Same as Ever (eBook)

23 Geschichten über die Dinge, die sich niemals ändern
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
240 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-395-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Same as Ever -  Morgan Housel
Systemvoraussetzungen
13,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Vom Autor des SPIEGEL-Bestsellers »Über die Psychoogie des Geldes« Würden wir eine Zeitreise in die Zeit vor 500 Jahren oder 500 Jahre in die Zukunft machen, wären wir erschüttert, wie sehr sich Technik und Medizin verändert haben. Die geopolitische Ordnung würde für uns keinen Sinn ergeben. Die Sprache wäre uns völlig fremd.  Und doch müssten wir in dieser uns vollkommen unbekannten Welt die Menschen nur wenige Minuten beobachten und würden sagen: »Ah, das habe ich schon einmal gesehen.« Denn uns würden zahlreiche universelle Verhaltensweisen begegnen: Menschen, die von Angst, Neid und Gier angetrieben werden; Menschen, die blind vor Selbstüberschätzung fatale Entscheidungen treffen; Menschen, die sich von dem Zugehörigkeitsgefühl zu einer bestimmten Gruppe auf eine Art und Weise beeinflussen lassen, die uns sehr wohl vertraut ist In Same as Ever gelingt es Morgan Housel auf meisterhafte Weise, anhand von 23 kurzen, aber zutiefst einprägsamen und unvergessliche Erzählungen zu vermitteln, was sich in einer sich verändernden Welt nie ändert. Hierfür nimmt er den Leser mit auf eine Reise durch die Weltgeschichte. Denn die Geschichte steckt voller Überraschungen, die niemand voraussehen konnte. Aber sie ist auch voller zeitloser Weisheit. Und wenn wir lernen, das zu erkennen, was sich nicht ändert, können wir klügere Entscheidungen treffen – egal, was die Zukunft bringt.

Morgan Housel war Kolumnist bei »The Motley Fool« und »The Wall Street Journal«. Heute ist er Partner bei der Risikokapitalgesellschaft »The Collaborative Fund«. Er ist zweifacher Gewinner des Best in Business Award der »Society of American Business Editors and Writers« und Gewinner des Sidney Award der »New York Times«.

Morgan Housel war Kolumnist bei »The Motley Fool« und »The Wall Street Journal«. Heute ist er Partner bei der Risikokapitalgesellschaft »The Collaborative Fund«. Er ist zweifacher Gewinner des Best in Business Award der »Society of American Business Editors and Writers« und Gewinner des Sidney Award der »New York Times«.

Kapitel 1


Am seidenen Faden


Selbst wenn man weiß, wo man herkommt, weiß man noch lange nicht, wohin die Reise geht.


Eine wichtige Lektion aus der Geschichte lautet, dass unsere Welt an einem seidenen Faden hängt. Einige der größten und folgenreichsten historischen Umwälzungen resultierten aus zufälligen, unvorhersehbaren, ungeplanten Begegnungen oder Entscheidungen. Oft bestimmte reiner Zufall über Triumph oder Desaster.

Der Autor Tim Urban schrieb einmal: »Wenn du in die Zeit vor deiner Geburt zurückreisen würdest, hättest du schreckliche Angst, irgendetwas zu tun. Denn du wüsstest, dass schon die kleinsten Veränderungen in der Gegenwart die Zukunft erheblich beeinflussen können.«7

Wie erschreckend wahr!

Dieser Umstand fasziniert mich schon seit vielen Jahren; genauer gesagt, seit einem bestimmten Tag in meiner Jugend. Als Jugendlicher gehörte ich dem Squaw-Valley-Ski-Team an und fuhr ein Jahrzehnt lang leidenschaftlich Skirennen. Unser Team bestand aus einem Dutzend Mitgliedern. In den frühen 2000er-Jahren befanden wir alle uns im Teenageralter und hatten bis dahin den Großteil unseres Lebens miteinander verbracht. Wir fuhren sechs Tage die Woche Ski, zehn Monate im Jahr, und reisten gemeinsam um die Welt, immer dem Schnee hinterher.

Den meisten meiner Kameraden stand ich nicht besonders nahe – wir verbrachten einfach zu viel Zeit miteinander und bekamen uns ständig in die Wolle. Aber vier von uns waren unzertrennliche Freunde geworden. Dies ist die Geschichte von zweien dieser Freunde, Brendan Allan und Bryan Richmond.

Am 15. Februar 2001 war unsere Mannschaft gerade von einem Rennen in Colorado zurückgekehrt. Unser Rückflug hatte sich verzögert, weil über dem Lake Tahoe ein selbst für dortige Verhältnisse extremer Schneesturm wütete. Bei relativ hohen Temperaturen fiel knapp ein Meter schwerer, nasser Schnee – auf eine dicke Schicht leichten Pulverschnees, wie er für das Gebiet typisch ist.

