Aenne und ihre Brüder

Spiegel-Bestseller
die Geschichte meiner Mutter

***** 17 Bewertungen

Buch | Hardcover
352 Seiten
2023 | 1. Auflage
Propyläen Verlag
978-3-549-10056-1 (ISBN)
26,00 inkl. MwSt
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Reinhold Beckmann erzählt die Geschichte seiner Familie - ein Buch gegen das Schweigen über den Krieg
Das Leben von Reinhold Beckmanns Mutter Aenne war früh von Verlusten gezeichnet. Ihre Mutter starb, als Aenne noch ein Baby war. Vier Brüder hatte sie, alle im Krieg gefallen. Anders als viele ihrer Generation hat Aenne über diese Zeit nie geschwiegen. Ihre Brüder und Eltern blieben immer gegenwärtig, in Gesprächen, Fotos und Erinnerungen.

Reinhold Beckmann erzählt die Geschichte von Aenne, Franz, Hans, Alfons und Willi, zwischen hartem Alltag auf dem Dorf, katholischer Tradition und beginnender Diktatur. Und davon, was der Krieg mit Menschen macht. wenn keiner zurückkehrt.
Spiegel-Bestseller

Reinhold Beckmann (geboren 1956 in Twistringen) ist Journalist und Musiker. Seine Fernsehkarriere begann er beim WDR. Nach einem Ausflug zu den privaten Fernsehsendern mit ran und ranissimo moderierte er in der ARD zwei Jahrzehnte lang die Bundesliga-Sportschau und diskutierte in der wöchentlichen Talksendung beckmann politische und gesellschaftlich relevante Themen. Heute ist er als Produzent und Filmemacher aktiv und mit seiner Band deutschlandweit unterwegs. Mit seiner Initiative NestWerk e.V. setzt er sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche in strukturschwachen Stadtteilen Hamburgs ein.

»Die Geschichte meiner Familie. So viel ungelebtes Leben!« Reinhold Beckmann

»Reinhold Beckmanns Mutter war eine große Erzählerin. Und nun gibt Beckmann ihre Geschichte an uns weiter. Er erzählt sie uns auf völlig schnörkellose Weise, klar, einfach, eindringlich.« Senta Berger

»Reinhold Beckmann erzählt mit Respekt und Liebe die Geschichte seiner Mutter. Ein aktuelles, ein lesenswertes Buch!« Gerhart Baum

»Ein Buch voller Liebe und Trauer. Ein Buch über die Verwüstungen des Krieges. Und ein Buch für den Frieden - das genau zur richtigen Zeit kommt.« Heinrich Wefing, Die Zeit

»Das Buch ist so berührend, weil es diese vier jungen Leben so sichtbar macht. Als ob es gestern gewesen wäre. Ja, es war gestern – und ist heute leider wieder so!« Udo Lindenberg

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo Illustrationen
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 138 x 220 mm
Gewicht 494 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Geschichte Allgemeine Geschichte 1918 bis 1945
Geschichte Allgemeine Geschichte Zeitgeschichte
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Sozialgeschichte
Schlagworte Doppelpass • Familiengeschichte • Fußball • Katholische Kirche • Kicker • Lanz • Moderator • Nationalsozialismus • Pazifismus • Russland • Sportschau • Stalingrad • transgenerational • Trauer • Trauma • Ukraine • Verlust • Widerstand • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-549-10056-6 / 3549100566
ISBN-13 978-3-549-10056-1 / 9783549100561
Zustand Neuware
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5 Bewegende und ergreifende Familiengeschichte

von , am 24.11.2023

Die Geschichte ist eher sachlich erzählt und dennoch sehr berührend. Wir begleiten Aenne von Geburt an und erleben ihre Kindheit und Jugend im sehr katholisch geprägten Wellingholzhausen. Das Zusammenleben mit den Stiefeltern ist für Aenne und ihre Brüder nicht einfach, die älteren Brüder gehen früh eigene Wege. Der Autor beschreibt parallel zum Leben seiner Mutter die entbehrungsreichen Jahre nach dem Ersten Weltkrieg und den aufkeimenden Nationalsozialismus. Durch die Machtergreifung der Nazis ändert sich auch das Leben in Wellingholzhausen, und bald beginnt der Zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken, Verlusten und Gräueltaten. Auch die Rolle der katholischen Kirche im Dritten Reich wird intensiv beleuchtet.

