Deutsche Einigung 1989/1990

Zeitzeugen aus Ost und West im Gespräch
Buch | Hardcover
1844 Seiten
2022
Olzog ein Imprint der Lau Verlag & Handel KG
978-3-95768-223-9 (ISBN)
78,00 inkl. MwSt
In den Jahren 1989/90 vollzog sich in atemberaubender Dynamik die deutsche Einigung. Über 50 Zeitzeugen, darunter Bürgerrechtler, Botschafter und Diplomaten, Funktionäre und Politiker, Theologen wie auch Akteure aus den Bereichen Banken, Finanzen und Wirtschaft, Gewerkschaften, Industrie, Kommunikation, Medien und Nachrichtendienste, Kulturwissenschaft, Landwirtschaft, Abrüstung, Sicherheit und Verteidigung, Geheimnisträger der Aufklärung, Spionage und Grenzsicherung sowie Oberbürgermeister der großen deutschen Städte und nicht zuletzt auch Frauen sowohl als Akteurin als auch Betroffene konnten in den letzten fünfzehn Jahren vielfach auf letztmalige Weise eingehend befragt werden. Abschließende Bewertungen durch Historiker beschließen den Band.

Durch gezielte Interviews konnten Lebensläufe der Akteure rekonstruiert, zentrale Ereignisse der deutsch-deutschen Geschichte analysiert sowie über die deutsche Einheit Bilanz gezogen werden. Teils selbstkritisch, teils hautnah berichten die Zeitzeugen über ihre Erlebnisse. Getroffene Entscheidungen und wegweisende Handlungen, aber auch Fehleinschätzungen und Versäumnisse kommen zur Sprache. Die außergewöhnliche, weil in dieser Form einzigartige und auf die relevanten Daten der deutsch-deutschen Nachkriegs-, Teilungs- und Vereinigungsgeschichte eingehende Dokumentation liefert neue Einsichten und weitere Erkenntnisse sowohl über den politischen Umbruch in Ostdeutschland und das Ende der DDR als auch zur Einheit Deutschlands im deutsch-deutschen und europäischen Kontext. Bis heute ist eine weitgehend geteilte Erinnerung an die historischen Geschehnisse aus Ost und West feststellbar, die auf ein gespaltenes deutsches Geschichtsbewusstsein verweist. Die Zeitzeugengespräche führten die Herausgeber mit Egon Bahr, Fritz Bauer, Wolfgang Berghofer, Sabine Bergmann- Pohl, Burkhard Berndt, Joachim Bitterlich, Klaus Blessing, Norbert Blüm, Hans Otto Bräutigam, Bernhard Brinkmann, Lothar de Maizière, Eberhard Diepgen, Peter-Michael Diestel, Manfred Domagk, Jürgen Engert, Rainer Eppelmann, Wolfgang Gerhardt, Werner Großmann, Gregor Gysi, Walter Hirche, Theodor Hoffmann, Klaus Höpcke, Günther Krause, Egon Krenz, Ingrid Kuschel, Hans-Joachim Lauck, Vera Lengsfeld, Markus Meckel, Hans Modrow, Walter Momper, Helmut Müller-Enbergs, Colin Munro, Fritz Pleitgen, Hermann Rappe, Hans Reckers, Walter Siegert, Günter Schabowski, Herbert Schmalstieg, Friedrich Schorlemmer, Richard Schröder, Christian Schwarz-Schilling, Rudolf Seiters, Michael Sommer, Peer Steinbrück, Eckhard Steinfurth, Eckart Stratenschulte, Klaus Taubert, Horst Teltschik, Ralph Thiele, Wolfgang Thierse, Hans Tietmeyer, Theo Waigel, Hans Watzek und Ralf Wolfensteller.
