Nächstes Jahr am selben Tag (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman | Die deutsche Ausgabe des Bestsellers ?November 9?
eBook Download: EPUB
2017 | 2. Auflage
400 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43132-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nächstes Jahr am selben Tag -  Colleen Hoover
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New York - Los Angeles, und dazwischen die große Liebe Fallon und Ben wären das perfekte Traumpaar - wenn er nicht in LA und sie in New York leben würde. Statt einer Fernbeziehung beschließen die beiden, sich die nächsten fünf Jahre jeweils nur einmal am selben Novembertag zu treffen - in der Hoffnung auf ein Happy End. Doch fünf Jahre sind eine lange Zeit ...

Colleen Hoover ist nichts so wichtig wie ihre Leserinnen. Seit der Veröffentlichung von »Weil ich Layken liebe« hat sie eine riesige Fangemeinde. Inzwischen ist sie die erfolgreichste Autorin der Welt und stürmt mit all ihren Romanen die Bestsellerlisten. 2023 wurde sie auf die Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt des »Time«-Magazins aufgenommen. Colleen Hoover lebt mit ihrem Mann und ihren Söhnen in Texas.

Colleen Hoover ist nichts so wichtig wie ihre Leserinnen. Seit der Veröffentlichung von »Weil ich Layken liebe« hat sie eine riesige Fangemeinde. Inzwischen ist sie die erfolgreichste Autorin der Welt und stürmt mit all ihren Romanen die Bestsellerlisten. 2023 wurde sie auf die Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt des »Time«-Magazins aufgenommen. Colleen Hoover lebt mit ihrem Mann und ihren Söhnen in Texas.

FALLON


Was es wohl für ein Geräusch machen würde, wenn ich ihm jetzt einfach mein Glas an den Kopf werfen würde?

Das Glas ist schwer. Sein Schädel ist hart. Das lässt auf ein sattes KLONK hoffen.

Würde er bluten? Auf dem Tisch steht ein Serviettenspender, aber es sind nur die billigen, die nicht dick genug sind, um viel Blut aufzusaugen.

»Tja, unglaublich, was? Ich stehe selbst noch ein bisschen unter Schock«, sagt er.

Ich umklammere mein Glas fester, um zu verhindern, dass es wirklich gleich an seinem Schädel landet.

»Fallon?« Er räuspert sich und setzt seinen sanftesten Blick auf, der aber nichts daran ändert, dass sich seine Worte wie Klingen in mein Herz gebohrt haben. »Möchtest du nichts dazu sagen?«

Ich ramme meinen Strohhalm in einen der hohlen Eiswürfel und stelle mir vor, es wäre sein Kopf.

»Was willst du denn hören?«, sage ich, was mehr nach einem trotzigen Kind klingt als nach der Achtzehnjährigen, die ich bin. »Soll ich dir etwa gratulieren

Ich verschränke die Arme, lehne mich ins Polster der Sitznische zurück und funkle ihn an. Er wirkt zerknirscht. Keine Ahnung, ob er spürt, wie sehr mich seine Ankündigung getroffen hat, oder ob seine Reue bloß gespielt ist. Obwohl wir uns erst seit fünf Minuten gegenübersitzen, ist es ihm wieder mal gelungen, seine Seite des Tischs zur Bühne zu machen. Und mich zu seiner Zuschauerin.

Er trommelt mit den Fingern auf sein Glas und sieht mich mehrere Takte hindurch schweigend an.

Tatapptatapp.

Tatapptatapp.

Tatapptatapp.

Natürlich rechnet er damit, dass ich wie üblich einlenke und ihm sage, was er hören möchte. Aber da wir uns in den letzten zwei Jahren nur noch selten gesehen haben, hat er nicht mitbekommen, dass ich nicht mehr das Mädchen bin, das ich früher mal war.

Als ich mich weigere, die gewünschte Reaktion zu zeigen, stützt er seufzend die Ellbogen auf den Tisch. »Ich hatte gehofft, du würdest dich vielleicht für mich freuen.«

»Mich für dich freuen?« Ich schüttle den Kopf.

Das kann nicht sein Ernst sein.

Er zuckt mit den Schultern und kann sich ein stolzes Grinsen nicht verkneifen. »Na ja. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch mal Vater werden würde.«

Ich lache ungläubig. »Dass man in der Lage ist, sein Sperma in eine Vierundzwanzigjährige zu spritzen, macht einen noch lange nicht zu einem Vater«, sage ich bitter.

