Mediengeschichte - Frank Bösch

Mediengeschichte

Vom asiatischen Buchdruck zum Computer

(Autor)

Buch | Softcover
272 Seiten
2019 | 2. Auflage
Campus (Verlag)
978-3-593-51026-2 (ISBN)
22,00 inkl. MwSt
Medien beeinflussen schon seit Jahrhunderten Wahrnehmungen und Wissen, Politik und Kultur, Freizeit und Kommunikation. Frank Bösch zeigt in diesem Studienbuch die historische Entwicklung und gesellschaftliche Bedeutung der Massenmedien in der Neuzeit - vom Buchdruck, dessen Geschichte bereits im 11. Jahrhundert in Asien begann, über Zeitungen und Zeitschriften bis hin zu Film, Funk, Fernsehen und Computer. Dabei verdeutlicht er die Rolle, die Medien für zentrale historische Prozesse gespielt haben, etwa für die Reformation, für Revolutionen, Kriege und Globalisierungsprozesse, für die Formierung sozialer Gruppen sowie die Diktaturen und die Demokratien des 20. Jahrhunderts.
"Die vorliegende Mediengeschichte führt den aktuellen Stand der Forschung konzise zusammen ... und skizziert zusätzliche, gerade in der Geschichtsschreibung bisher zu wenig bearbeitete Forschungsfelder. ... Eine Einführung, die vorbehaltlos empfohlen werden kann."
Archiv für Sozialgeschichte
Medien beeinflussen schon seit Jahrhunderten Wahrnehmungen und Wissen, Politik und Kultur, Freizeit und Kommunikation. Frank Bösch zeigt in diesem Studienbuch die historische Entwicklung und gesellschaftliche Bedeutung der Massenmedien in der Neuzeit - vom Buchdruck, dessen Geschichte bereits im 11. Jahrhundert in Asien begann, über Zeitungen und Zeitschriften bis hin zu Film, Funk, Fernsehen und Computer. Dabei verdeutlicht er die Rolle, die Medien für zentrale historische Prozesse gespielt haben, etwa für die Reformation, für Revolutionen, Kriege und Globalisierungsprozesse, für die Formierung sozialer Gruppen sowie die Diktaturen und die Demokratien des 20. Jahrhunderts.
"Die vorliegende Mediengeschichte führt den aktuellen Stand der Forschung konzise zusammen ... und skizziert zusätzliche, gerade in der Geschichtsschreibung bisher zu wenig bearbeitete Forschungsfelder. ... Eine Einführung, die vorbehaltlos empfohlen werden kann."
Archiv für Sozialgeschichte

Frank Bösch ist Professor für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Universität Potsdam und Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF).

Inhalt
1. Wege zur Mediengeschichte 7
2. Der Durchbruch des typographischen Drucks 26
2.1 Ostasien als Wiege des Drucks 26
2.2 Die Ausbreitung von Gutenbergs Erfindung 33
2.3 Soziale und kulturelle Folgen des Drucks 47
3. Die Etablierung von Periodika 57
3.1 Zeitungen als neues Medium 57
3.2 Der Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt des 18. Jahrhunderts 68
3.3 Deutungen, Wirkungen und Nutzungsweisen der Periodika 77
4. Medien und der Weg zur Moderne 87
4.1 Medien, Revolutionen und Nationalismus 1760–1848 87
4.2 Politik und Gesellschaft im Zeitalter der Illustrierten- und Massenpresse 106
4.3 Globalisierung, Kolonialismus und Medienwandel 126
5. Moderne, Weltkriege und Diktaturen 141
5.1 Film und Medienkultur vor und im Ersten Weltkrieg 141
5.2 Goldene Jahre? Die »Massenkultur« der 1920er 155
5.3 Diktaturen und Zweiter Weltkrieg 168
6. Medien im Zeitalter des Kalten Krieges 186
6.1 Medien in der DDR und im kommunistischen Osteuropa 186
6.2 Medien und Demokratiegründung nach 1945 195
6.3 Ein globales Fernsehzeitalter? 208
7. Das Internetzeitalter aus medienhistorischer Perspektive 224
Nachwort zur 2. Auflage 234
Bibliographie 236
Personen- und Sachregister 264