Das Buch zeigt auf den beiden ersten und letzten Seiten kleine Ausschnitte aus den Feldpostbriefen, neben Fotos im Buch finden wir ab Seite 193 auf 16 Seiten zahlreiche private Fotos. Reinhold Beckmann hat seiner Mutter und ihren Brüdern das berührende Lied "Vier Brüder" gewidmet, dessen Text am Ende des Buches veröffentlicht ist.

Die tragische Geschichte über Aenne und ihre Brüder hat mich sehr bewegt und nachdenklich gemacht. Klare Leseempfehlung von mir für dieses intelligent geschriebene, gut recherchierte und sehr persönliche Buch!

5 Ein Mahnmal wider das Vergessen

von (Hamburg), am 01.11.2023

Das Buch hat mich tief bewegt zurückgelassen. Der Schreibstil von Reinhold Beckmann ist relativ nüchtern. Dies hat mich anfänglich irritiert, fand ich im weiteren Verlauf aber sehr gut. Beckmann beschreibt Situationen, das Leben der Menschen, wie es war. Er wertet und er urteilt nicht. Auf diese Weise bekommt man zu Beginn des Buches einen Blick auf das Leben der Menschen nach dem Ersten Weltkrieg, der Weltwirtschaftskrise und dem Aufstieg der Nationalsozialisten und kann ein wenig verstehen, warum alle den Verheißungen des Führers geglaubt haben.

Zeitlich konzentriert sich das Buch auf die Jahre des Zweiten Weltkriegs. Herzstück sind hier die Briefe, die Aennes Brüder ihrer Schwester von der Front schrieben und die Aenne Beckmann ihr Leben lang aufbewahrt und kurz vor ihrem Tod schließlich an ihren jüngsten Sohn weitergegeben hat. Anhand dieser Briefe zeichnet Reinhold Beckmann das Leben seiner Familie nach, ergänzt um historische Fakten zum Kriegsverlauf sowie einer zeitgeschichtlichen Einordnung. Immer wieder wird auch die Rolle der (katholischen) Kirche in den Blick genommen, denn Aenne war eine gläubige Frau und ihr Heimatort erzkatholisch.
Durch Beckmanns schnörkellose Erzählweise empfand ich den Schrecken der Zeit besonders greifbar und vor allem die Briefe von Aennes Bruder Franz zeigen die verheerende Grausamkeit des Krieges und der Situation der Soldaten deutlich auf.
Bewegt haben mich auch die Absätze im Buch, in denen Beckmann ins Zwiegespräch mit seinen Onkeln geht. Hier merkt man, wie der Autor seine Familiengeschichte er- und verarbeitet.

Fazit. ‚Aenne und ihre Brüder‘ ist ein Denkmal, nicht nur für Aenne Beckmann und ihre Brüder, sondern für all‘ jene, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren. Das Buch erscheint genau zur richtigen Zeit… einer Zeit, in der wieder Krieg in Europa herrscht, einer Zeit, in der der Schrecken des Dritten Reichs in Vergessenheit zu geraten scheint, einer Zeit in der die "neuen Rechten" immer mehr Zuspruch bekommen. Dieses Buch ist ein Denkmal und ein Mahnmal… die Geschichte darf sich nicht wiederholen!

5 Unvergessen

von , am 29.10.2023

Mit seinem Prolog hat Beckmann genau das wiedergegeben, was ich von der Buchbeschreibung erwartet habe. Sein Versuch, mit diesem Buch, seiner Familie und seinen Onkeln, und gewissermaßen allen die damals ihre Angehörigen und Lieben verloren, ein Gesicht zu geben, ist ihm gelungen.
Er nimmt uns nicht nur mit in diese Zeit, er lässt sie auch lebendig erscheinen mit all ihrem Grauen, Verlusten, Tränen und auch Hoffnung. Wie schrecklich muss es sein, aus seinem Alltag gerissen zu werden, in einem Krieg zu kämpfen, den man nicht wollte.

Beckmann schreibt aus der Sicht der Familie damals. Sie lebten im Dorf Wellingholzhausen, mehr oder weniger abgeschottet von den Ereignissen. Anders als zum Beispiel in Großstädten wie Berlin, wo man all die Dinge, die den Krieg ausmachten wie die Judenverfolgung, die Reichspogromnacht, die Gegenwart der Gestapo, täglich hautnah erlebte. Ich vermute, dass er aus diesem Grund auch nicht näher auf die diese Dinge einging. So bekommt man "nur" eine Sicht aus den Augen der Brüder und seiner Mutter, was mir gut gefällt.

Ein eindrucksvolles Buch, dass mich sehr bewegt hat und Dank der vielen Fotos noch an Authentizität gewinnt.

5 sehr persönlich und berührend

von , am 06.10.2023

Wenn man in seine eigene Familienchronik zurückblickt, dann wird wahrscheinlich fast jeder eine Geschichte finden, ähnlich der, die hier erzählt wird. Hier heißen die Darsteller Alfons, Hans, Franz und Willi und deren Schwester Aenne. In meiner Familie waren es Alex und seine sechs Brüder. Mein Urgroßvater war der einzige Sohn, der den Krieg überlebte, weil er als Kleinster zuhause geblieben war. Alle anderen fielen im Krieg. So erging es auch den Brüdern von Reinhold Beckmann. Alle vier wurden Soldaten - der eine freiwillig, die anderen wurden eingezogen. Und keiner kehrte von der Front zurück. Zurück blieb nur die Schwester, die ohne Eltern und ohne Geschwister versuchte sich durchzukämpfen nach dem Krieg.

Beckmann schreibt emotional und sehr persönlich. Als Grundlage für die Recherche und das Buch dienten die Briefe der verstorbenen Onkel und die langen Gespräche mit der Mutter über ihre Brüder. Besonders hat mir gefallen, dass Aenne sie nie vergessen hat und diese Erinnerung dadurch in ihrer Familie bestand hat und ihr Sohn Reinhold dem kurzen tragischen Leben der vier Brüder ein Denkmal setzt. Und ein bisschen war es wie ein Denkmal auch für die Gefallenen in meiner Familie. Das hat mich berührt. Das finde ich wichtig.

5 Biografie, über die Mutter

von , am 27.09.2023

Ein berührendes Buch! Der Autor, Reinhold Beckmann, recht gut bekannt, darf auch jetzt in Talkshows darüber reden und erweckt immer die gleichen Gefühle, betroffenes Schweigen, Innehalten über den Verlust, über den oft nicht geredet wurde. Nachdenken darüber, denn auch seit Anfang letzten Jahres tobt wieder ein Krieg in Europa (angefangen von einem kranken Despoten). Beckmann erwähnt auch diese Ungeheuerlichkeit.

Die abgedruckten Briefe und auch die Fotos von den Brüdern erzählen von jungen Menschen, die um ihre Jugend und letztendlich um ihr Leben gebracht wurden (von einem anderen kranken Despoten in einen barbarischen Krieg gezwungen). Die Briefe zeigen die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Brüder, erzählen von ihren Träumen und Hoffnung, dass es bald zu Ende ist... Berichtet von Kriegshochzeiten und dem einzig direkten Nachkommen eines der Brüder. Verschlüsselte Aussagen berichten vom Kriegsgeschehen, den unsäglichen Leiden der Soldaten. Verschlüsselt, denn die Briefe von der Front wurden kontrolliert und man unterstellte ihnen Wehrzersetzung.

Doch auch Aennes Leben bleibt nicht unerzählt, ihr Heimatort Wellingholzhausen. Dem Ausbrechen aus der relativ intakten Dorfgemeinschaft und wie die junge Frau ihren eigenen Weg gegangen ist bis sie auf den Vater des Autors traf. Das Buch war mein Wunschbuch, weil ich meiner eigenen Familiengeschichte hinterher spüre und Beckmanns Buch als Vorlage nehme. Danke an den Autor!

4 Eine Lebensgeschichte verpackt

von , am 25.09.2023

Viele Lebensverhältnisse in Zeiten des zweiten Weltkriegs waren nicht leicht. Auch die der Familie von Reinhold Beckmann. In seinem Buch beschreibt er das Leiden und die Veränderungen, die seine Mutter Aenne machen und durchmachen musste.

Angefangen bei Aennes Geburt schreitet das Buch entlang der Entwicklung in Deutschland immer weiter voran und erzählt auf diese Weise ein Leben. Dass das wenigste gut und positiv war, versteht sich von selbst. Doch Reinhold Beckmann hat versucht, gerade diese Seiten mit ein bisschen Witz und Charme hervorzuheben.

