Ausgerechnet ein Appaloosa (Band 1 und 2) (eBook)

eBook Download: EPUB
2016 | 2. Auflage
300 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7412-1961-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ausgerechnet ein Appaloosa (Band 1 und 2) -  Christine Cramer
Systemvoraussetzungen
0,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
BAND 1 Für Gwen gibt es nur einen Wunsch: Sie will eine berühmte Dressurreiterin werden. Als sie von München nach Norddeutschland umziehen soll, scheint dieser Traum jedoch erst einmal geplatzt. Doch Gwen bleibt nicht viel Gelegenheit für Heimweh, denn ausgerechnet ein Appaloosa namens Blue Boy stellt ihr Leben von einem Tag auf den anderen völlig auf den Kopf. Auch wenn er so gar nicht ihrem Traumpferd entspricht, schließt sie den frechen Wallach ins Herz. Gwen entdeckt dabei ihre Liebe zum Westernreiten und zu Ben, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. BAND 2 Langweilig wird es in Gwens Leben so schnell nicht, denn in einem nahe gelegenen Trainingsstall lernt sie, mit Problempferden zu arbeiten und muss um das Leben eines kleinen Fohlens kämpfen, das seine Mutter verloren hat. Als ob das nicht gereicht hätte, kommen schließlich die Pferde und sie selbst in große Gefahr...

Christine Cramer ist Autorin von Kinder- und Jugendbüchern und für ihre heiteren und spannenden Geschichten bekannt. Ihre Bücher garantieren einen unvergesslichen Lesespaß.

1.


„Da musst du rausfahren!“, sagte ich und klopfte mit dem Zeigefinger gegen die Fensterscheibe.

Daddy sah das Ausfahrtsschild allerdings nur noch durch den Rückspiegel, denn wir waren schon daran vorbei gefahren.

„Himmel, Gwen! Kannst du das nicht früher sagen? Du sollst ja nicht umsonst die Karte lesen und mich navigieren! “, schimpfte Daddy.

Ich legte meine Stirn in Falten und machte schon den Mund auf, um ihn darauf hinzuweisen, dass durchschnittliche Menschen heutzutage ein Navigationsgerät besitzen. Doch dann überlegte ich es mir anders und beschloss, lieber nichts zu sagen. Der Grund, warum wir kein Navigationsgerät haben, ist unsere chronisch leere Haushaltskasse und auf dieses Thema reagiert Daddy ziemlich empfindlich. Ich warf einen vorsichtigen Blick in den Rückspiegel und beobachtete meine Schwester Manu, die mit unserem alten Corsa hinter unserem Umzugstransporter herfuhr und mit meinen Brüdern Andy und Jakob offensichtlich gerade irgendwelche Popstars im Radio nachahmte. Normalerweise fand ich es wundervoll, Daddy für mich allein zu haben, aber im Moment hätte ich mich lieber zu meinen Geschwistern in den Corsa gequetscht.

Schließlich war es nicht meine Schuld, dass wir die Ausfahrt verpasst hatten. Mein Straßenatlas war uralt und kaum zu gebrauchen. Außerdem wohnte meine Oma in Felden in Norddeutschland. Wenn ich überhaupt in den letzten Jahren einmal dort gewesen war – was selten genug vorkam – dann waren wir mit dem Zug dorthin gefahren. Als ich mir dann noch einmal eine abfällige Bemerkung über meine Unfähigkeit im Kartenlesen anhören musste, platzte mir doch der Kragen:

„Wenn du nicht so scharf darauf wärst, unbedingt aufs Land zu ziehen, dann müsste ich mich jetzt nicht von dir anpöbeln lassen!“, entgegnete ich und setzte einen sauren Blick auf.

Daddy hatte mein ewiges Nörgeln offensichtlich satt. Wütend haute er mit der Hand auf das Lenkrad und erwischte dabei versehentlich die Hupe. Im Corsa hinter uns unterbrach Manu ihre Gesangseinlage und schaute irritiert zu uns nach vorn.

