Ich weiß, was du mir sagen willst (eBook)

Die Sprache der Hunde richtig verstehen
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
254 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-8387-5849-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich weiß, was du mir sagen willst -  Stephanie Lang von Langen
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Die Signale eines Hundes sind offen und eindeutig - wenn man den Code dafür kennt. Stefanie Lang von Langen hat ihn geknackt. Als Kind war sie fast blind, aber Hunde gaben ihr Orientierung und Halt. Intuitiv lernte sie, richtig mit ihnen zu kommunizieren. Ob die Bedeutung der Laute, Mimik oder Körpersprache: Die studierte Tierpsychologin weiß genau, was sie uns sagen wollen. Hier gibt sie dem Leser das Vokabular an die Hand und verrät das Geheimnis für ein harmonisches Miteinander von Mensch und Hund.

Stephanie Lang von Langen wurde 1976 in München geboren, hat aber den größten Teil ihrer Kindheit in Afrika verbracht. Die Familie zog nach Bad Tölz als sie 11 Jahre alt war. Sie studierte Tierpsychologie für Hunde und arbeitet heute als Hundetrainerin und Ausbilderin. Ihre Schwerpunkte: Verhaltenstraining für Problem- und Auslandshunde, Ausbildung von Therapiehunde-Teams und Ausbildung zur Personensuche.

Wer liest wen?


Seit mindestens 15000 Jahren, also seitdem Menschen mit Hunden leben, wissen Hunde, dass Menschen Plappertaschen, Quatschbeutel, Ratschkathln, Quasselstrippen sind. Menschen reden dauernd, manche fast zwanghaft. Nicht nur, dass sie alles, was sie sagen, wiederholen: Sitz, sitz, sitz. Sie haben quasi ein eingebautes Echo. Platz, Platz, Platz. Und manchmal geht alles durcheinander. Hier, Mogli! Hier! Fuß jetzt! Komm her! Aus! Bleib! Und das in einem Atemzug. So was muss man erst mal schaffen. Der Hund müsste nicht nur Multitasking beherrschen, sondern darüber hinaus eine artistische Ausbildung absolviert haben, wenn er das gleichzeitig Gewünschte umsetzen wollte.

Menschen reden aber nicht nur ständig mit Hunden, sondern auch über sie. Stellen Sie sich einmal vor, jemand würde alle Ihre Regungen kommentieren: Jetzt lacht er. Jetzt hat es eben in seinem linken Mundwinkel gezuckt. Er schaut zu Boden. Er kratzt sich an der Backe … und so weiter.

Zu Beginn würden Sie vielleicht noch verunsichert lachen. Wenn Ihr Gegenüber aber nicht aufhören würde und Sie keine Möglichkeit hätten, aus dieser Situation herauszukommen, würden Sie entweder verrückt werden oder auf Durchzug stellen. Genau das tun viele Hunde, die der Plappertasche Mensch – die es, das möchte ich betonen, nur gut meint – ausgeliefert sind:

Kuck mal, wie süß sie an ihrer Pfote knabbert.

Jetzt juckt es ihn: Juckt es dich, hm? Juckt es dich? (Echo!)

Schau mal, wie goldig er ausschaut. So goldig schaut er aus.

Oje, dir ist aber heiß heute, gell, so heiß ist dir, kleiner Wuckel. Musst du schwitzi-schwitzi machen?

Eine Ameise. Ja, so was. Krabbelt die einfach über deine Pfote. Böse, böse Ameise!

Was kuckst du mich so drollig an? Fehlt dir was? Was fehlt dir denn?

Was mir fehlt? Meine Ruhe! Bitte!! Die kehrt aber nicht ein, und so klinkt sich der Hund irgendwann aus. Er wird »harthörig«. Dies ist die Folge davon, dass er vorher sehr gut gehört, aber nicht verstanden hat, was von ihm erwartet wurde. Er wurde ständig zugetextet, konnte aber den Sinn der Wörter nicht verstehen, wusste nicht, wann er wirklich gemeint war. Er schaltete ab.

Ich weiß auch nicht, was mit meinem Hund los ist! Er folgt nicht. Er hört nicht.

Es geht dem Hund vielleicht so, wie es einem Menschen ergehen würde, der Tag für Tag mit einem Kollegen aus einer anderen Kultur konfrontiert wäre. Und eine andere Sprache benutzt der auch, sagen wir: Chinesisch. Unglücklicherweise redet er sehr gern, von früh bis spät. Der Fluchtweg ist versperrt, die Tür abgeschlossen … Wie lange halten Sie das aus, ehe Sie harthörig werden? Hunde hören nicht schlecht, weil sie ihre Menschen ärgern wollen – sie handeln aus Notwehr.