Mit Bildern unterstrichen, die Einblicke in die damaligen Zeiten bieten, ist das Buch etwas sehr Privates, und auch die Sprache, die adaptiert wurde, erzählt ihre eigene Geschichte. Zwar macht sie an vielen Stellen das Lesen etwas holpriger, doch weiß der Leser, das ganze einzuordnen und es zu schätzen.

Für mich allerdings dennoch ein bisschen holprig und auch teilweise sperrig, brauchte ich ein wenig, bis ich wirklich in die Geschichte hineingefunden habe.

5 Authentisch und sehr bewegend

von , am 22.09.2023

Gegen Ende ihres Lebens übergibt Aenne ihrem Sohn einen Karton. Darin enthalten: die Feldpostbriefe ihrer Brüder. Was wie ein spannender Auftakt eines Romas klingt, ist jedoch real. Aenne ist die Mutter von Reinhold Beckmann. Die vier Onkel und Verfasser der Briefe wird Reinhold jedoch nie kennenlernen. Alle vier starben im Krieg. Zurück blieben nur deren Feldpost und die lebhaften Erinnerungen Aennes, die auch das Leben des Autors geprägt haben.

Mithilfe der Hinterlassenschaften und einigen Feldchroniken rekonstruierte Beckmann den Weg und Schicksal der vier Soldaten. Die Originaltexte werden dabei im Hörbuch stimmlich hervorgehoben, in der gedruckten Ausgabe durch kursiver Schrift und Formatierung. Mag der Schreibstil der Feldpostbriefe für heutige Ohren vielleicht manchmal etwas merkwürdig klingen, so verfehlten diese dadurch nicht ihre Wirkung. Ganz im Gegenteil! Aber auch die warmherzigen Worte und Erzählungen des Autors erzeugten ein Bild der Zeit in mir, als wäre ich zugegen gewesen. Und nicht wenige Male standen mir die Tränen in den Augen.

Eine unfassbar bewegende und authentische Aufarbeitung der eigenen Geschichte. In Gedenken an die vielen Opfer dieses furchtbaren Krieges sollten Bücher wie dieses Pflichtlektüre an Schulen werden!

5 Die verdammte Generation

von , am 21.09.2023

Reinhold Beckmann beschreibt in diesem Buch die Geschichte seiner Familie vor dem Hintergrund des Dritten Reichs. Sein Großvater kämpfte im 1. Weltkrieg und kehrte gesundheitlich schwer angeschlagen zurück. Dessen Frau starb nicht lange nach Aennes Geburt, sodass der Schustermachermeister nun allein mit fünf Kindern zurückblieb und bald eine Stiefmutter ins Haus kam. Doch auch Aennes Vater lebte nicht mehr lang und die Kinder wuchsen bei Stiefeltern auf, bei denen es nicht sehr liebevoll zuging.
Am Beispiel des kleinen Dorfes Wellingholzhausen wird beschrieben, wie sich das politische Klima in Deutschland verändert und die Nationalsozialisten von einer kleinen unbedeutenden Minderheit zur herrschenden Partei werden. Öffentliche Ämter wie die des Schulleiters werden durch Parteitreue besetzt. Besonders schockierend finde ich die Rolle der Kirche während der Hitlerzeit. Im Brief eines Erzbischofs wird beispielsweise von "göttlicher Vorsehung" gesprochen, als der Führer "einem verbrecherischen Attentat glücklich entronnen" ist. Auch dass Hitlers Euthanasieprogramm in Kirchenkreisen durchaus bekannt war und sogar Unterstützung fand, hat mich entsetzt. Über viele Kapitel hinweg ähnelt das Buch eher einem Geschichtsbuch als einem Roman, was hochinteressant, aber keine einfache Lektüre ist. Die Familiengeschichte spielt im ersten Drittel des Buchs nur eine untergeordnete Rolle. Es ist herzzerreißend zu lesen, wie Aennes Brüder allesamt einberufen werden und keiner von ihnen den Krieg überlebt. Sie vergeuden ihre Jugend, feiern ein Weihnachten nach dem anderen an der Front und träumen von einem Leben mit Frau und Kindern, nachdem der ganze "Schwindel" vorbei ist. Die Briefe nach Hause werden spärlicher, der Inhalt immer deprimierter. Das Schicksal eines Bruders bleibt über Jahre ungeklärt.
Wahrscheinlich hätte ich mich nicht für dieses Buch entschieden, wenn ich gewusst hätte, welch großen Stellenwert die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs darin einnehmen, aber ich bin froh, es gelesen zu haben. Die Geschichte meiner eigenen Familie stand mir dabei schmerzhaft vor Augen, denn auch drei meiner Onkel sind nicht aus dem Krieg nach Hause gekommen. Noch ein Tipp: unbedingt auch das Lied "Vier Brüder" von Reinhold Beckmann anhören, der QR Code ist im Anhang enthalten.
Fazit: Ein äußerst lesenswertes Buch über das wohl dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.