1.Wege zur Mediengeschichte Die gesellschaftliche Bedeutung von Medien lässt sich kaum überschätzen. Medien vermitteln, schaffen und speichern Informationen und beeinflussen so Wahrnehmungen, Wissen und Erinnerungen. Sie prägen Politik, Wirtschaft und Kultur, sind ein wichtiger Teil der Freizeitgestaltung und alltäglicher Gespräche. Außergewöhnliche Ereignisse wie Kriege und Revolutionen sind ebenso mit Medien verbunden wie langfristige Deutungsmuster und Entwicklungen – etwa des Nationalismus, weltanschaulicher Milieus oder der Geschlechterrollen. Medien sind dabei nicht einfach ein virtueller Spiegel von etwas »Realem«, sondern selbst Teil sozialer Wirklichkeiten. Die Familie vor dem Fernseher oder zeitunglesende Politiker sind ebenso real wie die Medien selbst, ihre Inhalte oder ihre Produzenten. Oft scheinen sie unsichtbar. Aber bereits der Glaube an die Macht der Medien kann dazu führen, dass Menschen ihr Handeln oder Sprechen verändern. Ihre große Bedeutung unterstreichen die Medien heute selbst regelmäßig, sei es in »Medienseiten« in den Feuilletons, sei es in Berichten über ihre eigene Rolle bei Wahlen oder Kriegen. Medien haben nicht erst seit dem Internetzeitalter eine markante historische Bedeutung. Fasst man Medien im weiten Sinne als Mittler von Kommunikation, sind sie seit Beginn der Menschheitsgeschichte konstitutiv, da Zeichen, Sprache oder Schrift schon immer die menschliche Verständigung strukturieren. Aber selbst, wenn man »nur« technische »Massenmedien« betrachtet, spielen diese spätestens seit Einführung des Drucks eine entscheidende Rolle, da nun zahlreiche Menschen regelmäßig Zugang zu ähnlichen Kommunikationsangeboten erhielten. Die jeweils neuen Medien änderten Vorstellungen, Inhalte, Handlungen und Bedeutungen, da der gleiche Gedanke auf Pergament, auf einem Flugblatt oder im Fernsehfilm anders formuliert, verstanden und verarbeitet wird. Dieses Buch zeigt deshalb, wie neue Medien seit Erfindung des Drucks aufkamen, wie sie genutzt wurden und welchen Einfluss sie auf gesellschaftliche Entwicklungen hatten. Im Vordergrund steht die Sozial- und Kulturgeschichte der Medien, weniger eine Technik- und Ideengeschichte. Die deutsche Entwicklung wird dabei so weit wie möglich in international vergleichende und transnationale Perspektiven eingebettet, um gängige Thesen zu diskutieren und spezifische Medienkulturen auszumachen. Neben Westeuropa und den USA werden insbesondere China, Japan und gelegentlich Südamerika einbezogen. Das Buch soll so einen Überblick bieten und unterschiedliche Zugänge und Desiderate aufzeigen, um künftige Forschungen anzuregen. Die Reflexion über Medienentwicklungen hat eine lange Tradition. So häuften sich bereits im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts Studien über die Zeitung (Kurth 1944; Pompe 2004: 35?f.). Insbesondere Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden im Kontext der liberalen Bewegungen in vielen westeuropäischen Ländern umfangreiche Geschichten der Presse, die historisch deren Macht unterstreichen sollten: in Frankreich etwa aus der Feder von Léonard Gallois (1845) und Eugène Hatin (8 Bde. 1859/61), in England von Frederick Knight Hunt unter dem programmatischen Titel The Fourth Estate (1850), und in Deutschland von Robert Prutz, der den Journalismus als eines der »vorzüglichen Werkzeuge« des »demokratischen Prinzips der Geschichte« bezeichnete (1845: 84). Sogar eine frühe internationale Zeitungsgeschichte mit deskriptivem Überblick lässt sich in dieser Zeit finden (vgl. Coggeshall 1856; vgl. Hinweise im Internet unter www.campus.de). Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert folgen zahlreiche Studien zu verschiedenen Medien aus Disziplinen wie der Nationalökonomie, der Geschichtswissenschaft, der Soziologie oder den Philologien. Zugleich ist die historische Auseinandersetzung mit Medien etwas Neues. Das gilt insbesondere für die Geschichtswissenschaft, die sich erst seit den 1990er Jahren intensiver mit deren Bedeutung auseinandersetzt, aber auch für die Medienwissenschaft, deren Forschung nun erst stark expandierte. Das verstärkte historische Interesse an Medien erklärt sich aus ihrer Allgegenwart im Internetzeitalter. Computer und Internet trugen zur Historisierung der nunmehr »alten« Medien als Forschungsgegenstände bei. Zudem verstärkte der Cultural Turn den Blick auf die Kommunikation, durch den sowohl die