»Nun leb wohl! Und hab's gut«

Briefe 1935-1959
Buch | Hardcover
847 Seiten
2016
Suhrkamp (Verlag)
978-3-518-42071-3 (ISBN)
48,00 inkl. MwSt
»Authentisch-biographisches Material« von Peter Suhrkamp galt bislang als »untergegangen«, wie seine ersten Biographen, Siegfried Unseld und Helene Ritzerfeld, konstatierten. Ein Irrtum, wie sich herausstellte: Denn es hat sich der Briefwechsel zwischen Suhrkamp und Annemarie Seidel erhalten, insgesamt 450 Briefe. Die Korrespondenz zwischen dem Verleger und der Schauspielerin, »Mirl« genannt, mit der er seit 1935 verheiratet war, erstreckte sich bis zum Tode Suhrkamps am 31. März 1959. Sie vermittelt zum ersten Mal einen unverstellten, detaillierten Eindruck seiner Person und seiner Arbeit.
Die Dokumente zeigen, welche Kämpfe Peter Suhrkamp in den Anfangsjahren des »Dritten Reichs« als Leiter des S. Fischer Verlags mit der nationalsozialistischen Bürokratie ausfocht - und wie er unterlag; wie er im Konzentrationslager Sachsenhausen überlebte, wie er beim Neubeginn nach 1945 als Volkspädagoge in Gefangenenlagern auftrat, wie es zur Gründung des eigenen Verlags kam.
Bislang kannte man Suhrkamps private Motive, seine Einstellungen zu Büchern und Autoren fast ausschließlich durch Zeugnisse Dritter. In diesen Briefen läßt Suhrkamp, selbst in unfreiesten Verhältnissen, seine Frau an all seinen Überlegungen teilhaben - und die beiden treten uns als Chronisten eines Vierteljahrhunderts deutscher Geschichte, Kultur und Literatur entgegen.

Peter Suhrkamp, geboren am 28. März 1891 in Kirchhatten (Oldenburg), war nach dem Besuch des Volksschullehrerseminars (1905–1911) von 1911 bis 1914 Volksschullehrer (1914 holte er als Externer das Abitur am Realgymnasium nach), zuletzt in Bremerhaven. Er nahm als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil (ab 1917 Kompanieführer einer Sturmkompagnie). Nach dem Aufenthalt in einem Sanatorium 1918 studierte er Germanistik. Im folgenden Jahrzehnt wirkte er nacheinander als Lehrer (Odenwaldschule und Freie Schulgemeinde Wickersdorf), zwischen 1921 und 1925 als Dramaturg und Regisseur (Darmstadt) sowie (1925-1929) als Pädagogischer Leiter (Wickersdorf), danach als freier Journalist (Berliner Tagblatt) in Berlin und als Zeitschriftenredakteur im Haus Ullstein (Uhu). 1932 Herausgeber der Hauszeitschrift des S. Fischer Verlags, Die neue Rundschau, wurde er im Herbst 1933 Vorstandsmitglied im Verlag. Nach dessen Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft 1936 leitete er ihn allein. Ab 1942 musste er den Verlag umbenennen in Suhrkamp Verlag. Am 13. April 1944 wurde er verhaftet und wegen »Hochverrat u. Landesverrat« unter Anklage gestellt, am 8. Februar 1945 aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen entlassen. Am 4. Oktober 1945 erhielt er als erster Verleger eine Lizenz von der Britischen Militärregierung für den Suhrkamp Verlag Berlin, kurz danach die einer Amerikanischen Militärregierung. 1950 erfolgte die Trennung von Gottfried Bermann Fischer, als dessen Treuhänder sich Suhrkamp verstanden hatte, und der Eintrag einer Einzelhandelsfirma Suhrkamp Verlag mit Sitz in Frankfurt am Main. 1951 gründete er die Bibliothek Suhrkamp; im selben Jahr erhielt er die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Peter Suhrkamp starb am 31. März 1959.

Annemarie Seidel (1894-1959) war Schauspielerin, Lektorin und Übersetzerin, verheiratet mit Peter Suhrkamp von 1935 bis zu seinem Tod 1959. Sie übersetzte, in Zusammenarbeit mit Friedrich Podszus, Truman Capotes Roman Die Grasharfe ins Deutsche.

»Dieses Buch vermittelt eine Ahnung, warum Suhrkamp einer der großen Verleger des zwanzigsten Jahrhunderts war. Und es macht Verlagsgeschichte als Kulturgeschichte lebendig.« Erdmut Wizisla Süddeutsche Zeitung 20160329

»Dieses Buch vermittelt eine Ahnung, warum Suhrkamp einer der großen Verleger des zwanzigsten Jahrhunderts war. Und es macht Verlagsgeschichte als Kulturgeschichte lebendig.«

»Dieser Briefband ist eine große und zugleich schmerzliche Lektüre.«

»Wertvoll ist der Briefwechsel nicht allein wegen der Einblicke in das Verlagsgeschäft, sondern auch wegen der privaten Wahrnehmungen. Was Suhrkamp und Seidel einander berichten, färbt eine Epoche.«

»Der Briefwechsel Peter Suhrkamps mit seiner Frau gewährt bewegende Einblicke in ein deutsches Schicksal.«

»Es braucht kein primäres Interesse für den Literaturbetrieb der 1930-er, '40-er und '50-er, um die Briefe des Verlegers Peter Suhrkamp an seine Frau Annemarie Seidel lesenswert zu finden.«

Erscheint lt. Verlag 27.3.2016
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 138 x 206 mm
Gewicht 791 g
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Schlagworte Briefwechsel • Ehe • Suhrkamp, Annemarie • Suhrkamp, Peter • Verleger (Briefe); Suhrkamp, Peter • Vorkriegszeit
ISBN-10 3-518-42071-2 / 3518420712
ISBN-13 978-3-518-42071-3 / 9783518420713
Zustand Neuware
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