Lockwood & Co. - Das Flammende Phantom (eBook)

Gänsehaut und schlaflose Nächte garantiert - für Fans von Bartimäus!
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2016 | 1. Auflage
512 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-18714-9 (ISBN)

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Lockwood & Co. - Das Flammende Phantom -  Jonathan Stroud
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Im vierten Abenteuer um die Geisterjägeragentur Lockwood & Co. bekommen Anthony Lockwood und George es mit einem besonders schrecklichen Verbrechen zu tun. Die Spur hinter dessen dunklem Geheimnis führt sie mitten ins Herz der Londoner Gesellschaft. Um diesen Fall zu klären, müssen sie alle Kräfte mobilisieren und so bitten sie die in Geisterdingen hochbegabte Lucy, als Beraterin in die Agentur zurückzukehren. Doch die Freunde ahnen nicht, wie sehr diese Nachforschungen sie selbst in ihren beruflichen und persönlichen Grundfesten erschüttern werden und dass sie damit Kräfte auf den Plan rufen, die selbst sie nicht mehr kontrollieren können ...

Jonathan Stroud schreibt unvergleichlich witzig und ironisch und sorgt mit den spannenden Abenteuern von Lockwood & Co für Gänsehaut und schlaflose Nächte.

Jonathan Stroud wurde in Bedford geboren. Er arbeitete zunächst als Lektor. Nachdem er seine ersten eigenen Kinderbücher veröffentlicht hatte, beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Er wohnt mit seiner Frau Gina und den gemeinsamen Kindern Isabelle, Arthur und Louis in der Nähe von London.

Berühmt wurde er durch seine weltweite Bestseller-Tetralogie um den scharfzüngigen Dschinn Bartimäus, dessen Abenteuer in Das Amulett von Samarkand, Das Auge des Golem, Die Pforte des Magiers und Der Ring des Salomo erzählt werden.

Kapitel 1

Die Anwesenheit der Toten spürte ich, kaum dass ich in das mondbeschienene Büro geschlüpft war und die Tür behutsam hinter mir zugezogen hatte. Ich erkannte es am Kribbeln meiner Kopfhaut, daran, wie sich die Härchen meiner Unterarme aufrichteten und wie kalt die Luft war, die ich einatmete. Die dicken, eingestaubten und vor Raureif glitzernden Spinnweben vor dem Fenster verrieten es mir und natürlich die Geräusche – jene Hunderte von Jahren alten Geräusche, denen ich die Treppe empor und durch die leeren Flure des Hauses gefolgt war. Das Rascheln von Stoff, das Splittern von Glas, das Schluchzen der sterbenden Frau – das alles wurde immer lauter. Nicht zu vergessen das unmissverständliche Ziehen tief in meiner Magengrube; es sagte mir, dass etwas Bösartiges jeden meiner Schritte belauerte.

Aber selbst wenn all das nicht gewesen wäre, hätte mich spätestens die schrille Stimme aus meinem Rucksack alarmiert.

»Iiieeh!«, stieß sie hervor. »Hilfe! Ein Geist!«

Ich warf ungehalten einen Blick über die Schulter. »Halt die Klappe. Wir haben das Phantom lokalisiert. Kein Grund, hysterisch zu werden.«

»Da drüben steht sie und starrt uns aus ihren leeren Augenhöhlen an! Und jetzt – jetzt bleckt sie auch noch grinsend die Zähne!«

»Na und? Kann dir doch egal sein«, erwiderte ich ärgerlich. »Du bist bloß ein Totenschädel. Also krieg dich wieder ein.«

Ich streifte den Rucksack ab, stellte das Ungetüm auf den Boden und öffnete ihn. Ein großer Glasbehälter, der ein milchig grünes Licht ausstrahlte und in dem ein menschlicher Schädel eingesperrt war, kam zum Vorschein. Ein abstoßendes, halb durchsichtiges Gesicht quetschte sich so fest gegen die Glaswand, dass die Nase platt gedrückt wurde. Die hässlichen Glupschaugen zuckten hin und her.

»Du hast gesagt, ich soll dich warnen, schon vergessen?«, beschwerte sich der Schädel. »Hab ich gemacht. Iieeeh! Da drüben steht sie! Ein Geist! Knochen! Haare! Zähne! Uäääh!«

»Bist du endlich still?« Trotzdem verfehlten seine Worte ihre Wirkung auf mich nicht. Ich sah mich mit zusammengekniffenen Augen um und versuchte, in den dunklen Umrissen des Zimmers eine untote Gestalt auszumachen. Ich konnte zwar nichts erkennen, aber das beruhigte mich keineswegs. Dieser spezielle Geist gehorchte seinen eigenen Gesetzen. Ich fing an, fieberhaft in meinem Rucksack zu wühlen, schob das Glas beiseite und kramte zwischen den Salzbomben, Lavendelgranaten und Eisenketten herum.