Populärkultur in den Blick der Forschung geriet als auch Wahrnehmungen und Diskurse, die wiederum, was Michel Foucault noch kaum bedachte, medial grundiert sind. Ebenfalls recht jung ist der heutige Begriff »Medien«. Er etablierte sich erst in den 1960er Jahren im öffentlichen Sprachgebrauch, um Kommunikationsmittel mit massenhafter Reichweite zu beschreiben. Wort und Bedeutung wurden dabei aus dem amerikanischen Begriff Mass Media übertragen, der bereits in den 1920er Jahren aufkam. Auch in der Forschung sprach man zunächst von Publizistik oder Kommunikation. So benannte sich die 1957 gegründete »International Association for Mass Communication Research« erst 1996 in »International Association for Media and Communication Research« (IAMCR) um. Ein Handbuch, das den Bedeutungswandel von kommunikationshistorischen Grundbegriffen klärt, liegt bislang leider noch nicht vor. Wie der Begriff »Medien« definiert wird und mit welchen Methoden und Schwerpunkten man Medien historisch untersuchen sollte, ist gerade in der deutschen Forschung sehr umstritten. Angelsächsische Mediengeschichten sind deutlich pragmatischer: Meist verzichten sie auf Begriffsdiskussionen und setzen die alltagssprachliche Bedeutung von Medien im Sinne von »Massenmedien« voraus, die dann auch im Mittelpunkt ihrer Media History stehen (vgl. Chapman 2005; Williams 2010; Briggs/Burke 2010). In Deutschland firmiert dagegen unter den Begriffen »Medien« und »Mediengeschichte« je nach Forschungsdisziplin sehr Unterschiedliches. Dabei lassen sich vor allem die Ansätze der Sozial- und Kommunikationswissenschaften von denen der Kultur- und Medienwissenschaften unterscheiden. Von außen gesehen erstaunt, wie wenig diese Disziplinen ihre medienhistorischen Arbeiten gegenseitig wahrnehmen und getrennte Fachorgane, Vereinigungen und Tagungen pflegen. Die medienhistorischen Ansätze der Geschichtswissenschaft wiederum stehen oft zwischen und neben den Zugängen dieser Disziplinen. Die Kommunikationswissenschaft ist die Disziplin, die sich am längsten mit der Geschichte von Medien auseinander gesetzt hat. Sie formierte sich in den 1920er Jahren in den USA, um sozialwissenschaftlich die Funktionsweise der Public Opinion zu untersuchen. Vor allem die Propaganda der europäischen Diktaturen führte im folgenden Jahrzehnt zur empirischen Medienwirkungsforschung, wobei Paul F. Lazarsfelds Arbeiten zum Radio und zur Meinungsforschung wegweisend waren. In Deutschland etablierte sich hingegen zur gleichen Zeit die eher geisteswissenschaftlich ausgerichtete Zeitungswissenschaft an einigen Universitäten. Auch Verleger und der Reichsverband der deutschen Presse unterstützten sie, da sie sich eine praxisnahe Ausbildung erhofften. Zugleich scheiterten Versuche, das Fach für eine gemeinsame Analyse anderer Medien zu öffnen, sodass Studien zum Film und Radio zunächst eher in benachbarten Fächern wie der Soziologie entstanden. Beginnend mit den 1960er Jahren griff die westdeutsche Zeitungswissenschaft zunehmend amerikanische, eher sozialwissenschaftliche Ansätze auf und nannte sich von da an Kommunikationswissenschaft. Bis heute dominiert bei ihr ein enger Medienbegriff, der Medien vor allem als jene technischen Mittel fasst, »die zur Verbreitung von Aussagen an ein potentiell unbegrenztes Publikum geeignet sind (also Presse, Hörfunk, Film, Fernsehen)« (Wilke 2008: 1; ähnlich Stöber 2013: 20). Insofern konzentrieren sich auch ihre wichtigsten medienhistorischen Studien vor allem auf die Druckmedien seit dem 16. Jahrhundert und die elektronischen »Massenmedien«. Ihre Betonung des Begriffs »Kommunikationsgeschichte« unterstreicht, dass es weniger um das technische Medium selbst als um dessen soziale Bedeutung geht. Die Medieninhalte, aber auch ihre Organisation und Reichweite stehen dabei im Vordergrund. Der wachsende sozialwissenschaftliche Einfluss führte in den letzten Jahrzehnten dazu, dass medienhistorische Arbeiten in der Kommunikationswissenschaft an Bedeutung verloren, während quantifizierende Gegenwartsanalysen zunahmen. Auch bei medienhistorischen Arbeiten neigt die Kommunikationswissenschaft dazu, Medieninhalte quantifiziert zu erfassen. Bei Printmedien wird etwa die Häufigkeit bestimmter Themen, Bewertungen oder Platzierungen im Zeitverlauf ausgezählt und bei Fernsehsendungen per Sequenzanalyse die Dauer und Positionierung ausgewählter Inhalte. Dabei arbeitet die Kommunikationswissenschaft mit systematischen Stichproben. Neben der Inhaltsanalyse sind die Erforschung von journalistischen Rollen und Organisationsformen, von Öffentlichkeitsstrukturen und von Mediennutzungen und Medienwirkungen Bereiche, in denen vielfältige theoretische und empirische kommunikationswissenschaftliche Studien entstanden (vgl. Pürer 2014; Beck 2015). Diese sind zwar meist gegenwartsbezogen, lassen sich aber durchaus auf historische Zugänge beziehen. Organisiert sind die kommunikationshistorischen Aktivitäten in der »History«-Sektion der IAMCR sowie in Deutschland in der Sektion »Kommunikationsgeschichte« der »Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft« (DGPuk), die auch methodische Studien ediert (vgl. Arnold u.?a. 2008). Medienhistorische Beiträge finden sich gelegentlich in ihren Fachzeitschriften wie der Publizistik oder dem European Journal of Communication. Durchweg medienhistorische Analysen vorwiegend aus der Kommunikationswissenschaft bieten etwa Rundfunk und Geschichte, medien&zeit oder das Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte. Das internationale Organ Media History versammelt Beiträge zu »Massenmedien« der Neuzeit, vornehmlich zum Journalismus des 19. und 20. Jahrhunderts. In markanter Abgrenzung dazu etablierte sich, besonders in Deutschland, seit den 1980er Jahren die kulturwissenschaftlich ausgerichtete Medienwissenschaft. Sie entstand aus den Film-, Theater- und Literaturwissenschaften. Die literaturwissenschaftliche Öffnung zur Populärkultur bildete einen Ausgangspunkt, ein anderer war die breite Rezeption von Marshall McLuhans Neudeutung des Medienbegriffs der 1960er Jahre, der diese als Körperausweitungen fasste, wozu er etwa Brillen, Geld oder das Rad zählte (McLuhan 1992 [1964]). Als eigentliche Botschaft eines Mediums sah er dessen soziale Auswirkungen, »die Veränderung des Maßstabs, Tempos oder Schemas, die es der Situation des Menschen bringt« (ebd.: 18; vgl. auch Grampp 2016: 10). Entsprechend entstanden nun in vielen westlichen Ländern Studien, die nach dem Zusammenhang von Medien- und Kulturtechniken fragten und die prägende Kraft von Medientechniken postulierten. Innerhalb der Medienwissenschaft bestehen wiederum heterogene Schulen mit ästhetischen, philosophischen oder technischen Schwerpunkten. Überwiegend eint sie ein kulturwissenschaftlicher Ansatz und ein weiter Medienbegriff. So definieren ihre Mediengeschichten ihren Gegenstand recht offen als »Interaktionskoordinatoren« (Hörisch 2004: 66) oder als »komplexe, etablierte Vermittlungseinrichtungen, die Kommunikation organisieren und regulieren« (Faulstich 2006a: 8). Dies reicht bis zum Postulat von Joseph Vogl, »dass es keine Medien gibt, keine Medien jedenfalls in einem substanziellen und historisch dauerhaften Sinn« (Vogl 2001: 121). Aufgrund des weiten Medienbegriffs setzen ihre Mediengeschichten oft bereits in der Vor- und Frühgeschichte oder Antike ein. So wurden »die Frau und das Opferritual« als die ersten Medien verstanden, da diese für ein »sakrales Kommunikationsprinzip« stünden (so Faulstich 2006b: 18), ebenso das Feuer, Werkzeug oder die Stimme (Hörisch 2004: 30–39). McLuhan prägte zudem den Schreibstil einiger Medienwissenschaftler, der Fachfremden oft ungewöhnlich essayistisch und schwer zugänglich erscheint. In Abgrenzung zu den kommunikationswissenschaftlichen Quantifizierungen dienen oft einzelne historische Quellen, Erfindungen oder Filme als Ausgangspunkt für größere Thesen. Durch ihre Herkunft aus der Literatur- und