In den Jahren 1989/90 vollzog sich in atemberaubender Dynamik die deutsche Einigung. Über 50 Zeitzeugen, darunter Bürgerrechtler, Botschafter und Diplomaten, Funktionäre und Politiker, Theologen wie auch Akteure aus den Bereichen Banken, Finanzen und Wirtschaft, Gewerkschaften, Industrie, Kommunikation, Medien und Nachrichtendienste, Kulturwissenschaft, Landwirtschaft, Abrüstung, Sicherheit und Verteidigung, Geheimnisträger der Aufklärung, Spionage und Grenzsicherung sowie Oberbürgermeister der großen deutschen Städte und nicht zuletzt Frauen sowohl als Akteurin als auch Betroffene konnten in den letzten fünfzehn Jahren vielfach auf letztmalige Weise eingehend befragt werden. Abschließende Bewertungen durch einen Politikwissenschaftler und Historiker beschließen den Band.Durch gezielte Interviews konnten Lebensläufe der Akteure rekonstruiert, zentrale Ereignisse der deutsch-deutschen Geschichte analysiert sowie über die deutsche Einheit Bilanz gezogen werden. Teils selbstkritisch, teils hautnah berichten die Zeitzeugen über ihre Erlebnisse. Getroffene Entscheidungen und wegweisende Handlungen, aber auch Fehleinschätzungen und Versäumnisse kommen zur Sprache. Die außergewöhnliche, weil in dieser Form einzigartige und auf die relevanten Daten der deutsch-deutschen Nachkriegs-, Teilungs- und Vereinigungsgeschichte eingehende Dokumentation liefert neue Einsichten und weitere Erkenntnisse sowohl über den politischen Umbruch in Ostdeutschland und das Ende der DDR als auch zur Einheit Deutschlands im deutsch-deutschen und europäischen Kontext. Bis heute ist eine weitgehend geteilte Erinnerung an die historischen Geschehnisse aus Ost und West feststellbar, die auf ein gespaltenes deutsches Geschichtsbewusstsein verweist.Die Zeitzeugengespräche führten die Herausgeber mit Egon Bahr, Friedrich Bauer, Wolfgang Berghofer, Sabine Bergmann-Pohl, Burkhard Berndt, Joachim Bitterlich, Klaus Blessing, Norbert Blüm, Hans Otto Bräutigam, Bernhard Brinkmann, Lothar de Maizière, Eberhard Diepgen, Peter-Michael Diestel, Manfred Domagk, Jürgen Engert, Rainer Eppelmann, Wolfgang Gerhardt, Werner Großmann, Gregor Gysi, Walter Hirche, Theodor Hoffmann, Klaus Höpcke, Günther Krause, Egon Krenz, Ingrid Kuschel, Hans-Joachim Lauck, Vera Lengsfeld, Markus Meckel, Hans Modrow, Walter Momper, Helmut Müller-Enbergs, Colin Munro, Fritz Pleitgen, Hermann Rappe, Hans Reckers, Walter Siegert, Günter Schabowski, Herbert Schmalstieg, Friedrich Schorlemmer, Richard Schröder, Christian Schwarz-Schilling, Rudolf Seiters, Michael Sommer, Peer Steinbrück, Eckhard Steinfurth, Eckart Stratenschulte, Klaus Taubert, Horst Teltschik, Ralph Thiele, Wolfgang Thierse, Hans Tietmeyer, Theo Waigel, Hans Watzek und Ralf Wolfensteller.

