Virusökologische Untersuchungen zur Bornaschen Krankheit in Bayern - Manon Bourg

Virusökologische Untersuchungen zur Bornaschen Krankheit in Bayern

(Autor)

Buch
148 Seiten
2018
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-6700-7 (ISBN)
34,80 inkl. MwSt
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Die Bornasche Krankheit wird durch das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1), einem Virus aus der Ordnung Mononegavirales, ausgelöst. Vor allem Pferde und Schafe können an dieser tödlich endenden Krankheit, die eine Meningoenzephalitis auslöst, erkranken. Aufgrund epidemiologischer Untersuchungen wird seit längerem ein natürliches Virus-reservoir in den Endemiegebieten vermutet. In der Schweiz wurde BoDV-1 im Jahre 2006 bei Feldspitzmäusen (C. leucodon) nachgewiesen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war die Charakterisierung des Virusreservoirs in den Endemiegebieten in Bayern. Das Hauptaugenmerk wurde auf die Rolle der Feldspitzmaus und die unterschiedlichen Verläufe der Infektion bei den Kleinsäugern gelegt. Zusätzlich sollten zuverlässige Nachweise einer BoDV-1-Übertragung von der Spitzmaus auf das Pferd erbracht werden. In einem zweiten Teil der Studie wurde untersucht, ob sich Füchse (Vulpes vulpes), Dachse (Meles meles) und andere kleinen Karnivoren durch den Kontakt mit BoDV-1-infizierten Feldspitzmäusen anstecken und als Reservoir fungieren können.
Für den ersten Teil der Studie wurden insgesamt 337 Kleinsäuger, davon 87 Soricidae, 122 Muridae und 128 Cricetidae aus der Schädlingsbekämpfung von 16 Pferdebetrie-ben beziehungsweise von Privatpersonen aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen untersucht. Elf Betriebe aus Endemiegebieten in Bayern verzeichneten mindestens einen Fall von equiner Bornascher Krankheit. Die Auswertung der Betriebsdaten zeigte unter anderem, dass die Umgebung der Betriebe mit den Habitatbedingungen von C. leucodon korrelierte und es in fast allen Betrieben offene Zugänge zu Ställen und Fut-terkammern gab, die ein Endringen von Kleinsäugern ermöglichten. Die Kleinsäuger wurden auf anti-BoDV-1-Serumantikörper mittels indirektem Immunofluoreszenztest (IIFT) und auf BoDV-1-RNA mittels RT-qPCR und nested-RT-PCR untersucht. BoDV-1-positive Tiere und Kontrolltiere wurden zusätzlich mittels Immunhistologie (IHC) und In-situ-Hybridisierung (ISH) auf BoDV-1-Antigen, genomische und messenger RNA untersucht und die virale RNA wurde sequenziert.
Bei fünf C. leucodon waren BoDV-1-RNA und -Antigen im zentralen und peripheren Nervensystem, sowie in peripheren Organen und Geweben nachweisbar. Von diesen fünf C. leucodon waren drei seropositiv mit Titern bis zu 1:20480, eine wies einen Titer von <1:10 auf, und von einer C. leucodon war kein Serum verfügbar. Zwei C. leucodon waren nur serologisch positiv. Die BoDV-1-positiven C. leucodon stammten aus zwei Betrieben im Landkreis Günzburg in Schwaben. Der Vergleich der Virussequenzen einer BoDV-1-positiven C. leucodon und einem an BD erkrankten Pferd aus demselben Betrieb ergab eine 100% Homologie. Zusätzlich konnte eine 98% Homologie zu anderen Feldisolaten aus dem Cluster Baden-Württemberg und Bayern II festgestellt werden (über 2150 Nukleotide). Desweiteren wurden noch bei sechs Soricidae, vier Muridae und einer Cricetidae anti-BoDV-1-Antikörper mit Titern bis zu 1:320 festgestellt.
Im zweiten Teil der Studie wurden Blut- und Gehirnproben von 232 Rotfüchsen, elf Dachsen, einem Mauswiesel (Mustela nivalis) und einem Iltis (Mustela putorius) aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen auf anti-BoDV-1-Serumantikörper, BoDV-1-RNA und ggf. auf BoDV-1-Antigen mittels IIFT, RT-qPCR, nested-RT-PCR und IHC untersucht. Eine speziell entwickelte pan-Borna-RT-PCR, die auch das zoonotische VSBV-1 erkennt, sowie eine metagenomische Analyse von drei repräsentativen Ge-hirnproben wurden weiterhin angewendet. Insgesamt lagen bei 38 von 238 untersuchten Kleinsäugerseren (37 Füchse und ein Dachs) anti-BoDV-1-Antikörper vor. Die Titer reichten von 1:40 bis 1:2650. Die positiven IIFT-Resultate wurden mit Hilfe eines Wes-tern Blots bestätigt. Es konnte kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen dem Vorkommen von seropositiven Füchsen aus Endemie- und Nichtendemiegebieten fest-gestellt werden. Histologisch wiesen 16 Rotfüchse eine nicht-eitrige (Meningo-) Enze-phalitis auf. Es konnte jedoch weder BoDV-1-Antigen noch -RNA im Gehirn der Tiere nachgewiesen werden. Bei sechs von zehn Füchsen wurde eine Staupeinfektion fest-gestellt, allerdings konnte bei den restlichen zehn Tieren die Ursache der Enzephalitis nicht geklärt werden. Tollwut, Staupe, Aujeszky’sche Krankheit, Toxoplasmose, Parvo-virose, sowie Infektionen mit Flaviviren und caninen Adenoviren konnten ausgeschlos-sen werden.
Abschließend kann C. leucodon als Reservoirwirt für BoDV-1 in Bayern bestätigt wer-den. Es kann von einer BoDV-1-Übertragung von infizierten C. leucodon auf das Pferd ausgegangen werden. Die BoDV-1-Infektion der Kleinsäuger kann sich in unterschied-lichen Infektionsverläufen manifestieren. Füchse und Dachse stellen aufgrund bisher vorliegender Daten kein Reservoir für Bornaviren in Deutschland dar.
Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Edition Scientifique
Sprache deutsch
Maße 146 x 210 mm
Gewicht 203 g
Themenwelt Veterinärmedizin Klinische Fächer Krankheitslehre
Schlagworte Doktorarbeit • Uni • Wissenschaft
ISBN-10 3-8359-6700-2 / 3835967002
ISBN-13 978-3-8359-6700-7 / 9783835967007
Zustand Neuware
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