Sein Grinsen erstirbt. Jetzt lehnt er sich zurück, neigt den Kopf und zieht leicht die Brauen zusammen. Diesen Blick hat er entwickelt, um ihn immer dann einzusetzen, wenn er nicht weiß, wie er eine Szene spielen soll. »Er ist perfekt, weil man jede beliebige Gefühlsregung hineininterpretieren kann: Traurigkeit, Bedauern, Mitgefühl oder Betroffenheit.« Hat er schon vergessen, dass er mein halbes Leben lang mein Schauspiellehrer war und das einer der ersten Tricks, die er mir beigebracht hat?

»Du denkst, ich habe kein Recht, mich Vater zu nennen?« Er klingt verletzt. »Was bin ich denn dann für dich?«

Ich gehe nicht davon aus, dass er auf diese Frage ernsthaft eine Antwort erwartet, spieße einen weiteren Eiswürfel auf, lasse ihn mir in den Mund gleiten und zerbeiße ihn gnadenlos. In der Nacht, in der meiner Karriere mit gerade mal sechzehn ein jähes Ende gesetzt wurde, habe ich aufgehört, ihn als »Vater« zu betrachten. Wobei er wahrscheinlich auch vorher weniger ein Vater für mich war als vielmehr mein Schauspielcoach.

Er streicht sich vorsichtig durch die für viel Geld frisch in seine Kopfhaut gepflanzten Haare. »Warum sagst du so etwas?« Jetzt kann er seine wachsende Gereiztheit nicht mehr verbergen. »Nimmst du mir etwa immer noch übel, dass ich nicht zu deiner Abschlussfeier gekommen bin? Ich habe dir doch erklärt, dass ich einen wichtigen Termin hatte, der sich nicht verschieben ließ.«

»Nein«, antworte ich ungerührt. »Das nehme ich dir nicht übel. Du warst ja gar nicht eingeladen.«

Er beugt sich vor und sieht mich fassungslos an. »War ich nicht?«

»Nein. Ich hatte nur vier Karten.«

»Wie bitte? Ich bin dein Vater! Warum hast du mich nicht eingeladen?«

»Du wärst doch sowieso nicht gekommen.«

»Woher willst du das wissen?«

»Du bist nicht gekommen.«

Er verdreht die Augen. »Natürlich nicht, Fallon. Ich war ja auch nicht eingeladen

Ich seufze. »Du bist echt unmöglich. Jetzt verstehe ich, warum Mom dich verlassen hat.«

Er schüttelt den Kopf. »Deine Mutter hat mich verlassen, weil ich mit ihrer besten Freundin geschlafen habe. Mit meinem Charakter hatte das rein gar nichts zu tun.«

Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Selbstzweifel kennt dieser Mann nicht. Obwohl mich genau diese Eigenschaft zur Weißglut treibt, beneide ich ihn gleichzeitig fast darum. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre ein bisschen mehr wie er und weniger wie Mom. Er ist vollkommen blind für seine Fehler, während ich nichts anderes sehe als meine Schwächen. Sie sind das Erste, woran ich morgens beim Aufwachen denke, und das Letzte, was mich Nacht für Nacht in den Schlaf begleitet.

»Wer von Ihnen hatte das Lachsfilet?«, fragt der Kellner. Perfektes Timing.

»Ich, bitte.« Er stellt den Teller vor mich hin und ich greife nach meiner Gabel, schiebe dann aber doch nur den Reis von einer Seite zur anderen, weil mir inzwischen der Appetit vergangen ist.

»Moment!«

Ich hebe den Kopf, aber der Kellner redet gar nicht mit mir, sondern mit meinem Vater. »Sind Sie nicht …?« Das musste ja kommen. »Na klar!« Ich fahre zusammen, als er laut in die Hände klatscht. »Sie sind es! Sie sind Donovan O’Neil! Sie haben Max Epcott gespielt!«

Mein Vater zuckt mit den Schultern, als wäre das keine große Leistung, dabei ist Bescheidenheit etwas, das ihm völlig fremd ist. Obwohl die Serie, in der er Max Epcott gespielt hat, schon vor zehn Jahren abgesetzt wurde, bildet er sich immer noch ein, sie wäre eine der Sternstunden der Fernsehgeschichte gewesen. Und das wird er auch weiterhin glauben, solange es immer wieder Leute gibt, die ihn erkennen und reagieren, als hätten sie noch nie in ihrem Leben einen Schauspieler vor sich gesehen. Hallo? Wir sind in L.A.! Hier ist jeder Schauspieler!

