Gefangen Geheilt in Neurodermitis-Haut -  Kathrin Rick

Gefangen Geheilt in Neurodermitis-Haut (eBook)

(Autor)

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2023 | 4. Auflage
152 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-5476-9 (ISBN)
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Corinna ist zwölf Jahre alt, als bei ihr Neurodermitis ausbricht. Neunzehn Jahre lang führt sie einen verzweifelten Kampf gegen sich, ihre Eltern, ihre Umgebung und Beziehungspartner. Gefangen in ihrer zerrissenen Haut, liefert sie sich allem aus, was Linderung und Heilung verspricht: Ärzten, Hautsalben, Kortison, Diäten ... Sie ist 31, als sie in einem Vortrag begreift: "Meine Neurodermitis ist heilbar". Während eines Klinikaufenthalts lernt sie, wie es ihr gelingen kann, sich selbst aus der kranken Haut zu befreien. Sie beginnt ein neues Leben, geht ihren eigenen Weg, lässt sich ein und gesundet. Schließlich folgt sie ihrer Berufung, Neurodermitis-Betroffene in ihre Selbstheilung zu begleiten. Leserstimmen bei Amazon: Vani P.: Hätte ich früher von diesem Buch erfahren, hätte ich nicht fast 20.000 EUR in meine Krankheit ... investiert. B. Witteler: Das Buch hat mir sehr viel Mut gemacht, mich mit meiner Krankheit auseinanderzusetzen. Dagmar: Ein absolutes Muss für alle Neurodermitiker.

Kathrin Rick, Jahrgang 1969, arbeitet als Heilpraktikerin für Psychotherapie mit dem Schwerpunkt "Neurodermitis heilen" in Berlin, Osnabrück sowie online: www.neurodermitisheilen.com. In diesem Buch hat sie ihre eigene Erfahrung mit Neurodermitis und deren Heilung aufbereitet - in einer sowohl autobiografischen, als auch fiktiven Erzählung. Im Anschluss an Corinnas Geschichte wendet Kathrin Rick sich einfühlsam mit therapeutischen Schlüsselfragen an ihre Leser/innen. 2017 erscheint diese aktualisierte zweite Auflage.

Absturz


Corinna wird aus ihrer kindlichen Idylle gerissen. Sie stürzt – in eine fremde Umgebung und in ein Leben, das sich um Neurodermitis dreht.

Ich bin zwölf Jahre alt, als Neurodermitis beginnt, mein Leben zu bestimmen. Eines Morgens spüre ich im Aufwachen, dass etwas mit meinem Körper nicht stimmt. Ich muss mich heftig kratzen und entdecke rote Bläschen überall auf meiner Haut. Der Haut, die gestern noch gesund war. Vor Schreck und Entsetzen beginne ich zu weinen: »Was ist los mit mir?«

Vor einer Woche war mein letzter Schultag vor dem Umzug nach Grunde. Die gesamte Klasse verabschiedete mich an der Schuleinfahrt mit einem lauten »Viel Glück, Corinna!«, und unser Klassenlehrer nahm mich freundlich in den Arm. In Mathematik und Englisch war ich seine beste Schülerin. Mein Nachbar Oliver überreichte mir ein selbstgemaltes Bild, das unsere Freundschaft zeigt und jetzt über meinem Bett hängt. Ich stand in der Mitte und freute mich, so beachtet und geliebt zu werden, bis ich wenige Minuten später meinen gewohnten Schulweg nachhause lief, vorbei an den Obstgärten und den terrassenförmigen Wohnhäusern, über den Hügel, von dem aus ich so gerne über die Stadt mit ihren markanten Kirchtürmen schaue, und mir dämmerte, dass diese Schulstunden, Schulfreunde und -freuden, die so viele Jahre meinen Alltag ausgemacht hatten, nie wieder sein würden. Ein dumpfer Schmerz drückte auf meinen Magen: »Nie wieder?« Das konnte ich mir nicht vorstellen.

Nachmittags tobte ich mit meiner Freundin Kerstin in unserem geliebten Rollenspiel, in dem ich ein unerschrockener Sandokan und sie ein ehrenwerter Yanez de Gomera wurde, über die große Schafweide, die an unsere ehemalige Wohnung grenzt. Meine Großmutter backte uns Kartoffelpuffer mit Apfelmus und erzählte, wie sie in einer stürmischen Nacht nach dem Krieg mit ihren kleinen Kindern über die innerdeutsche Grenze geflüchtet war, um auf dem Gutshof ihrer Verwandten Freiheit zu finden. Ihre Geschichte erschien mir in diesem Moment greifbarer als mein eigenes Leben, das sich übermorgen komplett verändern würde. Noch einmal sind meine Eltern und ich mit Gehrings, einer befreundeten Familie mit zwei Kindern, durch unseren Lieblingswald gewandert und haben Pilze gesammelt, die wir anschließend in ausgelassener Stimmung gekocht und gegessen haben. Ich fühlte mich aufgehoben und glücklich inmitten dieser Menschen, die ich so gerne mag, lachte über ihre Scherze und vergaß fast, dass wir uns am selben Abend würden verabschieden müssen. Unterwegs in hohem Gras und dichtem Tannendickicht haben wir als Andenken eine kleine Fichte ausgegraben, die wir in unseren neuen Garten pflanzen wollen. An unserem Umzugstag bin ich auf die großen Bäume vor unserer Wohnung geklettert, in denen ich mich gerne versteckte, und einen Moment lang stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn mich hier oben tatsächlich niemand fände und morgen ein normaler Tag sein könnte. Erst in letzter Minute, als bereits die Möbelspedition klingelte, hörte ich die Stimme meiner Mutter: »Corinna, jetzt musst du aber kommen!« und habe schnell meine Bücher und Spielsachen in große Kisten verstaut. Meine vertraute Welt zu verlassen, strapazierte mein junges Herz, bis ich mit einem endgültigen Schritt aus meinen zwölf gelebten Jahren hinaustrat und es zerriss. Abrupt klappten die Wohnungs- und Autotüren zu und kappten die Verbindung zu dem, was mir Lebendigkeit, Freude und Heimat gewesen war. All dies war bis heute auch ich gewesen, und schon trennten mich unüberbrückbare Kilometer und Stunden davon. Während wir durch die mondbeschienene Nacht wie auf eine unsichtbare Wand unserem neuen Wohnort entgegenrollten, fühlte ich mich beklommen, wollte nicht vor und konnte nicht mehr zurück. Auf dieser Strecke blieb, was mir bis gestern zu eigen gewesen war: Erwartungsvoll und neugierig auf das Unbekannte zu blicken, das vor mir lag.

Unser neues Haus, das ich mir groß, außergewöhnlich, fast heilig vorgestellt hatte, wie es in diesem fernen Ort auf uns wartete, entpuppt sich als schöne, aber halbfertige Baustelle, der Garten als Schlammwüste, mein Vater kommt abends spät von seiner neuen Arbeitsstelle nachhause, und meine Mutter setzt sich täglich mit Handwerkern aller Branchen auseinander und kämpft gegen das Chaos, das sie bei uns hinterlassen. Ich fühle mich überflüssig und beginne, mein intaktes, fröhliches Leben zu vermissen. Der erste Tag in der neuen Schule ist eine Mutprobe, vor der ich so aufgeregt bin, dass ich mich fremd in meiner Haut fühle, als mein Vater mich vor dem Schulgebäude absetzt und ich wie ferngesteuert den Weg zum Rektor gehe. »Dies ist Corinna«, stellt er mich meinen neuen Klassenkameraden vor, »sie kommt aus der alten Universitätsstadt Göttingen, die ihr in der Oberstufe werdet besuchen können.« Meine leise Hoffnung, in eine, wenn auch neuartige Vertrautheit hineingleiten zu können, bekannte Spiele zu spielen und von der Welt zu erzählen, aus der ich komme, um so mein bisheriges Leben weiterführen zu können, zerschlägt sich Schulstunde für Schulstunde und Pause für Pause. Stattdessen fragen mich die neuen Mitschülerinnen nach jedem Pausengong besorgt: »Hast du diesen Stoff dort, wo du herkommst, auch schon gehabt? Glaubst du, du schaffst es, im Unterricht mitzukommen?« »Warum sind sie so förmlich zu mir? Und warum bemuttern sie mich gleichzeitig und beleidigen mich fast damit?«, frage ich mich und finde, dass sie ihre Dorfschule überschätzten, also antworte ich würdevoll: »Ja, ich war in der besten Schule meiner Stadt.« Auf den Gedanken, dass die Mädchen mich als Konkurrentin und Eindringling betrachten könnten, komme ich nicht. Aber dies weiß ich sofort, als ich mittags zu meinem Vater ins Auto steige und sein grinsendes »Na, wie war’s?«-Gesicht sehe: »Hier ist vieles anders.«

Innerhalb weniger Tage verwandelt sich das Ekzem, das früher manchmal auf meinen Handrücken auftrat, mich jedoch kaum störte, da es zwar seltsam aussah, aber stets schnell wieder verschwand, in eine schwere Neurodermitis. Meine Hände, meine Armbeugen, meine Brust, mein Hals und Nacken, meine Kniekehlen, mein Rücken und mein Gesicht jucken heftig, und ebenso heftig kratze ich, bis meine Haut offen und blutig ist und nässt. Die Wunden verheilen schnell, doch oberflächlich, und die neue Haut scheint zu klein geraten für den Körper, den sie umhüllen soll. Wie ein Panzer fühlt sie sich an, spannt, bricht auf, pellt sich in dicken Partikeln, unter denen mein rosafarbenes Fleisch sichtbar wird, und neuer Juckreiz entsteht. Ich kratze, und der Teufelskreis schließt, wiederholt und wiederholt sich. Wasser und Seife auf meiner Haut, während ich abends dusche, sind eine schmerzhaft brennende Tortur, mich ausreichend für die Nacht einzucremen, ist eine langwierige Prozedur. Anschließend kann ich nicht einschlafen, beginne zu kratzen, die Stunden zu zählen, bekomme ein schlechtes Gewissen, weil die Zeit verrinnt und ich mir ausmale, wie bald mein Wecker klingeln und ich nicht geruht haben werde, werde noch unruhiger, kratze mehr und schlafe weniger. Oder ich wache nachts auf, während ich mit meinen Fingernägeln meine Haut malträtiere. Meine Alpträume finden im Wachzustand statt, im nächtlichen Dunkel empfinde ich meine Krankheit noch unmittelbarer, noch auswegloser. Meine Haut und ich, wir sind allein. Morgens bin ich müde, fühle mich zerschlagen von dem nächtlichen Kampf, den ich gegen mich selbst ausgetragen habe. Mit Mühe steige ich aus meinem Bett, das mit Blutspuren und Hautfetzen übersät ist; die Angst davor, wie meine Haut, wie ich heute aussehe, begleitet mich in jeden Tag hinein. Mich direkt im Spiegel zu betrachten, gewöhne ich mir ab. Nur in Ausschnitten, mich zentimeterweise herantastend, mute ich mir meinen eigenen Anblick zu, stets bereit, die Augen zu schließen, um mein zerstörtes, verstörtes Gesicht nicht sehen zu müssen. Andererseits beobachte ich argwöhnisch, ob und wie sich mein Körper verändert, und untersuche ihn täglich. Jeden Abend bedrückt mich meine Angst davor, in das Bett zu gehen, in dem sich die schlimmsten Stunden meines Lebens abspielen. Es ist eine Angst, die ich gegenüber niemandem in Worte fassen kann. Ich fürchte mich vor den harten Stellen in der Bettwäsche, wo mein Blut und meine Wundflüssigkeit getrocknet sind, und vor den langen, dunklen Stunden mit mir. Mit geschlossenen Augen fege ich in Windeseile die Überbleibsel meiner Haut vom Bettlaken und spüre entsetzt, wie das, was gestern noch zu mir gehörte, zwischen meinen Fingern klebt. Mit allen möglichen Tricks versuche ich, meine Eltern zu überreden, dass ich abends länger aufbleiben dürfe, doch sie mahnen mich liebevoll und standhaft: »Du hast morgen Schule, Corinna, und willst doch ausgeschlafen sein. Deshalb musst du jetzt ins Bett gehen.« An vielen Abenden setzt sich meine Mutter neben mein Bett und streichelt mich an den Stellen, an denen meine Haut es zulässt, minutenlang in den Schlaf. Ich...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Medizin / Pharmazie Naturheilkunde
ISBN-10 3-7568-5476-0 / 3756854760
ISBN-13 978-3-7568-5476-9 / 9783756854769
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