„Gwen, ich kann das nicht mehr hören! Sei lieber froh, dass du aus dieser kleinen Großstadtbude rauskommst. Du hast mir doch immer vorgejammert, du hältst es mit Manu in einem Zimmer nicht mehr aus. Na und jetzt? Jetzt ziehen wir zu Oma auf einen hübschen alten Bauernhof und du bekommst endlich dein eigenes Zimmer. Und wieder ist es dir nicht recht!“

Ich hasste es, mit Daddy zu streiten. Er war nämlich eigentlich ganz dufte, besonders wenn man ihn mit anderen Vätern verglich. Und zu Oma zu ziehen wäre bestimmt auch nicht übel, wenn… Nun, das ist eine längere Geschichte. Wir hatten nämlich bisher in München gewohnt, in einer furchtbar engen Altbauwohnung. Bis vor einem Jahr hätte ich alles darum gegeben, dort wegziehen zu können. Aber dann hatte ich Sam kennengelernt. Sam hieß eigentlich Samantha und war meine beste Freundin. Sie war 16, also ein Jahr älter als ich. Seit wir uns kannten, waren wir unzertrennlich, zumindest bis jetzt. Sams Vater gehörte ein wunderschönes Gestüt. Er selbst war ein erfolgreicher Turnierreiter und Sam würde sicher einmal in seine Fußstapfen treten. Ihre Stute Isabella war eines der herrlichsten Pferde, die ich je gesehen hatte. Sam hat mir auch das Reiten beigebracht, denn selbst hätte ich mir Reitstunden ja nie leisten können. Daddy verdiente als Journalist nämlich gerade genug, um uns fünf durchzubringen. Und meine Mutter lebte schon seit einiger Zeit mit ihrem neuen Freund in Italien und meldete sich nicht besonders oft bei uns. Von der war also auch nichts zu erwarten. Ein Umzug würde also das Ende meiner kostenlosen Reitstunden sein, das Ende meiner Träume von einer Karriere als Dressurreiterin.

„Gwen, jetzt wo wir auf einem Bauernhof wohnen, können wir dir vielleicht irgendwann ein eigenes Pferd kaufen“, versuchte Daddy mich zu trösten. Jedes andere pferdebegeisterte Mädchen hätte wohl bei solchen Worten einen Luftsprung gemacht, aber ich kannte Daddy. ‚Irgendwann‘ – das hieß, wenn wir mal Geld hatten und das war dann wohl nie. Ich hatte zwar ein bisschen Geld gespart, denn ich hatte mir felsenfest in den Kopf gesetzt, eines Tages ein Pferd aus der Zucht von Sams Vater zu kaufen. Aber dafür würde ich noch jahrelang sparen müssen und so rückte mein Traum vom Reiten erst einmal in weite Ferne. Seither war ich nicht mehr besonders gut auf Daddy zu sprechen.

Von meinen Geschwistern konnte ich auch wenig Hilfe erwarten. Als Andy und Jakob nur die Worte „Bauernhof“ und „eigenes Zimmer“ hörten, waren sie sofort Feuer und Flamme. Kein Wunder – Andy war zehn und Jakob war gerade sieben geworden. Abgesehen von dem Altersunterschied hätten sie Zwillinge sein können, denn sie waren beide ziemlich laut, wild und hatten den Kopf voller Unfug. Ein alter Bauernhof, wo es nichts ausmachte, wenn mal etwas zu Bruch ging, war wohl gerade der richtige Ort für sie. Mein Schwester Manu war da schon anders. Daddy nannte sie unser „Vorzeigeobjekt“, denn sie war die einzige, die in jeder Situation perfekt gestylt war und immer gut aussah. Sie interessierte sich vor allem für Mode und Jungs. Dabei wechselten ihre Verehrer fast so oft wie ihre Kleidungsstücke. Morgens stand sie extra eine halbe Stunde vor mir auf, um sich noch schick zu machen. Ich fand das ziemlich nervig, denn wenn ihr Wecker klingelte, wachte auch ich mit auf. Es war nicht leicht, sich mit Manu ein Zimmer zu teilen. Zu allem Überfluss war sie nämlich nicht besonders ordentlich und neigte zu Hysterieanfällen.

