Das unanständige Lexikon (eBook)

Tabuwörter der deutschen Sprache und ihre Herkunft
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2014 | 1. Auflage
280 Seiten
Haymon (Verlag)
978-3-7099-3581-1 (ISBN)

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Das unanständige Lexikon -  Robert Sedlaczek,  Christoph Winder
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Die Tabuwörter der deutschen Sprache sind starke Wörter: Wer sie gebraucht, der weiß, dass er mit ihnen eine große Wirkung erzielt. Comedians verwenden sie als Fanfarenstöße, um das Publikum aus der Lethargie zu reißen, Schriftsteller vertrauen auf ihren aufrüttelnden Effekt. Den Autoren Robert Sedlaczek und Christoph Winder, zwei ausgewiesenen Sprachexperten, geht es nicht darum, die 'Ehre' dieser Schmuddelkinder aus der Sexual- und Fäkalsphäre zu retten. Vielmehr wollen sie die große regionale Vielfalt dokumentieren, klären, wie diese Wörter entstanden sind und welche Geschichte sie wie in einem Rucksack mit sich herumtragen. Belegstellen aus Volksliedern, Schüttelreimen, Kabarettprogrammen, Internetquellen, Zeitungen und literarischen Werken - von Goethe über Brecht und Elfriede Jelinek bis hin zu Charlotte Roche - zeigen, dass das Feld der unanständigen Wörter überaus vielfältig, anarchisch bunt und amüsant ist.

Robert Sedlaczek, geboren 1952 in Wien, Dr. phil. Veröffentlichte zahlreiche Bücher über die Sprache und schreibt seit 2005 wöchentlich eine Sprachkolumne in der 'Wiener Zeitung'. Bei Haymon: Wörterbuch der Alltagssprache Österreichs (HAYMONtb 2011), Wörterbuch des Wienerischen (HAYMONtb 2011), Wiener Wortgeschichten. Von Pflasterhirschen und Winterschwalben (2012), Die Tante Jolesch und ihre Zeit. Eine Recherche (2013). www.robertsedlaczek.at Christoph Winder, geboren 1955 in Bregenz, Mag. phil. Seit 1989 Redakteur und Kolumnist der Tageszeitung ''Der Standard''. Leitete viele Jahre hindurch das Online-Projekt Winders Wörterbuch zur Gegenwart auf www.derstandard.at. Daraus entstand das Buch Da muss man durch. Mein Wörterbuch zur Gegenwart (2009).

Robert Sedlaczek, geboren 1952 in Wien, Dr. phil. Veröffentlichte zahlreiche Bücher über die Sprache und schreibt seit 2005 wöchentlich eine Sprachkolumne in der "Wiener Zeitung". Bei Haymon: Wörterbuch der Alltagssprache Österreichs (HAYMONtb 2011), Wörterbuch des Wienerischen (HAYMONtb 2011), Wiener Wortgeschichten. Von Pflasterhirschen und Winterschwalben (2012), Die Tante Jolesch und ihre Zeit. Eine Recherche (2013). www.robertsedlaczek.at Christoph Winder, geboren 1955 in Bregenz, Mag. phil. Seit 1989 Redakteur und Kolumnist der Tageszeitung ""Der Standard"". Leitete viele Jahre hindurch das Online-Projekt Winders Wörterbuch zur Gegenwart auf www.derstandard.at. Daraus entstand das Buch Da muss man durch. Mein Wörterbuch zur Gegenwart (2009).

A


Aa ma|chen <hat> [siehe Aa] (kindersprachlich): Kot ausscheiden: „die lobesworte der alten frauen, wenn ich in den topf aa oder in den kübel lulu gemacht habe – ‚jo so brav gwesen! jo so viel gmocht! braves wernale!‘“ (Kofler: Guggile, 32)

Aa, das; -s, kein Plural [laut Kluge Lautgebärde für den Laut, der im Kehlkopf bei der Lösung der Darmpresse entsteht, später übertragen auf die Ausscheidung] (kindersprachlich): feste menschliche Ausscheidung, Kot.