Lenken Sie Ihre Beobachtung einmal von Ihrem Hund weg zu sich selbst. Gehören Sie zu jenen Hundehaltern, die dem Hund zu wenig Ruhe gönnen? Kommentieren Sie sein Verhalten häufig? Wäre es Ihnen vielleicht möglich, dies ein wenig einzuschränken? Das heißt ja nicht, dass Sie gar nicht mehr mit dem Hund sprechen, ihn gar nicht mehr beachten sollen. Doch Sie sollten ihm auch Zeiten der Ruhe gönnen. Er wird Sie mit erhöhter Aufmerksamkeit erfreuen, wenn Sie ihn dann wieder ansprechen.

»Leider« reden wir Menschen nicht nur mit unseren Stimmen, sondern auch mit den Körpern. Und das fast noch lauter. Je nachdem, wie wir uns fühlen und was wir denken, drücken wir etwas mit unserem Körper aus. Die Art, wie wir stehen, wie wir gehen, wie wir die Hand nach der Tasse ausstrecken. Die Festigkeit unseres Schrittes, die Frequenz unseres Atems – mit all diesen oft unbewussten Äußerungen teilen wir dem Hund etwas mit. Hunde sind Meister im Lesen der Körpersprache, im Wahrnehmen von Gefühlen und Stimmungen. Die Fähigkeit, Gefühle und Stimmungen zu lesen, ist für sie wie Sprechen, da sie im Rudel auch über Stimmungsübertragung kommunizieren. Hund und Mensch übersetzen das, was sie wahrnehmen, in ihre eigene Sprache. Was dabei herauskommt, führt oft zu Frustrationen auf beiden Seiten. Zwei Beispiele:

Sabine lässt Nelly nur ungern von der Leine, weil sie Angst hat, dass Nelly dann durchbrennt. Sie sind im Park unterwegs, Nelly läuft frei. Da ruft Sabine: »Nelly!« Ihre Stimme klingt ängstlich, denn sie befürchtet ja schon, dass Nelly nicht reagiert. Nelly spitzt die Ohren: Was ist da los? Frauchen hat Angst, Gefahr droht! Da warte ich lieber erst mal ab, in sicherem Abstand. Sabine ruft immer gestresster. Nelly wägt ab, ihr Mut überwiegt, sie fasst sich ein Herz und läuft zu ihrem Frauchen. Dort wird sie lautstark gescholten. Nelly versteht nicht, warum. Auch einen Feind kann sie nirgends entdecken. Zutiefst verunsichert zeigt Nelly in ihrer Hundesprache Stresssignale: Sie leckt sich über die Schnauze. Das wird von Sabine leider nicht verstanden, sie teilt Nelly eingeschnappt mit: »Zu fressen gibt’s jetzt aber nichts!« Nelly duckt sich bei dem unfreundlichen Tonfall. »Na, du hast aber ein schlechtes Gewissen«, interpretiert Sabine erneut falsch. Sie leint Nelly an und zerrt den Hund, der sich mit seinem ganzen Körper von ihr weglehnt, nach Hause. Beide sind unglücklich, beide sehnen sich nach Harmonie und verstehen nicht, warum es nicht funktioniert zwischen ihnen. Dabei liegt der Grund auf der Hand: Sie benutzen nicht dieselbe Sprache.

Beispiel zwei: »Wissen Sie«, sagte die Frau zu mir, die mich anrief, weil ihr Hund nicht allein bleiben konnte, »mein Prinz hängt wahnsinnig an mir. Er läuft mir überall nach, sogar in der Wohnung. Weg kann ich ohne ihn gar nicht, das hält er nicht aus, so sehr liebt er mich. Er ist schon ein besonders treues Kerlchen.«

Nein, Prinz ist nicht treu, er kontrolliert sein Frauchen. Denn er hat den Eindruck, sie ist nicht in der Lage, ihr Leben zu meistern. Deshalb muss er so gut auf sie aufpassen.

Hunde sind Meister in der Anpassung und Strategiefindung, wie sie am besten mit ihrem Menschen auskommen. Gehen Sie davon aus, dass Ihr Hund alles für Sie tut. Er würde sich wahrscheinlich das Herz für Sie rausreißen. Aber er muss wissen, was Sie von ihm erwarten. Sein Ungehorsam ist oft nur ein Versuch, es seinen Menschen recht zu machen.

