Wenn nur das Böse übrig bleibt -  Stephan Zantke

Wenn nur das Böse übrig bleibt (eBook)

Neue Fälle des bekannten Strafrichters. Packende Justiz-Geschichten von Kriminalität und Verbrechen. Das perfekte Geschenk für Fans von True Crime
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-1940-8 (ISBN)
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Ein brutaler Drogensüchtiger, der Rentner verprügelt und selbst vor seinen eigenen Großeltern nicht haltmacht. Amtsrichter Stephan Zantke hat tagtäglich mit unglaublichen Fällen wie diesem zu tun und trifft dabei auf menschliche Abgründe, die nur schwer zu ertragen sind - und bei denen manchmal nur das Böse übrig bleibt. Nach dem großen Erfolg seines ersten Buches gewährt der bekannte »Klartext-Richter« erneut einen ehrlichen und unbeschönigten Blick in den Alltag deutscher Gerichte. Vom sexsüchtigen Krankenpfleger, dem Amokfahrer im geklauten Auto bis zur von Rache getriebenen Brandstifterin berichtet Zantke von seinen erschütterndsten Fällen. Und er erläutert, warum er welches Urteil gefällt hat - ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Stephan Zantke, Jahrgang 1961, geboren und aufgewachsen in Nordrhein-Westfalen, absolvierte in Heidelberg ein Studium der Rechtswissenschaften. Während seines Referendariats arbeitete er im sächsischen Kultusministerium der Landesregierung Biedenkopf in Dresden. Am 1. April 1993 begann er seine Arbeit als Staatsanwalt in Zwickau. Seit 2000 arbeitet er als Amtsrichter beim Amtsgericht in Zwickau. Zantke hält für Organisationen wie die OSZE und die GIZ internationale Vorträge.

Stephan Zantke, Jahrgang 1961, geboren und aufgewachsen in Nordrhein-Westfalen, absolvierte in Heidelberg ein Studium der Rechtswissenschaften. Während seines Referendariats arbeitete er im sächsischen Kultusministerium der Landesregierung Biedenkopf in Dresden. Am 1. April 1993 begann er seine Arbeit als Staatsanwalt in Zwickau. Seit 2000 arbeitet er als Amtsrichter beim Amtsgericht in Zwickau. Zantke hält für Organisationen wie die OSZE und die GIZ internationale Vorträge.

DREIERPACK


Im Fußball nennt man es Hattrick, zumindest quasi: Am 9. Juli 1999 veröffentlichen die Fantastischen Vier gleich drei Singles an einem Tag: »Le Smou«, »Buenos Dias Messias« und »Michi Beck In Hell«. Die dazugehörigen Musikvideos von Regisseur Ralf Schmerberg geraten zu einem Gesamtkunstwerk der besonderen Art.

Der unspektakulärste Clip der Trilogie ist das Video zu »Le Smou«, das dem eigentlich fröhlichen Stück durch die Zwangsjackenthematik im Clip zwar eine zusätzliche Ebene verschafft, darüber hinaus aber nichts weiter Besonderes bietet.

Größeren Aufwand betreiben die Stuttgarter für die anderen beiden Clips, angefangen mit »Buenos Dias Messias«. So üben sich die Fantas damals in Medienkritik und möchten mit ihrer Aktion »Kein Applaus für Scheiße« auf den inflationären Umgang mit Schrott-Infos in den Massenmedien aufmerksam machen. Man solle sowohl als Informationshersteller wie auch als Informationskonsument darauf achten, verantwortungsbewusst zu bleiben und sich seine eigene Meinung zu bilden, erklärt Smudo in einem Interview. Und man solle sich nicht genieren, auch mal zu sagen: »Davon habe ich keine Ahnung«.

Um auf die medialen Missstände aufmerksam zu machen, stürmen die Fantastischen Vier die unterschiedlichsten TV-Formate und Veranstaltungen. Sie dringen zum Beispiel maskiert ins Studio des Sat.1-Frühstücksfernsehens ein, überraschen Moderatorin Vera Int-Veen in ihrer Nachmittags-Talkshow und kapern Sendungen wie MTV Select und Peep. Dabei filmen sie die Opfer ihrer Guerilla-Aktionen mit Camcordern und verlesen ihr »Manifest für den verantwortungsvollen Umgang mit Informationen durch die Medien«. Manche Moderatoren gehen elegant mit der Situation um. Andere reagieren sehr ungehalten, wie zum Beispiel Kurt Lotz vom Frühstücksfernsehen. Bei wieder anderen Gelegenheiten werden die Fantas bereits erwischt, bevor sie überhaupt dazu kommen, den Camcorder auszupacken, wie zum Beispiel am Set von Otto - Der Katastrofenfilm (2000) in Babelsberg.

