Schutzhof Schwalbennest (eBook)

Das Glück der Pferde. Band 1

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
208 Seiten
Baumhaus (Verlag)
978-3-7517-1846-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schutzhof Schwalbennest -  Sarah Lark
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Die 12-jährige Olivia ist bisher bei ihrem Vater im Berliner Diplomatenviertel aufgewachsen. Doch nun soll sie zu ihrer Mutter Julia ziehen. Als wäre das noch nicht genug, ist nicht einmal geklärt, wo ihr wertvolles Turnierpony Partygirl untergebracht wird und sie Reitstunden nehmen kann. Doch zu Olivias Überraschung eröffnet ihre Mutter ihr bei der Ankunft, dass sie gemeinsam aufs Land ziehen und Partygirl bei ihnen auf dem Hof stehen kann. Julia wird von nun an einen Schutzhof leiten. Das ist eine ganz andere Welt als die, die Olivia bisher kannte ...

Mit Fachglossar im Anhang


Gelistet bei Antolin



Sarah Lark, geb. 1958, ist Bestsellerautorin und verfügt über jahrzehntelange Erfahrung und Expertise zu allem, was Pferde betrifft. Sie hat zahlreiche Pferderomane für junge Leser sowie Ratgeber zu Umgang und Haltung von Pferden veröffentlicht. Da sie auch selbst einen Schutzhof für Pferde und andere Tiere leitet, verfügt sie über ein umfassendes Wissen, was die Belange und Abläufe auf einem Schutzhof betrifft. Im Jahre 2019 erhielt sie den Tierschutzpreis der Pferdeschutzorganisation »Eulenmühle Pro Equis«. Ihr größtes Anliegen: Das Glück der Pferde.

Sarah Lark, geb. 1958, ist Bestsellerautorin und verfügt über jahrzehntelange Erfahrung und Expertise zu allem, was Pferde betrifft. Sie hat zahlreiche Pferderomane für junge Leser sowie Ratgeber zu Umgang und Haltung von Pferden veröffentlicht. Da sie auch selbst einen Schutzhof für Pferde und andere Tiere leitet, verfügt sie über ein umfassendes Wissen, was die Belange und Abläufe auf einem Schutzhof betrifft. Im Jahre 2019 erhielt sie den Tierschutzpreis der Pferdeschutzorganisation »Eulenmühle Pro Equis«. Ihr größtes Anliegen: Das Glück der Pferde.

Umzug


Olivia schaute aus dem Zugfenster hinaus in den strömenden Regen. Er ließ die Landschaft vor ihr verschwimmen, doch viel gab es auf der Strecke zwischen Berlin und Köln sowieso nicht zu sehen. Nur Felder und Wiesen, die gerade erst grün wurden, und gelegentlich graue, langweilige Orte. Das Wetter und die Aussicht passten zu ihrer Stimmung. Sie fühlte sich verlassen und verraten – und jetzt wollte die ältere Dame, die ihr gegenübersaß, auch noch ein Gespräch anfangen.

»Wo geht es denn hin, so ganz allein?«, erkundigte sie sich in freundlich mitleidigem Tonfall, als könnte sie Olivia ihre Laune an der Nasenspitze ansehen.

»Nach Köln«, antwortete Olivia, nachdem sie kurz hochgesehen hatte, und blickte erneut aus dem Fenster.

»Sind denn überhaupt schon Ferien?« Die Dame ließ sich nicht entmutigen. »Bei einer so weiten Reise wirst du doch sicher ein paar Tage bleiben, oder?«

»So weit ist das nun auch wieder nicht …«, bemerkte Olivia.

Ihre Familie war reisefreudig. Eine weite Reise führte nach dem Ermessen ihrer Eltern mindestens nach Afrika.

»Ich besuche in Köln meine Tochter«, erzählte die Frau jetzt von sich, wohl um sie aus der Reserve zu locken. »Und du?«

»Ich ziehe um«, sagte Olivia widerwillig und sah ihr Gegenüber notgedrungen wieder an. »Und ja, die Ferien haben gerade begonnen.«

»Ach?« Die Dame wirkte alarmiert. »Aber deine Eltern wissen doch sicher, dass du nach Köln fährst, oder? Du bist nicht etwa auf eigene Faust unterwegs?«

Olivia seufzte. »Nein«, erwiderte sie genervt. »Wenn Sie’s genau wissen wollen: Ich wurde von meinem Vater in den Zug gesetzt, und ich werde von meiner Mutter abgeholt.«

Falls ich nicht aus dem Waggon springe, dachte sie. Sie wollte nicht unhöflich sein, aber so ein Gespräch hatte ihr gerade noch gefehlt. Immerhin war sie jetzt wütend, während sie eben nahe dran gewesen war zu weinen. Wütend zu sein war entschieden besser.