Auf einer dicken Neuschneeschicht kann man keine Rennen fahren – Rennpisten brauchen einen festen, eisigen Untergrund. Also wurde das Training abgesagt. Brendan, Bryan und ich freuten uns auf eine Woche »freies Skifahren«, wie wir es nannten: planloses Herumblödeln auf der Piste, Rumgondeln, Spaß haben. Was wir nicht bedachten: Die Schneelage – schwerer, nasser Schnee auf einer Lage Pulverschnee – bedeutete extreme Lawinengefahr, denn schwere Pappschneeschichten verbinden sich nicht mit dem pulverigen Untergrund und rutschen unheimlich leicht ab.

Um ihre Gäste vor dieser Gefahr zu schützen, unternehmen Skigebiete alles Nötige. Sie sperren die gefährlichsten Hänge und lösen durch nächtliche Sprengungen Lawinen aus, bevor der Skibetrieb am nächsten Morgen weitergeht.

Wenn man aber absichtlich die Piste verlässt, unter den Absperrbändern durchschlüpft, um auf verbotenem, unberührtem Terrain zu fahren, hilft das alles nichts. Am Morgen des 21. Februar 2001 trafen Brendan, Bryan und ich uns in der Umkleide des Skiklubs, wie Hunderte Male zuvor. Bryans letzte Worte, bevor er an diesem Morgen sein Elternhaus verließ, waren gewesen: »Keine Sorge, Mama, ich fahre nicht abseits der Pisten.« Doch wir waren kaum in unsere Ski gestiegen, als wir genau das taten.

* * *

Die Rückseite des Squaw Valley (heute Palisades Tahoe genannt), hinter dem Sessellift KT-22, besteht aus einem Gebirgszug von etwa anderthalb Kilometern Länge. Er trennt die Skigebiete Squaw Valley und Alpine Meadows voneinander.

Zum Skifahren sind die Hänge traumhaft – steil und offen, von sanften Buckeln überzogen. Vor dem 21. Februar 2001 war ich dort vielleicht ein Dutzend Mal Ski gefahren. Die abgelegene Gegend gehörte nicht zu unserem Stammrevier, weil es ziemlich dauerte, bis man wieder zurück im Skigebiet war. Der Hang endete an einer abgelegenen Straße; von dort musste man zum Skiklub zurück trampen.

An jenem Morgen beschlossen Brendan, Bryan und ich, dort Ski zu fahren. Doch kaum waren wir unter den Absperrbändern durchgetaucht, spürte ich, wie unter mir der Hang abrutschte. Das war mir noch nie passiert, und die Erfahrung brannte sich mir ein. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie der Hang abrutschte, ich merkte nur plötzlich, dass meine Ski nicht mehr auf dem Boden standen, sondern buchstäblich auf einer Schneewolke schwammen. In einer solchen Situation hat man keinerlei Kontrolle mehr, denn nicht man selbst drückt gegen den Schnee, um die Ski in eine gewünschte Richtung zu lenken, sondern der Schnee drückt gegen die Ski. Man kann nur versuchen, irgendwie das Gleichgewicht zu halten. Zum Glück war die Lawine nur klein und endete rasch. Ich erinnere mich noch, wie ich die anderen fragte: »Habt ihr die Lawine mitbekommen?«, als wir an die Straße gelangten.

»Haha, das war großartig«, antwortete Brendan.

Wir trampten zurück zum Hauptquartier, ohne ein weiteres Wort über den Vorfall zu verlieren.

* * *

Dort angekommen, wollten Brendan und Bryan noch eine Runde drehen. Ich weiß nicht warum, aber mir reichte es. Stattdessen bot ich an, Brendan und Bryan nach ihrer zweiten Tour an der Straße abzuholen, sodass sie nicht zurück trampen müssten.

Darauf einigten wir uns und gingen unserer Wege. Eine halbe Stunde später fuhr ich mit meinem Wagen zum Treffpunkt. Es war niemand da. Ich wartete eine halbe Stunde, dann gab ich auf. Es dauerte etwa eine Minute, den Hang hinunterzufahren, ich wusste also, dass sie nicht mehr kommen würden. Sie mussten schon vor mir unten angekommen und bereits zurück getrampt sein. Ich fuhr zurück zum Klub, und erwartete, sie dort zu treffen. Doch sie waren nicht da. Ich fragte herum. Niemand hatte sie gesehen.

