Der Mörder im Kopf (eBook)

20 Interviews mit den Weltstars der Spannungsliteratur von Adler-Olsen über Fitzek bis Winslow

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
135 Seiten
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-95530-801-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Mörder im Kopf -  Günter Keil
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Der Journalist Günter Keil führt seit Jahren Interviews mit den Weltstars der Literatur. In 'Der Mörder im Kopf' werden 20 dieser Gespräche mit den bekanntesten Spannungsautoren (Jussi Adler-Olsen, Joy Fielding, Arne Dahl, Simon Beckett, Don Winslow, Tess Gerritsen, Jo Nesbö, Dennis Lehane, John Katzenbach, James Ellroy, Erik Axl Sund, Michael Robotham, Sebastian Fitzek, Martin Suter u. a.) in voller Länge veröffentlicht.

INTERVIEW MIT JUSSI ADLER-OLSEN


„Ich weiß alles über Frauen!“
Jussi Adler-Olsen über Yoga, seine Kindheit in psychiatrischen Kliniken, Machtmissbrauch, sein Herz für Verrückte und die Prägung durch seine drei Schwestern

 

Mr. Adler-Olsen, praktizieren Sie Yoga?
Zurzeit gehe ich lieber joggen. Aber es gab schon zweimal Phasen in meinem Leben, in denen ich regelmäßig Yoga gemacht habe. Es hat mir geholfen, entspannter und ruhiger zu werden. Dass die Übungen Körper und Geist aufbauen, kann ich also bestätigen.

Betrachten Sie sich als spirituellen Menschen?
In gewisser Weise schon. Wir haben doch alle eine spirituelle Seite. Wenn ich eine Sternschnuppe sehe oder einen blinkenden Stern, halte ich natürlich inne und wünsche mir etwas. Ich bin übrigens auch ziemlich abergläubisch.

Wie äußert sich das?
Wenn ich Auto fahre und vor mir eine schwarze Katze auftaucht, werde ich unruhig und male mir schreckliche Dinge aus, einen Total-Crash oder so etwas. Ich hasse solche Situationen. Außerdem denke ich immer, dass es schiefläuft, wenn jemand extrem selbstbewusst verkündet, dass er etwas ganz locker schafft.

In Ihrem Roman „Verheißung“ passieren Verbrechen in einer transzendentalen Organisation. Haben Sie sich durch eigene Erfahrungen zu diesem Plot inspirieren lassen?
Nein. Meine einzige Verbindung zur esoterischen Szene besteht darin, ihr im Fernsehen zuzugucken.

Wie meinen Sie das?
Mehrere Monate pro Jahr lebe ich mit meiner Frau in Barcelona. In unserer dortigen Wohnung können wir keine anspruchsvollen Programme empfangen, vor allem spätabends und nachts nicht. Also gucke ich manchmal schrägen Moderatoren zu, die Tarotkarten legen und ihren Zuschauern voller Überzeugung sofortige Heilung versprechen. Ein Kanal wendet sich direkt an Homosexuelle und bietet ihnen an, sie von ihrem angeblich sündhaften Lebensstil zu erlösen. Auf einem anderen Kanal tut ein sehr schwuler Moderator genau das Gegenteil: Er hilft seinen Zuschauern, homosexuelle Partner zu finden. Auch Schamanen, Pendelexperten und viele andere esoterische Anbieter treten auf. Um 3 Uhr nachts glauben die Leute alles.

Sie nicht?
Nein. Aber ich mache mich darüber nicht lustig. Ich respektiere, dass einsame oder kranke Menschen Hilfe und Rat suchen und einen vielleicht sehr speziellen Glauben entwickeln. Wenn dieser ihnen Freude und Entlastung bringt, ist das völlig okay. Mein aktueller Roman soll keinesfalls die spirituelle Szene pauschal in ein schlechtes Licht rücken. Ich beschreibe darin allerdings, wie Sinn suchende Leute mit esoterischen Telefonhotlines abgezockt werden. Seitdem Spiritualität ein so großes Geschäft geworden ist, gibt es natürlich auch dort schwarze Schafe, über die ich schreiben wollte. Besonders perfide am Machtmissbrauch im Esoterikumfeld ist, dass Menschen darunter leiden, die sowieso schon schwach sind. Sie hoffen darauf, dass sich etwas in ihrem Leben ändert, sie suchen Hilfe und vertrauen sich anderen an – und genau dann werden sie auch noch ausgenutzt.