Michael Gehler, geboren 1962, Professor am Institut für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck 1999–2006, Senior Fellow am Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) in Bonn seit 2000, seit 2006 Professor und Leiter des Instituts für Geschichte und Jean Monnet Chair für Vergleichende Europäische Zeitgeschichte an der Stiftung Universität Hildesheim.

Oliver Dürkop, geboren 1971, Kanzleiberater, Zertifikatsstudium an der Freien Journalisten Schule in Berlin 2014 und Absolvent des Masterstudiengangs Cross Media an der Hochschule Magdeburg-Stendal in den Disziplinen Journalismus, Interaction Design und Management. Mitarbeiter an wissenschaftlichen Projekten zur Oral-History. Publikation: In Verantwortung. Hans Modrow und der deutsche Umbruch 1989/1990, (2018), gem. m. Michael Gehler.

Vorwort und Danksagung

Einleitung

I. Akteure des Übergangs zwischen Erhalt, Reform und Transformation der DDR

Egon Krenz
»Es ist auch das Erbe der DDR, dass sie sich aus der Geschichte verabschiedet hat, ohne dass ein Tropfen Blut geflossen ist.«

Hans Modrow
»19. Dezember 1989: Dresden war für Kohl der Rubikon, dahinter gab es für ihn kein Zurück mehr. Es ging nur nach vorn, und das hieß für ihn: deutsche Einheit.«

Lothar de Maizière
»Herr Präsident Gorbatschow, die Zeit, in der ein Ministerpräsident der DDR zum Befehlsempfang kommt, ist vorbei. Ich komme als freigewählter Ministerpräsident einer freigewählten Volkskammer.«

Gregor Gysi
»Der Westen war für uns so weit weg wie der Mond.«

Günther Krause
»Kohl war der beste Ossi.«

II. DDR-Bürgerrechtler und Mitgestalter der deutschen Einheit

Markus Meckel
»Die deutsche Einheit war Ergebnis von Verhandlungen von zwei demokratisch gewählten Regierungen, zum einen miteinander, zum anderen mit den Alliierten des Zweiten Weltkrieges.«

Friedrich Schorlemmer
»Ab 7. November bekamen wir dann einen Hoffnungsträger, dem wir viel zu verdanken hatten, der aber nicht Michail Gorbatschow, sondern Hans Modrow hieß.«

Richard Schröder
»Die SED-Verfassung von Honecker war zu einem inkonsistenten Flickenteppich geworden und enthielt nach wie vor vieles, das einer Marktwirtschaft widersprach.«

Wolfgang Thierse
»Wir staunten über uns, wie viel Mut und Heiterkeit und wie viel Fantasie und Frechheit plötzlich vorhanden waren.«

III. Banken, Finanzen, Wirtschaft, Industrie und Treuhand

Burkhard Berndt
»Die Treuhand selbst glaubte 1990 noch, die Kosten der Wiedervereinigung aus den Verkaufserlösen hereinholen zu können.«

Klaus Blessing
»Der eigentliche Kracher war nicht die Treuhand, sie wickelte es nur ab, sondern die Währungsunion.«

Manfred Domagk
»Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es ein Fehler Ulbrichts war, Honecker als ›Kronprinzen‹ überhaupt in Stellung zu bringen.«

Walter Hirche
»Eine Alternative zur Treuhand sehe ich nachträglich nicht.«

Hans-Joachim Lauck
»Wie 18 Millionen Menschen gearbeitet, gelebt und gefeiert haben ist nur unzureichend wiedergegeben.«

Walter Siegert (†)
»Die D-Mark galt als politisches Zugpferd für die Wiedervereinigung. Das war politisch gut kalkuliert.«

Peer Steinbrück
»Die SPD ist 1989/90 völlig gespalten gewesen und zwar zwischen den Antipoden Willy Brandt und Oskar Lafontaine!«

Hans Reckers
»Es war wichtig, dass die neue DDR-Regierung schnell handlungsfähig wurde.«

Hans Tietmeyer (†)
»Per Saldo haben wir eine tragfähige Währung geschaffen.«

Theo Waigel
»Über den wirklichen Zustand des Kapitalstocks der DDR waren wir uns nicht so im Klaren.«

Bilderteil 1

IV. Minister und Politiker in verschiedenen Bereichen

Egon Bahr
»Während meines gesamten politischen Lebens bin ich davon ausgegangen, dass die Einheit eines Tages Realität werden würde.«

Norbert Blüm (†)
»Wenn wir nicht ›1 : 1‹ umgetauscht hätten, so hätte die Wiedervereinigung im Westen stattgefunden.«

Bernhard Brinkmann
»Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört.«

Wolfgang Gerhardt
»Diese freiheitliche Verfassung ist niemandem übergestülpt worden. Sie hat 18 Millionen die Freiheit gebracht.«

Christian Schwarz-Schilling
»Die Zeit, dass man einen Telefonanschluss wegen der langen Wartezeit praktisch vererben musste, war endgültig vorbei.«

Rudolf Seiters
»Bundeskanzler Kohl warb immer im Kreise der anderen Regierungschefs für massive wirtschaftliche und finanzielle Unterstützung der Sowjetunion.«

Hans Watzek
»Man wollte die Blockparteien haben, aber sie durften eben nicht zu stark werden.«

V. Aktive Bürgermeister mit grenzüberschreitender Stadtpolitik: Dresden – Berlin – Hannover

Wolfgang Berghofer
»Ohne die Zustimmung der Sowjetunion, dem Hauptsieger in der Auseinandersetzung mit Hitler-Deutschland, hätte es die deutsche Einheit nicht gegeben.«