Aal, der; -(e)s, -e [belegt bei Küpper; schlangenförmiger Fisch, metaphorisch aufgrund der Formähnlichkeit; siehe auch einäugig]: 1. Penis: „Und ich sah zum erstenmal so einen aufgerichteten einäugigen Aal vor mir.“ (Kögl: Auf Fett Sieben, 160) v den Aal abziehen/pellen: masturbieren (vom Mann) v den Aal essen: fellationieren 2. (gemeldet von Dirks) Darmblähung v he hett ’n Aaal ut de Achterpoot flegen laten (ndd.): er hat eine Darmblähung entweichen lassen.

ab|bran|lie|ren <hat> [präfigierte Form des bei Goethe belegten Verbs branlieren (= koitieren; eigentlich: schwanken), zu franz. branler (= nicken, schlenkern, schütteln, wackeln)]: masturbieren (vom Mann): „Mir ist das liebe Wertherische Blut / Immer zu einem Probirhengst gut / Den lass ich mit meinem Weib spazieren / Vor ihren Augen sich abbranliren. // Und hinten drein komm ich bey Nacht / Und vögle sie dass alles kracht.“ (Goethe: Hanswursts Hochzeit oder der Lauf der Welt; in: Erotische Gedichte, hg. v. Ammer, 27)

ab|bre|chen <hat> v brich dir ja keinen ab [belegt bei Borneman; eigentlich: brich dir nicht den Penis ab]: sei nicht so zimperlich beim Koitus.

ab|but|tern <hat> [belegt bei Küpper; aus der Butterproduktion; Butter wird mit Sperma verglichen]: masturbieren (vom Mann).

Abee, der, auch: das; -s, -s [französisierend für Abort oder Abtritt; eingedeutscht auch erstbetont] (verhüllend): Raum zum Verrichten der Notdurft.

åbe|ho|len, -rei|ßen, -zup|fen (bayerisch und österreichisch): siehe herunterholen, -reißen, -zupfen.

ab|fer|keln <hat> [belegt im Wörterbuch der Jugendsprache, Pons, 2014; siehe ferkeln]: entbinden: meine Schwester hat gestern abgeferkelt.

ab|fum|meln <hat> [belegt bei Küpper; zu fummeln] v jemanden abfummeln: 1. jemanden im Genitalbereich (plump) betasten 2. jemanden im Gentalbereich mit den Fingern berühren, um ihn sexuell zu erregen v sich einen abfummeln: masturbieren.

ab|ge|fuckt <Adj.> [präfigiertes Partizip Perfekt zu engl. to fuck (= koitieren); laut Duden vermutlich in Anlehnung an abgewichst]: heruntergekommen, abgerissen, in einem üblen Zustand: er sieht ganz schön abgefuckt aus.

ab|ge|hen <ist> v jemandem geht einer ab [eigentlich: einen Samenerguss absondern] (verhüllend durch Auslassung): 1. jemand ejakuliert (ohne Koitus, ohne Masturbation): „Es ist noch keinem einer abgegangen / bei Fosen, welche nackt Zigarren rauchen …“ (Brecht: Ratschläge einer älteren Fose an eine Jüngere; frühe Fassung, belegt bei Stein) 2. jemandem geht einer ab/jemandem geht ein Achtel ab: jemand ist von etwas sehr begeistert (von einem Film, von einem Konzert etc.) – „Das ist für mich die reinigende Kraft der Literatur und nicht das, was mir meine Lehrer hineinpressen wollten, jene Lehrer, denen wahrscheinlich bei der Lektüre von ‚Mein Kampf‘ ein Achtel abgegangen ist.“ (Manfred Deix in „Datum“, Heft 67, 2005) v einen abgehen lassen [abgehen mit der Bedeutung absondern, ausscheiden] (verhüllend durch Auslassung): einen Darmwind entweichen lassen.

ab|gei|gen <hat> [belegt bei Küpper; zu geigen (wegen der Streich­bewegung des Geigenspielers)] v sich einen abgeigen: masturbieren.

