Studienausgabe in 4 Bänden (eBook)

II. Politische Ökonomie
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
284 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-560912-5 (ISBN)

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Studienausgabe in 4 Bänden -  Karl Marx,  Friedrich Engels
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Die vielbändigen Werkausgaben, in denen die Schriften von Karl Marx und Friedrich Engels bisher publiziert wurden, belegen die beispiellose Produktivität der Begründer des Historischen Materialismus. Zahlreiche philosophische, ökonomische, historische und politische Analysen, teilweise breit angelegt und von großem Detailreichtum, machen es auch dem wissenschaftlich geschulten Leser nicht leicht, die dahinter liegenden gedanklichen Entwürfe zu verstehen und in ihrer Entfaltung nachzuvollziehen. Die Studienausgabe in vier Bänden bietet demgegenüber einen Extrakt: Zentrale theoretische Texte sowie eine Auswahl von politischen Artikeln vermitteln die wesentlichen Züge des Marxschen Denkens; Streichungen und Zusätze in den Manuskripten sind in den Anmerkungen aufgeführt und bieten Einblicke in die intellektuelle Arbeit der Autoren. Der vorliegende Band II enthält Schriften zur Kritik der politischen Ökonomie. Liest man sie in chronologischer Folge, so wird sehr deutlich, wie Marx vom Standpunkt einer humanistischen Anthropologie - für den die »Ökonomisch-philosophischen Manuskripte« bezeichnend sind - allmählich zu einer immanenten Kritik der bestehenden kapitalistischen Wirtschaftsform gelangte. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Karl Marx (1818-1883) war ein deutscher Philosoph, Ökonom, Journalist, Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft und der Religion. Marx war der geistige Wegbereiter des Sozialismus, zusammen mit Friedrich Engels wurde er zum einflussreichsten Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus. Bis heute werden seine Theorien kontrovers diskutiert.

Karl Marx (1818–1883) war ein deutscher Philosoph, Ökonom, Journalist, Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft und der Religion. Marx war der geistige Wegbereiter des Sozialismus, zusammen mit Friedrich Engels wurde er zum einflussreichsten Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus. Bis heute werden seine Theorien kontrovers diskutiert. Friedrich Engels (1820–1895) war Philosoph, Historiker, Journalist und Baumwollfabrikant. In England, wo er seine kaufmännische Ausbildung abschließen sollte, sah er die elenden Lebensbedingungen der Arbeiter, was ihn in Kontakt mit der Arbeiterbewegung brachte. Nach der Rückkehr nach Deutschland begann er die Zusammenarbeit mit Karl Marx an der Entwicklung des Kommunismus. Nach der Märzrevolution 1848/49 emigrierte er nach London, wo er nach Marx' Tod dessen Manuskripte herausgab. Iring Fetscher (1922–2014) war Professor für Politische Wissenschaften an der Universität Frankfurt. Bekannt wurde er als Autor und Herausgeber zahlreicher Standardwerke zu Theorie und Geschichte des Marxismus und der politischen Philosophie.