Eberhard Diepgen
»Meine Angst vor einer militärischen Intervention hat mich erst mit dem Abzug der russischen Truppen im August 1994 losgelassen.«

Walter Momper
»Zum 9. November: Wir können froh sein, dass alles ohne Blutvergießen so friedlich verlaufen ist.«

Herbert Schmalstieg
»Man dachte nicht daran, dass es innerhalb kürzester Zeit nur einen deutschen Staat geben würde.«

VI. Berater, Diplomaten und Entscheidungsträger

Friedrich Bauer
»Ich halte Honecker für einen deutschen Staatsmann.«

Joachim Bitterlich
»Kohl benutzte immer wieder die Trias Heimat, Vaterland und Europa, aber nie mehr den Begriff ›Vereinigte Staaten von Europa‹.«

Hans Otto Bräutigam
»Honecker war nicht für eine Wiedervereinigung, da bin ich ganz sicher, es sei denn, es hätte ein sozialistisches Deutschland geben können.«

Colin Munro
»Als Ungarn seine Grenze zu Österreich ab 11. September 1989 endgültig für DDR-Flüchtlinge geöffnet hat, war die Mauer hier praktisch schon gefallen.«

Horst Teltschik
»Anfang Februar 1990 waren wir in Moskau und es kam die erlösende Botschaft von Gorbatschow: Ihr könnt Euch einigen.«

VII. Innere und äußere Sicherheit: Abrüstung, Verteidigung und Spionage

Peter-Michael Diestel
»Man muss mit einer gewissen Ästhetik dem Besiegten gegenüber stehen.«

Theodor Hoffmann (†)
»Honecker wollte nicht, dass an der Grenze geschossen wird. Das war ihm äußerst unangenehm.«

Rainer Eppelmann
»Am Abend des 9. Oktobers 1989 in Leipzig hat die Angst die Seiten gewechselt.«

Werner Großmann
Erich Mielke: »Sagt mal, wie denkt Ihr denn darüber, sollte ich zurücktreten?« Ich sagte laut und deutlich »Ja!«

Eckhard Steinfurth
»Unter Konspiration verstanden wir, dass man über seine Aufgaben möglichst gut Bescheid wissen musste, aber über anderes möglichst nicht. Das war eine Sicherheitsfrage.«

Ralf Wolfensteller
»Knallt mich ab! – Ein Fluchtversuch, der fast mein Leben kostete.«

Ralph Thiele
»Leider haben wir die Menschen nicht mitgenommen und die Wirtschaftskraft des Ostens nicht gepflegt und entwickelt.«

Bilderteil 2

VIII. Kulturpolitik, Kommunikation und Medienvertreter

Klaus Höpcke
»Einige griffen dann zum Strick. Furchtbar.«

Jürgen Engert
»Der SED-Staat stand, was das Arbeitskräftepotenzial anbelangte, vor dem Kollaps.«

Fritz Pleitgen
»Die Propaganda sprach vom ›antifaschistischen Schutzwall‹, doch die Menschen in der DDR wussten, dass die Grenzanlagen nicht gegen einen äußeren Feind gerichtet waren, sondern gegen die eigenen Bürgerinnen und Bürger!«

Günter Schabowski (†)
»Am 9. November 1989 begannen wir mit dem Mauerabriss, um die DDR nicht mehr zu stabilisieren, sondern schlicht zu retten!«

Klaus Taubert (†)
»Honecker hätte nichts verändert. Dafür war er zu sehr ein echter Stalinist und ein selbstherrlicher Diktator.«

IX. Gewerkschaftsfunktionäre

Hermann Rappe
»Weder die Politik, noch der DGB waren im Grunde auf die Wiedervereinigung vorbereitet.«

Michael Sommer
»Die innere Bereitschaft im Westen zur Einheit war relativ gering.«

X. Eigene Erfahrungen: Frauen in der DDR

Ingrid Kuschel
»Ich habe einen Ausreiseantrag gestellt. Seitdem haben sie nicht mehr mit mir gesprochen.«

Sabine Bergmann-Pohl
»Mir war eigentlich klar, dass der Fall der Mauer natürlich die Wiedervereinigung nach sich zieht.«