ab|ge|pu|dert <Adj.> [präfigiertes Partizip Perfekt zu pudern, siehe dort] (ostösterreichisch): heruntergekommen: „Goisern, Goisern / i steh auf di / und i steh a auf dei oafachs / ågnudelts, åpuderts Jodl-ei-ti.“ (Hubert von Goisern: Goisern)

ab|ge|wichst <Adj.> [zu wichsen; vermutlich zunächst von alten Schuhen]: 1. heruntergekommen, abgerissen 2. in einem üblen Zustand.

ab|grap|peln <hat> [mndd. krabbelen, mhd. krappelen; laut Duden zu kerben in dessen ursprünglicher Bedeutung: ritzen, kratzen, kriechen, indem man sich festhält; Kluge sieht hingegen eine Verbindung mit Krabbe, demnach: kriechen wie eine Krabbe]: sexuell belästigen, abgreifen, abtasten.

ab|ja|gen <hat> [belegt bei Küpper; zu jagen] v sich einen abjagen: masturbieren.

ab|jan|kern <hat> v sich einen abjankern [zu Janker (= kurzes Obergewand, ursprünglich nur für Frauen); weitere Herkunft ungeklärt; abjankern bedeutet außerhalb der Sexualsprache: zusperren, ein Geschäft auflösen, sterben, vgl. auch verjankern (= unbewusst liegen lassen und nicht mehr finden; ursprünglich: unter dem Janker verbergen)]: ejakulieren.

ab|ju|ckeln <hat> [belegt bei Küpper; langsam holpernd mit einem Auto irgendwohin fahren; unruhig auf einer Sitzgelegenheit hin- und herrutschen; zu jucken] v sich einen abjuckeln [eigentlich: wiederholt reizen] (ndd.): masturbieren (von der Frau).

ab|ka|cken <hat> [siehe Kacke] (ndd.): 1. versagen, einer Sache nicht gewachsen sein 2. sterben.

ab|knip|pern <hat> [belegt bei Küpper; zu knippern und knippen (= schnippen)] v sich einen abknippern: masturbieren.

ab|knut|schen <hat> [siehe knutschen]: umarmen und innig küssen.

ab|lai|chen <hat> [vor allem in der Wendung: den Fisch ablaichen; siehe Fisch]: ejakulieren: „Da konnte man schauen, wer online war, mit Kamera, und meist waren es Typen, die ihren Fisch rausholten und ablaichten und es geil fanden, wenn ihnen jemand zusah dabei.“ (Kögl: Auf Fett Sieben, 38).

ab|lut|schen <hat> [lautmalend: eigentlich: an etwas, das in den Mund gesteckt worden ist, saugen]: heftig küssen v jemandem einen ab­lutschen: jemanden fellationieren: „Die Gräfin ist durch ihre Vor­fahren bis ins Blut hinein belastet. Weil sie davon loskommen will, kniet sie gern vor einem Manne nieder und lutscht ihm ganz romantisch einen ab.“ (Zwerenz: Kopf und Bauch, 235)

Ab|ort, der; -(e)s, -e [laut Duden wohl aus dem Niederdeutschen, eigent­lich: abgelegener Ort; heute nur noch in der Amtssprache und Fachsprache]: öffentlicher Raum zum Verrichten der Notdurft.

Ab|ort|prin|zes|sin, die; -, -nen: Frau, die beim Eingang von öffent­lichen Toiletten sitzt und eine Eintrittsgebühr kassiert.

ab|pel|len <hat> [belegt bei Küpper; zu pellen (= von der Schale befreien, schälen)] v sich einen abpellen (ndd.): masturbieren (vom Mann).

ab|prot|zen <hat> [belegt in Duden und bei Küpper; ein Geschütz von...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2014
Verlagsort Innsbruck
Sprache deutsch
Themenwelt Schulbuch / Wörterbuch Sprach- und Wörterbuch / Deutsch
Technik
Schlagworte Ankedoten • deutscher Sprachraum • Etymologie • Fäkalsprache • Schimpfwörter • Sexualsprache • Tabu • Tabuwörter • Unanständig • wissenschaftlich fundiert • Wörterbuch • Zitate aus der Literatur
ISBN-10 3-7099-3581-4 / 3709935814
ISBN-13 978-3-7099-3581-1 / 9783709935811
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