Erlebnispädagogik in der Grundschule -  Marcus Weber

Erlebnispädagogik in der Grundschule (eBook)

89 Aktionen und Spiele
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
141 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-61894-1 (ISBN)
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Kinder verbringen heute oft bis zu acht Stunden pro Tag in der Grundschule. Spiele und Übungen zum Kennenlernen, zur Förderung von Zusammenhalt, gegenseitiger Unterstützung und Vertrauen verbessern das soziale Klima in der Klassen- und Schulgemeinschaft. Erlebnispädagogische Aktionen können leicht in den Grundschulalltag eingebaut werden und einen wichtigen Beitrag zur Team und Kooperationsförderung leisten. Wie LehrerInnen Raum und Zeit dafür finden und in nur 45 Minuten erlebnispädagogisch arbeiten können, zeigt der Autor ganz praktisch. Das Buch stellt 89 Aktionen und Spiele für drinnen und draußen vor, mit denen die Sozialkompetenz von GrundschülerInnen spielerisch gefördert werden kann. Jede Aktion ist in eine motivierende, fantasievolle Geschichte eingebettet.

Marcus Weber, Dipl.-Sozialpädagoge mit dem Schwerpunkt Freizeitpädagogik, arbeitete als pädagogische Leitung im Offenen Ganztag an mehreren Grundschulen in Neuss und Düsseldorf. Aktuell bietet er Workshops und Seminare zum Thema Erlebnispädagogik in Grundschulen und Kindertagesstätten an.

2 Anleitung zur Umsetzung der Aktionen

2.1 Die Rolle der Spielleitung

Bei der Umsetzung erlebnispädagogischer Aktionen zur Förderung von Team- und Kooperationsfähigkeit wird der Fachkraft die Rolle der Spielleitung zugewiesen. In dieser Funktion übernimmt die Fachkraft verschiedene Aufgaben, die für eine erfolgreiche Umsetzung eines solchen Angebotes unumgänglich sind.

Auswahl von Aktionen

Gleich zu Beginn der Vorbereitung von erlebnispädagogischen Aktionen zur Team- und Kooperationsförderung sieht sich die Spielleitung mit einer der wichtigsten Aufgaben konfrontiert: der Auswahl einer geeigneten Aktion. Hierbei stellt sich vor allem die Frage, was die Klasse, mit der das Angebot durchgeführt werden soll, zu leisten im Stande ist. Zu berücksichtigen sind zum einen die Jahrgangsstufe und zum anderen die Vorerfahrungen der Klasse. Gerade bei Schülern der Klassen 1 und 2 dürfen die Anforderungen noch nicht zu hoch gesteckt werden, da ansonsten die Gefahr besteht, dass aufkommende Frustration bei Rückschlägen den Gesamtprozess negativ belastet und Lernerfolge zu kurz kommen. Außerdem sollten die Aufgaben nach Möglichkeit viele Schüler gleichzeitig in Aktion bringen, da ansonsten das Aufkommen von Langeweile droht und der angestrebte Gruppenprozess durch störendes Randgeschehen unnötig gefährdet wird.

Bei älteren Jahrgängen und bei bereits erfahrenen Klassen stellt sich vor allem die Frage, wie der Spielleiter die Klasse herausfordern und aus ihrer Komfortzone locken kann. Haben Klassen bereits über einen längeren Zeitraum an ihrer Fähigkeit zur Team- und Kooperationsfähigkeit gearbeitet, gehen sie die ihnen gestellten Aufgaben häufig mit einer „siegessicheren Gelassenheit“ an. Dies kann dazu führen, dass Schüler solche Aktionen als zu langweilig empfinden und das Interesse an einer zielorientierten Beteiligung verlieren. Daher sollten ab Jahrgangsstufe 3 möglichst unbekannte Aktionen angeboten werden, die die Klasse immer wieder aufs Neue herausfordern, bzw. solche Aktionen, die bei den Schülern sehr beliebt sind und von ihnen immer wieder eingefordert werden.

