"Das Ende der Welt ist vielleicht nur ein Provisorium"

Ökologisch-postapokalyptisches Denken im lyrischen und essayistischen Werk Hans Magnus Enzenbergers
Buch | Softcover
393 Seiten
2010 | 1., Auflage
Aisthesis (Verlag)
978-3-89528-747-3 (ISBN)

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Ökologische Prozesse und die umstrittenen apokalyptischen Per­spektiven, die sie aufwerfen, sind ein Thema, neben dem viele tagespolitische Streitereien verblassen. Sie haben in der Literatur seit den 1960er Jahren eine ungleich größere Rolle gespielt als in der (germanistischen) Literaturwissenschaft. Die vorliegende Arbeit stellt systematisch die ökologische Dimen­sion im lyrischen Werk von Hans-Magnus Enzensberger vor, von die verteidigung der wölfe (1957) bis zur den Gedichten der frühen 1990er Jahre, in denen das Thema allmählich zurücktritt. Ausführlich diskutiert wird die „Komödie“ Der Untergang der Titanic (1978), ein Werk, das in formaler Vielfalt über die Apokalypsenseligkeit der 70er Jahre spottet – ein lyrisches Ich, das sich mit Nostalgie aus der kommoden Position der Post-Apokalypse den Untergang einer Welt vergegenwärtigt.

Enzensberger hat als zunächst marxistisch angeregter Dichter den Austausch zwischen Mensch und Natur als dialektische Einheit gesehen – der Mensch greife als Naturwesen in die Natur ein und verändert damit auch sich selbst, seinen Körper, sein Bewusstsein. Natur ist, so gesehen, ein kulturelles Projekt der Menschheit. Hyun Jeong Park analysiert, wie im lyrischen Werk Enzensbergers die Themen Umweltzerstörung und Technikkritik zunehmend entideologisiert, gleichzeitig bei allem Skeptizismus in ihrer Evidenz anerkannt werden.

Hyun Jeong Park, geboren 1972 in Kumi, Süd-Korea, studierte Germanistik und German Studies in Seoul und Daegu. Nach ihrer Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München arbeitet sie an Yonsei-Universität in Seoul.

I Vorbemerkung

1 Voraussetzungen der Forschung
1.1 Problemstellung und Forschungsgegenstand
1.2 Zielsetzung
1.3 Theorie und Methode

Exkurs: Umweltgeschichte (1970-2000)

2 Literarhistorischer Überblick zur ökologischen Lyrik
2.1 Grüner Trend in der Literatur
2.2 Funktionalisierung der Lyrik: Vom Naturgedicht zur Ökolyrik
2.3 Natur im sozial-politischen Aufriß
2.4 Charakteristika der Ökolyrik


II Lyrik und Ökologie

1 Poesie und Engagement: Zur Entstehung eines Gedichts
1.1 Kunstautonomie: Selbstbestimmung zwischen der autonomen und der engagierten Literatur
1.2 Prinzip von Zweifel, Negation, Paradox und Antizipation
1.3 Abschied von der „Großtheorien“-Zeit
1.4 Tradition und Traditionsbruch: Zivilisationskritik

2 Poesie und politisierte Natur
2.1 „Gespräch über Bäume“ als dichterische Pflicht
2.2 Wiederentdeckung der Natur

3 Kontextualisierung der sozio-kulturellen Ökologie
3.1 Marx und Ökologie
3.2 Kritik und Rezeption der Marxschen Ökologie
3.3 Kritik an der Bio- und Humanökologie
3.4 Anbindung an die Umweltsoziologie

4 Anti-ideologische Ökologie
4.1 Die ökologische Diskussion der 70er Jahre
4.2 Kritik an der Ökologiebewegung
4.3 Globalisierung im neuen ökologischen Kostüm
4.4 Ökologie zwischen Müsli und Weltuntergang
4.5 Faktisch, sachlich, tatsächlich: öko-industrieller Komplex


III Postindustrielle Natur- und Menschenbilder (1957-1964)

1 Unheilbare Natur (verteidigung der wölfe, 1957)
1.1 Idylle des Schreckens: Tomaten im fremden Garten
1.2 Romantischer Gestus

2 Die weltflüchtigen Gedichte? (landessprache, 1960)
2.1 Politisierung der Natur
2.2 Antagonismus: Dunkle Erde vs. blutige Gesellschaft
2.3 Naturverehrung

Exkurs: Thema Atombombe

3 Elegie im „abgelegene[n] haus“ (blindenschrift, 1964)
3.1 Resignation
3.2 Natur- und Kulturlandschaft: Vom locus amoenus zum locus horridus
3.3 Rehabilitation der verlorenen Naturgeschichte: flechtenkunde
3.4 Literatur als gesellschaftliches Sensorium


IV Schwindel des Fortschritts: Mausoleum (1975)

1 Wurzel der Zivilisation
1.1 Geschichtsphilosophische Reflexion
1.2 Reflexive Fiktion: Dekonstruktion der großen Menschheitsgeschichte
1.3 Narrative Gedichte

2 Entmythologisierung der neuzeitlichen Naturwissenschaft
2.1 natura naturans vs. natura vexata
2.2 Malthus und Bevölkerungspolitik
2.3 Kritik an der Wachstumsmythologie
2.4 Ökologie als Lebenspraxis: Das verlorene Gleichgewicht


V „Vom Untergehenden Schiff, das ein Schiff und kein Schiff ist“: Der Untergang der Titanic (1978)

1 Metapoesie: Zwischenbilanz der negativen Utopie
1.1 Untergang der Titanic – Untergang der Metapher
1.2 Arbeit am Mythos
1.3 Poesie gegen Ideologie

2 Von der Apokalypse zur Post-Apokalypse
2.1 Begriff der Apokalypse
2.2 Anti- und Post-Apokalyptik
2.3 Ambivalenz der Apokalypse
2.4 Umwelt-Apokalypse und moderne Klassengesellschaft
2.5 Weiterschwimmen und Überleben der Literatur
3 Eisberg im Zeichen der Natur- und Kulturkatastrophe
3.1 Die wilde Natur?
3.2 Der Eisberg als das Lebendige


VI Leben in und mit der Natur

1 Rede im Atomzeitalter: Die Frösche von Bikini (1980)

2 „System der gegenseitigen Hilfe in der Natur“
2.1 Tschernobyl und Literatur
2.2 Dichtung des Waldsterbens
2.3 Von der Idylle zur entzauberten Natur: Restlicht (1983)
2.4 Leben in und mit der Natur
2.5 Literarische Kulturlandschaft: Blumenfest (1983)


VII Unendliche Natur- und Kulturgeschichte zwischen Tradition und Alltag seit den 90er Jahren


VIII Zusammenfassung


IX Bibliographie
Alphabetisches Siglenverzeichnis
Primärliteratur mit Siglen
Sekundärliteratur
Sonstige Texte

Danksagung

Reihe/Serie Chironeia ; 4
Sprache deutsch
Maße 145 x 205 mm
Gewicht 500 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Germanistik
Schlagworte Apokalypse • Atomzeitalter • Enzensberger, Hans Magnus • Hardcover, Softcover / Deutsche Sprachwissenschaft, Deutschsprachige Literaturwi • Lyrik und Ökologie • Natur und Mensch • Politische Literatur • Titanic
ISBN-10 3-89528-747-4 / 3895287474
ISBN-13 978-3-89528-747-3 / 9783895287473
Zustand Neuware
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