5 Uneingeschränkte Leseempfehlung!

von , am 20.09.2023

Bereits beim Lesen des Prologs der 26 Seiten umfassenden Leseprobe des biografischen Sachbuch hatte ich "Augenpipi", schlummert doch bei mir ein Päckchen mit Feldpostbriefen meines im Krieg gebliebenen Großvaters an seine Frau und die 3 kleinen gemeinsamen Kinder, von denen heute nur noch meine Mutter am Leben ist. Aufgrund ihrer Beschreibung habe mich noch nicht sie zu lesen getraut, werde dies jetzt jedoch schleunigst nachholen.

Aenne und die Brüder sind auf dem Cover zu sehen, die Briefe im Einband.
Verständlicherweise ist der Schreibstil recht emotional, gelegentlicher Dialekt wird übersetzt und die überwiegend kurz gehaltenen Abschnitte erleichtern das Verständnis.
Es ist berührend, vom Schicksal der 4 jungen Männer zu lesen, von ihren Träumen, Sehnsüchten und Hoffnungen für das Leben nach dem Krieg - welches es dann leider für keinen von ihnen mehr geben sollte. Es werden keine Einzelheiten zum Kriegsgeschehen erwähnt, das kann der Zensur oder aber den Ängsten vor eben dieser Zensur oder davor, den lieben Daheimgebliebenen nur noch größere Sorgen zu bereiten, geschuldet sein.
Gleichzeitig gewährt das Buch einer Milieustudie ähnlich Einblicke in den Alltag daheim, die Sorgen um Verwandte, Liebste, Freunde oder gute Bekannte an der Front, Einschränkungen durch den Krieg, das daraus resultierende Zusammenhalten der Dorfgemeinschaft, Gedanken über die Haltung vieler Kirchenobersten...

Reinhold Beckmann begann dieses Buch wenige Tage vor dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Fazit: Uneingeschränkte Leseempfehlung!

5 Eine Familie aus Wellingholzhausen

von , am 18.09.2023

In diesem Buch berichtet Reinhold Beckmann über die Erlebnisse und Erfahrungen seiner Mutter während des zweiten Weltkrieges. Im Vordergrund steht hierbei die Beziehung zu ihren Brüdern, die während des Weltkrieges an der Front kämpfen mussten.
Das Buch enthält neben den zahlreichen Briefen der Brüder auch einiges an Faktenwissen über den Weltkrieg und auch von der Zeit davor. Vordergründig steht hierbei das katholische Heimatdorf Wellingholzhausen. Man erhält einen Einblick in das Leben der Dorfbewohner und wie sich das Leben während des Krieges wandelt. Dabei wird das Geschehen durch den Autor sehr neutral beschrieben, trotz dessen regt es zum Nachdenken an.

Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen und ich habe Wissen zum Ablauf des Krieges dazugelernt, welches mir vorher nie so bewusst war. Es ist definitiv kein Buch für zwischendurch, aber sehr empfehlenswert.

5 Keine leichte Kost

von (Velbert), am 17.09.2023

Im ersten Moment war ich sehr erstaunt, als ich den Namen des Autors gelesen habe. Reinhold Beckmann war mir in erster Linie als Sportmoderator bekannt. Kann der Bücher schreiben, war mein erster Gedanke. Ja, er kann und zwar sehr gut. Der flüssige und emotionale Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. In erster Linie geht es in dem Buch um das Leben seiner Mutter Anne, die trotz vieler Schicksalsschläge ihren Lebensmut nicht verloren hat. Das damalige sehr schwierige und harte Dorfleben wird sehr bildlich beschrieben. Zudem wird der Aufstieg von Adolf Hitler und der 2. Weltkrieg ausführlich dargestellt. Vieles war mir bereits durch den Geschichtsunterricht in der Schule und diverser anderer Bücher die ich gelesen habe bekannt, dennoch nicht so intensiv und detailliert.
Erwähnen möchte ich auch noch die tolle Aufmachung des Buches. Im Buchdeckel sind die Feldpostbriefe abgedruckt und in der Mitte des Buches sind viele Fotografien der Familie, die den erwähnten Personen das fehlende Gesicht geben.
Das Buch ist kein Buch für nebenbei. Man sollte sich schon die nötige Zeit dafür nehmen, da es tief unter die Haut geht. Die grausame Kriegsrealität wird ungeschönt dargestellt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses tolle Buch.