Vorbereitung der Aktion

Hat man sich für eine Aktion entschieden, muss überlegt werden, an welchem Ort diese stattfinden soll und kann. Viele in diesem Buch aufgeführte Aktionen eignen sich sowohl für das Außengelände von Schulen als auch für den Einsatz im Klassenzimmer oder weiteren Schulräumen wie beispielsweise Schulfluren, Aula oder Turnhalle. Da sich die örtlichen Bedingungen jedoch von Schule zu Schule sehr unterschiedlich darstellen, ist vorab genau zu prüfen, ob eine Umsetzung in der aufgeführten Form möglich ist.

Während des Schulvormittags ist zusätzlich darauf zu achten, dass der Unterrichtsverlauf der anderen Schulklassen nicht störend beeinträchtigt wird. Es empfiehlt sich, im Vorfeld das Lehrerkollegium zu informieren, wenn solche Aktionen innerhalb des Schulgebäudes durchgeführt werden sollen. Im nächsten Schritt muss das Material für die Durchführung bereitgelegt werden. Dabei ist darauf zu achten, ob dieses in ausreichender Menge vorhanden ist bzw. zeitnah organisiert werden kann. Ebenso muss überprüft werden, ob das Material funktionsfähig ist und den Anforderungen der Aktionen standhalten kann. Gerade bei Materialien wie Papprollen oder Kunststoffbehältern kann es nach mehrmaligem Einsatz zu Beschädigungen kommen, die eine weitere Nutzung nicht zulassen. Daher sollte idealerweise nach jedem Angebot geprüft werden, ob das Material sich in gutem Zustand befindet oder gegebenenfalls ausgetauscht werden muss.

Hinführung zur Aktion

Nun beginnt die praktische Arbeit mit der Klasse. Dieses Buch ist so aufgebaut, dass jedes Angebot mit einer kurzen Geschichte beginnt. Die Geschichte soll die Kinder aus ihrem gewohnten Lernumfeld abholen und auf das bevorstehende Klassenerlebnis einstimmen. Im Anschluss an die Geschichte folgt die Erklärung der Spielregeln für die folgende Aktion. Dabei ist darauf zu achten, dass diese möglichst verständlich für die entsprechende Jahrgangsstufe formuliert werden.

Abschließend muss vor dem Beginn der Aktion noch der Teamkapitän ausgewählt werden. Hierzu bieten sich verschiedene Auswahlsysteme an. Zum einen können sich Schüler freiwillig melden, um diese Funktion während der Durchführung zu übernehmen. Zum anderen kann man auch alphabetisch nach der Klassenliste einen Teamkapitän bestimmen oder die Klasse einen Teamkapitän für die bevorstehende Aktion bestimmen lassen.

Durchführung der Aktion

An diesem Punkt folgt nun der vermutlich schwierigste Part für die Spielleitung. Während die Klasse mit der praktischen Umsetzung der Aufgabenstellung beschäftigt ist, nimmt die Spielleitung eine Beobachterrolle ein und lässt dem Geschehen zunächst seinen Lauf. Ein Eingreifen wird nur dann notwendig, wenn die Klasse mit zu vielen Fehlversuchen konfrontiert wird und Frustration sich breit macht oder die Vorgehensweise der Klasse Risiken birgt, bei denen eine Verletzungsgefahr der Schüler zu erwarten ist. Ansonsten heißt es für die Spielleitung, sich zurückzuhalten und die Klasse ihren eigenen Weg finden zu lassen. Denn den einen richtigen Weg gibt es bei erlebnispädagogischen Angeboten nicht. Ganz nach dem alten Sprichwort: „Viele Wege führen nach Rom“.

Anleitung der Reflexion

Jedes Angebot endet mit einer Reflexion der Ereignisse. Die Moderation übernimmt dann wieder die Spielleitung. Hierbei ist darauf zu achten, dass der Spielleiter seine gewonnenen Eindrücke in angemessener Form an die Klasse weitergibt. Von einem außenstehenden Beobachter werden die Ereignisse häufig anders wahrgenommen als von den Schülern, die aktiv am Geschehen beteiligt gewesen sind. Besonders jüngeren Schülern muss dieser von außen kommende Eindruck oft noch behutsam vermittelt werden, da sie noch nicht in der Lage sind, diesen als konstruktive Anmerkung anzunehmen. Das Vorgehen bei der Reflexion wird in Kap. 2.3 genauer beschrieben.