Sehen Sie sich eigentlich als sozialkritischen Autor?
Und wie! Ich habe den Drang, darüber zu schreiben, was mich stört, vor allem, wenn es um Menschenrechtsverletzungen oder soziale Ungerechtigkeit geht. Mit meinen Büchern spreche ich zwar bewusst die breite Masse an, aber ich möchte diese Gelegenheit für den Transport wichtiger Themen nutzen. Was in Politik und Gesellschaft falsch läuft, fließt in meine Plots ganz bewusst mit ein. Aber nie mit erhobenem Zeigefinger! Ich nutze Spannung und Humor, um nicht in die Oberlehrer-Falle zu tappen.

Vor Ihrer Karriere als Autor waren Sie Gitarrist, Verleger, Komponist, Redakteur, Friedensaktivist und Filmwissenschaftler. Zuvor haben Sie Medizin, Soziologie und Filmwissenschaft studiert. Wie kam es zu diesem permanenten Jobwechsel?
Das liegt daran, dass ich mir schon früh vorgenommen habe, nur das zu tun, was mir Spaß macht. Und auch nur so lange, wie ich Lust dazu hatte.

Haben Ihre Eltern Sie darin unterstützt?
Ja, absolut. Als ich 16 war, nahm mich mein Vater zur Seite und meinte: „Junge, du hast so viele fantastische Talente. Versprich mir bitte, dass du sie alle in deinem Leben ausprobierst und immer nur das tust, was dir wirklich Freude bereitet. Folge deinem Herzen!“

In der Generation Ihres Vaters war so eine Einstellung eine große Ausnahme.
Allerdings! Aber mein Vater war Psychiater und ein Meister der Empathie. Er erkannte nicht nur bei mir, wo die Fähigkeiten und Talente eines Menschen lagen. Als Leiter mehrerer psychiatrischer Einrichtungen gehörte das zu seinem Job. Er kümmerte sich um die Patienten und wir Kinder der Angestellten haben auf dem Gelände dieser „Irrenanstalten“, wie sie in den 50er- und 60er-Jahren genannt wurden, gespielt. Meist lagen die Kliniken weitab von Städten in wunderschöner Natur, da gab es Fjorde und Wälder, wir hatten viel Platz und jede Menge Spaß.

Klingt nach einer unbeschwerten Kindheit.
Ja, durchaus. Aber Sie können sich gar nicht vorstellen, was ich in diesen Kliniken alles gesehen habe.

Was denn?
Ich sah schreiende und tobende Patienten, verrückt simulierende Mörder und verschlagene Pädophile. Beim Spielen im Wald entdeckte ich Insassen, die sich an Bäumen erhängt hatten. Als gefährlich eingestufte Insassen wurden damals wie Tiere in offenen Käfigen gefangen gehalten. Sie waren kaum bekleidet, Männer und Frauen wurden getrennt eingesperrt. Doch ich war mehr interessiert als schockiert: Manchmal schlich ich mich in die Behandlungszimmer und versteckte mich dort. So konnte ich zusehen, wie mit Elektroschocks behandelt wurde. Durch ein Dachfenster habe ich mit anderen Jungs sogar regelmäßig bei Autopsien zugeschaut.

Das hört sich unglaublich an.
Heute wäre es ein Skandal, ja. Aber damals war das ganz normal. Als ich „Einer flog über das Kuckucksnest“ erstmals im Kino sah, lachte ich. Denn es war harmlos gegen das, was ich gesehen hatte und was wirklich passierte.

Hat Ihnen Ihr Vater nicht verboten, in den Kliniken herumzustreunen?
Nein, im Gegenteil. Er wollte nie die Wirklichkeit vor mir verstecken und hat mich auf diese Situationen gut vorbereitet. Er schärfte mir auch immer wieder ein, dass die Patienten einmal ein ganz normales Leben geführt hatten und nur durch schlimme Ereignisse so „verrückt“ wurden. Das Verständnis für Menschen abseits der Norm prägt mich bis heute.

Inwiefern?
Ich habe ein Herz für Verrückte und Unangepasste. In meinem Freundeskreis befinden sich einige, die ein bisschen schräg sind.

Haben die Klinikerlebnisse Spuren bei Ihnen hinterlassen?
Überhaupt nicht. Aber seit dieser Zeit bin ich sehr sensibel gegenüber jeglichem Machtmissbrauch. Schon damals ist mir aufgefallen, wie unmenschlich und autoritär manche Ärzte mit ihren Patienten umgingen. Zwei Mediziner sind mir besonders im Gedächtnis geblieben: Sie rasierten sich Glatzen und tranken demonstrativ rohe Eier – das war eine ganz widerliche Zurschaustellung von Macht und Männlichkeit.