5 Ergreifendes, bewegendes Familienschicksal und Zeugnis deutscher Zeitgeschichte.

von , am 04.09.2023

Selten hat mich ein Buch derartig berührt und bewegt, wie dieses. Es ist das Leben von Reinhold Beckmanns Mutter Aenne und ihren Brüdern, ein Leben, das früh vom Verlust der leiblichen Eltern gezeichnet war und wahrscheinlich gerade dadurch die fünf Kinder noch mehr zusammenschweißt.

Es ist ein Buch, das schonungslos über die Verwüstungen an den Fronten des Zweiten Weltkrieges berichtet und auf eindringliche Art und Weise klarmacht, welche Grauen ein so junges Leben erleiden musste. Ungelebtes Leben – vier Brüder sind gefallen, keiner ist aus dem Krieg zurückgekehrt.

Eine Schachtel mit Feldpostbriefen ist es, die zusammen mit fundierter Recherche und zahlreichen Literaturquellen sowie Zeitzeugeninterviews die Grundlage für dieses Buch bilden. Beckmanns Mutter Aenne hat sie kurz vor ihrem Tod ihrem Sohn vermacht und anhand der Briefe in Sütterlin versucht er, das Leben der Onkel, die er nie kennenlernen durfte, nachzuvollziehen.

Im Grunde beginnt das Buch mit Aennes Geburt, zeichnet ihre ersten Jahre nach, den frühen Tod der leiblichen Mutter, die Heirat von Vater Haber mit der Stiefmutter und die tiefe Frömmigkeit in der erzkatholischen Gemeinde. Der Nationalsozialismus kommt relativ spät ins beschauliche Wellingholzhausen, doch letztendlich bleibt das Dorf nicht lange eine Insel der Seligen. Der Krieg bricht aus und einer um den anderen werden die Brüder von Aenne eingezogen.

Unverblümt und ohne Blatt vor dem Mund berichtet das Buch von dem, was die deutschen Soldaten durchmachen – aufgrund der Stationierung von Aennes Brüdern liegt der Schwerpunkt auf dem Ostfeldzug, der Einkesselung von Stalingrad und nach verlustreichen Jahren schließlich der deutschen Kapitulation.

Es ist keine einfache Lektüre – aber es ist ebenfalls das Schicksal auch unserer Väter und Großväter, ein Thema, das oftmals tabu war und nach dem man nicht groß fragen durfte. So wird Aenne zur Identifikationsfigur der Daheimgebliebenen, die sehnlich auf einen Feldpostbrief ihrer Lieben warten, Gefallene zu beklagen haben oder die Hoffnung auf das Auffinden eines Vermissten nicht wagen, aufzugeben.

Beckmann untermauert sein Werk mit einer großen Anzahl an Fotografien, die das Gelesene noch einmal deutlicher machen. Die handelnden Personen haben ein Gesicht, als Leser kann man sie vor dem inneren Auge vor sich sehen.

Mir trieb das Gelesene mehr als einmal Tränen in die Augen. Es ist kein Buch, das man "einfach mal so" liest. Es ist eine Mischung aus Biografie und zeitgeschichtlichem Dokument, das bis heute kein Stück seiner Brisanz verloren hat und das man unbedingt gelesen haben sollte.

5 Außergewöhnlich berührend und beeindruckend

von , am 30.08.2023

Das Cover gefällt mir gut - es ist sehr passend.

Der Schreibstil von Reinhold Beckmann gefällt mir ausgesprochen gut, ist sehr flüssig und emotional packend. Der einfühlsame und bewegende Erzählstil ist gut zu lesen.

