Der Totengräber und der Mord in der Krypta (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ein neuer Fall für Leopold von Herzfeldt | Die historische Krimireihe mit Wien-Setting: perfekt zum Schmökern

***** 2 Bewertungen

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2023 | 1. Auflage
528 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2920-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Totengräber und der Mord in der Krypta -  Oliver Pötzsch
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Inspektor Leopold von Herzfeldt und Totengräber Agustin Rothmayer auf der Spur eines skrupellosen Mörders Wien, 1895: In der Gruft unter dem Stephansdom finden Touristen zwischen Knochen und Schädeln eine männliche Leiche: Das Gesicht vor Entsetzen verzerrt, ansonsten unversehrt. Ist der Mann vor Angst gestorben? Was hat ihn dermaßen in Panik versetzt? Während im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts der Spiritismus grassiert und an jeder Ecke Séancen abgehalten werden, pochte der Tote - ein Gelehrter - auf die Naturwissenschaften und deckte Schwindler auf. Hat er sich dabei die Finger verbrannt? Parallel zu den von Leopold von Herzfeldt geführten Ermittlungen wird der Totengräber Augustin Rothmayer durch seine Adoptivtochter Anna auf etwas anderes aufmerksam: Im Waisenhaus der Stadt verschwinden immer wieder Kinder ... Vergreift sich jemand an den Schutzlosen oder geht wirklich ein Geist um in der Donaumetropole? *** Sie lieben historische Unterhaltung auf höchstem Niveau? Lernen Sie das ungewöhnlichste Ermittlerduo der Kriminalliteratur kennen und wandeln Sie im Wien des 19. Jahrhunderts! 

Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der Henkerstochter-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der Henkerstochter-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

Prolog


Wien, Stephansdom, am Samstagabend
des 17. August 1895

Mesner Josef Waldleitner öffnete die Tür zur Gruft, und ein eisiger Windhauch streifte sein Gesicht. Die Luft roch nach Staub, Moder, Fäulnis und einem ganz speziellen Odem, den vermutlich nur Waldleitner wahrnahm. Es war der Duft von uralten zerfallenen Knochen.

Der Duft des Todes, dachte der betagte Mesner und steckte den Bund mit den rostigen Schlüsseln wieder ein. Irgendwann riechen wir alle so.

Eine steile Steintreppe führte nach unten, die Stufen waren ausgetreten von Generationen von Geistlichen, die sich hier hinabbegeben hatten. Trotz der späten Uhrzeit herrschten draußen auf dem Platz vor dem Stephansdom noch hochsommerliche Temperaturen. Dennoch fröstelte Waldleitner, instinktiv nestelte der alte Mann an seiner verschlissenen Kutte. Ihm kam es vor, als würde die Treppe nicht nur in ein tieferes Stockwerk, sondern auch in eine andere Jahreszeit führen, ja, in ein anderes Jahrhundert. Der Mesner bekreuzigte sich, dann wandte er sich an die kleine Gruppe, die ungeduldig hinter ihm wartete.

»Ich hoffe, die werten Damen und Herren haben nichts gegen eine angenehm kühle Brise«, sagte Waldleitner. »Denken Sie immer dran, die Toten dort unten haben sogar noch weniger an, und sie frieren nicht.«

Sein Blick streifte zwei halbwüchsige Mädchen in viel zu dünnen Sommerkleidern. Sie standen neben einer verkniffen dreinschauenden Dame mit Strohhut, bei der es sich offenbar um die Mutter handelte. Die Mädchen kicherten und wurden ein bisschen rot, woraufhin der Vater hinter ihnen verärgert mit seinem Gehstock auf den Boden pochte.

»Pauline, Adelheid, benehmt euch gefälligst! Wir sind hier nicht im Wurstelprater!« Ebenso wie die anderen hielt der elegant gekleidete Herr in Frack und Zylinder eine brennende Kerze in der Hand, die im Zugwind des Grufteingangs leicht flackerte.

»Können wir dann endlich mal los?«, schimpfte ein weiterer Besucher, ein junger Student, der mit seinem Begleiter offenbar schon einiges getrunken hatte. Er schob sich die Schirmmütze aus dem verschwitzten Gesicht. »Der Karl und ich wollen später noch in so ’nem Beisl auf die Knochenkasper anstoßen.« Er rülpste hinter vorgehaltener Hand, woraufhin ihn die Dame mit dem Hut böse anstarrte.

Mesner Josef Waldleitner seufzte leise. Diese sogenannten Touristen waren wirklich eine Plage! Seit einigen Jahrzehnten sah man sie immer häufiger in Wien. Oft waren es Piefkes aus Berlin oder Frankfurt, die großsprecherisch auftraten und später in den Wiener Kaffeehäusern Kamillentee bestellten, weil sie sich an den deftigen österreichischen Mehlspeisen überfressen hatten. Oder sie stürmten wie die Hunnen die Heurigen und verlangten von der Kapelle einen preußischen Marsch. Aber sie brachten nun mal Geld in die Stadt, und das hatten viele Wiener bitter nötig. Der große Börsenkrach lag noch nicht lange zurück, das Leben wurde immer teurer – auch das Leben eines kleinen Mesners im Stephansdom.