Gegen 16 Uhr rief mich Bryans Mutter an. Ich werde das Gespräch nie vergessen. »Hallo Morgan, Bryan ist heute nicht zu seinem Job erschienen. Weißt du, wo er steckt?«, fragte sie mich.

Ich verriet ihr die Wahrheit. »Wir sind heute Morgen auf der Rückseite von KT-22 runtergefahren. Er und Brendan haben eine zweite Runde gedreht, ich wollte sie an der Straße abholen. Aber sie sind nicht gekommen. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.«

»O mein Gott!«, stöhnte sie und legte auf.

Bryans Mutter war selbst eine erfahrene Skiläuferin. Ich denke, in diesem Augenblick hatte sie sich zusammengereimt, was passiert sein musste. Jetzt fiel auch bei mir der Groschen.

Stunden vergingen, alle fingen an, sich Sorgen zu machen. Schließlich rief jemand die Polizei und meldete die beiden als vermisst. Die Beamten nahmen die Sache nicht ernst, sie glaubten wohl, dass die beiden sich eher zu einer Party verdrückt hätten. Ich wusste aber, dass das nicht stimmte. »Ihre Schuhe stehen doch noch da«, sagte ich und deutete auf Brendans und Bryans Turnschuhe in der Umkleide. »Folglich tragen sie noch ihre Skischuhe, und jetzt ist es 21 Uhr. Was schließen Sie daraus? Es ist 21 Uhr und sie tragen noch ihre Skischuhe.« Spätestens in diesem Moment hatte jeder verstanden, wie ernst die Lage war.

Um etwa 22 Uhr sagte man mir, ich solle zur Feuerwehr von Squaw Valley gehen. Dort traf ich auf die Rettungsmannschaft. Ich legte genau dar, was Brendan, Bryan und ich an jenem Tag gemacht hatten. Das Rettungsteam zog riesige Luftaufnahmen des Gebiets heraus. Ich zeigte dem Team genau, wo wir die gesicherte Piste verlassen hatten.

Ich erwähnte auch die kleine Lawine am Morgen. Als ich davon erzählte, sah ich, wie die Rettungsmannschaft zwei und zwei zusammenzählte. Als ich endete, sahen sich zwei Retter an und seufzten. Den Augenblick werde ich nie vergessen.

In stockdunkler Nacht machte sich das Team auf die Suche nach Brendan und Bryan, mit gewaltigen Flutlichtern und einer Meute Suchhunde. Später erfuhr ich, dass die Retter genau dort, wo der gesperrte Hang anfing, und wo wir am Morgen Ski gefahren waren, frische Spuren eines Lawinenabgangs gefunden hatten. Diese Lawine war gewaltig gewesen. Ein Mitglied des Suchtrupps erzählte: »Der halbe Hang ist abgerutscht.«

Etwa um Mitternacht fuhr ich zum Klub zurück. Der Parkplatz des Skigebiets fasst mehrere Tausend Autos, aber um diese Zeit lag er verlassen da. Fast alle waren nach Hause gegangen. Nur zwei Autos parkten noch dort, nebeneinander: Brendans Jeep und Bryans Chevy Pickup.

* * *

Ich versuchte, auf der Bank der Umkleide ein wenig zu schlafen, aber ich bekam kein Auge zu. Ich erinnere mich noch, dass ich mir vorstellte, Brendan und Bryan würden durch die Tür springen und wir würden alle drei über jenen Tag lachen können, an dem ich wegen ihnen die Cops rufen musste.

Um 9 Uhr morgens war die Umkleide voll von Mannschaftskameraden aus dem Rennteam, von Eltern, Freunden und Verwandten. Alle wollten mithelfen. Der Skiklub wurde zur Zentrale der Rettungsaktion.

Ich legte mich wieder auf die Bank und schlief schließlich ein. Wenige Minuten später erwachte ich von einem Schrei. Menschen brüllten durcheinander, es herrschte große Aufregung. Ich wusste, was geschehen war, niemand musste es aussprechen.

Ich stieg hinauf ins...

Erscheint lt. Verlag 8.11.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Erkenntnis • Ewig • Lauf der Geschichte • Lektion • same ever • Wahrheit • was gleich bleibt • was sich ändert • zeitlos
ISBN-10 3-98609-395-8 / 3986093958
ISBN-13 978-3-98609-395-2 / 9783986093952
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 483 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die globalen Krisen und die Illusionen des Westens

von Carlo Masala

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
12,99
Die globalen Krisen und die Illusionen des Westens

von Carlo Masala

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
12,99
Wie aktivistische Wissenschaft Race, Gender und Identität über alles …

von Helen Pluckrose; James Lindsay

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
16,99