Ich steche voller Mordlust meine Gabel in den Lachs und will mir einen Bissen in den Mund schieben, als der Kellner fragt, ob ich ein Foto von ihm und meinem Vater machen kann.

Seufz.

In dem Moment, in dem ich aus der Nische rutsche und aufstehe, hält er mir sein Handy hin, aber ich schüttle den Kopf und gehe um ihn herum. »Sorry, ich muss dringend auf die Toilette«, sage ich. »Machen Sie doch ein Selfie mit ihm. Da steht er total drauf.«

Sobald kurz darauf die Tür der Waschräume hinter mir zugefallen ist, atme ich erleichtert auf. Keine Ahnung, wieso ich auf die bescheuerte Idee gekommen bin, mich mit meinem Vater zum Mittagessen zu treffen. Okay, vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass ich aus L.A. wegziehe und ihn eine ganze Weile nicht mehr sehen werde. Aber selbst das rechtfertigt nicht, dass ich mir das hier freiwillig antue.

Zielstrebig steuere ich die erste Kabine in der Reihe an, schließe mich ein, ziehe eine Schutzfolie aus dem Spender und breite sie über den Sitz. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass in öffentlichen Toiletten die Sitzfläche in der ersten Kabine immer am wenigsten verkeimt ist, weil die meisten Leute fälschlicherweise davon ausgehen, dass sie am häufigsten benutzt wird, und sie deshalb meiden. Ich nicht. Ich gehe sogar grundsätzlich immer nur in die erste Kabine. Seit ich als Sechzehnjährige mehrere Monate im Krankenhaus verbringen musste, bin ich, was Bakterien angeht, ein bisschen paranoid.

Als ich fertig bin, wasche ich mir sehr lange und gründlich die Hände, wobei ich starr nach unten schaue. Normalerweise bin ich ziemlich geübt darin, meinem Spiegelbild auszuweichen, aber als ich ein Papiertuch aus dem Spender ziehe, erhasche ich aus dem Augenwinkel doch einen Blick auf mein Gesicht. Ich habe es noch immer nicht geschafft, mich an den Anblick zu gewöhnen.

Nachdenklich streiche ich über die vernarbte Haut, die sich über die linke Hälfte meines Gesichts zum Hals hinunterzieht und im Kragen meiner Bluse verschwindet. Unter der Kleidung bedecken die Narben die gesamte linke Seite meines Oberkörpers bis zur Taille. Narben, die mich für den Rest meines Lebens daran erinnern, dass das Feuer damals real war und kein schrecklicher Albtraum, aus dem ich aufwachen könnte, wenn ich mich kneife.

Nach dem Brand war der größte Teil meines Körpers erst einmal monatelang unter Verbänden verborgen. Jetzt, wo die Wunden zu Narben verheilt sind, ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich sie fast zwanghaft berühre. Die verbrannte Haut fühlt sich ganz weich an, wie Nappaleder oder Samt. Eigentlich sollte man erwarten, ihre Beschaffenheit würde mich genauso abstoßen wie ihr Anblick, aber ich streiche mir oft gedankenverloren über den Hals oder den Arm, als würde ich eine Art Brailleschrift auf meinem Körper entziffern. Sobald ich merke, was ich tue, höre ich schnell wieder auf. Ich sollte nichts schön finden, das so untrennbar mit der Nacht verknüpft ist, in der mein Leben in Flammen aufging.

Am Aussehen der Narben finde ich natürlich überhaupt nichts Schönes. Es ist, als hätten die Flammen meine Haut mit pinkfarbenem Leuchtstift markiert, damit alle sehen, was sie mir angetan haben. Ich kann noch so sehr versuchen, die Narben unter meinen Haaren und meiner Kleidung zu verstecken, sie sind da...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2017
Übersetzer Katarina Ganslandt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte 9. November • All Age • Ben und Fallon • Bestseller • Brandnarben • Buch für den Urlaub • Erwachsenwerden • fehlendes selbstbewusstsein • Fernbeziehung • Frauenroman • Große Gefühle • Herzschmerz • Kontaktsperre • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Los Angeles • new adults • New York • Romantik • Roman Urlaub • Schicksal • Selbstzweifel • Urlaubslektüre • USA • Vergebung • Young Adult
ISBN-10 3-423-43132-6 / 3423431326
ISBN-13 978-3-423-43132-3 / 9783423431323
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