Vera Lengsfeld
»Das Gesicht des heutigen Europas ist durch die friedliche Revolution überhaupt erst möglich geworden.«

XI. Die Einigung aus der Berliner Erfahrung und das Urteil des Historikers mit zukünftiger Forschungsperspektive

Eckart Stratenschulte
»Tatsächlich ist es so, dass wir auch in Berlin nicht mit dem Fall der Mauer gerechnet haben.«

Helmut Müller-Enbergs
»Ich werde Sie sehr enttäuschen, aber eigentlich muss die Forschung jetzt erst anfangen.«

Bilderteil 3

XII. Fazit

XIII. Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Bibliografie

Bildnachweis

Personenregister

»Da stecken so ungeheuer viele Informationen drin, dass die Forschung den 'Gehler/Dürkop' noch in drei Jahrzehnten als Quelle nutzen wird.« Prof. Dr. Dr. h.c. Wilfried Loth, Universität Duisburg-Essen

»Da stecken so ungeheuer viele Informationen drin, dass die Forschung den ›Gehler/Dürkop‹ noch in drei Jahrzehnten als Quelle nutzen wird.«
Prof. Dr. Dr. h.c. Wilfried Loth, Universität Duisburg-Essen

Vorwort und Danksagung Diese umfangreiche Edition von Zeitzeugenaussagen aus Ost- und West-Deutschland zur deutschen Einigung ist eine Dokumentation und ein Vermächtnis der Befragten zugleich. Sie bietet aus der 75-jährigen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und der 40-jährigen Geschichte der DDR Beurteilungen und Charakterisierungen von Akteuren über Akteure, Selbsteinschätzungen sowie Schilderungen von Zäsuren und Wegmarken der deutsch-deutschen Geschichte. Die gelieferten Antworten der Autoren reichen von der Gründung der beiden deutschen Staaten 1949, der praktisch und symbolisch vollzogenen deutschen Teilung durch den Mauerbau 1961 über Annäherung und Abrüstung bis zur gewaltlosen Grenzöffnung 1989 über den Tag der deutschen Einheit 1990 bis in die jüngere und jüngste Entwicklung des vereinten Deutschlands. Der Schwerpunkt der Befragungen liegt jedoch eindeutig auf der umbruchartigen Entwicklung in der DDR und die politischen Beobachtungen und Entscheidungen in der Bundesrepublik 1989/90. In den letzten 15 Jahren beantworteten uns 54 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen jeweils dutzende, ja bis zu über hunderte ganz verschiedene Fragen. Ein Ziel der Befragung bestand darin, Grenzen und Möglichkeiten, getroffene und nicht gefällte Entscheidungen auf dem Weg zur deutschen Einheit sowie die Umsetzung, Verfahren und Resultate der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen deutsch-deutschen Transformation zu rekonstruieren. Vielfach authentisch, zuweilen selbstkritisch und reflektiert sowie auch sehr subjektiv nachvollziehbar nahmen die Befragten die Gelegenheit wahr, ihre Erlebnisse und Erfahrungen mitzuteilen und Vertrauliches preiszugeben, um mit dem Abstand von dreißig Jahren ihre Erinnerungen an die deutsche Einheit für diese Veröffentlichung bekannt zu machen. Die Gesprächspartner sind von uns in ausgewogener Weise aus Ost- und Westdeutschland ausgewählt worden, sodass Einseitigkeiten und Schieflagen in der Dokumentation vermieden werden konnten. Auch wurde ein breites gesellschaftliches und parteipolitisches Spektrum zu erfassen versucht: Es handelt sich bei den Befragten um Botschafter und