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass Manu genauso lautstark gegen diesen Umzug protestieren würde wie ich. Doch das Gegenteil trat ein. Gerade als Daddy unsere Stadtwohnung verkaufte, wurde Manu von ihrem Freund verlassen und war nun überaus dankbar für einen Ortswechsel, egal wohin. Hauptsache sie musste ihm nicht mehr jeden Tag über den Weg laufen. So blieb ich als einzige übrig, die mit unserem Umzug nicht einverstanden war, und in der allgemeinen Aufregung ging mein Protest einfach unter.

Den Rest der Fahrt verbrachte ich also damit, aus dem Fenster zu starren und mich selbst zu bemitleiden. Ich stellte mir vor, wie ich von zu Hause ausriss, in einer wilden Verfolgungsjagd zu Isabella zurückkehrte und mein Vater mich schließlich unter Tränen anflehen würde, wieder heim zu kommen. Ich steigerte mich richtig hinein in mein Selbstmitleid und so bemerkte ich gar nicht, wie wir durch ein kleines Dorf fuhren und plötzlich vor einem niedlichen kleinen Bauernhaus hielten. Erst als Daddy den Motor ausschaltete und meine Geschwister hinter uns lärmend aus dem Auto trudelten, hob ich den Kopf. Da war er, der Erlenweiherhof. Ein altes Bauernhaus, eingerahmt von Scheunen, urwüchsigen Bäumen und einem kleinen Weiher davor. Das Gebäude war lang und niedrig und sah ein wenig aus, als würde es sich unter den heraus ladenden Ästen der Erlen ducken, die dem Hof seinen Namen gegeben hatten. Es hatte sich einiges verändert, seit ich das letzte Mal hier gewesen war. Der Putz bröckelte an allen möglichen Stellen von der Hauswand ab, einige Zaunlatten hingen schief oder fehlten ganz und auch der Garten war nicht mehr so gepflegt wie er einmal gewesen war.

„Deine Oma schafft die Arbeit allein nicht mehr. Sie wird langsam alt und seit Opa gestorben ist, verfällt das Anwesen immer mehr“, hatte Daddy während der Fahrt gesagt und war dabei traurig geworden. Er hatte Recht. Es tat richtig weh, den Erlenweiherhof so zu sehen. Aber auch wenn hier und da dringend renoviert werden musste, war es immer noch das urgemütlichste kleine Haus, das man sich vorstellen konnte. Ich drehte mich im Kreis und schaute jeden einzelnen Baum an, auf dem ich als Kind so gern herum geklettert war. Es war als hätte jemand die Zeit zurückgespult. Plötzlich wunderte ich mich nur noch über mich selbst, dass ich mich so geweigert hatte, hierher zu ziehen. Ich dachte an unsere graue Wohnsiedlung in München. Die hohen, eintönigen Häuser, überall nur Beton und Teer. Schnell schob ich den Gedanken beiseite.

Unter lautem Quietschen ging die Haustür auf und Oma kam heraus geeilt, so schnell ihre Pantoffeln das eben zuließen. Im Laufen wischte sie sich noch schnell die Hände an ihrer Schürze ab und drückte dann Andy und Jakob fest an sich. Ihre grauen Löckchen wippten dabei aufgeregt auf und ab.

„Dass ihr schon da seid! Ich hatte euch frühestens in einer Stunde erwartet! Ich wollte euch doch mit einem schönen Kuchen überraschen und jetzt ist nichts fertig und ich selber konnte mich nicht einmal mehr frisieren. Also Björn, du hättest mich wenigstens vorwarnen können!“ rief Oma halb entrüstet und wandte sich an Daddy.

Daddy aber nahm sie nur in den Arm und drückte ihr von oben einen dicken Kuss auf die Stirn.

„Ja weißt du, wir haben es einfach nicht mehr erwarten können und jetzt sind wir da…!“

„Ach du Schlingel!“, sagte Oma und kniff Daddy in die Wange wie einen kleinen Jungen. Es sah ulkig aus, denn Daddy war einen ganzen Kopf...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Appaloosa • Liebe • Pferd • Reiten • Traum
ISBN-10 3-7412-1961-4 / 3741219614
ISBN-13 978-3-7412-1961-0 / 9783741219610
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich