Ohne Flugzeug um die Welt (eBook)

Klimabewusst unterwegs und glücklich
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
192 Seiten
Lübbe Life (Verlag)
978-3-7325-8652-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ohne Flugzeug um die Welt - Giulia Fontana, Lorenz Keyßer
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Klimafreundliche Weltreise - geht das?

'Giulia, ich heirate! Willst du meine Trauzeugin sein?' Natürlich will sie - doch wie soll sie zur Hochzeit ihrer besten Freundin nach Sydney kommen, wo sie sich doch entschieden hat, nie mehr zu fliegen? Anstatt Umweltideale und Freundschaft gegeneinander auszuspielen, machen Giulia und ihr Freund Lorenz aus dem Weg einen Versuch in klimafreundlichem Reisen: Per Bus, Bahn, zu Fuß und mit dem Schiff überwinden sie nicht nur riesige Strecken, sondern auch so manches Vorurteil. Ein ganz besonderes Reiseabenteuer, das zum Nachmachen einlädt!



<p><b>Giulia Fontana</b> ist in Zürich aufgewachsen und studiert dort Umweltnaturwissenschaften. Sie interessiert sich für sozialen Wandel und welche Rolle dabei Graswurzelbewegungen spielen. Neben dem Studium engagiert sie sich in vielen Umweltprojekten und betreut nebenbei Kinder mit Beeinträchtigungen. Im Jahr 2016 hat sie entschieden, nie wieder zu fliegen, und bereut diesen Schritt nicht. <br><b>Lorenz Keyßer</b> stammt aus Halle (Saale) und ist für sein Studium der Umweltnaturwissenschaften nach Zürich gezogen. In einem der vielen ehrenamtlichen Projekte, in denen er sich engagiert, hat er Giulia kennengelernt. Lorenz interessiert sich für den Degrowth/Postwachstumsdiskurs sowie für plurale Ökonomik. Seit 2015 ist er nicht mehr geflogen und hat dies auch in Zukunft nicht vor - am liebsten ist er sowieso mit seinem Fahrrad unterwegs.</p>

Giulia Fontana ist in Zürich aufgewachsen und studiert dort Umweltnaturwissenschaften. Sie interessiert sich für sozialen Wandel und welche Rolle dabei Graswurzelbewegungen spielen. Neben dem Studium engagiert sie sich in vielen Umweltprojekten und betreut nebenbei Kinder mit Beeinträchtigungen. Im Jahr 2016 hat sie entschieden, nie wieder zu fliegen, und bereut diesen Schritt nicht. Lorenz Keyßer stammt aus Halle (Saale) und ist für sein Studium der Umweltnaturwissenschaften nach Zürich gezogen. In einem der vielen ehrenamtlichen Projekte, in denen er sich engagiert, hat er Giulia kennengelernt. Lorenz interessiert sich für den Degrowth/Postwachstumsdiskurs sowie für plurale Ökonomik. Seit 2015 ist er nicht mehr geflogen und hat dies auch in Zukunft nicht vor - am liebsten ist er sowieso mit seinem Fahrrad unterwegs.

3 Telefonkonferenz-
Marathon


Lorenz rennt die Treppenstufen herunter, dreht sich kurz um, wirft einen Handkuss in Richtung Giulia, die noch an der Tür steht. Draußen springt er auf sein Fahrrad und saust im Eiltempo die Einfahrt hinunter, blickt kurz nach links, rechts, links und fährt gleich darauf im Sprint Richtung Uni. Es ist ein klarer, kalter Morgen im November, die Sonne scheint, und die Vögel zwitschern. Die Alpen thronen weiß am Horizont über dem tiefblauen Zürichsee.

Lorenz ist mal wieder viel zu spät dran für seine Vorlesung. Das Fahrrad anschließen, ein kurzes, peinliches Als-Letzter-in-den-Vorlesungssaal-Kommen, zuhören, mitschreiben, mitdenken. In den Pausen Mails checken und antworten. Dann zur Sitzung mit der studentischen Nachhaltigkeitskommission unserer Hochschule zum Stand ihrer Strategie zur Reduktion ihrer Flugemissionen. Danach wieder Vorlesung und das Auslandssemester in Leeds, Großbritannien, organisieren.

