Liberalisierung psychoaktiver Substanzen (eBook)

Warum ein Umdenken dringend erforderlich ist
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2017 | 1. Auflage
144 Seiten
Nachtschatten Verlag
978-3-03788-545-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Liberalisierung psychoaktiver Substanzen -  Frank Sembowksi
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Schadet Rausch der Gesellschaft? Warum unterbinden die Regierungen der meisten Länder den Gebrauch psychoaktiver Substanzen? Wie kam es zu den Verboten, und wie hat man sie begründet? Trotz punktueller Fortschritte ist die Drogenpolitik restriktiv geblieben, und man debattiert emotional und wenig sachlich über das Thema. Selbst denjenigen, die unter der Repression leiden, fehlt oft das Hintergrundwissen, um eine abweichende Position schlüssig vertreten zu können. Nur mit überprüfbaren Fakten und Kenntnisse der Zusammenhänge kann man politisch überzeugen. Das Buch stellt die relevanten Argumente für oder gegen die Prohibition bereit - mit einem interdisziplinären Ansatz, der dem Streben des Menschen nach persönlichem Glück zentrale Bedeutung zumisst. Wer offiziellen Darstellungen kritisch gegenübersteht und sich selbst ein Bild machen möchte, findet hier in prägnanter Form die gesuchten Informationen.

Frank Sembowski ist Diplom-Biologe mit den Schwerpunkten Pflanzenphysiologie, Genetik und Zellbiologie. Er setzt sich für Menschenrechte und humanistische Werte wie das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit ein. In der 2015 gegründeten Arbeitsgruppe Substanz, die sich für den selbstbestimmten Gebrauch psychoaktiver Substanzen und für ein Umdenken in der Anti-Drogenpolitik einsetzt, betreut er die wissenschaftliche Redaktion.

Frank Sembowski ist Diplom-Biologe mit den Schwerpunkten Pflanzenphysiologie, Genetik und Zellbiologie. Er setzt sich für Menschenrechte und humanistische Werte wie das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit ein. In der 2015 gegründeten Arbeitsgruppe Substanz, die sich für den selbstbestimmten Gebrauch psychoaktiver Substanzen und für ein Umdenken in der Anti-Drogenpolitik einsetzt, betreut er die wissenschaftliche Redaktion.

Einleitung


Dem politisch interessierten Menschen zeigt sich ein ausgesprochen düsteres Bild, was Ausmaß und Verbreitung des Drogenproblems in unserer Gesellschaft anbelangt. Aus den Beiträgen der Boulevard-Medien und den offiziellen Verlautbarungen muss er folgern, dass der Konsum von Drogen ein generelles, weitverbreitetes Übel ist, nur mit Mühe im Zaum gehalten werden kann und die meisten Personen mit geradezu mathematischer Gewissheit in Krankheit, Abhängigkeit, Verelendung und Tod führt. Er begegnet Crystal Meth-Konsumenteni, die Ende 20 so aussehen wie ihre eigenen Großeltern; er hört davon, wie immer mehr jugendliche Cannabiskonsumenten ihre besten Jahre vertun, weil sie lieber kiffen, statt ihren Schulabschluss zu machen; registriert drogengepushte Raver, wie sie in Klubs während eines Tanzmarathons kollabieren und vom Notarzt behandelt werden müssen; liest von Patienten, die in einer MDMA-gestützten Psychotherapie sterben; wird mit Heroinsüchtigen konfrontiert, die Job, Familie und Wohnung verloren haben; und zu guter Letzt tritt er voll Grauen und Abscheu dem stummen, anklagenden Heer der Drogentoten gegenüber – Zeugen einer orientierungslosen, verkommenen und degenerierten Gesellschaft. Dann jedoch erfährt er davon, dass der sogenannte Krieg gegen die Drogen gescheitert sei, und wundert sich über die Länder und Staaten, die den Schritt zur Entkriminalisierung oder Liberalisierung einzelner psychoaktiver Substanzen längst vollzogen haben, ohne dass die prophezeiten Horrorszenarien nachfolgend eingetreten wären. – Wem darf man nun Glauben schenken?

Sind eine Lockerung der Gesetze und eine fortschreitende Liberalisierung begrüßenswert? Sollte es nicht die Pflicht des Staates sein, die Bürgerinnen und Bürger vor Rauschgiften zu schützen? Würde die Liberalisierung psychoaktiver Substanzen nicht zu einer unüberschaubaren Zahl an Süchtigen in allen Teilen der Bevölkerung führen? Müssten wir nicht befürchten, dass in logischer Konsequenz des massenhaft ansteigenden Konsums das Gesundheitssystem zusammenbräche? Litte unter dem sich epidemieartig ausbreitenden Missbrauch nicht die Produktivität und Leistungsfähigkeit der Wirtschaft? – Welche Gründe sprechen also für die Freigabe psychoaktiver Substanzen?

Das vorliegende Buch wäre kaum nötig, wenn in der Gesellschaft hierüber Einigkeit bestünde. Wo die einen den Zerfall der Sitten und den Zusammenbruch der abendländischen Kultur prophezeien, fordern die anderen die Freiheit, in allen Belangen, die primär das Individuum betreffen, über die Art der Lebensgestaltung selbst bestimmen zu dürfen. Die Meinungen klaffen weit auseinander, der Umgang mit dem Thema ist oft von Emotionalität und kaum zu überbietender Ignoranz gekennzeichnet. Dabei fällt auf, dass sich die meisten mit der Sache nur unzureichend beschäftigt haben und von Hypothesen ausgehen, die aus wissenschaftlicher Sicht mittlerweile als längst überholt gelten müssen. Man könnte meinen, dass Expertenwissen auf dem Gebiet der psychoaktiven Substanzen in manchen Kreisen nachgerade verpönt ist: Vorzugsweise wird die Debatte ideologisch geführt.

Es ist zwar kaum verwunderlich, dass sich mehrheitlich die konservativen politischen Kräfte dagegen wehren, den Handlungsbedarf anzuerkennen und auf die Missstände zu reagieren, trotzdem müssen die Ausdauer und die Hartnäckigkeit erstaunen, mit der die Befürworter der Gesetze einer repressiven Drogenpolitik ihre Position verteidigen. So bringt die amtierende Drogenbeauftragte der deutschen Bundesregierung, die durch ihre Arbeit Einfluss auf die Gesundheit vieler Menschen nimmt, ein Maß an Unkenntnis zum Ausdruck, wie man es für eine Ressortleiterin nicht für möglich gehalten hätte. Dreizehn Jahre nach ihrer Einführung hat sie den landesweiten Maßnahmen zur Entkriminalisierung aller Substanzen und zur Resozialisierung der Süchtigen in Portugal noch immer keine Beachtung geschenkt.4 Obwohl sie alkoholische Getränke bewusst und kontrolliert genießt5, glaubt sie, die Gefährlichkeit anderer Substanzen am Legalitätsstatus ablesen zu können.6 Cannabis hält sie nicht für zu unserem Kulturkreis gehörend und erkennt darin (im Gegensatz zum weitverbreiteten Alkohol) eine Bedrohung, vor der sie die Gesellschaft schützen zu müssen meint.7 Dieses Stimmungsbild kann man als durchaus typisch bezeichnen, und so ist die Drogenbeauftragte in den führenden Kreisen der Politik mit ihrer Unwissenheit keineswegs allein. Die ehemalige englische Innenministerin Jacqui Smith (um nur ein weiteres Beispiel zu nennen) äußerte sich kürzlich ähnlich unbedarft, als sie feststellte, dass man illegale Substanzen nicht mit legalen vergleichen dürfe – eben weil letztere nicht legal seien.8

Zusammengenommen hat das etwa dieselbe Stringenz, als würde man die Kartoffel als Nahrungsmittel verbieten, da sie zum einen unserer Kultur ursprünglich fremd war und zum anderen, im Unterschied zum Weizen, in der Erde reift. Solche die Grundfesten der Logik und Wissenschaftlichkeit erschütternden Standpunkte tragen zur Aufklärung wenig bei, fördern die Unsicherheit unter Jung und Alt und geben ehrlich gemeinten Anstrengungen aufseiten der Regierung, schädigenden Gebrauch einzudämmen und den Umgang mit Rauschmitteln vorausschauend zu gestalten, der Lächerlichkeit preis.

Die genannten Wissenslücken in Bezug auf Rauschmittel mögen einem vergleichsweise unbedeutend erscheinen, aber die aus ihnen abgeleiteten politischen Fehlurteile haben schlimme humanitäre Missstände zur Folge. Sie erschweren die Lebensumstände all derjenigen, die auf den Einsatz illegalisierter Substanzen in Therapie, Medizin und Forschung hoffen. Durch die Gesetze und das vorherrschende Meinungsbild werden die Konsumenten pathologisiert und stigmatisiert, obwohl sie mit psychoaktiven Substanzen verantwortungsbewusst umgehen können und in der Regel ein unauffälliges Leben führen. Die unverhältnismäßig hohen Strafen in Deutschland und in vielen anderen Ländern kriminalisieren ganze Bevölkerungsgruppen und grenzen sie zugleich ideologisch aus der Gesellschaft aus. Und aufgrund der ungebrochen starken Nachfrage (ausgehend vor allem von den westlichen Industrienationen) floriert ein Schwarzmarkt, der in den Drogenkriegen dieser Welt jährlich Tausenden von Menschen das Leben kostet.

Aufklärung tut wahrlich not – nicht zuletzt in der Gruppe derjenigen, die meinen, in den Lebensstil anderer Leute eingreifen zu müssen. Wenn sich die Amtsinhaber und Vertreter des Volkes der Beurteilbarkeit durch Wissenschaft und ein kritisch-rationales Vorgehen entziehen, warum sollten ihnen dann Jugendliche und Heranwachsende, aber auch zunehmend mehr und mehr ältere Menschen Gehör schenken, die es aus eigener Erfahrung doch längst besser wissen?

Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, was es mit der ablehnenden Haltung auf sich hat und ob es wirklich unabdingbar notwendig ist, den körperlichen und geistigen Gestaltungsspielraum der gesamten Bevölkerung einzuschränken und ihr ein Leben in Abstinenz und Verzicht anzuempfehlen. Als Ergänzung zur vorhandenen Fachliteratur möchte die Untersuchung möglichst alle relevanten politischen und sozialen Aspekte der Liberalisierung psychoaktiver Substanzen ansprechen und auf diesem Wege einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion und politischen Willensbildung leisten. Die Beschränkung auf nur wenige Teilaspekte würde der Vielschichtigkeit des Sachverhalts nicht gerecht werden und zu Fehlschlüssen verleiten, wie sie in der öffentlichen Debatte gang und gäbe sind.

Humanitäre Gesichtspunkte und das Persönlichkeitsrecht erhalten einen besonderen Stellenwert, wobei weder die Unwägbarkeiten und Gefahren noch der Nutzen und die Chancen der Einnahme psychoaktiver Substanzen vernachlässigt werden. Medizinische und pharmakologische Details beschränken sich im Wesentlichen auf Cannabis und Alkohol – also eine illegale und eine legale Substanz –, um an diesen exemplarisch die Schwierigkeit aufzuzeigen, Empfehlungen für den verantwortungsvollen Gebrauch auszusprechen. Dass es absolute Sicherheit nicht gibt, ist nicht nur eine Binsenweisheit, es trifft im besonderen Maße auch auf den Gebrauch und die Wirkungsweise psychoaktiver Substanzen zu. Man kann niemandem die Entscheidung abnehmen, ob er oder sie in einer konkreten Situation, in einem bestimmten Lebensabschnitt oder auch als Ausdruck der Individualität und Identität eines ganzen Lebens psychoaktive Substanzen verwenden möchte oder nicht. In der Stärkung der Eigenverantwortlichkeit und in der Wahrung der Freiheit drückt sich die Grundhaltung der vorliegenden Informationsschrift aus. Sie ist mit der Absicht verfasst worden, den politisch Verantwortlichen, den unmittelbar Betroffenen und allen an der Thematik Interessierten in möglichst knapper Form zitierfähiges und stichhaltiges Material an die Hand zu geben, dessen Kenntnis erforderlich ist, um sich an der Diskussion beteiligen und die persönliche Einstellung zu...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2017
Verlagsort Solothurn
Sprache deutsch
Themenwelt Schulbuch / Wörterbuch Lexikon / Chroniken
Technik
Schlagworte Drogen • Medikament • Medizin • Mündigkeit • Politik • Psychoaktiv • Psychotrop • Rausch • Subastanzen
ISBN-10 3-03788-545-9 / 3037885459
ISBN-13 978-3-03788-545-1 / 9783037885451
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