In meinem Kopf hörte ich den Schädel sagen: »Falls du zufällig deinen Spiegel suchst, Lucy, kleiner Tipp: Du hast ihn mit einer Schnur hinten an den Rucksack gebunden.«

»Ach so. Stimmt ja.«

»Damit du ihn nicht suchen musst.«

»Äh … genau.«

Er sah mir mit spöttischem Blick dabei zu, wie ich die Schnur ungeschickt aufknotete. »Gerätst du etwa in Panik?«

»Quatsch.«

»Vielleicht ein bisschen?«

»Überhaupt nicht!«

»Wie du meinst. Sie kommt übrigens näher.«

Das war’s. Kein Small Talk mehr. Zwei Sekunden später hielt ich den Spiegel in der Hand.

Es gehörte zu den Besonderheiten dieser Besucherin, dass sogar Agenten mit einer ausgeprägten Gabe des Schauens sie nicht direkt sehen konnten. Angeblich handelte es sich um den Geist der mordlustigen Emma Marchment, einer Dame, die im achtzehnten Jahrhundert hier gelebt hatte, als das Gebäude noch kein Büro einer Versicherungsgesellschaft, sondern ein privates Wohnhaus gewesen war. Nachdem sich Emma Marchment mit Hexerei befasst hatte und beschuldigt worden war, mehrere Angehörige umgebracht zu haben, hatte ihr Ehemann sie mit einer spitzen Scherbe aus ihrem zerschlagenen Spiegel erstochen. Deswegen erschien nun ihr Abbild in Spiegeln, Fenstern und blanken Metalloberflächen, und in letzter Zeit waren mehrere Angestellte der Versicherung ums Leben gekommen, weil sich der Geist an sie herangeschlichen und sie berührt hatte. Ihn zur Strecke zu bringen, war eine knifflige Angelegenheit, deshalb war unser Team heute Nacht mit Handspiegeln ausgerüstet. Wir bewegten uns rückwärtsgehend voran und spähten dabei per Spiegel über unsere Schultern in sämtliche dunklen Ecken und Winkel. Das heißt, die anderen gingen so vor. Ich hatte mich bis zu diesem Augenblick auf meine geschärften Sinne verlassen und war den Geräuschen gefolgt.

Doch jetzt griff auch ich zum Spiegel und drehte ihn so, dass ich das Zimmer im Blick hatte.

»Echt hübsch«, sagte der Schädel. »Erstklassiges Plastik. Die rosa Ponys und Regenbogen auf dem Rand sind herzallerliebst.«

»Ich hab ihn im Spielwarenladen gekauft, weil ich nicht mehr dazu gekommen bin, woanders hinzugehen.«

Das Mondlicht blinkte irritierend auf der Glasoberfläche. Ich holte tief Luft und bemühte mich, das Zittern meiner Hand zu unterdrücken. Sofort wurde das Bild wieder scharf und zeigte die helle Fläche des Sprossenfensters und die billigen Vorhänge, die es einrahmten. Unter dem Fenster stand ein Schreibtisch mit dem dazugehörenden Stuhl. Ich drehte mich einmal langsam um die eigene Achse, doch der Spiegel zeigte nur den mondbeschienenen Fußboden, einen weiteren Schreibtisch, Aktenschränke und eine Hängepflanze im Topf, die vor der dunklen Wandvertäfelung baumelte.

Heutzutage diente der Raum einfach nur als Büro, aber früher mochte er das Schlafzimmer gewesen sein. Ein Raum, in dem Gefühlsausbrüche stattfanden, alte Eifersüchteleien aufflammten und Intimität in Hass umschlug. Schlafzimmer bringen mehr Geister hervor als alle anderen Räume. Es überraschte mich nicht, dass auch Emma Marchment in ihrem gestorben sein sollte.

»Ich sehe sie nicht. Jetzt sag schon, wo sie ist.«

»Rechts hinten in der Ecke, halb in dem Sekretär dort, oder was das für ein Möbel sein soll. Sie streckt die Arme nach dir aus, als wollte sie dich an sich ziehen. Puh, sind ihre Fingernägel lang …«

»Hast du heute Abend Quasselwasser getrunken? Hör auf, mir Angst einjagen zu wollen! Wenn sie auf mich zukommt, kannst du mir Bescheid geben, ansonsten halt gefälligst den Rand.«

Ich sprach mit fester, scheinbar selbstbewusster Stimme. Bloß keine Angst zeigen, die der ruhelose Geist anzapfen kann! Trotzdem ging ich kein Risiko ein und hatte die linke Hand immer am Gürtel, zwischen Degenknauf und Leuchtbomben.