Hundeerziehung ist keine Schwerstarbeit, sondern beschert viel Freude, weil die Vierbeiner so schnell reagieren – und oft auch so dankbar sind. Sie merken sofort, wenn sie verstanden werden, und belohnen uns reich dafür mit Blicken, ihrem Verhalten, ihrer Lebensfreude, mit Treue und Vertrauen. Es gibt unendlich viele Wege, ein gewünschtes Verhalten beim Hund zu erreichen, denn Hunde sind neugierig und lernbegierig. Sie können davon ausgehen, dass ein normal sozialisierter Hund gerne tut, was von ihm erwartet wird – wenn er begreift, was das ist. Als Rudeltier hat für ihn erste Priorität, dass die Luft in seinem Rudel nicht dick wird. Er möchte Friede, Freude, Eierkuchen. Hat er das Glück, über sich eine kompetente Chefin oder einen Chef zu haben, wird ihm das wohl gewährt sein. Probleme gibt es, wenn der Chefsessel nicht besetzt ist. Aber dazu später mehr.

An dieser Stelle sollten Sie bitte verinnerlichen, dass der Hund Ihnen gerne gefällig ist. Er macht gerne, was Sie von ihm wollen. Das ist doch sein Job als Haustier, oder? Er ist ja schließlich kein Wildtier. Nein, er gehört zur Familie. Dort wünscht er sich Anerkennung. Und er ist bereit, alles dafür zu tun, wenn ihm doch endlich mal diese Arbeitsplatzbeschreibung, die nur in Chinesisch vorliegt, übersetzt werden würde. Was wollen die von ihm? Alles, was er versucht, scheint falsch zu sein. Und wenn er mal etwas anderes ausprobiert, interessiert sich niemand mehr für ihn. Man hält ihn offenbar für doof. Sollte das des Rätsels Lösung sein? Das erwartet man von ihm? Okay, können sie haben. Ohren zu und durch.

Ein Hund unternimmt nichts, um einen Menschen zu ärgern. Der Hund denkt nicht: Jetzt hast du mich allein gelassen, also nage ich mal das Bein dieses antiken Sekretärs an, den du von deiner Lieblingstante geerbt hast. Der Hund tut, was er tut, weil er ein Hund ist.

Bitte tun Sie etwas, weil Sie ein Mensch sind: Sie sind die oder der Große in dieser Beziehung. Ihre Aufgabe ist es, dem vierbeinigen Mitarbeiter sein Tätigkeitsfeld zu erklären. Wenn er Sie nicht versteht, werden Sie nicht ungeduldig oder unterstellen Sie Trotzverhalten. Geben Sie ihm die Chance, den richtigen Weg zu finden. Und glauben Sie an Ihren Hund! Denken Sie nicht: Das kapiert der nie. Vertrauen Sie ihm und lernen Sie von ihm. Ein Hund ist nicht nachtragend. Enttäuscht oder beleidigt zu sein sind menschliche Verhaltensweisen, die Hunden in dieser Form fremd sind. Auch wenn Sie Ihren Hund einmal anschreien, wird er Ihnen im nächsten Atemzug seine Liebe und Treue zu Füßen legen. Hunde beißen sich nicht fest an schlechten Stimmungen. Für den Hund ist alles immer ganz schnell wieder gut. Lassen Sie sich davon anstecken: Etwas hat nicht geklappt, Sie verwarnen Ihren Hund mit der Stimme, er reagiert darauf – und gleich sind Sie wieder freundlich. Das ist er nämlich auch.

Ihre Verhaltensveränderung wird schnell zu einer Änderung im Verhalten des Hundes führen. Keine Sorge: Sie müssen Ihren Hund nicht jahrelang trainieren. Irgendwann hat er kapiert, wo es lang geht, und dann sind nur noch kleinere Kurskorrekturen nötig, wenn überhaupt. Halten Sie sich in schwierigen Momenten Ihr schönes Ziel vor Augen, die Glück spendende Beziehung zwischen Mensch und Hund. Vielleicht so wie diese:

Da laufen zwei am Waldrand entlang. Eine Frau und, entspannt neben ihr, ein...

Erscheint lt. Verlag 8.10.2014
Co-Autor Shirley Michaela Seul
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Tiere / Tierhaltung
Kinder- / Jugendbuch
Schlagworte Autobiografien • Biografie • Biologie • Blind • Botanik • Erfahrungsbücher • Erinnerungen • fachbücher • Geschichte • Haustier • Hund • Hunde • Hundeerziehung • Hundeflüstern • Hundeliebhaber • Hundetrainer • Klima • Kommunikation • Kultur • Landschaft • Mensch • Millan • Nachhaltigkeit • Natur • Ökologie • Ökosystem • Organismen • Pflanzen • Radinger • Ratgeber • Rütter • Sachbuch • Sachbücher • Sachbücher; Hunde • Samin • Sprache • Therapie • Tiere • Tierpsychologie • Umwelt • Umweltlehre • Unterhaltung • Verstehen • Wildnis • Wissen • Zeitgenössisches
ISBN-10 3-8387-5849-8 / 3838758498
ISBN-13 978-3-8387-5849-7 / 9783838758497
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