Diplomaten, Bürgerrechtler/innen, Theologen, Minister aus den Regierungen von Hans Modrow und Lothar de Maizière, Oppositions- und Regierungspolitiker, Oberbürgermeister und ­Medienexperten, Gewerkschaftsfunktionäre, Angehörige des ­Ministeriums für Staatssicherheit und eine einfache Bürgerin. Ein Politikwissenschaftler und ein Historiker verorteten zuletzt die Geschehnisse und wagen Prognosen über den Stellenwert der deutschen Einheit für eine zukünftige deutsch-deutsche wie gesamtdeutsche Geschichtsbetrachtung für nachfolgende Generationen sowie für die noch Miterlebenden. Ein Fazit mit 12 Befunden steht am Ende dieser Zeitzeugen-Edition. Die Befragung der Zeitzeugen erfolgte auf der Basis standardisierter Fragen­kataloge. Die Methode der Mündlichen Geschichte (»Oral History«) orientiert sich an Biografien, den Individualitäten und der Subjektivität der Beteiligten. ­Dabei war es uns ein Anliegen, das konkrete Erleben des historischen Geschehens zu ermitteln. Nach Ablauf von Jahrzehnten ist es freilich nicht unüblich, dass neue Erkenntnisse und Interpretationen die Zeitzeugenschaft sowie deren Erinnerungsvermögen beeinflussen können. Durch Quellenkritik, ­Klarstellungen und Nachfragen war es uns möglich, entsprechende Rückschlüsse zu ziehen und dem Umstand Rechnung zu tragen, Abweichungen zu bemerken, Auffälligkeiten zu dokumentieren sowie Hinweise in Fußnoten zu weiterführender Forschungsliteratur zur Vertiefung anzugeben. Der Historiker Müller-Enbergs hielt im Gespräch 2018 fest: »Ich weiß, dass jede Geschichtsschreibung ihre Grenzen hat. Ich mache mir da ­keine Illusionen, obwohl ich selber den Anspruch habe, möglichst exakt zu arbeiten. Ich hoffe, dass die Generation 2030 international denkt, also den Globus mitdenkt und einzelne Phänomene prismenartig reflektiert. Diese Interdependenzen werden bis jetzt nicht zureichend betont.« Wir haben das angesprochene Manko versucht, durch Außenperspektiven auszugleichen, wie es mit einem britischen und einem österreichischen Diplomaten geschehen ist. Leider war es uns nicht immer möglich, Interviewtermine gewährt zu bekommen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr stattfinden konnten, was wir mit Bedauern zur Kenntnis nehmen mussten: Martin Bangemann, Birgit Breuel, Hans-Jürgen Grasemann (†), Oskar Fischer (†), Josef Homeyer (†), ­Oskar Lafontaine, Heinz Keßler (†), Angela Merkel, Matthias Platzeck, Wolfgang Schäuble, Wolfgang Schnur (†), Gerhard Schröder, Manfred Stolpe (†), Fritz ­Streletz und Dorothee Wilms, die nicht zur Verfügung standen. Folgegespräche waren mit Norbert Blüm (†) und Klaus Taubert (†) nicht mehr möglich. Geführte und bereits transkribierte Interviews wurden für den Abdruck leider nicht freigegeben wie von Rüdiger Kass und Johannes Ludewig. Letztendlich wäre es ohne die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner nicht möglich gewesen, dieses Buch herauszubringen. Unser herzlichster Dank gilt Egon Bahr (†), Friedrich Bauer, Wolfgang Berghofer, Sabine Bergmann-Pohl, Burkhard Berndt, Joachim Bitterlich, Klaus Blessing, Norbert Blüm (†), Hans Otto Bräutigam, Bernhard Brinkmann, Lothar de Maizière, Eberhard Diepgen, Peter-Michael