dass sich zum Aufbau des Körperskeletts die Mineralien Kalzium und Phosphat in höherer Konzentration im Körper anreichern müssen. Sie bilden die Grundsubstanz unserer Knochen.

Tatsächlich macht die Fähigkeit der Nieren, aus dem filtrierten Primärharn wichtige Substanzen wieder aktiv in den Körper zurückzuholen, das Organ zu einer wahren Recyclingspezialistin. Um diese Aufgabe autonom zu erfüllen, verlaufen Nierenknäulchen als Tubulussystem zum Nierenmark und wieder zurück, um danach in das Sammelrohr einzumünden.

Das Tubulussystem stellt sicher, dass sich Kalzium und Phosphat in höherer Konzentration im Körper anreichern können. Außerdem sorgt es dafür, dass viele wertvolle Substanzen aus dem Urin wieder zurückgewonnen werden.

Der Rücktransport von im Wesentlichen Elektrolyten wie Natrium, Kalium, Kalzium, Phosphat, Bikarbonat sowie Zuckermolekülen und Aminosäuren ins Blut verbraucht allerdings sehr viel Energie und Sauerstoff. Misst man diesen Energieaufwand, stellt sich heraus, dass hier die höchste Sauerstoffausschöpfung im gesamten Körper stattfindet. Und genau hierüber erklärt sich, weshalb die Nieren so empfindlich auf Störungen reagieren.

Um es noch besser zu verstehen, passt das Bild eines Recyclinghofes als Vergleich: Hier werden aus dem Haushaltsmüll wertvolle Stoffe wieder in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt. Ähnlich verhält es sich mit dem filtrierten Wasser, den Blutsalzen, Zuckermolekülen und Aminosäuren: Die Zellen entlang des verschlungenen Röhrensystems fischen fleißig alle für den Körper nützlichen Substanzen aus dem Primärharn heraus. Am Schluss dieses Prozesses verbleiben zur Ausscheidung mit dem Tagesurin nur Blutgifte, überschüssige Säuren und Wasser sowie einige Salze.

In den Zellen unseres Körpers und um diese herum ist das Gleichgewicht salzhaltiger Flüssigkeiten fein justiert.

Spezialisierte Zellen in der Region, wo der Tubulus wieder zum Nierenknäulchen zurückkehrt, messen fortlaufend die Konzentration von Natrium und Chlorid im konzentrierten Harn. Ist der Urin zu hoch konzentriert, wird ein Botenstoff freigesetzt, in diesem Fall das Hormon Adenosin. Hierdurch wird der Blutfluss in den Nierenknäulchen reduziert, weniger Primärharn gebildet, und somit können mehr Elektrolyte aus dem langsamer fließenden Primärharn zurückresorbiert werden.

Ist jedoch der Harn zu dünn konzentriert, wird der Botenstoff Renin ausgeschüttet. Dieses Hormon führt zu einer Verengung der aus den Nierenknäulchen abfließenden Arteriolen. Der daraus resultierende erhöhte Druck führt zu einer gesteigerten Filtration und damit zu mehr konzentriertem Primärharn. Dieser auch als tubuloglomerulärer Rückkopplungsmechanismus bezeichnete Vorgang hält die Produktion des Primärharns weitgehend unabhängig vom Körperblutdruck und schützt die Nieren vor Blutdruckschwankungen.

Nieren regulieren den Säure-Basen-Haushalt


Ordnungsgemäße Abläufe in unserem Organismus sind abhängig von einem bestimmten Milieu, das über den pH-Wert beschrieben wird. Im Blut liegt der pH-Wert idealerweise zwischen 7,37 und 7,43, er ist damit leicht alkalisch. Für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt verfügt unser Körper über ein intelligentes Puffersystem. Der wichtigste Puffer ist der Bikarbonatpuffer des Blutes.

In einem übersäuerten Stoffwechsel, z. B. beim Sport, durch die Aufnahme eiweißhaltiger Nahrungsmittel oder bei Sauerstoffmangel, entstehen vermehrt Wasserstoffprotonen (H+), die mit dem Harn ausgeschieden werden. Zur Abpufferung halten die Nieren filtriertes Bikarbonat (HCO3) im Tubulussystem zurück. Umgekehrt kann auch ein Überschuss an Bikarbonat von den Nieren in den Harn aktiv ausgeschieden werden.

Da die Nieren maßgeblich zu einem konstanten pH-Wert beitragen, können nierenkranke Menschen eine gefährliche Übersäuerung des Blutes erleiden (Azidose) – eine lebensbedrohliche Situation, die medikamentös oder durch Dialyse (siehe Seite 99) behandelt werden muss.

Nieren regulieren den Blutdruck


Der Blutdruck ist der Druck in einem Blutgefäßabschnitt, mit der das Blut voran bewegt wird. Der Blutdruck ist dabei...

Erscheint lt. Verlag 15.9.2022
Verlagsort Hannover
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Krankheiten / Heilverfahren
Schlagworte Entzündungen • Nierenschwäche • Nierenversagen
ISBN-10 3-8426-3090-5 / 3842630905
ISBN-13 978-3-8426-3090-1 / 9783842630901
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