Reinhold Beckmann schreibt den autobiografischen Roman "Aenne und ihre Brüder" über seine Mutter Aenne und deren vier Brüder (Franz, Hans, Alfons und Willi). Im Zweiten Weltkrieg wurden ihre Brüder eingezogen, sie mussten sich von ihren Träumen verabschieden. Keiner von ihnen kam je wieder zu Hause an.
Die Feldpostbriefe seiner vier Onkel hat Reinhold Beckmann von seiner sterbenden Mutter erhalten. Aenne hat diese Briefe immer wie einen Schatz aufbewahrt.

Die Geschichte hat mich sehr berührt und in den Bann gezogen. Grundlage zu dem faszinierenden Buch waren die Gespräche mit seiner Mutter Aenne, die Feldpostbriefe, Historische Dokumente und sehr viel Recherchearbeit. Aenne hat ihre Brüder nie vergessen und viel über sie gesprochen.
Die abgedruckten Feldpostbriefe, die vielen Fotos und der Song "Vier Brüder" mit dem Link zum Musikvideo machen das Buch für mich perfekt.

Ein außergewöhnliches Buch. Absolut lesenswert.

5 Reinhold Beckmann wandelt auf den Spuren seiner Mutter Aenne

von , am 30.08.2023

Reinhold Beckmanns Buch "Aenne und ihre Brüder - Die Geschichte meiner Mutter" kommt nach meiner Meinung genau zur richtigen Zeit und ist absolut lesenswert für all diejenigen, welche sich mit unserer dunkelsten Stunde in der deutschen Geschichte auseinandersetzen möchten.

Beckmann gibt den Grauen des Zweiten Weltkriegs ein Gesicht, in dem er die Geschichte seiner Mutter Aenne und deren vier Brüdern nacherzählt. Er gibt damit der unvorstellbaren damaligen Kriegszeit ein persönliches Gesicht und vor allem eine starke Stimme.

Obwohl man meinen könnte, das Schicksal von Familie Beckmann könnte einem ja herzlich egal sein, war ich ziemlich schnell in die Familie integriert und durchlitt, einer Achterbahnfahrt gleich, die Höhen und Tiefen, die in diesem Buch dann erzählt werden.

Beckmanns Spurensuche befördert uns praktisch ca. 100 Jahre in der Zeitrechnung zurück. Sehr akribisch hat er in der eigenen Familie nachgeforscht und auch die Schuhschachtel mit den alten Feldpostbriefen, das Schatzkästchen von Beckmanns Mutter Aenne, ist hier wirklich Gold wert gewesen. Wenn jemand einen sehr intensiven beispielhaften Einblick in die Deutsche Volksseele von damals wagen möchte hat hier die passende Gelegenheit.

Von der Geburt an verfolgt man Aennes Lebensstationen und die ihrer Familie und Brüder. Die Szenerien wirken auf uns aus der jetzigen Sicht vielleicht manchmal befremdlich, wie mit dem Nachwuchs beispielsweise umgegangen wurde oder welche Rolle Bildung damals spielte. Insgesamt wirkt die Erzählung auf mich aber unheimlich authentisch und brachte bei mir wirklich sämtliche vorstellbare Emotionen hervor. Ich fühlte mich schnell in die damaligen Szenerien eingebunden.

Trotz, dass man zu Beginn des Buches bereits weiß wie es enden wird, fesselt die Erzählung sehr stark. Es tut der Spannung keinen Abbruch. Beckmann verwebt gekonnt die große damalige weltpolitische Lage, das Erstarken der Nationalsozialiten mit der eigenen Familiengeschichte sowie dem unglaublichen Schicksal und präsentiert ein Buch, das aus meiner Sicht auch als Schullektüre im Fach Geschichte sehr dienlich wäre.

Solche Bücher sind es, welche die harte und grausame Kriegsrealtiät in der normalen zivilen Bevölkerung nacherzählen. Die zivile Bevölkerung, die mit dem furchtbaren Krieg nicht zu tun haben möchte wird immer mehr davon eingenommen, kommt schlussendlich nicht mehr davon los und zollt der ausweglosen Situation Tribut.

Die Familiengeschichte rund um Aenne Beckmann sollte uns allen zur Mahnung dienen und uns hoffentlich eines besseren Belehren. Auch das Erinnern an die schrecklichen Erfahrungen unserer Ahnen ist unheimlich wichtig in einer Zeit, da rechtsnationale Parteien wieder unheimlich Aufwind bekommen und ein menschenverachtender Krieg in der Ukraine herrscht.

Reinhold Beckmann kann sich wirklich glücklich schätzen, dass seine Mutter Aenne ihm dieses kleine Schatzkästlein voller Briefe seiner Ahnen anvertraut hat.