Filmgeschichte sind viele medienwissenschaftliche Arbeiten historisch ausgerichtet. Inhaltlich im Vordergrund stehen – je nach Schule – ästhetische Analysen zu einzelnen Medienprodukten (besonders von Filmen) sowie der Wandel von Wissensordnungen, Praktiken und Wahrnehmungen im Zuge der Mediengenese (vgl. etwa Kümmel u.?a. 2004; Fahlenbrach 2018). Ihre »Archäologie der Medien« untersucht Wissensordnungen und Medientechniken vor und bei ihrer Entstehung, da sich diese dauerhaft in die Medien einschreiben würden (vgl. Kittler 2002: 21). Während Massenmedien wie Zeitungen in diesen Mediengeschichten so gut wie keine Rolle spielen, finden literaturaffine Gegenstände wie Bücher, Theater oder Bildende Künste oft ausführliche Berücksichtigung (vgl. etwa Faßler/Halbach 1998; Schanze 2001; Leonhard u. a. 1999–2002). Als Quellen dienen oft Aussagen von Philosophen und Schriftstellern wie Kant, Goethe und Kafka, während man nach Medienzaren wie Axel Springer oder August Scherl vergeblich sucht (so in Hörisch 2004; Schanze 2001; Peters 1999). Für eine Auseinandersetzung mit den aktuellen Ansätzen der deutschen Medienwissenschaft empfiehlt sich die Zeitschrift für Medienwissenschaft oder das jährlich publizierte Archiv für Mediengeschichte der »Weimarer Schule«. Hier finden sich kulturwissenschaftliche Beiträge im weitesten Sinne, zudem insbesondere Filmanalysen und Artikel zum Selbstverständnis der Disziplin. Weitere Fachperiodika wenden sich besonders der Filmgeschichte zu, wie Nach dem Film, montage av oder Fotogeschichte. International wichtige Zeitschriften sind etwa Film History, Cinema Journal oder Screen. In anderen westlichen Ländern wie den USA oder Frankreich lässt sich vor allem eine Trennlinie zwischen der Kommunikationswissenschaft und den Film Studies ausmachen, während der Begriff Media Studies vielfältige Bedeutungen haben kann. Dass die Grenzen ansonsten im Ausland weicher sind, zeigt auch ein Blick in internationale medienhistorische Fachzeitschriften wie das Historical Journal of Film, Radio and Television, das kommunikations- und medienwissenschaftliche Elemente aufweist und auch für Historiker anschlussfähig ist. Die medienhistorischen Forschungen der Geschichtswissenschaft stehen in gewisser Weise zwischen diesen Disziplinen. Die Analyse von Medien war in der Geschichtswissenschaft lange verpönt, da publizistische Quellen als unseriös galten und sich das Fach gerade durch seine Archivquellen abgrenzte. Einen frühen Vorstoß zur Neubewertung von Medienquellen machte der Historiker Martin Spahn 1908 auf dem »Internationalen Kongreß für historische Wissenschaften«, wo er prognostizierte, dass die Presse »allen Geschichtsschreibern der jüngsten Geschichte die wertvollste Quelle von allen werden wird« (Spahn 1908). Entsprechend forderte er ein Reichszeitungsmuseum und förderte an seinem Kölner Lehrstuhl zahlreiche pressegeschichtliche Arbeiten, gründete ein Institut für Zeitungskunde und pflegte die Archivierung von Pressequellen. Zudem entstanden seit dem späten 19. Jahrhundert immer wieder geschichtswissenschaftliche Studien zu einzelnen Medien. Sie bezogen sich etwa auf Aspekte der Pressepolitik und -kontrolle, auf einzelne Verlegerpersönlichkeiten oder Einzelmedien wie Flugschriften oder Zeitungen.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Historische Einführungen ; 10
Zusatzinfo 3 sw Abb.
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Maße 132 x 204 mm
Gewicht 350 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Geschichtstheorie / Historik
Sozialwissenschaften Kommunikation / Medien Medienwissenschaft
Schlagworte 19. Jahrhundert • 20. Jahrhundert • Asien • Buchdruck • China • Computer • Europa • Fernsehen • Film • Frühe Neuzeit • Hörfunk • Kommunikation • Medien • Mediengeschichte • Radio • Rundfunk • Zeitungen
ISBN-10 3-593-51026-X / 359351026X
ISBN-13 978-3-593-51026-2 / 9783593510262
Zustand Neuware
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