»Du sprichst aber sehr gut Deutsch«, bemerkte die Dame und setzte damit noch eins drauf.

Olivia war nahe daran zu platzen, und das Schlimmste war, dass sie Angst davor hatte, in der nächsten Zeit öfter mit Bemerkungen wie dieser zu tun zu haben. Im Diplomatenviertel in Berlin und in der Internationalen Schule, die sie bisher besucht hatte, wunderte sich niemand über krauses Haar und eine dunkle Hautfarbe. Da gab es Menschen mit Wurzeln aus aller Herren Länder. Ob sie in der Schule in Köln, die sie demnächst besuchen würde, ebenso wenig auffiel? Sie kannte die Stadt gar nicht richtig, weil sie in den Ferien immer nur ein paar Tage dort verbracht hatte. In den drei Wochen im Jahr, die sie mit ihrer Mutter hatte verbringen dürfen, war sie meist mit ihr verreist. Oft in spannende Länder, in denen man auch reiten konnte. Im vergangenen Jahr waren sie zum Beispiel in Island gewesen. Sie freute sich immer sehr auf die Wochen mit Julia – ihre Mutter ließ sich von ihr beim Vornamen nennen –, wenn sie ihre Vorbehalte auch nicht so richtig beiseiteschieben konnte: Wer mochte schon Zeit mit einer Mutter verbringen, die einen nicht hatte bei sich haben wollen?

Olivias Eltern waren seit neun Jahren geschieden, damals war sie gerade erst drei Jahre alt gewesen, und seitdem hatte sie bei ihrem Vater gelebt. Julia, so hatte er ihr erklärt, sei als Reisejournalistin immer unterwegs und könne sie natürlich nicht zur Arbeit mitnehmen. Sie habe obendrein nur eine kleine Wohnung, in der sich kein Platz für all ihre Sachen finde. Olivia hatte das hingenommen, obwohl sie immer etwas traurig gewesen war, wenn sie ihre Mutter nach den gemeinsamen Ferien wieder hatte verlassen müssen. Bei ihren Besuchen in Köln hatten sich die Erklärungen ihres Vaters allerdings jedes Mal bestätigt. Die Etagenwohnung war winzig, zu zweit wurde es ihnen dort recht schnell zu eng.

Bei ihrem Vater hatte Olivia dagegen ein eigenes Zimmer und einen großen Garten gehabt. In der Woche hatte er sich zwar nicht viel Zeit für sie nehmen können – er hatte eine wichtige Stellung in der ghanaischen Botschaft –, aber da hatte Mama Efua für sie gesorgt, ihre immer fröhliche, rundliche Haushälterin. Früher hatte sie ein Kindermädchen gehabt, und in den letzten Jahren Au-Pair-Mädchen aus aller Welt, mit denen sie viel Spaß gehabt hatte. Am Wochenende war dann ihr Vater für sie da gewesen. In der letzten Zeit hatten sie die Sonntage meist auf den Turnieren verbracht, die Olivia mit ihrem Pony Partygirl bestritt. Ihr Vater hatte Party zwei Jahre zuvor gekauft, nachdem Olivia ein Jahr lang fleißig Reitunterricht genommen hatte. Jetzt lernte sie mit ihr weiter und war schon oft in Dressur und Springen platziert worden. Ihre Reitlehrerin war stolz auf sie – was wiederum Olivia glücklich machte. Sie vergötterte Sonja Helwig. Hätte ihr Vater sich nicht in sie verlieben können?

Olivia musste jetzt doch kurz schniefen – auf die Gefahr hin, die Neugier ihres Gegenübers noch weiter anzufachen. Aber es machte sie eben immer wieder fertig, wenn sie daran dachte, wie schnell sich alles geändert hatte, nachdem ihr Vater Amaya kennengelernt hatte. Die Japanerin war ihm bei einem Botschaftsempfang aufgefallen – auch sie arbeitete in der Vertretung ihres Landes –, und es hatte wohl sofort gefunkt zwischen den beiden. Ein paar Monate später hatten sie geheiratet, und vor vier Wochen hatte ihr Vater die Bombe platzen lassen: Er hatte sich um einen Posten in der Botschaft in Tokio beworben und ihn bekommen. Amaya wollte nach Hause, sie war schwanger. Und Olivia, so hatte ihr Vater beschlossen, sollte nicht mit nach Japan. Er hatte gemeinsam mit ihrer Mutter entschieden, dass sie die nächsten Jahre bei ihr verbringen sollte. »Julia freut sich auf dich«, hatte er behauptet und alle möglichen Gründe angeführt, weshalb es für sie selbst besser wäre, in Deutschland zu bleiben: die Schule, die Reitausbildung, die Sprache … und ihr Pony, von dem sie sich ja bestimmt nicht trennen wolle.