Giulia hat ein ähnliches Programm. Zu Hause fürs Studium arbeiten, dann Vorlesung und Sitzungen von diversen Projekten, Treffen mit dem Mensateam der Nachhaltigkeitswoche, das eng mit den Kantinen zusammenarbeitet, um nachhaltige Ernährung zu fördern. Danach noch eine Sitzung, Assistenzjob, anschließend lernen für Prüfungen. Kurz und gut: Wir sind ziemlich im Stress. Zwischen Prüfungen, Vorlesungen, unserer Freiwilligenarbeit, Assistenz- und Wochenendjobs bleibt nur wenig Zeit, eine Reise ans andere Ende der Welt zu planen. Überhaupt erscheint uns die Vorstellung ziemlich vage, und wir haben Zweifel an der Durchführbarkeit dieses Unterfangens. Gedanken wie »Wir wissen ja noch gar nicht, ob das überhaupt klappen könnte«, »Na ja, mal schauen, vielleicht funktioniert’s, vielleicht auch nicht« oder »So eine Schnapsidee« überwiegen zu diesem Zeitpunkt. Doch unter all der Skepsis glimmt der Funke der Faszination und sorgt dafür, dass wir das Thema nicht gänzlich fallen lassen. Inmitten von Seminararbeiten und Prüfungsvorbereitungen schaffen wir es, eine kleine Kaffeerunde mit Freunden zu organisieren, die schon einmal eine weitere Reise ohne Flugzeug unternommen haben. Sie erzählen uns von den Vorzügen des langsamen Reisens, den besonderen Begegnungen in Zügen, und wir kritzeln eifrig die vielen, uns hilfreich erscheinenden Adressen, Webseiten und Informationen in unsere Notizbücher.

Ole, unser Freund, sagt ganz direkt: »Wenn ihr schon so langsam reisen wollt, dann bleibt doch gleich ein ganzes Jahr!«

So weit haben wir noch gar nicht gedacht, aber es macht Sinn. Wenn schon, dann richtig! Jedoch müssen wir erst einmal dort hinkommen, und ob wir das schaffen, steht noch in den Sternen.

Nach diesem Austausch fühlen wir uns jedenfalls darin bestärkt, dass unsere Reise vielleicht doch nicht so unmöglich ist, wie wir anfangs dachten.

Als wir beide den ersten Schwung Prüfungen hinter uns gebracht haben, Weihnachten vorbei ist und wir einen Kurzurlaub in Halle bei Lorenz’ Familie einlegen, haben wir endlich Zeit, uns näher mit unserer Idee zu beschäftigen. Die kleine Stadt in Sachsen-Anhalt trägt mit ihrer ruhigen und gemütlichen Winteratmosphäre dazu bei. Auf gemeinsamen Spaziergängen über die Peißnitz, den dortigen Stadtpark, durch den sich in Schlängellinien die Saale zieht, kommen wir immer wieder auf das Thema zurück. Zu Hause kramen wir unsere Notizen von der Kaffeerunde wieder hervor und fangen an, im Internet zu recherchieren.

Der wichtigste und für uns unsicherste Schritt auf der langen Reise ist mit Abstand die Überquerung des Meeres nach Australien. Hier tun sich zwei Möglichkeiten auf, nämlich, direkt mit einem Schiff von Europa nach Australien zu fahren oder irgendwo in Asien auf ein Schiff zu steigen. Für die Überfahrt kommen einerseits private Segelboote infrage, bei denen man über Onlineportale als Hilfskraft anheuern kann. Wenn man ein wenig Glück hat, findet man also eine kostenlose und nahezu CO2-neutrale Überfahrt, für die man an Bord arbeiten muss. Das klingt nicht schlecht, doch es gibt Nachteile. Einmal ist es nicht sicher, ob überhaupt ein Schiff in dem von uns benötigten Zeitraum ablegen und dann auch noch rechtzeitig zur Hochzeit in Australien ankommen wird. Hinzu kommen weitere Variablen, wie das Wetter. Vor allem aber sind die meisten Segelschiffe nicht deshalb unterwegs, um schnell von A nach B zu kommen. Vielmehr geht es darum, viele Zwischenstopps einzulegen und die Zeit zu genießen. Alles in allem lässt sich diese Art des Reisens nur schlecht planen.

Andererseits besteht die Möglichkeit, mit einem Frachtschiff zu reisen. Doch wie kommt man überhaupt an eine solche Passage heran? Wir finden heraus, dass die Ozeanriesen meistens ein paar wenige freie Kabinen haben, die man über bestimmte Reiseagenturen mieten kann. Allerdings sind die Kabinen mit zugehöriger Vollverpflegung sehr teuer – man muss mit über hundert Euro pro Tag rechnen. Der Vorteil ist: Diese Schiffe haben einen einigermaßen festen Zeitplan und sind sehr daran interessiert, ihre Route schnell zu absolvieren. Kurz überschlagen wir, wie viel Zeit uns überhaupt zur Verfügung steht. Alles in allem hätten wir zweieinhalb Monate zwischen dem Ende des Studiensemesters und der Hochzeit, um nach Australien zu kommen. Die Reise mit einem Frachtschiff ist die einzige machbare Option.