Diestel, Manfred ­Domagk, Jürgen Engert (†), Rainer Eppelmann, Wolfgang Gerhardt, Werner Großmann, Gregor Gysi, Walter Hirche, Theodor Hoffmann (†), Klaus Höpcke, Günther Krause, Egon Krenz, Ingrid Kuschel, Hans-Joachim Lauck, Vera Lengsfeld, ­Markus ­Meckel, Hans Modrow, Walter Momper, Helmut Müller-Enbergs, ­Colin ­Munro, Fritz Pleitgen, Hermann Rappe, Hans Reckers, Walter Siegert (†), Günter Schabowski (†), Herbert Schmalstieg, Friedrich Schorlemmer, ­Richard Schröder, Christian Schwarz-Schilling, Rudolf Seiters, Michael Sommer, Peer Steinbrück, Eckhard Steinfurth, Eckart Stratenschulte, Klaus Taubert (†), Horst Teltschik, Ralph Thiele, Wolfgang Thierse, Hans Tietmeyer (†), Theo Waigel, Hans Watzek und Ralf Wolfensteller für viele berührende und bewegende Begegnungen sowie unzählige Interviewstunden. Wir danken den vielen Personen, die bei den Interviews mitwirkten und mitdiskutierten, um dieses umfassende Dokument für zukünftige Generationen und weitere Forschungen zu publizieren: Joachim Algermissen, Jörg Beining, ­Torsten Christiansen, Severin Cramm, Juliane Clegg, Deborah Cuccia, Andrea Germer, Marcus Gonschor, Felix Hinz, Harald Kleinschmidt, Marvin Meier, Hinnerk Meyer, Peter Müller, Thomas Muntschick, Andreas Pudlat, Marco ­Gerhard Schinze-Gerber, Andreas Schimmelpfennig, Philipp Strobl und Sanne Ziethen. Die Transkriptionsarbeit der umfangreichen Interview-Aufnahmen sowie das Redigieren erfolgte gewissenhaft und sorgfältig durch Anke Fischer, ­Stephanie Gerber, Jessica Ludwig, Ilona Rogoza, Ulrike Krüger, Eva Löw und Kristina ­Tissen. Svetlana Egorova hat russische Dokumente ins Deutsche übersetzt und war bei vielen Gesprächen als Zeugin anwesend. Danken möchten wir auch der Volksbank Hildesheim als Unterstützerin für die Europagespräche und der Bürgergesellschaft aus Hildesheim für die rege Teilnahme bei den Vorträgen und den Diskus­sionen mit diesen Zeitzeugen sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Berlin, die uns ausreichend mit Bildmaterial versorgt hat. Ebenfalls Dank geht für Bildrecherche und die entsprechende Zusammenarbeit an imago stock & people GmbH in Berlin. Ein Dank geht auch an den geschichtsinteressierten Herrn Torsten Sponer, Geschäftsführer der Erde & Boden Mitteldeutschland GmbH, Schwalmstadt, der das Buchprojekt freundlicherweise unterstützte. Zu danken haben wir Frank Binkowski für Registerarbeiten und dem Lau-Verlag aus Reinbek für die verlegerische Betreuung, die Aufnahme in sein Verlagsprogramm und die aufwendige wie umsichtige Satzherstellung durch Patrick Lau. Für die Endredaktion und alle verbliebenen Fehler der Gesamtpu­blikation sind die Herausgeber allein verantwortlich. Aufgrund der unvorhersehbaren und weltweiten Todesgefahr durch die Corona-­Pandemie stehen viele Menschen vor einer ungewissen Zukunft. Die Lockdowns gingen auch an den Verlagen nicht spurlos vorbei und führten zu starken Umsatz- und Nachfrage-Einbrüchen, wie auch Verzögerungen bei der Produktion eintraten. Der Lau-Verlag stand zu seinem Wort und nur deshalb liegt diese Publikation vor, wozu wir den Leserinnen und Lesern viele neue ­Erkenntnisse wünschen. Michael Gehler Oliver Dürkop Hildesheim im Juni 2021