5 Das erschütternde Protokoll einer zerrissenen Familie in Deutschlands dunkelster Vergangenheit

von (Penzberg), am 29.08.2023

Reinhold Beckmann trifft mir mit der traurigen Geschichte seiner Mutter mitten ins Herz. Mein Vater ist 1921, meine Mutter 1926 geboren. Die Vergangenheit meiner Eltern ist Aennes sehr ähnlich und ich bin völlig ergriffen, so deutlich und direkt, gut strukturiert und recherchiert, von den historischen Geschehnissen in den Jahren 1921 bis nach Kriegsende zu erfahren.

Dem Autor ist ein erschütterndes Protokoll gelungen, das er schnörkellos und frei von jeder Wertung zu Papier bringt. Die zu Herzen gehenden Briefe der Geschwister sprechen Bände und könnten deutlicher nicht sein. Man spürt die Zerrissenheit, die Traurigkeit und Angst, aber auch die Hoffnungsschimmer, die Lichtblicke. Und die kurze Freude, die ein paar gemeinsame Stunden bringen. Und über allem liegt auch die Verzweiflung, das Unverständnis, die Ohnmacht der Bevölkerung angesichts eines aussichtslosen Kampfes. Ein Thema, leider so aktuell und unbegreiflich wie damals.

Reinhold Beckmanns sehr persönliches Buch ist ein Appell an den Frieden, seine Botschaft trifft tief, die Geschichte seiner Mutter ist meiner sehr ähnlich und hat mich sehr berührt. Sie wird mir lange in Erinnerung bleiben. Unbedingt lesen!

4 Tragische Familiengeschichte

von (Dresden), am 28.08.2023

Das Buch berichtet über eine einzelne Familie in einem kleinen stark katholischen Dorf. Es erzählt eigentlich ein Alltagsleben. Traurig ist allerdings, dass alle vier Söhne der Familie den Krieg nicht überleben werden. Das alles ist sehr direkt beschrieben. Mir fehlten manchmal die Emotionen, ich konnte mich dadurch nicht immer in die Situation hineinversetzen und es nachvollziehen, was die Leute gerade fühlen. Auch die Haltung der - besonders katholischen - Kirche wird gut beschrieben. Dazu kommt, dass das Buch sehr aktuell ist. Es werden Kriegsschauplätze im II. Weltkrieg genannt, die genau jetzt wieder vom Ukraine-Krieg betroffen sind. Man fragt sich, ob die Menschheit nichts gelernt hat. Aber solange es noch Leute gibt, die an einem Krieg verdienen, wird die Hoffnung auf einen allgemeinen Frieden wohl nur eine Hoffnung bleiben. Leider auch deshalb sind solche Bücher wichtig...

5 Bewegende Kriegserfahrungen

von , am 27.08.2023

In diesem bewegenden autobiografischen Buch erzählt der bekannte Moderator Reinhold Beckmann die traurige Familiengeschichte seiner Mutter, deren vier Brüder alle ihr Leben im zweiten Weltkrieg ließen. Die Auszüge aus den Feldbriefen der Brüder an Beckmanns Mutter Aenne lassen oft nur die grausamen Erlebnisse an der Front erahnen. Denn ganz offen durfte man natürlich nicht berichten, geschweige denn den Erfolg des Krieges in Frage stellen, da einem sonst die Anklage der Wehrkraftzersetzung mit entsprechenden Folgen drohte. Auch wollte man die Lieben daheim nicht zu sehr beunruhigen. Sehr gut werden diese Auszüge mit anderen Zeugnissen aus Chroniken, erzählten Berichten und Dokumenten wie der Dorfchronik von Wellingholzhausen ergänzt.

Der Leser bekommt auch einen sehr guten Eindruck davon, was es für die meist sehr jungen Soldaten an der Front bedeutete, wenn sie Post von ihrer Familie und ihren Liebsten bekamen. Das war ihr Hoffnungsschimmer während ihrer oft trostlosen und zermürbenden Kriegserlebnisse.

Gut gelungen seind vor allem viele lokalbezogene Ausführungen und die vielen Photos. Vor allem im ersten Teil des Buches ließen sich jedoch einige Passagen mit allgemein bekannten geschichtlich-politischen Zusammenhängen gut kürzen oder ganz weglassen.
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