Die Wikinger - Der Thron von Tara (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
557 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-3978-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Wikinger - Der Thron von Tara -  James Nelson,  James L. Nelson
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Irland, im 9. Jh.: Während sich viele seiner Männer mit dem Leben in der Fremde angefreundet haben, zieht es Thorgrim Nachtwolf zurück nach Norwegen. Doch sein Schiff ist zerstört, und Thorgrim hat keine andere Wahl, als bei einem fremden Herrn anzuheuern. Bald merkt er: Die Nordmänner sind tief verstrickt in die Machtkämpfe der irischen Regionalmächte. Ehe er sich's versieht, stecken er und sein Sohn mitten im Kampf um den Thron von Tara. In einem Kampf, der sie auf die Probe stellen wird wie keiner zuvor ...




Bevor er begann, über das Segeln zu schreiben, lebte und arbeitete James L. Nelson sechs Jahre lang an Bord traditioneller Segelschiffe. Seine zahlreichen Sachbücher und Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit Preisen der American Library Association. Nelson liest in ganz Amerika aus seinen Büchern und tritt regelmäßig im Fernsehen auf. Er lebt mit seiner Frau Lisa und den gemeinsamen Kindern in Harpswell, Maine.

Bevor er begann, über das Segeln zu schreiben, lebte und arbeitete James L. Nelson sechs Jahre lang an Bord traditioneller Segelschiffe. Seine zahlreichen Sachbücher und Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit Preisen der American Library Association. Nelson liest in ganz Amerika aus seinen Büchern und tritt regelmäßig im Fernsehen auf. Er lebt mit seiner Frau Lisa und den gemeinsamen Kindern in Harpswell, Maine.

1. Kapitel


Wörter bringen mich nicht zu Fall.
Ich, der Schlachterprobte,
Tod vieler Männer,
ließ mein Schwert für mich sprechen.

Gisli Surssons Saga

In den dunklen Stunden vor dem Morgengrauen ruhten die Langschiffe wie schlafende Raubvögel – dunkel, still, mit gefalteten Flügeln.

Ein halbes Dutzend von ihnen hob und senkte sich in der vom Meer hereinkommenden Dünung. Davon abgesehen verweilten sie reglos, die Segel eingerollt und die Rahen längs gestellt. An jeder Reling hingen runde Schilde aufgereiht. Eine Meile vor ihrem Bug, vor den anmutig gebogenen Steven, deren hartes Eichenholz mit Drachen- und Vogelschnitzereien verziert war, erstreckte sich die Südküste von Irland, der Einschnitt in der Küstenlinie, wo das Wasser dem Kloster von Cloyne am nächsten kam. Das Festland war so gerade eben zu erkennen, ein dunkel aufragender Umriss, der sich im Licht des Halbmonds über ihnen abzeichnete.

Die Flotte war von Dubh-Linn gekommen, unter Segeln und Rudern erst südwärts gefahren, dann nach Westen entlang der Küste. In der letzten Nacht hatten die Mannschaften ihre Schiffe auf einen sandigen Strand ein paar Meilen entfernt gezogen. Einige Stunden vor der Morgendämmerung hatten die Männer, schlaftrunken und missgelaunt, die Schiffe wieder ins Meer geschoben. Es war eine windstille Nacht, also legten sie das letzte Wegstück längs der Küste mit den Rudern zurück, bis sie an die Flussmündung kamen – die Stelle, wo sie an Land gehen und das Rath, die Stadt sowie das Kloster dort überrollen wollten. In einer Stunde wollten sie jeden Mann, jede Frau und jedes Kind innerhalb von drei Meilen in ihrer Gewalt haben, Menschen, die – wie sie hofften! – im Augenblick nicht einmal ahnten, dass die Wikinger vor ihren Toren standen.

Die Schiffe waren unterschiedlich groß. Die kleineren bargen zwanzig oder dreißig Krieger in ihrem Inneren und waren damit schon überfüllt. Die größeren Langschiffe boten Ruderbänke für vierzig Mann, während ihre Rümpfe mit Leichtigkeit die doppelte Menge aufnehmen konnten. Insgesamt warteten beinahe dreihundert Wikinger nervös in der Morgenkühle.

Es war nicht der bevorstehende Kampf, der ihnen Sorgen bereitete. Ganz im Gegenteil: Die Aussicht auf eine blutige Schlacht munterte sie auf. Darum waren sie hier! Viele der Männer standen in Gedanken bereits im Schildwall, während sie dumpf in der Finsternis brüteten. Sie malten sich ihre Schwertstöße aus und das Gefühl einer Streitaxt, wie sie ihr Ziel traf. Diese Vorstellung tröstete sie.