Waldleitner griff zu seiner Laterne und betrat die erste der schlüpfrigen Steinstufen. »Folgen Sie mir bitte mit dem nötigen Respekt«, wandte er sich an die kleine Gruppe. »Und achten Sie darauf, dass Ihre Kerzen nicht ausgehen, man kann sich hier leicht verirren. Wer weiß, welche Geister hier des Nachts herumspuken?«

»So manches Weibsbild ist schon zu Lebzeiten ein jammernder, bleicher Geist«, flüsterte der Student und sah zu der schmallippigen Dame mit dem großen Strohhut hinüber. Die beiden jungen Männer lachten und stiegen hinter der Familie hinunter in die Gruft.

Während Waldleitner mit der Laterne vorausging, fragte er sich zum wiederholten Mal, ob es ein Fehler gewesen war, heute noch mit ein paar Touristen in die Stephansgruft zu steigen. Der Domkurat hatte am Vormittag schon so argwöhnisch geguckt, fast so, als ahnte er etwas. Als die Frankfurter Familie auf Waldleitner zugekommen war, wollte er fast schon ablehnen. Aber dann waren auch noch die zwei Berliner Studenten aufgetaucht und hatten ein hübsches Sümmchen geboten. Verdammt, wusste der feine Herr Domkurat eigentlich, was für ein erbärmliches Gehalt er, Waldleitner, als Dom-Mesner bekam? Da durfte man sich ja wohl ein bisschen etwas dazuverdienen. Und wen störte es schon? Die Toten ja wohl kaum, von denen hatte noch keiner gemeckert und von Störung der Totenruhe gesprochen.

Mittlerweile hatten sie den Kellergang erreicht, von dem zur Rechten und zur Linken einzelne hohe Grabkammern abgingen. Es roch feucht und modrig, der Steinboden war mit einer schleimig glitschigen Schicht überzogen. Waldleitner leuchtete in eine der Kammern hinein, und prompt ertönte hinter ihm ein erschrockener Ausruf. Es war das ältere der beiden Mädchen.

»Brrr, da sind ja Totenschädel! Papa, die starren mich an!«

Tatsächlich stapelten sich unter einem vermauerten Torbogen mehrere Reihen Schädel, im Licht der Laterne und der flackernden Kerzen schienen sie die Touristen anzugrinsen. Daneben hatte jemand einen hohen Knochenturm aufgeschichtet, der aussah, als könnte er jeden Moment zusammenstürzen.

Der Student mit der Schirmmütze feixte. »Was hast du denn gedacht, Kleine, was hier auf uns wartet? Ein Gespenst, das dir gebrannte Mandeln verkauft?« Mit gelangweilter Miene wandte er sich an Waldleitner. »Wie viele Tote liegen eigentlich in dieser Gruft?«

»So genau wissen wir es nicht, es sind wohl weit über zehntausend.« Der Mesner zuckte die Achseln. »Es könnten auch noch viel mehr sein, etliche Kammern hat man vor langer Zeit zugemauert. Keiner weiß, was sich dahinter befindet.«

Der Herr mit dem Zylinder pfiff durch die Zähne. »Eine Stadt unter der Stadt, höchst bemerkenswert!«

Waldleitner nickte. »In früherer Zeit gab es um den Stephansdom einen Friedhof, doch der wurde unter Kaiser Josef wegen der giftigen Miasmen geschlossen. Als die große Pest kam, wurden die Toten dann einfach mit einer Rutsche hier unten abgeladen.« Er machte eine auffordernde Handbewegung. »Folgen Sie mir bitte, und achten Sie unbedingt auf Ihre Schritte! Es liegen überall Knochen herum …«

Von irgendwoher kam ein Windzug und ließ Waldleitners Kutte flattern, als würden Leichenhände daran zerren. Der Mesner wusste, dass dies nur Einbildung war. Dafür war er viel zu oft hier unten in der Stephansgruft. Erst gestern hatte er eine größere Gruppe durch die Katakomben geführt, da war auch wieder so ein Neunmalkluger dabei gewesen. Jedes Mal, wenn Waldleitner zu einer Geistergeschichte angesetzt hatte, war der Kerl mit irgendwelchen dummen Fragen dazwischengegangen. Als ob irgendwen die genaue Temperatur oder eine Jahreszahl interessierte! Die Menschen wollten sich gruseln, das war alles.

Manchmal half Waldleitner beim Gruseln auch ein wenig nach, gegen entsprechende Bezahlung natürlich.