2.2 Der Teamkapitän

Während der in diesem Buch vorgestellten Aktionen zur Team- und Kooperationsförderung spielt der Teamkapitän eine wichtige Rolle. Er übernimmt, nachdem die Aufgabe der Klasse vorgestellt und die Spielregeln erklärt wurden, die Führung seiner Klasse. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er zum „Bestimmer“ über seine Klassenkameraden und deren Vorgehensweise bei der Lösungsfindung für die aktuelle Aufgabe wird. Vielmehr übernimmt er die Steuerung der Planungsphase seiner Klasse. Im Detail heißt das, dass er jedem seiner Mitschüler Gehör verschafft, der einen Beitrag zur Lösungsfindung leisten möchte, diese Ideen sammelt und abschließend zur Abstimmung bringt. Die Spielleitung steht in dieser Aktionsphase leicht hinter dem Teamkapitän und stärkt ihm durch ihre Anwesenheit den Rücken. Die Gewissheit, dass die „Hilfe“ unmittelbar greifbar ist, vermittelt dem Teamkapitän Sicherheit, gibt ihm Ruhe und das notwendige Selbstvertrauen, um seine Aufgabe sicher durchführen zu können.

Nach erfolgter Abstimmung über die Vorgehensweise präsentiert der Teamkapitän den ausgewählten Lösungsweg dem Spielleiter, indem er die Vorgehensweise noch einmal verbal zusammenfasst. Anschließend entscheidet er, ob er gemeinsam mit seinen Klassenkameraden an der Aktion teilnimmt, also Teil der praktischen Umsetzung wird, oder ob er die Aktion unterstützend begleitet. In diesem Fall steht er mit Rat und Tat außerhalb des Geschehens seiner Klasse zur Seite, beobachtet die Ereignisse und greift bei Bedarf mit Hilfestellungen in die Ereignisse ein. Zusätzlich kann der Teamkapitän seine Klasse motivierend unterstützen, wenn er diese auf einem erfolgversprechenden Weg sieht oder wenn die Stimmung während der Aktion aufgrund von Rückschlägen zu kippen droht.

Nach Beendigung der Aktion kann der Teamkapitän, wenn er seine Klasse bei der Durchführung vom Rand des Geschehens aus beobachtet hat, eine Rückmeldung geben, an welchen Stellen er Stärken der Klasse erleben konnte und wo vielleicht noch Steigerungspotenzial besteht.

Auf diese Weise können die Schüler in der Rolle des Teamkapitäns wertvolle Erfahrungen sammeln, die sie für ihre weitere Schullaufbahn stärken und die sie persönlich nutzen können. Die Schüler lernen, vor einer ihnen vertrauten Gruppe selbstbewusst aufzutreten und diese zielführend zu begleiten. Sie lernen, Stärke auszustrahlen, Durchsetzungsvermögen zu zeigen und dabei den Erwartungen ihrer Klasse gerecht zu werden. Dabei kann jeder einzelne junge Charakter seine bisher erworbenen Kompetenzen in einem geschützten Rahmen wirksam einsetzen und sich selbst als steuernder und wirkender Akteur erleben. Eine Erfahrung, die für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung förderlich sein kann.

2.3 Der Ablauf der Aktionen

Um die in diesem Buch beschriebenen erlebnispädagogischen Aktionen im Schulalltag erfolgreich einsetzen zu können, ist es sinnvoll, eine konsequente Vorgehensweise einzuhalten. Je konstanter die Aktionsstruktur umgesetzt wird, desto sicherer werden die Schüler während des Angebots ihre erlernten Kompetenzen abrufen, festigen und erweitern können. Der Ablauf der Aktionen sieht wie folgt aus:

Einstimmungsphase

Erklärungsphase

Planungsphase

Präsentationsphase

Aktionsphase

Reflexionsphase

Abschlussphase

Einstimmungsphase

Die Einstimmungsphase dient in erster Linie zur „Abholung“ der Schüler aus der klassischen...

Erscheint lt. Verlag 13.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-497-61894-2 / 3497618942
ISBN-13 978-3-497-61894-1 / 9783497618941
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