Es war die Dunkelheit, die sie nicht mochten. Die Nordmänner hassten die Dunkelheit. Auch wenn kein lebender Mensch ihnen Furcht einflößen konnte, so fürchteten sie doch jene dräuenden Dinge im Schatten, die nicht von dieser Welt waren, die in verborgenen Winkeln an Land lauerten oder, schlimmer noch, im schwarzen Wasser unter dem Kiel. So saßen sie also auf ihren Ruderbänken und richteten ihre Rüstung und die Waffen, diese Männer aus dem Norden, und sie warteten auf die Wiederkehr der Sonne und den Befehl, die Ruder aufzunehmen und auf die ferne Küste zuzuhalten.

Von dem Heck des Langschiffs, das als Schwarzer Rabe bekannt war, schaute Thorgrim Nachtwolf zum Land. Eine Hand ruhte auf dem Griff seines Schwertes. Mit der anderen zupfte er an der Fibel, die den Fellmantel um seinen Hals hielt, und löste seine Barthaare aus dem fein gearbeiteten Metall. Sein Gesichtshaar war nicht mehr so kohlrabenschwarz wie in jüngeren Tagen. Wenige Wochen zuvor hatte er sein Spiegelbild in einem Silberkelch erblickt und feststellen müssen, dass sein Bart jetzt von Weiß durchsetzt war und dem letzten Winterschnee glich, der sich an schattigen Plätzen hielt und einfach nicht schmelzen wollte.

Er spürte, wie das Schiff im Wellengang leicht eindrehte. Schon wandte er sich um und wollte den Rudergänger anweisen, den Rumpf in Position zu halten. Doch gerade rechtzeitig erinnerte er sich daran – nicht zum ersten Mal! –, dass er nur als Gast an Bord war und keine Befehlsgewalt besaß, selbst wenn man ihm einen Ehrenplatz achtern eingeräumt hatte.

Der Mann, dem das Schiff gehörte, der Mann, der den Nordmännern auf den Ruderbänken befahl, hieß Arinbjorn Thoruson, und sein makelloses Lächeln hatte ihm den Namen Arinbjorn Weißzahn eingebracht. Thorgrim konnte ihn an der gegenüberliegenden Reling gerade noch ausmachen. Er überlegte, ob er die Bewegung des Schiffes ansprechen sollte. Doch noch sah es nicht so aus, als würden sie gegen eines der anderen Boote stoßen, also behielt Thorgrim seine Meinung für sich. Er war kein Mann, der das Wort ergriff, wenn eine Sache ihn nichts anging, und oft genug schwieg er selbst dann lieber.

Als hätte er gespürt, dass Thorgrim ihn anblickte, überquerte Arinbjorn das schmale Deck und stellte sich neben ihn. Er nickte in Richtung der Küste. »Was meinst du, Thorgrim?«, fragte er, mit einer beiläufigen Note in seiner Stimme, einer Lässigkeit, die an Thorgrims Nerven zerrte. »Diese Iren, werden sie uns was entgegensetzen?«

»Das ist schwer zu sagen, bei den Iren.« Thorgrim wählte seine Worte mit Bedacht. Er hielt sich nun schon seit fast einem halben Jahr in Irland auf, hatte viel über das Land und die Bevölkerung gelernt, und im Großen und Ganzen verachtete er beides. Die meisten der Männer, die mit ihm und Ornolf dem Rastlosen aus Norwegen gekommen waren, hatten den Tod gefunden bei all den Gewalttätigkeiten, die der Krone der Drei Königreiche zu folgen schienen wie ein Schwarm wütender Bienen. Jene, die überlebt hatten, waren am Ende in einem aus Holz und Fellen gefertigten irischen Boot auf die hohe See hinausgetrieben, bis die große Flotte von Olaf dem Weißen sie auf ihrem Weg nach Dubh-Linn aufgelesen hatte.

»Schwer zu sagen«, wiederholte Thorgrim. Arinbjorn stand nur wenige Fuß entfernt, eine dunkle Gestalt in Schwarz und Grau, die im Mondlicht und unter dem Fellumhang massig wirkte. Seine Zähne schimmerten in der Dunkelheit. Thorgrim wandte den Blick ab und schaute in Richtung der Küstenlinie. Er hatte das Gefühl, dass die Dämmerung näher rückte und das Land schon viel besser zu sehen war. »Manchmal laufen sie beim Anblick eines Langschiffs gleich davon«, führte er aus. »Manchmal halten sie stand und kämpfen. Oft hängt das von ihren Nachbarn ab. Jeder dritte Ire ist König über irgendeine Kuhweide. Wenn sie miteinander im Krieg stehen, fehlen ihnen die Männer oder der Mumm für den Kampf mit uns. Wenn sie sich allerdings gegen uns zusammentun, können sie eine anständige Streitmacht zu Felde führen und uns ernsthaft zusetzen.«