Wollten Sie nie in die Politik gehen, um für Ihre Überzeugungen zu kämpfen?
Nein. Das wäre überhaupt nichts für mich. Ich könnte nie ein Parteiprogramm abnicken und mich nach dem Massengeschmack oder Meinungsumfragen richten. Zwar wuchs ich in einer wohlhabenden Familie auf und lernte, wie man sich benimmt, was man anzieht, dass man sich anpasst und stets interessiert sein soll – wenn es danach ginge, wäre ich ein guter Politiker. Aber ich bin eben auch ein Sohn der 68er, ein Hippie, ein Rock ’n’ Roller. Autoritäten und Hierarchien kann ich nicht ausstehen.

Wie gehen Sie mit Ihrer eigenen Macht als Bestsellerautor um?
Ich mag Macht, wenn sie gut gehandhabt wird. Macht ist sogar sehr wichtig, um die Welt in einem positiven Sinne zu verändern. Ich selbst genieße den Einfluss, den ich als Autor habe, und gehe sehr verantwortungsvoll damit um. Meinen Lesern und allen, die mit meinen Büchern zu tun haben, versuche ich immer auf Augenhöhe zu begegnen; ich bin nicht besser als sie, und ich bin auch kein Blender. Wer seine Macht dazu nutzt, um Schwächere zu demütigen oder egoistische Ziele zu verfolgen, den verachte ich.

Ihre Protagonisten kommen regelmäßig in gefährliche Situationen und haben Angst. Wovor fürchten Sie sich selbst?
Vor gar nichts.

Das ist nicht Ihr Ernst.
Doch. Ich bin ein völlig angstfreier Mensch.

Sie fürchten nicht den Tod?
Überhaupt nicht. Kummer bereitet mir nur der Gedanke, dass ein Mensch aus meinem engsten Umfeld stirbt. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Ich ziehe es natürlich vor, zu leben.

Wie ist es mit Spinnen, Schlangen, engen Räumen oder Aufzügen?
Fehlanzeige. Das lässt mich alles kalt. Ich war mal im Dschungel – all diese giftigen Tiere konnten mir keinen Schrecken einjagen. Ein Klaustrophobiker bin ich zum Glück auch nicht.

Stellen Sie sich vor, Sie verlieren von heute auf morgen Ihren Erfolg, Ihr Vermögen. Schreckt Sie das nicht ab?
Nein. Ich hätte kein Problem damit, ein ganz normales, bescheidenes Leben zu führen. Erst vor Kurzem habe ich mit meiner Frau darüber gesprochen. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir uns dann einfach auf eine kleine Insel zurückziehen würden und in der Lage wären, mit sehr wenig auszukommen.

Manche Männer fürchten starke Frauen – Sie auch?
Nein. Grundsätzlich würde ich zwar sagen, dass es gefährlich und dumm...

Erscheint lt. Verlag 4.12.2015
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Germanistik
Schlagworte Allmen • Andrea Maria Schenkel • Arne Dahl • A-Team • Carl Mørck • das joshua-profil • Das Kartell • David Hunter • Dennis Lehane • Der Fledermausmann • Der Psychiater • Die Chemie des Todes • Die Chirurgin • Don Winslow • Erik Axl Sund • Felix Leibrock • Finsterau • Gespräche • Gianrico Carofiglio • Gier • Hallgrimur Helgason • Harry Hole • Henning Mankell • Interview • Interviews • James Ellroy • James Sallis • Jane Rizzoli • John Katzenbach • Jo Nesbø • Joy Fielding • Jussi Adler-Olsen • Karen Rose • Koma • Krimi • Krimistars • Kronoberg • Liad Shoham • Martin Suter • Michael Robotham • Montecristo • Mystic River • Neal Carey • Neid • Passagier 23 • Perfidia • Scherbenseele • Schneeleopard • Schwedenkrimi • Schweden Krimi • Sebastian Fitzek • Shutter Island • simon beckett • Small World • Spannungsliteratur • Tage der Toten • Takeover • Tannöd • Tess Gerritsen • Thriller • Verheißung • Verwesung • Volker Uhl • Werner Correll
ISBN-10 3-95530-801-4 / 3955308014
ISBN-13 978-3-95530-801-8 / 9783955308018
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