Olivia hatte nicht lange gebraucht, um herauszufinden, dass all das Unsinn war. Die anderen Diplomatenkinder, mit denen sie zur Schule gegangen war, waren zum Teil schon in den verschiedensten Ländern gewesen, und sie bestätigten ihr, dass es auch in Tokio eine Internationale Schule gab sowie Reitställe, in denen nach westlichen Standards Dressur und Springen unterrichtet wurde. Japaner kauften sehr gern Pferde in Deutschland. Es war also keineswegs unmöglich, ein Pferd nach Tokio zu transportieren. Wohingegen es ganz und gar nicht sicher war, wo Party in Köln unterkommen würde. Olivias Mutter suchte noch nach dem richtigen Stall. Und nach gutem Unterricht, wie sie versprochen hatte. Olivia war allerdings jetzt schon klar, dass sie keine zweite Frau Helwig finden würde.

»Was hast du denn?«, fragte ihre gesprächige Mitreisende.

Olivia biss die Zähne zusammen. »Nichts«, antwortete sie und stand auf.

Sie konnte auch im Gang aus dem Fenster schauen. Es war beschlagen, und Olivia zeichnete einen Pferdekopf auf die Scheibe. Die Konturen gaben den Blick auf einen Offenstall mit Auslauf frei, in dem ein paar nasse, schmutzige Pferde standen. »Vielleicht findet ihr ja in Köln einen Stall, dem eine Weide angeschlossen ist, sodass Party an die frische Luft kann«, hatte Aenné, ihr irisches Au-Pair-Mädchen, aufmunternd gesagt. »Es wird doch jetzt Frühling, da muss ein Pferd mal raus!«

Olivia hatte nur mit den Schultern gezuckt.

Frau Helwig sah das ganz anders. »Turnierpferde brauchen keine Weide«, hatte sie ihren Schülerinnen erklärt. »Wenn ihr fleißig trainiert, sind sie damit ausgelastet. Dann kommen sie nicht in den Fellwechsel, und man hat weniger zu putzen.«

Party trug auch jetzt, Anfang April, noch ihre kuschlige pinkfarbene Stalldecke. Ihr tiefschwarzes Fell war kurz und glänzte wie eine Speckschwarte, ebenso ihre akkurat gekürzte schwarze Mähne und ihr üppiger Schweif. Olivia konnte sich an ihrem hübschen Westfälischen Reitpony kaum sattsehen. Sie vermisste es jetzt schon.

Immerhin waren es nur noch ein paar Minuten bis zum Kölner Hauptbahnhof, wie sie der Ansage eines Zugbegleiters entnehmen konnte, und so suchte sie rasch ihre Sachen zusammen. Sie hatte nur einen kleinen Koffer und einen Rucksack dabei, alles andere wollte ihr Vater demnächst mit einer Spedition schicken. Theoretisch könnte sie ihre ganze Zimmereinrichtung behalten. Aber praktisch würde es wohl so aussehen, dass sie bei ihrer Mutter auf der Couch schlafen musste.

Julia Wiegand-Afrani stand schon auf dem Bahnsteig und winkte wie wild, als sie Olivia im Zug erkannte. Sie trug Jeans und einen Trenchcoat – einen Schirm schien sie wieder mal nicht mitgebracht zu haben. Ihre Mutter mochte keine Schirme. Dementsprechend nass war ihr halblanges braunes Haar – ganz glattes Haar, wie Olivia immer wieder auffiel. Hätte sie ihr das nicht vererben können?

»Livvie!« Julia kam strahlend auf sie zu und zog sie in die Arme. Sie war die Einzige, die sie Livvie nannte. Olivia wusste nicht recht, ob ihr das gefiel oder nicht, und sie erwiderte auch die Umarmung nur halbherzig. »Wie war die Reise? Sehr langweilig? Aber du hast ja bestimmt dein Tablet dabei, oder? Hast du einen Film geguckt? Also, ich finde Bahnfahren nur stressig, besonders wenn man Mitfahrer hat, die einen ununterbrochen zutexten …« Zum Zutexten neigte ihre Mutter selbst ein bisschen, aber jetzt musste Olivia doch lachen, weil sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Unauffällig wies sie mit dem Kinn auf die ältere Dame, die ebenfalls ausgestiegen war und neugierig zu ihnen herüberlinste. Julia...

Erscheint lt. Verlag 25.2.2022
Reihe/Serie Schutzhof-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Artgerechte Pferdehaltung • Freundschaft • Gnadenhof • Kinderbücher • Mutter-Tochter • Pferde • Pferdebuch ab 10 • Pferdewissen • Ponyhof • Ponys • Schutzhof • Tierschutz • Turnierreiten
ISBN-10 3-7517-1846-X / 375171846X
ISBN-13 978-3-7517-1846-2 / 9783751718462
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