Für ihre Aktionen bekommen die Stuttgarter eine Menge Aufmerksamkeit, und zwar genau dort, wo sie ihre Diskussion um Medienverantwortung führen möchten: in der Bild, in der Bunten und in vergleichbaren Blättern. Es sei zu einfach, diesen Diskurs an der Universität anzustoßen und sich dort Applaus abzuholen, erläutert Smudo.

Zu sehen sind die Camcorder-Aufnahmen, die Protestaktionen und zahlreiche Fernsehausschnitte im Musikvideo zu »Buenos Dias Messias«. Um einen Wohlfühl-Clip handelt es sich also nicht. Und das gilt für »Michi Beck In Hell« sogar noch viel mehr ...

Michi Beck liegt in einem gläsernen Sarg. Um ihn herum wischen sich die Besucher seiner Beerdigung die Tränen aus dem Gesicht. Keine Regung gibt der Rapper von sich. Was ist denn da los? Ganz einfach: der Videodreh zu »Michi Beck In Hell«. Und so viel steht fest: Für Michi ist der Tag wirklich die Hölle.

Den Anfang der Dreharbeiten markiert ein Trauergottesdienst in der Kirche. »Zeremonienmeister sein, das kann er gut«, sagt Michi Beck in einem Interview über Regisseur Ralf Schmerberg, der den eigenwilligen Videodreh organisiert. So handelt es sich bei den Statisten nicht etwa um angeheuerte Schauspieler, sondern um Becks echte Freunde, die Schmerberg so gekonnt auf Becks nachgestellten Tod einstimmt, dass einige von ihnen weinen müssen. Wie auf einer normalen Beerdigung, eben - nur dass Michi Beck noch lebt.

Das bedeutet auch, das der Rapper seine eigene Beerdigung live mitbekommt. Durch die gläsernen Sargwände sieht er seine Freunde, die in Tränen aufgelöst um ihn trauern. Das ist ganz schön viel für den jungen Musiker, aber noch bei Weitem nicht alles. Ihren Höhepunkt erreichen die Dreharbeiten erst, als Michi tatsächlich in die Erde gelassen wird. Seine Freunde werfen ihm Blumen und Erde hinterher, einige von ihnen weinen dabei noch stärker. Hier ist für Beck eine Grenze erreicht. »Das war fast ein bisschen viel«, erzählt er in einem Podcast.

Als der Videodreh abgeschlossen ist, gehen einige Statisten und die Crew gemeinsam feiern und stoßen auf das gelungene Projekt an. Doch Michi ist überhaupt nicht in Feierlaune. Komplett allein schließt er sich in sein Hotelzimmer ein und leert eine Flasche Wein. Diesen Tag muss er erstmal verdauen.

Das gilt für das gesamte Album: Die Fantastischen Vier verausgaben sich für 4:99 so sehr, dass sie erneut eine Pause einlegen müssen, genau wie nach Lauschgift. Zunächst planen sie aber noch ein kreatives Projekt der vollkommen anderen Sorte: einen Auftritt im Rahmen der MTV-Reihe Unplugged.

UNPLUGGED


Wenn es um die legendärsten Sendungen des Musikfernsehens geht, muss die Unplugged-Reihe von MTV einen der ersten Plätze belegen, ganz klar. Einen großen Popularitätsschub erlebt das Format durch Ex-Beatle Paul McCartney, der sein Unplugged-Konzert 1991 auf CD veröffentlicht. Noch im selben Jahr produziert MTV ein Hip-Hop-/Rap-Special mit LL Cool J, De La Soul und A Tribe Called Quest. Ein wichtiger Grundstein für unsere Geschichte ist damit gelegt.

Bis Unplugged auch in Deutschland ankommt, dauert es noch ein paar Jahre. Der erste hiesige Musiker, der sich über eine Anfrage von MTV freuen darf, ist Herbert Grönemeyer, der 1994 unter Beweis stellt, dass er auch ohne Steckdose auskommt. Gleich nach ihm, wenn auch sechs Jahre später, schickt die Unplugged-Redaktion die nächste Einladung nach Deutschland, und zwar nach Stuttgart. Diesmal landet sie im Briefkasten der Fantastischen Vier. Das sorgt bei den Hip-Hoppern für viele Ungewissheiten.

Zunächst einmal stellen sich die Fantas die Frage: Ist unsere Musik ohne Strom überhaupt umsetzbar? Sie treffen sich bei Thomas D, hören ihre alten Alben durch und wählen einige Songs aus, die infrage kommen. Dabei legen sie Wert darauf, nicht nur aktuelle Tracks zu berücksichtigen, sondern auch Old-School-Nummern. Außerdem möchten sie nicht bloß Stücke aussuchen, die sich ohnehin für eine Unplugged-Version anbieten, sondern auch Lieder, bei denen elektronische Sounds in akustische Klänge übersetzt werden müssen.