Vorwort und DanksagungDiese umfangreiche Edition von Zeitzeugenaussagen aus Ost- und West-Deutschland zur deutschen Einigung ist eine Dokumentation und ein Vermächtnis der Befragten zugleich. Sie bietet aus der 75-jährigen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und der 40-jährigen Geschichte der DDR Beurteilungen und Charakterisierungen von Akteuren über Akteure, Selbsteinschätzungen sowie Schilderungen von Zäsuren und Wegmarken der deutsch-deutschen Geschichte. Die gelieferten Antworten der Autoren reichen von der Gründung der beiden deutschen Staaten 1949, der praktisch und symbolisch vollzogenen deutschen Teilung durch den Mauerbau 1961 über Annäherung und Abrüstung bis zur gewaltlosen Grenzöffnung 1989 über den Tag der deutschen Einheit 1990 bis in die jüngere und jüngste Entwicklung des vereinten Deutschlands. Der Schwerpunkt der Befragungen liegt jedoch eindeutig auf der umbruchartigen Entwicklung in der DDR und die politischen Beobachtungen und Entscheidungen in der Bundesrepublik 1989/90.In den letzten 15 Jahren beantworteten uns 54 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen jeweils dutzende, ja bis zu über hunderte ganz verschiedene Fragen. Ein Ziel der Befragung bestand darin, Grenzen und Möglichkeiten, getroffene und nicht gefällte Entscheidungen auf dem Weg zur deutschen Einheit sowie die Umsetzung, Verfahren und Resultate der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen deutsch-deutschen Transformation zu rekonstruieren.Vielfach authentisch, zuweilen selbstkritisch und reflektiert sowie auch sehr subjektiv nachvollziehbar nahmen die Befragten die Gelegenheit wahr, ihre Erlebnisse und Erfahrungen mitzuteilen und Vertrauliches preiszugeben, um mit dem Abstand von dreißig Jahren ihre Erinnerungen an die deutsche Einheit für diese Veröffentlichung bekannt zu machen.Die Gesprächspartner sind von uns in ausgewogener Weise aus Ost- und Westdeutschland ausgewählt worden, sodass Einseitigkeiten und Schieflagen in der Dokumentation vermieden werden konnten. Auch wurde ein breites gesellschaftliches und parteipolitisches Spektrum zu erfassen versucht: Es handelt sich bei den Befragten um Botschafter und Diplomaten, Bürgerrechtler/innen, Theologen, Minister aus den Regierungen von Hans Modrow und Lothar de Maizière, Oppositions- und Regierungspolitiker, Oberbürgermeister und Medienexperten, Gewerkschaftsfunktionäre, Angehörige des Ministeriums für Staatssicherheit und eine einfache Bürgerin. Ein Politikwissenschaftler und ein Historiker verorteten zuletzt die Geschehnisse und wagen Prognosen über den Stellenwert der deutschen Einheit für eine zukünftige deutsch-deutsche wie gesamtdeutsche Geschichtsbetrachtung für nachfolgende Generationen sowie für die noch Miterlebenden. Ein Fazit mit 12 Befunden steht am Ende dieser Zeitzeugen-Edition.Die Befragung der Zeitzeugen erfolgte auf der Basis standardisierter Fragenkataloge. Die Methode der Mündlichen Geschichte (»Oral History«) orientiert sich an Biografien, den Individualitäten und der Subjektivität der Beteiligten. Dabei war es uns ein Anliegen, das konkrete Erleben des historischen Geschehens zu ermitteln. Nach Ablauf von Jahrzehnten ist es freilich nicht unüblich, dass neue Erkenntnisse und Interpretationen die Zeitzeugenschaft sowie deren Erinnerungsvermögen beeinflussen können. Durch Quellenkritik, Klarstellungen und Nachfragen war es uns möglich, entsprechende Rückschlüsse zu ziehen und dem Umstand Rechnung zu tragen, Abweichungen zu bemerken, Auffälligkeiten zu dokumentieren sowie Hinweise in Fußnoten zu weiterführender Forschungsliteratur zur Vertiefung anzugeben.Der Historiker Müller-Enbergs hielt im Gespräch 2018 fest:»Ich weiß, dass jede Geschichtsschreibung ihre Grenzen hat. Ich mache mir da keine Illusionen, obwohl ich selber den Anspruch habe, möglichst exakt zu arbeiten. Ich hoffe, dass die Generation 2030 international denkt, also den Globus mitdenkt und einzelne Phänomene prismenartig reflektiert. Diese Interdependenzen werden bis jetzt nicht zureichend

Erscheinungsdatum
Verlagsort Reinbek
Sprache deutsch
Maße 155 x 240 mm
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte 10-Punkte-Programm • 3. Oktober 1990 • 9783957682239 • 9. November 1989 • BRD • Bush • DDR • DDR Bürgerrechtler • DDR-Geschichte • deutsch-deutsche Geschichte • Deutsche Einheit • Deutsche Geschichte • Deutsche Teilung • Deutschland • Egon Krenz • Einigungsvertrag • Erich Honecker • Friedliche Revolution • Günter Schabowski • Helmut Kohl • Mauerbau • Mauerfall • Michail Gorbatschow • Ostdeutschland • SED-Staat • Sowjetunion • Stasi • Tag der deutschen Einheit • Teilungsgeschichte • Transformationsprozess • Treuhand • Vereinigungsgeschichte • Wende • Wendezeit • Westdeutschland • Wiedervereinigung • Zeitzeugen • Zwei-plus-Vier Vertrag
ISBN-10 3-95768-223-1 / 3957682231
ISBN-13 978-3-95768-223-9 / 9783957682239
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