Aber da ist noch eine ganz andere Frage, die schnell in den Vordergrund rückt: Wie klimafreundlich ist das Reisen mit einem Frachtschiff überhaupt? Ein reines Passagierschiff käme aufgrund seiner Emissionen und seiner Auswirkungen auf die Ökosysteme für uns nicht in Betracht. Frachtschiffe hingegen sind unterwegs, um Güter zu befördern – Reisende machen hier kaum einen Unterschied. Und dennoch. Frachtschiffe gelten als wahre »Dreckschleudern«. Wir recherchieren weiter und stellen fest, es gibt einige Gründe, die dafür sprechen, dass das Reisen auf ihnen nur einen sehr geringen Klimaeffekt hat (→ Infobox 1). Man kann es sich ein bisschen so vorstellen wie eine teure Variante des Trampens: Man nutzt zwar eine umweltschädliche Industrie, um voranzukommen, unterstützt diese dabei aber nur geringfügig. Hundertprozentig zufrieden sind wir mit dieser Lösung nicht. Einen anderen Weg scheint es nicht zu geben, nicht ans andere Ende der Welt.

Mit diesen Gedanken im Kopf setzen wir also eine Mail an eine der Frachtschiffagenturen auf und erkundigen uns nach verschiedenen Möglichkeiten, nach Australien zu kommen. Ein paar Tage später erhalten wir bereits erste Informationen zu verschiedenen Reiserouten. Schnell wird klar, dass die beste Variante für uns eine Schifffahrt von Hongkong nach Brisbane wäre. Das hieße auch, dass wir für unseren Weg nach Hongkong nach einer klimafreundlicheren Reisealternative Ausschau halten können. Außerdem würden wir viel mehr von verschiedenen Ländern sehen und fremde Kulturen kennenlernen, als wenn wir direkt von Europa nach Australien per Frachtschiff reisen würden. Wir beide haben durch unsere Jobs vor und neben dem Studium ein bisschen Geld ansparen können, da uns unsere Eltern finanziell unterstützen und Giulia noch bei ihrer Mutter Monika wohnt, um den hohen Mieten in Zürich zu entgehen. Zwar sind wir alles andere als begeistert von den Preisen des Frachtschiffs, doch es würde gerade so ins Budget passen. In diesen Tagen nimmt unsere Idee Formen an. Doch bevor wir uns darum kümmern können, wie man am besten von Zürich nach China kommt, wartet eine weitere Welle von Prüfungen auf uns. Kurz darauf sagt Lorenz Tschüss und fährt mit dem Zug nach Leeds, um dort sein Austauschsemester zu absolvieren.

In den nächsten Wochen kommt uns zu Ohren, dass Miro, ein lieber Studienkommilitone, im Sommer ebenfalls eine Zugreise nach China plant. Nach einer gemeinsamen Vorlesung mit Giulia spricht sie ihn an, und es stellt sich heraus, dass Miro genau wie wir nach Semesterende losfahren möchte. Euphorisch entscheiden wir uns dafür, den ersten Teil unserer Reise zusammen anzutreten. So treffen sich Miro und Giulia ab und zu zwischen den Vorlesungen, tauschen sich aus und besprechen die verschiedenen Möglichkeiten und Routen.

»Levin, mein Kollege, hat mir erzählt, dass es in den Zügen heißes Wasser gibt, für Suppen und Tee«, teilt Miro Giulia sein neuestes Wissen mit. Und Giulia gibt dann per Videokonferenz Lorenz alle Informationen schön weiter. In Bibliotheken leihen wir uns verschiedenste Reiseführer aus, blättern vor dem Zubettgehen darin und schmökern, wann immer es unsere Zeit erlaubt.

Allmählich spricht sich herum, was wir für den Sommer planen. Freunde, die Zentralasien und Russland mit der Bahn bereist haben, verraten uns Tipps und Tricks, und auch im Internet stoßen wir auf Tausende Reiseberichte und viele hilfreiche Informationen.

Langsam kristallisiert sich unsere Reiseroute heraus: per Zug ein paar Tage Moskau, dann nach Irkutsk beim Baikalsee, anschließend quer durch die Mongolei mit Stopp in Ulaanbaatar, von dort runter nach Beijing und schließlich über Shanghai nach Hongkong. Gerade als wir alles schön beieinanderhaben, bekommen wir eine Nachricht von der Schiffsagentur: Unser inzwischen gebuchtes Frachtschiff fährt wegen geänderter Marktlage nicht mehr. Ein Szenario, das wir hätten einkalkulieren müssen. Solche Fahrplanänderungen sind bei Frachtschiffen nämlich nicht ungewöhnlich, da Passagiere nicht der eigentliche Zweck der Fahrt sind.

»Echt jetzt!«, seufzt Lorenz. »Die Reiseplanung ist ja anstrengender als gedacht!«

Schnell erkundigen wir uns nach Alternativen. Glücklicherweise gibt es noch welche: Ein Schiff fährt von Singapur nach Perth und eines von Qingdao nach Brisbane. Die zweite Variante passt für uns um einiges besser, und so streichen wir Shanghai und Hongkong...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Reisen Reiseberichte
Geisteswissenschaften Psychologie Entwicklungspsychologie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie
Technik
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ISBN-10 3-7325-8652-9 / 3732586529
ISBN-13 978-3-7325-8652-3 / 9783732586523
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