Als die Auswahl steht, ziehen Smudo und Co. ihren langjährigen Keyboarder Lillo Scrimali zu Rate. Schnell wird deutlich, welche Stücke funktionieren und welche nicht. Ein zentraler Umstand, der Scrimali und den Fantastischen Vier auffällt: Jeder Song muss musikalisch getragen werden und das geht nicht nur mit einem Piano, weshalb auch Streicher ins Spiel kommen. Das Ensemble setzt auf verschiedene Flöten, weil sie sich wunderbar eignen, um elektronische Sounds nachzubilden.

Schnell entwickelt sich Scrimali zum musikalischen Leiter des »Unplugged«-Projekts und arrangiert die Songs der Band für den akustischen Auftritt um. Die Leitung der Rhythmusabteilung übernimmt Fanta-4-Schlagzeuger Flo Dauner. Die Dritten im Bunde sind die Fantas selbst, die den Überblick bewahren. Denn zwar wissen sie nicht, wie der Job eines Violinisten funktioniert, dafür aber sehr genau, wie ihre Musik klingen muss. »Sie sind Perfektionisten«, erzählt Scrimali. »Das mag ich.« Das bestätigt auch Dauner. Man habe richtig gemerkt, dass die Vier ein ganz anderes Interesse an den Instrumenten gehabt hätten als sonst. Zum Beispiel die eingesetzte Bassflöte habe die Jungs fasziniert.

Bei manchen Songs hält sich die Herausforderung des Umkomponierens in Grenzen. »Konsum« können die Fantastischen Vier zum Beispiel fast eins zu eins nachspielen, weil auch das Original unter dem Einsatz akustischer Instrumente entstanden war. »Sie ist weg« hingegen fordert die Gruppe ganz schön heraus.

Das gleiche gilt für den Ort des Geschehens: Um eine Location für ihren Unplugged-Gig zu finden, suchen die Stuttgarter ganz Deutschland ab. Fündig werden sie schließlich im Sauerland, wo der Schützenverein Balve die Tropfsteinhöhle im Ort renoviert hat, damit dort Veranstaltungen stattfinden können. Eigentlich hatten die Fantastischen Vier geplant, auf einer Waldlichtung zu spielen, also so »unplugged«, wie es nur geht. Das Wetter wäre in diesem Fall allerdings ein zu großer Risikofaktor gewesen. Doch auch die Balver Höhle hat ihre meteorologischen Tücken.

Kurz vor dem Konzert regnet es. Und wie es in einer Tropfsteinhöhle eben so ist, sickert das Wasser nur gemächlich ins Innere. Das sorgt dafür, dass es teilweise noch bei der Generalprobe am Tag vor der Show auf die Instrumente tropft, zum Beispiel auf das Vibrafon von Scrimali. Und es gibt noch eine Schwierigkeit.

Das Reglement von Unplugged sieht vor, dass die teilnehmenden Musiker still auf einem Stuhl sitzen sollen. Wer schon einmal ein reguläres Konzert der Fantastischen Vier gesehen hat, weiß, dass das nicht unbedingt ihr Normalzustand ist. Dennoch: Auch die energiegeladenen Rapper müssen einräumen, dass das Sitzen für die Musikproduktion zuträglich ist. In einer ruhigen Körperhaltung kann man sich nämlich besser auf die Stimme konzentrieren.

Auf Tour gehen die Fantas mit ihrem Unplugged-Programm nicht. Doch zu einer Wiederholung des Events kommt es trotzdem. 2012 klingelt MTV noch einmal bei der Gruppe durch. Als erste deutsche Band dürfen sie ein zweites Unplugged-Konzert geben. Diesmal ist wieder alles anders: Smudo und Co. wiederholen keinen Song vom ersten Gig, haben unter anderem den Flamenco-Gitarristen Rafael Cortés dabei, ebenso wie eine Lapsteel-Gitarre, eine Mandoline und ein Klavier, das sie extra offen lassen, damit sie den Klang des Instruments verändern können.

Lillo Scrimali ist auch diesmal wieder der Kapitän an Bord und koordiniert die mehr als 90 teilnehmenden Musiker. Und die Fantastischen...

Erscheint lt. Verlag 17.3.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Geschichten • Justiz • Justiz Kritik • Kriminalität • Richter • Richter Buch • Spannung • True Crime • warum sind Sie dann hier? • Wenn Deutschland so scheiße ist • ZEIT Verbrechen
ISBN-10 3-7453-1940-0 / 3745319400
ISBN-13 978-3-7453-1940-8 / 9783745319408
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