Arinbjorn schwieg eine Weile. »Ich verstehe«, sagte er schließlich. »Nun, bald genug werden wir sehen, wie die Dinge hier liegen.«

Thorgrims Geist wanderte zu dem Tag zurück, da er zuletzt in Erwartung eines Kampfes auf dem Deck eines Wikingerboots gestanden hatte. Das war bei der Eroberung Dubh-Linns gewesen, und am Ende hatte es keine große Anstrengung erfordert. Olafs Streitmacht war überwältigend und Dubh-Linn inzwischen kein Vorposten mehr, der sich mit Müh und Not an der irischen Küste hielt. Es war eine echte Ansiedlung mit Händlern und Braumeistern und Schmieden und Zimmerleuten, mit allen Arten von Kaufleuten und Handwerkern, die sich keinen Deut darum scherten, wer die Stadt regierte, solange man sie nur in Ruhe ihren Lebensunterhalt verdienen ließ. Die paar Dänen, die bereit waren, für die Verteidigung Dubh-Linns ihr Leben zu lassen, starben schnell, und der Rest hieß die Neuankömmlinge mit einem Achselzucken willkommen.

Ornolf der Rastlose und Olaf der Weiße kannten sich seit Jahren und waren gute Freunde. Beide liebten Speis und Trank und Frauen, und all das bot der aufblühende Longphort im Überfluss. Bald verkündete Ornolf, dass dieses neue Dubh-Linn ein Ort war, der es vermutlich sogar mit Walhalla aufnehmen könne, nur ohne die Mühe, Tag für Tag zu Felde ziehen und seine Festgenossen erschlagen zu müssen. Ornolf hatte zunächst bei Odin geschworen, dass er so schnell wie möglich nach Norwegen zurückkehren werde. Aber die Schwüre wurden immer seltener mit jeder Nacht, die er in der Festhalle verbrachte. Schließlich, als ohnehin niemand mehr seinen Beteuerungen glaubte, hörte er auch damit auf, sich selbst etwas einzureden.

Thorgrim war mittlerweile überzeugt, dass es heller wurde, und überall auf dem Schiff bewegten sich die Männer, wie vom ersten Grau der Morgendämmerung zum Leben erweckt. Thorgrim konnte seinen Sohn Harald erkennen, auf der vierten Ruderbank von hinten, Backbordseite. Der Junge war gewachsen, seit sie mit Ornolf, Haralds Großvater, von Vik losgesegelt waren. In vielerlei Hinsicht gewachsen. Körperlich war er nun zweimal der Jüngling, der er damals gewesen war. Er war inzwischen mindestens so groß wie Thorgrim, vielleicht größer. Thorgrim wollte nicht darüber nachdenken.

Auch an den Armen und am Brustkorb hatte Harald zugelegt. Er gehörte zu der Art Mann, die nie müßig herumstehen konnte. Wenn es etwas zu tun gab, war er als Erster zur Stelle, und wenn es keine Arbeit gab, dann fand er welche.

In Dubh-Linn waren sie bei einem Grobschmied aus Trondheim untergekommen, einem Mann namens Jokul, und bei seiner schönen irischen Frau. Unter den Handwerkern, die nach Dubh-Linn gekommen und geblieben waren, all den Zimmerleuten und Kammmachern, Gerbern und Goldschmieden, wurden die Schmiede am häufigsten nachgefragt, und unter ihnen galt Jokul als der Beste. Sein Haus und seine Werkstatt waren größer und besser ausgestattet als die meisten anderen.

Dennoch hatte der Schmied den beiden Männern aus Vik zuerst nur widerwillig einen Platz in seinem Haus vermietet. Tatsächlich war es seine Frau Almaith gewesen, die...

Erscheint lt. Verlag 26.5.2017
Reihe/Serie Nordmann-Saga
Übersetzer Alexander Lohmann
Sprache deutsch
Original-Titel Dubh-Linn
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 9. Jahrhundert • 9. Jh • Abenteuer • Bernard Cornwell • Bernhard Cornwell • Cornwell Der Flammenträger • Cornwell Flammenträger • Für Männer • Historical • Historienroman • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Indiana Jones • Irland • Jahrhundert Trilogie • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • Königreich • Kreuzzüge • Marion Zimmer Bradley • Mittelalter • Mittelalter (8.-15. Jh.) • Nordmänner • Northmen • Norwegen • Rebecca Gable • Reihe • Schiffahrt • Schifffahrt • Schlacht • Schlachten • Schweden • Serie • Spannung • Verschwörung • Vikings • Warringham • Wikinger
ISBN-10 3-7325-3978-4 / 3732539784
ISBN-13 978-3-7325-3978-9 / 9783732539789
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