Seit die Katakomben vor etwa hundert Jahren geschlossen worden waren, waren immer wieder Kirchendiener mit zahlungswilligen Besuchern hinabgestiegen. Das war zwar verboten, aber die Kirche hatte stets ein Auge zugedrückt. Hauptsache, man ging nicht hinüber in die Bischofsgruft oder gar in die Krypta der Habsburger. Aber für verplombte Fürstensärge begeisterten sich die Leute ohnehin nicht so sehr wie für bleiche Schädel, moosige Knochen und schaurige Geschichten. Und von alldem gab es hier reichlich!

In alten Erzählungen war von einem infernalischen Gestank die Rede, der durch die Decke gedrungen war, bis hinauf zum Domplatz. Andere munkelten von Seufzern und Schreien der Verstorbenen, die man oben im Dom gehört hatte. Als die Kammern schließlich nicht mehr ausreichten, waren besonders mutige Geistliche, aber auch dazu verdonnerte Sträflinge hinabgestiegen und hatten die Gebeine zusammengeschaufelt, um mehr Platz zu schaffen. Die Rede ging von einem Häftling, den man dort unten vergessen hatte. Seine Leiche war erst viel später gefunden worden, den mumifizierten Mund geformt zum stummen Schrei, als hätten ihm Hunderte Geister persönlich die Hand geschüttelt.

Mittlerweile hatte die Besuchergruppe eine weitere der großen Kammern erreicht. Waldleitner hörte hinter sich ein erschrockenes Aufkeuchen aus mehreren Kehlen, er nickte zufrieden. Dieser Raum machte immer besonders viel Eindruck.

Schädel und Gebeine lagen wild durcheinander. Einige der Leichname waren nicht vollständig zerfallen, ausgetrocknete Sehnen und modrige Kleidungsstücke hielten sie notdürftig zusammen. An einer nahen Wand lehnte eine vertrocknete Frauenleiche, eingehüllt in schmutzig schwarze Lappen, die wohl einst ein prächtiges Kleid gewesen waren. Fetzen eines Schleiers klebten am Schädel, darunter sah man die Überreste strähnigen Haars. An einem der skelettierten Füße hing noch ein ledriger Schuh.

Das ältere der beiden Mädchen schrie entsetzt auf und hielt sich die Hand vor den Mund, während die jüngere Schwester mit sichtlicher Faszination auf die mumifizierte Leiche starrte.

»Heinz Rüdiger!«, rief die Frau mit dem Hut aus. »Das ist ja entsetzlich! Wir hätten mit den Mädchen niemals hierhergehen sollen.«

»Mathilde, beruhige dich!«, beschwichtigte ihr Mann sie und hielt...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2023
Reihe/Serie Die Totengräber-Serie
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Buch • Entwicklung • Fakten • Fiktion • Friedhof • Geschichte • Henkerstochter • historisch • Jahrhundertwende • Krimi • Kriminalistik • Medizin • Rechtsmedizin • Roman • Schmöker • spannend • Tote • Wien
ISBN-10 3-8437-2920-4 / 3843729204
ISBN-13 978-3-8437-2920-8 / 9783843729208
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5 Der Totengräber und der Mord in der Krypta – super spannend

von (Marienfeld), am 23.09.2023

Eigentlich lese ich keine Bücher aus einer bestehenden Reihe, aber zum Glück habe ich hier eine Ausnahme gemacht. Der Krimi lässt sich wunderbar auch als alleinstehendes Buch lesen, alle Personen werden vorgestellt, und ich hatte nicht Gefühl, dass mir Informationen fehlten. Für mich ist eine Personenliste immer besonders wichtig, die hier ja vorbildlich dabei war.
Die Geschichte um, ja, eigentlich zwei Kriminalfällen war super spannend. Die Cliffhanger an jedem Abschnittsende waren fast schon gemein. Da hatte Leo einen Geistesblitz…, schwupp, neues Kapitel, neuer Schauplatz. Leider hatte ich keine Zeit, dass Buch in eins durchzulesen, es fiel extrem schwer es wegzulegen.
Den Titel finde ich etwas irreführend. Der Totengräber spielt zwar eine Rolle, aber definitiv nicht die Hauptrolle. Das Cover finde ich auch nicht so prall, aber das ist ja eher nebensächlich.

5 Spannend und mysteriös

von , am 11.09.2023

Auf dieses Buch habe ich schon sehnsüchtig gewartet. Das ist der dritte Band einer historischen Krimireihe von Oliver Pötzsch, die im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts spielt. Der Autor verbindet geschickt historische Fakten mit fiktiven Elementen und schafft eine spannende und atmosphärische Geschichte.

Es ist ein fesselnder historischer Krimi, der den Leser mit vielen Wendungen und Überraschungen unterhält. So bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten. Die Charaktere sind sympathisch und vielschichtig, die Schauplätze sind detailreich und lebendig beschrieben. Meine absolute Leseempfehlung für Fans von historischen Krimis.
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