Ich blickte kurz vom Spiegel auf. Ja, dort stand ein Sekretär. Aber die Zimmerecke war sehr dunkel, weil das Mondlicht dort kaum hinkam. So angestrengt ich auch spähte, ich konnte nichts erkennen.

Na schön. Den Spiegel in meiner ausgestreckten Hand fixierend drehte ich mich langsam herum, fing die Schreibtische ein, die Hängepflanze, die Wandvertäfelung, bis ich beim Sekretär ankam.

Ich zuckte zusammen, als der Geist plötzlich auftauchte. Da war sie ja.

Obwohl ich damit gerechnet hatte, hätte ich den Spiegel vor Schreck beinahe fallen lassen.

Eine klapperdürre Gestalt, die wie ein Leichnam in weiße Laken gehüllt war. Ein blau angelaufenes, von hellem Haar einer Rauchwolke gleich umwalltes Gesicht. Starr blickende schwarze Augen. Die weiße Haut haftete an den Schädelknochen wie schmelzendes Wachs. Man konnte deutlich den ausgemergelten Hals, die Flecken auf dem Kleid und den unnatürlich aufgerissenen Mund erkennen. Sie streckte die klauenartig gekrümmten Finger nach mir aus.

Ihre Nägel waren wirklich sehr lang.

Ich schluckte. Ohne die Hilfe des Schädels oder des Spiegels wäre ich ihr womöglich direkt in die Arme gelaufen, ohne etwas zu ahnen.

»Ich hab sie!«, sagte ich.

»Echt? Braves Mädchen. Und jetzt frage ich dich: Willst du lieber leben oder sterben?«

»Leben, wenn’s recht ist.«

»Dann ruf die anderen.«

»Noch nicht.« Meine Hand zitterte wieder, der Spiegel wackelte, und ich verlor die blasse Gestalt aus dem Blick. Ich riss mich zusammen und überlegte, was ich machen sollte.

»Ich weiß, dass du sauer auf deine Kollegen bist«, sabbelte der Schädel weiter, »aber die Sache hier ist ’ne Nummer zu groß für dich allein. Vergiss euren kleinen Streit.«

»Hab ich schon.«

»Bloß weil Lockwood …«

»Es geht nicht um Lockwood. Und du sollst endlich die Klappe halten! Ich brauche absolute Ruhe.« Ich holte tief Luft und warf noch einmal einen prüfenden Blick in den Spiegel. Ja, da war das Gesicht wieder: eine zerfranste Kontur, eingerahmt von einem Wust Haare wie aus Zuckerwatte.

Hatte sich der Geist näher herangeschlichen? Möglich. Die Gestalt kam mir eine Spur größer vor als eben noch, doch ich verdrängte den Gedanken sofort.

Der Schädel meldete sich erneut: »Du willst doch wohl nicht wieder diesen albernen Schwachsinn durchziehen? Sie war ein böses altes Weib, ihr Geist will dir nichts Gutes. Es hat keinen Sinn, sich mit ihr verständigen zu wollen.«

»Ich mache, was ich will, und das ist kein alberner Schwachsinn.« Mit lauterer Stimme rief ich: »Emma? Emma Marchment? Ich sehe dich. Ich höre dich. Was willst du? Sag es mir, dann kann ich dir helfen.«

Das war meine übliche Vorgehensweise. Gleich zum Wesentlichen kommen. Die patentierte Lucy-Carlyle-Methode – erprobt und bewährt in den langen, dunklen Nächten des Schwarzen Winters. Sprich...

Erscheint lt. Verlag 28.11.2016
Reihe/Serie Die Lockwood & Co.-Reihe
Übersetzer Katharina Orgaß, Gerald Jung
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Lockwood & Co. #4 Creeping Shadow
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • Alex Verus • Bartimäus • benedict jacka • Bestsellerautor • Die Flüsse von London • eBooks • Geisteragentur • Gespenster • Gothic • Grusel • Jonathan Stroud • Jugendbuch • Kinderkrimi • London • Ocean City • Sherlock Holmes • spiegel bestseller • Spiegel Bestseller Autor • Young Adult
ISBN-10 3-641-18714-1 / 3641187141
ISBN-13 978-3-641-18714-9 / 9783641187149
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