Einleitung


Nach Umfang und Intensität stehen die Arbeiten zur Kritik der politischen Ökonomie an der Spitze der wissenschaftlichen Studien von Karl Marx. In den Nachkriegsjahren aber hat sich das Interesse der Forschung zunächst einseitig zu den philosophischen Frühschriften verlagert. Hier, in den Pariser Manuskripten, in der Heiligen Familie und in der Deutschen Ideologie wurde der eigentliche, bedeutende, tiefe Marx gesucht und gefunden. Inzwischen ist endlich der Punkt erreicht, wo in West wie Ost energisch und präzise die Frage nach dem Verhältnis des philosophischen zum kritisch-ökonomischen Marx gestellt werden muß.[1] Es geht nicht länger an, den jungen gegen den alten Marx auszuspielen oder den einen auf Kosten des anderen abzuwerten. Sein Werk muß in seiner einheitlichen Intention und in seiner folgerichtigen Genesis interpretiert werden. Belehrt durch die vertiefte Kenntnis der Frühschriften kann der Forscher mit neuen und schärfer blickenden Augen die kritisch-ökonomischen Arbeiten der ›Reifejahre‹ studieren. Im Grunde wird das Thema schon 1844 in den Pariser Manuskripten angeschlagen, die denn auch in der vorliegenden Studienausgabe nicht im Band Philosophie, sondern hier unter den ökonomischen Schriften aufgeführt werden. Es geht Marx nicht darum, die politische Ökonomie der Klassiker weiterzubilden und zu vertiefen, sondern um die Gewinnung einer Methode, die zugleich die theoretische Kritik und die praktische Umwälzung der bürgerlichen Ökonomie ermöglicht. Kritik der politischen Ökonomie so lautet der Titel seiner Schrift von 1859 und der Untertitel des Kapital von 1867, aber so könnte auch schon der Arbeitstitel von Nationalökonomie und Philosophie von 1844 heißen. Kritik der Ökonomie, das bedeutet zugleich Kritik der Wirtschaftsweise und ihres (notwendig unangemessenen, aber doch dazugehörigen) theoretischen Bewußtseins. Die Theorien über den Mehrwert, welche die bürgerliche Nationalökonomie entwickelt hat, werden in diesem Zusammenhang (als Band IV des Kapital) ebenso kritisch gesichtet wie die Phänomene der Warenwirtschaft samt ihrer sonstigen theoretischen »Reflexe« im Bewußtsein der Warenproduzenten. Es ist daher irreführend, Marx als »Ökonomen« zu bezeichnen. Kritisch die Lehren der Ökonomie sichtend, geht es ihm immer um mehr und anderes als theoretische Reproduktion der Realität der Wirtschaft. Die ökonomische Theorie, wie sie in der modernen warenproduzierenden Gesellschaft entsteht, ist selbst ein Erzeugnis der Arbeitsteilung und der durch sie bewirkten »Entfremdung«. Sie subsumiert menschliches Verhalten einseitig unter den Gesichtspunkt der Profitmaximierung und abstrahiert dabei notwendig von allen anderen – gleichfalls isolierten – Aspekten der Ethik, Religion, Kunst und so weiter. Der Ökonom bekommt den Menschen nur unter einem einseitigen Aspekt zu Gesicht, läßt ihn als »homo oeconomicus« zu einem sonderbaren Kunstprodukt werden. In den Frühschriften erfolgt die Marxsche Kritik an der Unreflektiertheit und Einseitigkeit der Ökonomie vom Standpunkt einer humanistischen Anthropologie aus, die – nirgends systematisch zusammengefaßt – doch aus den verschiedenen Arbeiten rekonstruiert werden kann. Privateigentum und Lohnarbeit werden als einander wechselseitig bedingende und erzeugende Momente kapitalistischer Marktwirtschaft erkannt und die Entfremdung sowohl der Produktionsmittelbesitzer wie der Arbeiter von allen Seiten her untersucht. Der Weg zur Aufhebung der Entfremdung erscheint als logisch konsequent durch die aufeinander folgenden sozialistischen und kommunistischen Theorien vorgezeichnet. An seinem Ende steht der soziale Mensch der menschlichen Sozietät. Was hier – 1844 – noch gänzlich fehlt, ist die Untersuchung der dynamischen Bewegungsgesetze der kapitalistischen Produktionsweise selbst. »Nationalökonomie und Philosophie« stellt sich dar als eine kritische Reflexion über die unbewußt von den Nationalökonomen als »ewig« und »natürlich« vorausgesetzten Kategorien (Privateigentum, Arbeitsteilung, Tausch, Lohnarbeit) und eine theoretische Deutung der sozialistischen Lehren. Beides aber war veranlaßt worden durch die Engelsschen Umrisse einer Kritik der Nationalökonomie – die als die erste geniale Skizze einer sozialistischen Kritik bürgerlicher Wirtschaftsweise angesehen werden können – und durch die Begegnung mit dem Frühsozialismus namentlich Frankreichs.

Schon 1846/47 in seiner Kritik an P.J. Proudhons Philosophie de la Misère ist Marx einen Schritt über die 1844 angedeutete Kritik der politischen Ökonomie hinausgelangt. Die Kritik an Proudhons Lehre vom »zu konstituierenden Wert«, durch den soziale Gerechtigkeit realisiert werden soll, zwang Marx, wenigstens im Ansatz seine eigne Werttheorie zu entwickeln und zugleich von den Klassikern und ihrer moralisierenden Mißdeutung durch Proudhon abzuheben.

In Lohnarbeit und Kapital (1847) findet man bereits das Gerüst der Argumentation des 1. Bandes des Kapital, nur daß Marx damals noch unzulänglich vom Verkauf der »Arbeit« und der zur Ware gewordenen Arbeit, nicht von der Ware Arbeitskraft sprach. In dem vorliegenden Band wurde daher nicht diese erste populäre Kurzfassung der Kritik der kapitalistischen Ökonomie, sondern die spätere Arbeit Lohn, Preis, Profit (1865) aufgenommen, in der Marx schon die endgültige Gestalt seiner kritischen Theorie erreicht hat. Zuvor bringe ich ein erst 1939 erstmals veröffentlichtes Manuskript, das am umfassendsten von allen Marxschen Arbeiten über die ökonomischen Formationen der vorkapitalistischen Zeit berichtet. Hier wird vor allem auch die präziseste Interpretation der »asiatischen Produktionsweise« gegeben, die seit einiger Zeit – wegen ihrer aktuellen Bedeutung für die Entwicklungsländer Asiens – wieder starke Beachtung gefunden hat.[2]

Das erste Kapitel aus Band I des Kapital von 1867 wird vor allem deshalb hier abgedruckt, weil, von teuren Nachdrucken und dem Band II, 5 der neuen MEGA (Berlin 1983) abgesehen, diese erste Formulierung der methodisch schwierigsten und zentralen Gedanken des Kapital heute kaum irgendwo zugänglich ist. Marx hat von der zweiten Auflage an dieses erste Kapitel – auf Anraten Engels’ – gründlich umgearbeitet und gekürzt. Wie oft bietet aber auch hier die ursprüngliche Fassung den wesentlichen Vorteil, deutlicher die Intention des Verfassers hervortreten zu lassen. Selbstverständlich kann ein Kapitel – und sei es noch so bedeutsam – nicht die Lektüre des Kapital ersetzen. Aber ich hielt es für ebensowenig angebracht, durch eine umfangreiche Auswahl von Exzerpten die Illusion einer Vollständigkeit zu erzeugen, die auf dem engen Raum ohnehin nie erreicht werden kann. Unzulängliche Vorbilder schrecken!

Die abgedruckten Seiten aus den Exzerptheften enthalten alle wesentlichen Formulierungen über die entfremdete Warengesellschaft und eine menschliche Gesellschaft, in der die Individuen als humane füreinander produzieren und einander in ihren Produktionen als Ergänzungen und Bereicherungen begegnen; so wird noch einmal der eingangs betonte enge Zusammenhang von philosophischer und ökonomischer Kritik sichtbar.

Die vorgelegte Auswahl Marxscher und Engelsscher Texte zur Kritik der politischen Ökonomie kann und will nicht mehr als eine erste Einführung vermitteln. Dabei gilt es, neben dem nachdrücklichen Hinweis auf den engen Zusammenhang zwischen der frühen philosophischen und der späteren Kritik – die ohne die philosophische nie angemessen verstanden werden kann – auch noch andere, meist übersehene Aspekte der ›Kritik der politischen Ökonomie‹ zur Geltung zu bringen. Anfänger werden ihre Lektüre am besten mit der Engelsschen Schrift beginnen, um dann sogleich die populär gehaltenen Vorträge von Marx über Lohn, Preis, Profit zu lesen. So vorbereitet werden sie mit mehr Gewinn die übrigen Arbeiten in chronologischer Reihenfolge studieren können. Am schwierigsten zu verstehen sind die ökonomisch-philosophischen Manuskripte (1844) und die Erstfassung des 1. Kapitels des Kapital (1867). In beiden steckt sehr viel Hegelsches Erbe, das – namentlich Studierenden der Nationalökonomie – das Verständnis erschwert. Wer von der Lektüre der philosophischen Arbeiten in Band I unserer Ausgabe herkommt, wird diese Schwierigkeiten weit weniger stark empfinden.

Für den Hinweis auf die Bedeutung des ersten Kapitels der Erstausgabe des Kapital bin ich Hans Georg Backhaus zu Dank verpflichtet. Die logische Struktur und Funktion der von Marx entwickelten kritischen Begriffe ist noch längst nicht angemessen erkannt worden. Solange diese methodologische Vorarbeit jedoch nicht geleistet ist, bleiben die Versuche, eine den zeitgenössischen Verhältnissen entsprechende umfassende Darstellung des Kapitalismus zu liefern, notwendig unbefriedigend, sie fallen theoretisch hinter das von Marx erreichte Niveau zurück. H. Wagner erklärte schon 1967 selbstkritisch: daß »es in der politischen Ökonomie des Kapitalismus heute noch keine ausgearbeitete Methodologie gibt, mit der eine so komplexe Frage« (wie der Wirkungsmechanismus des modernen Kapitalismus)...

Erscheint lt. Verlag 15.3.2016
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Schulbuch / Wörterbuch Lexikon / Chroniken
Technik
Schlagworte Anthropologie • Arbeitslohn • Friedrich Engels • Geldumlauf • Grundeigentum • Grundeigentümer • Grundrente • Kapitalismus • Karl Marx • Kommunismus • Lohn • Marxismus • Nationalökonomie • Ökonomie • Philosophie • Politische Ökonomie • Privateigentum • Sozialismus • Staatsphilosphie
ISBN-10 3-10-560912-1 / 3105609121
ISBN-13 978-3-10-560912-5 / 9783105609125
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